• Keine Ergebnisse gefunden

Agrarpolitik 2014–2017 aus dem Blickwinkel der Fleischwirtschaft | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Agrarpolitik 2014–2017 aus dem Blickwinkel der Fleischwirtschaft | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Stellungnahmen

35 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 4-2012

Lange Zeit lag die Hauptaufgabe der Landwirtschaft in der Versorgung mit genü- gend Nahrungsmitteln. Dank grosser techni- scher Fortschritte wurde die Mengenfrage im Laufe der Jahre vom Qualitätsgedanken ab- gelöst. Dabei sind nicht nur die eigentliche Produktequalität, sondern auch «weiche»

Faktoren – wie Ökologie, Landschaftspflege, Soziales und Tierschutz – von Bedeutung.

In Anbetracht der vielseitigen Aufgaben der Landwirtschaft anerkennt der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) im Grundsatz die Notwendigkeit von Direktzahlungen – trotz des prognostizierten Rückganges der Rind- fleischproduktion um 5% und der Tatsache, dass seine Mitglieder keine staatlichen Sub- ventionen beziehen. Er teilt auch die Auffas- sung, dass die vom Bund lancierte Qualitäts- strategie für die schweizerische Land- und Ernährungswirtschaft von zentraler Bedeu- tung ist, zumal sich diese in einem internati- onalen Umfeld nie über den Preis und/oder die Menge wird behaupten können.

Land- und Ernährungswirtschaft sitzen im selben Boot

Für die Produktion von hochqualitativen Nahrungsmitteln braucht es sowohl die Pro- duktion von vorzüglichem Rohmaterial beim Bauern – deren Kernaufgabe notabene – wie auch das Know-how und die Infrastruktur der nachgelagerten Verarbeitung und Vered- lung. In der längerfristigen Agrarpolitik wird deshalb kein Weg daran vorbeiführen, die Land- und Ernährungswirtschaft gemeinsam weiterzuentwickeln. Eine Voraussetzung da- für ist, dass praxisnahe Forschung, Beratung und Tierzucht nicht weiter geschwächt, son- dern mit den notwendigen Mitteln ausge- stattet werden.

In der aktuellen Situation ist es unver- ständlich, wie sich gewisse Kreise – wie etwa in der Swissness-Vorlage – nur auf die Roh- materialfrage fokussieren bzw. über die Er- nährungssouveränität einen minimalen Selbstversorgungsgrad von 60% fixieren wol- len (Fleisch aktuell: 80%). Letztere muss – wenn überhaupt – auf die Weiterentwicklung des Produktionspotenzials abzielen, anstatt bestehende Strukturen zu zementieren.

Überdies wird der Begriff der Wettbe- werbsneutralität zu eng gefasst, da für deren

Beurteilung neu die wirtschaftliche Relevanz anstelle des unmittelbaren Einzugsgebietes im Vordergrund stehen muss. Gerade die ge- werbenahen Tätigkeiten der Bauern – wie z.B. Hofläden, Besenbeizen – führen wegen der unterschiedlichen gesetzlichen Vorgaben (Raumplanung, Arbeitsrecht, Investitions- kredite, Lebensmittelkontrolle etc.) bereits heute zu bedeutenden Marktverzerrungen.

Der SFF will die beträchtlichen paraland- wirtschaftlichen Aktivitäten nicht verbieten;

er fordert aber gleich lange Spiesse, indem für vergleichbare Tätigkeiten neu dieselben Gesetze zur Anwendung gelangen müssen.

Ungleiche Ellen im Aussenhandel

Entgegen der Auffassung gewisser Kreise ist es eine Illusion, dass sich die Landwirt- schaft aus der zunehmenden Internationali- sierung der Gesamtwirtschaft wird heraus- halten können. Bereits heute sind die Grenzen faktisch offen – leider aber nur als Einbahnstrasse. Dies zeigt sich beim Ein- kaufstourismus, der 2011 alleine für die Fleischwirtschaft Minderumsätze von rund 1 Mrd. Franken bewirkt hat. Dennoch stossen die Bestrebungen rund um eine verträgliche Marktöffnung in der politischen Debatte noch immer auf grossen Widerstand.

Der Anteil der Fleischproduktion an der landwirtschaftlichen Gesamtproduktion be- läuft sich auf knapp ein Viertel; die Produk- tionskosten sind im internationalen Vergleich 2- bis 3-mal höher. Gleichwohl bleibt der Fleischsektor wegen WTO-Vorgaben auch in Zukunft von Exportsubventionen über das

«Schoggigesetz» ausgeschlossen. Unter die- sen Vorzeichen ist nicht erstaunlich, dass der Exportanteil von Fleisch noch immer bei nur 2,3% (2011) liegt.

Besonders störend ist, dass der Bund beim Import von Fleisch pro Jahr netto 150 bis 160 Mio. Franken an Versteigerungserlösen in die allgemeine Bundeskasse abzweigt und damit der Branche als faktische Fleischsteuer zu- sätzlich entzieht! Der Fleischsektor setzt da- her grosse Erwartungen in die kommenden parlamentarischen Beratungen. Diese müs- sen zwingend zu einer Optimierung des Im- portsystems auf Basis einer Inlandleistung führen, wie dies SFF, Bauern und Viehhandel gemeinsam vorgeschlagen haben.

Agrarpolitik 2014–2017 aus dem Blickwinkel der Fleischwirtschaft

Die Fleischwirtschaft begrüsst grundsätzlich die Weiterentwick- lung der Direktzahlungen und die Qualitätsstrategie im Rahmen der Agrarpolitik 2014–2017. Er lehnt aber die Ausgestaltung der Ernährungssouveränität bzw.

Wettbewerbsneutralität in der vorgesehenen Form ab. Absolut inakzeptabel ist das sture Fest- halten des Bundesrates am leidi- gen Versteigerungssystem beim Import von Fleisch.

Dr. Ruedi Hadorn Direktor, Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF), Zürich

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die von vielen Regierungen beschlosse- nen Konsolidierungsprogramme müssen an- gesichts der hohen Schuldenstände deshalb nicht zwingend rezessiv wirken. Vorausset-

Während der norwegische Fonds einen Grossteil in Staatsanleihen und börsenkotierte Akti- en entwickelter Länder und nur 5 Prozent in Immobilien investiert 5 , legen andere

Eines darf jedoch nicht übersehen werden: Die Finma stellt nur eine Säule im Sicherungssystem der Finanz märkte dar.. Sie kann den

3 Um in den Entwicklungsländern ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern, haben die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und das Staats- sekretariat

August 2015 zum Postulat der APK-N 15.3798 "Internationale Klimafinanzierung" hervorgeht, ist die Schweiz bereit, einen fairen Anteil an die von den

Zwar ist der Grenzschutz für Rohstoffe nur eine von mehreren Ursachen, er wird aber zum Anlass für Preiseskalationen ge- nommen.. 1 Am stärksten profitieren Verarbei- tung

Das Bundesamt für Statistik (BFS) be- rechnet seit Oktober 1998 den Baupreisindex für vier verschiedene Bauwerksarten des Hochbaus (Neubau von Bürogebäuden und Neubau

Diese beiden Begriffe werden auch in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU verwendet, welche für den Zeitraum nach 2013 ebenfalls einen Reformprozess durchläuft..