• Keine Ergebnisse gefunden

Megatrends verändern Anlagestrategien | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Megatrends verändern Anlagestrategien | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Volkswirtschaft  12 / 2017 55

DOSSIER

Megatrends verändern Anlagestrategien

Demografie, Technologie und Generationenwechsel verändern unsere Zukunft grundlegend.

Das Wissen über solche Entwicklungen ist auch für Anleger wichtig.  

Nannette Hechler-Fayd’herbe

W

irtschaft und Politik konzentrieren sich zu Recht oft auf Konjunkturzy- klen. Aber losgelöst davon laufen langsame sowie oftmals nicht vollständig und unmit- telbar erkennbare grundlegende Veränderun- gen, die tiefgreifende Folgen für Wirtschaft, Finanzmärkte und Anlagen haben: soge-

Abstract  Megatrends sind fundamentale Entwicklungen, die Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Märkte und die Anlagewelt massgeblich prägen und aufgrund ihrer Trag- weite schon heute unsere Aufmerksamkeit erfordern. Den Kern dieser Trends bilden demografische, sozioökonomische und politische Entwicklungen sowie technologi- scher und wissenschaftlicher Fortschritt. Folgende Trends dürften in den kommen- den Jahren überwiegen: unzufriedene Gesellschaften und die daraus entstehende multipolare Welt, die Erschliessung von Infrastrukturlücken und die Entwicklung von Technologien, die der Menschheit dienen. Hinzu kommen die sogenannte Silver Economy, die auf die alternde Bevölkerung ausgerichtet ist, und die neuen Werte der Millennial-Generation. Diese Entwicklungen beflügeln neue aufstrebende Branchen und neue Märkte. Anleger sollten deshalb beachten, wie diese Megatrends ihre An- lagestrategien beeinflussen.

nannte Mega- oder Supertrends. Den Kern dieser Trends bilden demografische, sozio- ökonomische und politische Entwicklungen sowie technologischer und wissenschaftli- cher Fortschritt.

Fünf Trends dürften in den kommenden Jahren bestimmend sein: unzufriedene Gesell-

schaften und die daraus entstehende multi- polare Welt, die Erschliessung von Infrastruk- turlücken, neue Technologien, die im Dienste der Menschheit stehen, die Silver Economy als Folge der Bevölkerungsalterung und die neu- en Werte der Millennial-Generation. Investo- ren müssen diese Trends ernst nehmen, denn mit ihnen verändern sich in Zukunft auch die renditebringenden Branchen und folglich die Anlagestrategien sowohl von privaten Anle- gern als auch von Pensionskassen und Versi- cherungen. Supertrends sind tendenziell we- niger von den täglichen Schwankungen an den Finanzmärkten betroffen und ermögli- chen es daher, die Nachhaltigkeit dieser In- vestitionen zu nutzen.

KEYSTONE

Gesundheitstechnologien sind auf Wachstums- kurs. Dank Elektrostimulation der Nerven kann ein querschnittgelähmter Rennfahrer am Cyba- thlon der ETH Zürich seine Beine bewegen.

(2)

WERTEHANDEL

56 Die Volkswirtschaft  12 / 2017

Unzufriedene Gesellschaften

Mit den zunehmenden Ungleichheiten in den westlichen Ländern wächst die Frustra- tion über die wahrgenommene oder tatsäch- liche Unfähigkeit des politischen Establish- ments, die gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen anzugehen. Deshalb for- dern die Wähler der desillusionierten Mittel- schicht Veränderungen. Die Folge sind Re- gierungen mit einem starken Mandat für eine Politik, welche die Binnenwirtschaft stärkt und Arbeitsplätze im Inland schafft. Zudem sollen die Löhne erhöht und Branchen, die für Stellenabbau verantwortlich sein sollen, stär- ker reguliert oder besteuert werden. Die neue politische Führungsebene soll das dringlichs- te Problem der westlichen Mittelschicht, das grosse Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz, lösen. Sie dürfte zudem der Mittelschicht zu grösserem Wohlstand verhelfen, in die na- tionale Sicherheit und Verteidigung investie- ren und den privaten Konsum anregen. Diese Ziele lenken die Aufmerksamkeit auf nationa- le Champions und Marken, auf Verteidigung und Sicherheit sowie auf Konsumenten in den Schwellenländern. Sie bilden über meh- rere Jahre hinweg sowohl einen Anlage- als auch einen Wirtschaftsschwerpunkt.

Es besteht eindeutig ein hoher Bedarf an Infrastrukturausgaben, dem die Politik durch Investitionen in Infrastrukturprojekte nach- kommen will. Denn das stetige Bevölkerungs- wachstum und die fiskalen Engpässe der Re- gierungen als Folge der Finanzkrise sorgen für einen grossen Investitionsnachholbedarf.

Regierungen, sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländern, wollen veraltete Infra- strukturen verbessern oder neu erstellen und somit den Grundstein für die nächsten 20 bis 30 Jahre legen. Kommerziell genutzte Trans- portinfrastrukturen erhalten zumeist oberste Priorität. Wasser- und Energieversorgung fol- gen an zweiter Stelle. Weiterer Entwicklungs- bedarf, der von Wirtschaftsförderung und Anlegern bisher wenig beachtet wurde, be- trifft den öffentlichen Wohnungsbau. Schät- zungen zufolge könnte die Zahl der Haushal- te, die bedenkliche Wohnverhältnisse auf- weisen oder deren Wohnkosten eine hohe finanzielle Belastung darstellen, bis 2050 auf 440 Millionen Wohneinheiten bzw. auf rund 1,6 Milliarden Menschen anwachsen. Al- lein um diese Lücke zu füllen, wären Bauin- vestitionen zwischen 9 und 11 Billionen Dol- lar erforderlich. Doch aufgrund ihrer hohen Verschuldung haben viele Regierungen nur einen begrenzten Finanzierungsspielraum.

Das führt zu einer höheren Bereitschaft für öffentlich-private Partnerschaften. Vorsorge- einrichtungen und Versicherungen erweisen sich dabei als die potentesten Finanzierungs- quellen, denn sie verfügen über gewaltige Mittel und sind seit Jahren mit einem Anlage- notstand konfrontiert.

Silver Economy: Demografischen Wandel beachten

Seit einigen Jahren wird Technologie zu- nehmend als eine Bedrohung empfunden.

Roboter, Algorithmen und Programme stehen im Ruf, Arbeitsplätze zu vernichten und menschliche Arbeitskräfte überflüssig zu machen. Das hat Folgen. Aus Anlegersicht ist es wichtig, sich zu überlegen, wie sich dies auf zukünftige Regulierungen und Be- steuerungen auswirken könnte. Diesbezüg- lich sind insbesondere Technologien und Innovationen, die neue Arbeitsplätze schaffen, die Produktivität erhöhen und bessere Produkte und Dienstleistungen ermöglichen, wichtig. Die Digitalisierung ebnet den Weg für Innovationen. Internetplattformen wie Amazon, Alphabet und Alibaba sowie An- bieter von Virtual-Reality- und Augmented- Reality-Technologien werden zu den grössten Nutzniessern dieser Entwicklung zählen. Die unglaubliche Menge an Daten, die weiter- hin stark wächst, wird auch Renditemöglich- keiten in den Branchen Cyber sicherheit und Datenverwaltung eröffnen. Auch Anbieter von Halbleitern und Robotern werden von der vierten industriellen Revolution profitieren.

Und Gesundheitstechnologie, das Inter- net und das Humangenomprojekt zur Ent- schlüsselung des menschlichen Erbgutes bieten Investitionschancen für die Zukunft des Gesundheitswesens.

Die zunehmende Alterung der Bevölke- rung ist ein demografischer Trend, der oft- mals mit Europa in Verbindung gebracht wird.

Die Geburtenraten sind hier seit Jahrzehnten rückläufig und liegen in vielen Ländern be- reits unterhalb des Reproduktionsniveaus von 2,1 Kindern pro Frau. Ein solches Niveau wäre erforderlich, damit die Bevölkerung nicht schrumpft. Gleiches gilt aber auch für Ja- pan und China. In China hat die Einkindpoli- tik eine rapide Überalterung zur Folge. Immer mehr Pensionierte kommen auf immer weni- ger ökonomisch aktive Personen, wodurch der Abhängigkeitsquotient sinkt. Dadurch entstehen enorme Herausforderungen, aber auch Chancen für jene Unternehmen, welche die Wünsche und Bedürfnisse der älteren Be-

völkerung bedienen. Bereiche wie Konsum, Gesundheitsdienstleister, Immobilien und Fi- nanzdienstleister werden massgeblich beein- flusst. So profitieren etwa Anbieter von Frei- zeitaktivitäten und Ferien, vor allem Kreuz- fahrtanbieter. Ein weiterer grosser Gewinner dieser Entwicklung ist der Gesundheitssektor, treten doch bei der älteren Bevölkerung ver- mehrt chronische Erkrankungen auf. Ausser- dem werden Gesundheits- und Lebensversi- cherungen zur Deckung und Finanzierung im Alter gebraucht. Neue Wohnformen wie be- gleitetes Wohnen fördern die Unabhängig- keit, verzögern einen eventuell erforderlichen Umzug ins Pflegeheim und tragen somit zur Eindämmung von Gesundheitskosten bei.

Die neuen Werte der Millennials

Die Millennials sind zahlenmässig eine der grössten Generationen der Geschichte. Sie sind einflussreich und bilden schon bald die wichtigste Konsum-, Anleger- und Wäh- lergruppe. Nachhaltigkeit, saubere Energie und «Impact Investing» sind den Millennials wichtig und dürften in den kommenden Jah- ren noch weiter an Bedeutung gewinnen. Als sogenannte Digital Natives, die mit Informa- tionstechnologien aufgewachsen sind, bre- chen sie traditionelle Modelle auf und verän- dern das Konsumverhalten. Der Wohlstand ist im bisherigen Verlauf der Geschichte von Ge- neration zu Generation fast stetig gestiegen.

Die Millennials sind nun aber die erste Gene- ration, die wieder ärmer als ihre Eltern sein könnte. Tiefere Löhne und höhere Selbstbe- schäftigungsquoten erhöhen ihre Preissensi- tivität. Die Ungleichheit führt bei ihnen zum Bedürfnis nach Vermögensumverteilung. Er- schwingliches Wohnen wird zur Priorität.

Die vorwiegend urbane Millennial-Generati- on richtet ihre Immobiliennachfrage automa- tisch nach Mikroappartements aus.

Diese Trends werden die Anlagewelt in Zu- kunft massgeblich prägen und aufgrund ihrer Tragweite schon heute alle Aufmerksamkeit erfordern.

Nannette Hechler-Fayd’herbe Dr. oec., Leiterin Investment

Strategy & Research, Credit Suisse, Zürich

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Über die Hälfte der Studienteilnehmer gaben zu, dass sie keinen Überblick über alle Geräte des Internets der Dinge haben, die in ihrem Unternehmen genutzt werden.. Rund ein

Damit sich ein effektives Emissionshan- delssystem mit den richtigen Anreizen etablie- ren kann, müssen aus Sicht von Holcim fol- gende Voraussetzungen erfüllt sein:.. –

Sicher ist, dass sich auch die Art der Arbeit in Zukunft ändern wird: Ein Gross- teil heutiger Schulanfänger wird Arbeiten verrichten, die es heute noch gar nicht gibt. Die

Abstract    Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Aus- wirkungen der Digitalisierung und Automatisierung auf die Beschäfti- gung in der Schweiz hat

Doch Ban- king darf auch Spass machen: Chatbots und digitale Assistenten schaffen neue Mög- lichkeiten, die Kundenbeziehung zu gestalten.. Sie ermöglichen hoch individualisier- bare

Im Vergleich mit anderen OECD-Staaten wird deutlich, dass für die Schweizer Wachs- tumsschwäche der Arbeitsproduktivität in den letzten 30 Jahren beide Komponenten – die TFP als

Das Unbehagen angesichts der Globalisierung, welches sich in einem Misstrauen gegenüber der Migration sowie gegenüber der europäischen Integration manifestiert, spielt auch bei

Insgesamt hat das Seco 51 Strafklagen eingereicht (siehe Tabelle 2): davon 28 wegen unerbetener Werbeanrufe trotz Sterneintrags und 16 wegen irreführender Geschäftspraktiken.