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Familie und Lebensformen in moderner und postmoderner Gesellschaft

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Academic year: 2022

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Mireille Bertram

Familie und Lebensformen in moderner und postmoderner Gesellschaft

Examensarbeit

Geisteswissenschaft

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Mireille Bertram

Familie und Lebensformen in moderner und postmoder- ner Gesellschaft

GRIN Verlag

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Examensarbeit In

Soziologie

Thema: Familie und Lebensformen in moderner und postmoderner Gesellschaft

Erstprüfer: Herr Prof. Dr. phil. R. Stein

Universität Koblenz-Landau, Abt. Koblenz Fachbereich Soziologie

Zweitprüfer: Herr Prof. Dr. Martin

Universität Koblenz-Landau, Abt. Koblenz Fachbereich Soziologie

Name: Mireille-Yvonne Bertram Adresse: d`Esterstraße 11

56179 Vallendar

Semester: Wintersemester 1997/98

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung ...S. 1

Teil I

1. Die Beschäftigungsfelder der Familiensoziologie ...S. 6 1.1 Spezifische Aufgabenstellungen an die Familiensoziologie ...S. 9 1.2 Funktionsverlust und Auflösungserscheinungen der Familie ...S. 11

2. Die Moderne im Problemfeld der Familiensoziologie ...S. 14 2.1 Pluralität und Pluralisierung der Lebenswelten als kennzeich-

nendes Merkmal der modernen Gesellschaft ...S. 16 2.2 Die Folgen der Moderne ...S. 19 2.2.1 Das Risiko der modernen Abstraktheit ...S. 22 2.2.2 Das Risiko von Individualisierung, Pluralisierung und Anomie ...S. 24 2.2.3 Das Risiko des veränderten Zeithorizonts ...S. 25

3. Die Postmoderne in Abgrenzung zur modernen Gesellschaft ...S. 27 3.1 Das Merkmal der konsequenten Semiotik ...S. 28 3.2 Das Merkmal der Pluralisierung im Kontext der Postmoderne ...S. 30 3.3 Das Merkmal von Individualisierung und Identität ...S. 32

Teil II

4. Die Familie in der modernen Gesellschaft ...S. 35 4.1 Die Neustrukturierung der Funktionen der modernen Familie ...S. 39 4.2 Die Bedeutung verwandtschaftlicher Beziehungen für die moder-

ne Familie in bezug auf die „funktionale Ausdifferenzierung“...S. 44 4.3 Die Pluralisierung familialer Lebensformen als spezifisches

Merkmal der modernen Familie ...S. 46

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4.4 Familie und Ehe im Prozeß der Deinstitutionalisierung ...S. 52

5. Die Bedeutung der Ehe in der modernen Gesellschaft ...S. 57 5.1 Ehescheidungen ...S. 61 5.2 Das Phänomen der „sukzessiven Ehe“ als Lebensform der

modernen Gesellschaft ...S. 65 5. 3 Das Phänomen der „kinderlosen Ehe“ als Lebensform der

modernen Gesellschaft ...S. 68

6. Die Bedeutung der Partnerschaft in der Moderne ...S. 74 6.1 Die „nichteheliche Lebensgemeinschaft“ als alternative

Lebensform zur institutionellen Ehe ...S. 76 6.2 Das Konzept des „living-apart-together“...S. 81 6.3 „Commuter-Beziehungen“ – eine moderne familiale

Lebensform? ...S. 83

7. Die Bedeutung der sozialen Beziehungen in der modernen

Familie ...S. 86 7.1 Die soziale Struktur der Eltern-Kind-Beziehung ...S. 89 7.2 Die strukturelle Ausprägung der Mutter-Kind-Beziehung in

Abhängigkeit von mütterlicher Erwerbstätigkeit bzw.

Nichterwerbstätigkeit ...S. 92 7.3 Die soziale Beziehung unter Geschwistern und deren Einfluß-

nahme auf die strukturelle Ausprägung der Eltern-Kind-

Beziehung ...S. 98

8. Die Grundsteinlegung der Erziehung in der modernen Familie:

„Das Jahrhundert des Kindes“ – Kritik am Erziehungssystem

des ausgehenden 19. Jahrhunderts durch Ellen Key ...S. 101 8.1 Der Prozeß der familialen Sozialisation in Anlehnung an ein

verändertes Erziehungsverhalten in der modernen Familie ...S. 105 8.2 Familienspezifische Voraussetzungen für den Prozeß der

Sozialisation ...S. 107

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8.3 Familienspezifisch erschwerende Bedingungen für den Prozeß

der Sozialisation ...S. 110

Teil III

9. Die Familie im Diskurs der Postmoderne ...S. 115 9.1 Die Pluralität familialer Lebensformen als demographische

Vielfalt und als Vielfalt der Bezeichnungen – Erklärungsmodell

zum Übergang zur Postmoderne ...S. 119 9.2 Das Konzept der Aleatorik im Diskurs der postmodernen

Familie ...S. 122 9.2.1 Deutungsversuch der Entstehung von Partnerschaften mittels des

Konzeptes der Aleatorik ...S. 124 9.2.2 Die Ursachen für Ehescheidungen im Deutungsmuster der

Postmoderne ...S. 127 9.2.3 Veränderte Eltern-Kind-Beziehung im Übergang zur

Postmoderne ...S. 131

Zusammenfassende Betrachtung ...S. 135

Quellenverzeichnis ...S. 139

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Einleitung

Die Wahl, Familie im Hinblick auf die spezifischen Wandlungsprozesse, denen sie im Zuge der Modernisierung unterliegt, sowie die Frage nach ihrer Eingliederung in den Prozeß des gesellschaftlichen Übergangs zur Postmoderne zu untersuchen, zum Gegenstand meiner Arbeit zu machen, ist in erster Linie bedingt durch mein Interesse an familiensoziologischen Fragestellungen allgemein.

Als ich mit Herrn Dr. phil. Stein das Themengebiet auf die Analyse der Familie sowie der Pluralität familialer Lebensformen in der modernen und in der postmodernen Gesellschaft eingrenzte, dachte ich, es stellt sicherlich die interessante Anforderung, Familie einmal in einem ganz speziellen Zusammenhang zu untersuchen.

Ich muß gestehen, als ich anfing, mich in das Themengebiet einzulesen, erfaßte mich augenblicklich eine Begeisterung, die sich auf meine gesamte Beschäftigung mit der Analyse der Familie an sich aber auch in Zusammenhang mit ihrem Einfluß auf die Gesellschaft, sowie der These, sie befände sich in einer anhaltenden Krise, die oftmals, meiner Ansicht nach fälschlicherweise, als ein Strukturverfall der Familie angesehen wird, niederschlug.

In nahezu allen Publikationen über Familie seit den sechziger Jahren taucht diese These über den Strukturverfall der Familie und damit zusammenhängend die Frage auf, ob sich die Familie seit Beginn des gesellschaftlichen Wandels hin zur Moderne in einer stetigen Krise befindet.

Ich habe mich bei der eingehenden Beschäftigung mit diesem Thema davon überzeugen können, daß gerade durch die veränderten Bedingungen, die die Um- strukturierung der Gesellschaft hin zur Moderne mit sich gebracht hat, die Familie tatsächlich einem enormen Wandlungsprozeß unterliegt. Dieser resultiert wohl in erster Linie aus der heutigen Pluralisierung der Lebensformen und damit einher- gehend den erschwerten Definitionsbedingungen einer spezifischen, übergeordnet geltenden Familienform (vgl. S. 14 f). Neben der zweifelsfrei definierten Kernfamilie reicht das Spektrum heutiger familialer Lebensformen von „nichtehelichen Lebensgemeinschaften“ über „Commuter-Ehen“ und „living-apart-together“- Beziehungen bis hin zu „kinderlosen Ehen“ und „Fortsetzungsfamilien“.

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Sicherlich haben die bedeutsamen, modernisierungsspezifisch bedingten Veränder- ungen innerhalb der Familie diese wiederum in eine nicht zu unterschätzende Krise gestürzt, die sich in einer gewissen Desorganisation ihrer Binnenstruktur äußert.

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß die Struktur der Familie seit den sechziger Jahren einen enormen Stabilitätsverlust erlitten hat. Die bedingenden Faktoren sind vielfältig, zu ihnen zählt unter anderem der Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit, die Verbesserung des Ausbildungs- und Berufssystems und nicht zuletzt das gesellschaftsspezifische, moderne Phänomen der sogenannten „peer-groups“. Die Gruppe der Gleichaltrigen spielt eine tragende Rolle im Entfremdungs- und Herauslösungsprozeß der Jugendlichen aus dem engen Familienverband.

Ich vertrete aber die These, daß angesichts des Wandlungsprozesses dem die Familie heute unterliegt, in dem Sinne nicht von einem Strukturverfall die Rede sein kann.

Meiner Ansicht nach erweist sich die Familie eher als eine der stabilsten und zeitüberdauerndsten Institution der Gesellschaft. Wie sonst ist es möglich, daß sie sich über Jahrhunderte hinweg in ihrer Beständigkeit bewährt hat?

Diese konstante Erscheinungsform der Familie wird um so bedeutender, wenn man sich vor Augen hält, daß sie sich auch innerhalb einer Phase, in der die Gesellschaft großen strukturellen Umwälzungen in allen Teilbereichen unterliegt, dennoch als eine weitgehend beständige Institution etabliert hat. Zwar kann sie sich den Einflüssen der gesellschaftlichen Umstrukturierungen nicht entziehen, wie man z.B.

an der Pluralisierung ihrer äußeren Lebensformen erkennen kann, aber in diesem Zusammenhang von einem totalen Strukturverfall zu sprechen, erscheint mir nicht gerechtfertigt.

Im ersten Teil dieser Arbeit beschäftige ich mich vordergründig mit den Problembereichen der Familiensoziologie in der modernen Gesellschaft. Dies scheint mir unerläßlich im Hinblick auf das Beschäftigungsfeld mit Familie als Teilsystem der Gesellschaft zu sein, da gerade die Familiensoziologie sie primär als „Keimzelle der Gesellschaft“ ansieht. An ihr richtet sich alles weitere Leben aus und sie ist es primär, die das Individuum durch den spezifischen Prozeß der frühkindlichen Sozialisation in seinem gesamten späteren Wertempfinden und seinen Verhaltensorientierungen prägt. Sie gewährt uns das, was wir in keinem anderen

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Teilbereich der Gesellschaft finden können: Intimität, Wärme, Geborgenheit und die Chance zur individuellen Ausprägung der eigenen Persönlichkeit.

Natürlich sind in diesem Zusammenhang auch die spezifischen Auswirkungen auf die Familiensoziologie, die die Umstrukturierung der Gesellschaft hinsichtlich der Moderne nach sich zieht, von großer Bedeutsamkeit. Ihre Möglichkeiten zur Analyse der Familie erscheinen mir im Hinblick auf die Pluralität der familialen Lebens-

welten und den damit einhergehenden erschwerten Definitionsbedingungen zunehmend geschwächt. Daraus ergibt sich wiederum eine weitere Schwierigkeit für die Familiensoziologie: das primäre Ziel der Einordnung familialer Lebensstrukturen in den gesamtgesellschaftlichen Kontext und die Auswirkungen ihrer Struktur- beschaffenheit, zum einen auf die Gesellschaft und zum anderen auch auf die Familie selber, zu analysieren. (vgl. S. 14 f)

Weiterhin beschäftige ich mich in diesem Zusammenhang mit dem Phänomen der Moderne und den sie bedingenden gesellschaftlichen Wandlungsprozessen. Ihr spezifisches Merkmal ist in der Pluralisierung der Lebenswelten zu sehen, die ihrerseits, auch im Zuge des Individualisierungsprozesses, wiederum mit einer Ver- vielfältigung der individuellen Handlungsperspektiven einhergeht.

Allerdings ergeben sich aus dieser Zunahme der Wahlmöglichkeiten auch unbestreitbare Folgen für die Gesellschaft und für das Individuum, die sich zum großen Teil in einer Destabilisierung bisher verbindlicher Normen und Werte äußert und somit ebenso Raum für eine Pluralisierung der Wertsysteme schafft.

Die negativen Auswirkungen der Moderne zeigen sich in diesem Sinne in einer Desorientierung des einzelnen innerhalb der Gesellschaft, hinsichtlich der augenscheinlich außer Kraft gesetzten, vorgegebenen Normorientierungen und Handlungsperspektiven. Die Möglichkeit, sich individuell zu entscheiden, wandelt sich unter dem Aspekt der Befreiung des Individuums im Zuge des Moderni- sierungsprozesses in einen Zwang, sich entscheiden zu müssen. Daraus resultieren oftmals Verhaltensunsicherheiten und Ängste in bezug auf den Lebensverlauf hinsichtlich der Zukunftsperspektive. (vgl. S. 19 f)

Schließlich beschäftige ich mich in diesem Teil mit der heute zunehmend diskutierten Frage, ob sich die moderne Gesellschaft bereits in einem Übergangsstadium hin zu einer postmodernen Gesellschaft befindet.

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Aufgrund der Vielfalt familialer Lebensformen, auch im Hinblick auf die Pluralisierung ihrer Bezeichnungen, und dem Fortschreiten des Individualisierungs- prozesses wird heute vielfach die These vertreten, daß dem so ist.

Allerdings drängt sich wiederum die Frage auf, ob man im Verlaufe einer modernen Gesellschaft davon sprechen kann, man befinde sich in einem Entwicklungsstadium hin zu einer Gesellschaft, die moderner als modern sei. Was ist in diesem Sinne moderner als die Organisationsstruktur, die unsere Gesellschaft heute kennzeichnet?

Kann man in diesem Sinne überhaupt schon sicher von einer Entwicklung sprechen, die eigentlich noch in der Zukunft liegt?

Im zweiten Teil dieser Arbeit beschäftige ich mich ausschließlich mit den Auswirkungen des Modernisierungsprozesses auf die Binnenstruktur der Familie.

In diesem Zusammenhang erscheint es mir wichtig, die komplexen Teilsysteme, die die Familie bedingen, hinsichtlich der veränderten Bedingungen im Zuge der Modernisierung zu untersuchen. Dazu zählt zum einen die Institution der Ehe und die Partnerschaft, sowie die neu entstandenen vielfältigen Lebensformen in diesen Bereichen; weiterhin die Neustrukturierung der sozialen Beziehungen innerhalb der Familie, die veränderte Einstellung zu Kindern, die Bedeutung von Erziehung und Sozialisation als bedeutsame Aufgaben der Familie und auch der Wandel im Hinblick auf die Geburtenentwicklung seit Beginn der sechziger Jahre.

Vertritt man die These, die Familie befände sich in einem Stadium zunehmenden Strukturverfalls, dann müssen ihre, soeben beschriebenen, spezifischen Teilsysteme im Hinblick auf die Wandlungsprozesse, die sich in ihnen im Zuge der Modernisierung vollzogen haben, zunächst unabhängig voneinander analysiert werden. Nur auf diese Weise kann man einen übergreifenden Zusammenhang zwischen den spezifischen Entwicklungen einerseits, und ihren Auswirkungen auf die Familienstruktur in ihrer Ganzheit herstellen.

Die Auswirkungen dieser veränderten Bedingungen innerhalb der einzelnen, die Familie bedingenden, Teilsysteme führen heute soweit, daß zunehmend die These vertreten wird, die Familie befände sich in dem krisenhaften Prozeß einer Deinstitutionalisierung, in dessen Verlauf sie ihre überragende Monopolstellung in der Gesellschaft einbüße. Dies gilt gleichermaßen für die Institution der Ehe als primäres Leitbild einer funktionierenden Paarbeziehung.

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Auch die These von einer möglichen Deinstitutionalisierung werde ich im Hinblick auf die, sie bedingenden, modernisierungsspezifischen Faktoren und ihre Auswirk- ungen auf die Stellung von Familie und Ehe in der modernen Gesellschaft analy- sieren.

Abschließend werde ich untersuchen, inwiefern die moderne Familie in bezug auf den Diskurs der Umstrukturierungen der Gegenwartsgesellschaft hin zur Post- moderne gleichermaßen mit dem Präfix „post“ versehen werden kann.

Da aber allein die Existenz einer postmodernen Lebensform vielfach in Frage gestellt wird und in diesem Zusammenhang, daraus resultierend, nur unzureichende Defini- tionen hinsichtlich der Postmoderne auftreten, gestaltet sich die Aufgabe der Einglie- derung der modernen Familie in den gesamtgesellschaftlichen Wandlungsprozeß schwierig.

Was sind diesbezüglich die Charaktersitika, die uns von einer möglichen

„postmodernen“ Familie sprechen lassen und unter welchem Gesichtspunkt muß in diesem Zusammenhang die bestehende Familienstruktur betrachtet werden?

All dies sind Fragen, die meiner Ansicht nach in der familiensoziologischen Literatur noch weitaus intensiver behandelt werden müssen.

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Teil I

1. Die Beschäftigungsfelder der Familiensoziologie

Seit Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre befindet sich die Familiensoziologie besonders durch die Arbeiten R. Königs, H. Schelskys und G.

Wurzbachers in einem Stadium enormen Aufschwungs. Seit Mitte der sechziger Jahre ist auch eine Vielfalt an Publikationen zu Fragestellungen der Familiensozio- logie erschienen. Zu nennen sind hier insbesondere die Arbeiten von Claessens (1962), Neidhardt (1966, 1970) und Wurzbacher (1963, 1968). 1

„Die Blüte familiensoziologischer Forschung im ersten Nachkriegsjahrzehnt hängt offensichtlich unmittelbar zusammen mit der Erschütterung der gesellschaftlichen Strukturen durch die Kriegs- und Nachkriegsereignisse. Die familialen und verwandtschaftlichen Beziehungen hatten sich als die einzig noch halbwegs intakt gebliebenen, verläßlichen Stützen für den einzelnen erwiesen, so daß die Frage nach dem Bestand und der Zukunft der deutschen Familie von großer gesellschafts- politischer Relevanz war.“ 2

Die familiensoziologischen Bemühungen dieser Zeit waren gekennzeichnet von dem Bestreben, die Gesellschaft durch die Stärkung der Familie und somit auch der interpersonellen Beziehungen, aufzubauen und politisch zu stabilisieren.

Daneben stand innerhalb der Beschäftigung mit der Familie selbst die zentrale Frage nach ihrer Stabilität bzw. den Möglichkeiten ihrer Stabilisierung im Mittelpunkt. 3 Die zentrale Ausgangslage in diesem Zusammenhang bildet der Umstand, daß in der Familie durch die Sozialisation der Kinder die Vermittlung von normierten Verhaltensmustern, Wertorientierungen und Einstellungshaltungen erfolgt, welche die Grundlage für die Aufrechterhaltung und Stabilisierung des „sozialen Systems Gesellschaft“ darstellen. 4

1 Vgl.: Rosenbaum, Heidi: Familie als Gegenstruktur zur Gesellschaft. Stuttgart, 1978. S. 1

2 aus: a.a.O., S. 1

3 Vgl.: a.a.O., S. 2

4 Vgl.: a.a.O., S. 3

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In der gegenwärtigen Familiensoziologie steht „die Eigendynamik der inneren Struktur“ der Familie im Mittelpunkt. Das gesamte Familienleben steht in Abhängig- keit von ökonomischen und sozialen Faktoren, die zwar einen großen Einfluß auf seine Gestaltung nehmen, allerdings von der Familie selbst wiederum nicht beein- flußbar sind. „Familienstruktur und Familienfunktionen hängen ganz entscheidend ab von der jeweiligen Stellung des oder der ´Ernährer` in der Produktion, von Art und Höhe des Einkommens, von den durch die Produktionsverhältnisse bestimmten Bedingungen des Konsums, des Freizeitverhaltens etc.“ 5

Die Familiensoziologie beschäftigt sich vordergründig mit der Untersuchung der familialen Verhältnisse auf der Grundlage von willkürlich ausgewählten Fallbei- spielen und Stichproben. Familie wird hier als die „im Einzelfall beobachtbare Gruppe“ verstanden, deren Mitglieder in einem Zusammenhang stehen sollen, der allgemein als „soziales System“ bezeichnet wird. 6

In diesem Sinne typisiert, erklärt und beschreibt die Familiensoziologie in multidimensionaler Sichtweise die Eigenschaftsveränderungen familialer Struktur- zusammenhänge. 7 Sie beschäftigt sich in erster Linie mit den Destruktionsprozessen innerhalb der Familienstruktur und empfindet ihre Entwicklung als eine „nach- hinkende Anpassung“. 8

Diese Destruktionsprozesse resultieren zum einen sicherlich in erster Linie aus den veränderten Bedingungen, die sich im Hinblick auf die Einstellungen zu Familie ergeben haben. Zum anderen folgern sie somit natürlich grundlegend aus den Wand- lungen der, Familie vordergründig bedingenden Teilsysteme (Ehe, Partnerschaft, Kinder etc.), die dem Zuge des Modernisierungsprozesses entspringen.

Neidhardt faßt den Komplex der Untersuchungen hinsichtlich der Familie, mit dem sich die Familiensoziologie beschäftigt, im wesentlichen unter den folgenden drei Fragestellungen zusammen:

1. Durch welche sozialen Positionen und Strukturen ist die Familie gekennzeichnet?

2. Welche Faktoren bedingen diese sozialen Positionen und Strukturen?

5 aus: a.a.O., S. 109

6 Vgl.: Kaufmann, Franz-Xaver: Familie und Modernität. In: Lüscher, K./Schultheis, F./Wehrspaun, M.: Die „postmoderne“ Familie. Konstanz 1988. S. 391

7 Vgl.: a.a.O., S. 391 f

8 Vgl.: Schelsky, H.: Wandlungen der deutschen Familie in der Gegenwart. Stuttgart, 1967. S. 15

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