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A) Der Kompaktheitssatz der Prädikatenlogik erster Stufe

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Academic year: 2021

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1. Notizen zu Nichtstandardmodellen

Zusätzlich zu den handschriftlichen Notizen präsentieren wir hier eine detailliertere Ausar- beitung zu Nichtstandardmodellen.

Beispielsweise zeigen wir hier die Existenz eines Nichtstandardmodells der Arithmetik. Un- endliche Strukturen haben immer Nichtstandardmodelle, und die Art und Weise wie ihre Existenz bewiesen wird, folgt meistens dem gleichen Schema, welches hier vorgestellt wird.

A) Der Kompaktheitssatz der Prädikatenlogik erster Stufe

Das wichtigste Werkzeug für den Beweis der Existenz von Nichtstandardmodellen ist der Kompaktheitssatz der Prädikatenlogik (erster Stufe).

1.1 Satz SeiΣFO(

S)

eine Menge von Formeln, seiA FO( S)

eine Formel. Dann gilt:

a) Σist erfüllbar, gdw. jede endliche TeilmengeΣfinΣerfüllbar ist.

b) Σist unerfüllbar, gdw. es eine endliche TeilmengeΣfin Σgibt, die unerfüllbar ist.

c) Σ|=Agilt, gdw. es eine endliche TeilmengeΣfinΣgibt, so dassΣfin|=Agilt.

Der Beweis funktioniert, in dem man die Formeln inΣgeeignet transformiert (Gleichheit eli- minieren, Skolemform), die Herbrand-Expansion anwendet und dann den Kompaktheitssatz der Aussagenlogik verwendet. Für die Details verweisen wir auf die entsprechenden hand- schriftlichen Aufzeichnungen.

B) Nichtstandardmodell der Arithmetik

Sei S eine Signatur, und sei M = (D,I) eine S-Struktur. Ein Nichtstandardmodell zuM ist eine Struktur N, welche die selben abgeschlossen Formeln erfüllt, sich auf den nicht- abgeschlossenen Formeln aber anders verhält. Wir werden dies im Folgenden präzisieren.

Wir bezeichnen mitTMdie Menge aller abgeschlossenen Formeln, die vonMwahr gemacht werden, also

TM ={

A∈FO(

S) Aabgeschlossen,MJAK = 1} . (Diese Menge wird auch dieTheorie vonMgenannt.)

Wir wollen nun eine StrukturN finden mitTM =TN, die sich auf den nicht-abgeschlossenen Formeln anders verhält alsM.

(2)

Exemplarisch betrachten wir hier die (Presburger-)Arithmetik.

1.2 Definition

Die Signatur derArithmetik ohne Multiplikation(mit Kleiner-Gleich) ist SPA =({

0/0, 1/0, +/2} ,{

/2}) .

Mit ihr lassen sich Gleichungen und Ungleichungen von Summen ausdrücken, in denen Va- riablen und die Konstanten 0 und 1 vorkommen.

Beachte, dass sich jede natürliche Zahlnentweder als 0 oder als 1 +| {z }. . .+ 1

nMal

schreiben lässt.

1.3 Definition

Presburger-Arithmetik ist dieSPA-StrukturMPA = (N,I), wobei Ndie Menge der natürli- chen Zahlen ist, undIdie Symbole wie erwartet interpretiert:

• 0MPA = 0N,

• 1MPA = 1N,

• füre,d∈Niste+MPA d=e+d N,

• füre,d∈Nist (eMPA d) = 1 gdw.e≤dinN.

Sei nunTMPAwie oben definiert die Menge aller abgeschlossenen Formeln überSPA, die in Presburger-Arithmetik wahr sind.

Wir definieren nun die Menge von Formeln Σ=TMPA ·∪

{

1 +. . .+ 1

| {z }

n

≤x

n∈N,n≥1 }

. Statt 1 +| {z }. . .+ 1

n

≤xschreiben wir auchn≤x, d.h.

Σ=TMPA ·∪{

n≤xn∈N,n≥1} .

Beachte, dass die Variablexin den Formeln nicht quantifiziert ist, wir haben also nun nicht- abgeschlossene Formeln zuTMPA hinzugefügt. Um eine Formeln xzu erfüllen, müssen wir eine Belegungσdefinieren mitσ(x)≥n, z.B.σ(x) =n.

Im Folgenden wollen wir zeigen:

1. Σist erfüllbar; Es gibt eine StrukturN und eine Belegungσ, so dassN,σ|=Σ.

2. So einNverhält sich auf den abgeschlossenen Formeln genau wie Presburger-Arithmetik.

(3)

3. Nverhält sich auf den nicht-abgeschlossenen Formeln anders als Presburger-Arithmetik.

Dabei werden wir

1. mit Hilfe des Kompaktheitssatzes beweisen, 2. ist leicht zu sehen, daTMPA Σ,

3. diskutieren wir später im Detail.

1.4 Satz Σist erfüllbar.

Beweis:

SeiΣfinΣeine beliebige endliche Teilmenge. Wir können eine Zerlegung finden, Σfin∪·Σ′′

so dassΣdie abgeschlossenen Formeln ausTMPAenthält, undΣ′′die nicht-abgeschlossenen Formeln, die hinzugefügt wurden, d.h.

Σ ⊆ TMPA, Σ′′ {

1 +. . .+ 1

| {z }

n

≤x n≥1

} .

Die Formeln inΣ′′sind alle von der Formn≤xfür einn∈N. DaΣfinendlich war, istΣ′′auch endlich, das heißt wir können die vorkommendennexplizit auflisten:

Σ′′ ={

n1≤x,. . .,nk ≤x} .

Wir wollen nun zeigen, dass die Presburger-ArithmetikMPAzusammen mit einer geeigneten Belegungσdie FormelmengeΣfinerfüllt.

Definiere dazu die Belegungσmit

σ(x) = max

j=1,...,kni,

d.h. wir belegenxmit der größten Zahln, so dassn≤xinΣ′′vorkommt.

Behauptung:MPA,σ|=Σfin. Beweis der Behauptung:

Es giltMPA |=TMPAgemäß der Definition vonTMPA. DaΣ ⊂ TMPAeine Teilmenge ist, gilt auchMPA |= Σ. Da alle Formeln inΣabgeschlossen sind und daher eine Belegung ihren Wahrheitswert nicht beeinflusst, gilt auchMPA,σ|=Σ.

(4)

Betrachte nun eine beliebige Formelni ≤xausΣ′′. Nach der Definition vonσ(x) giltσ(x)≥n für alle n, die in Σ′′ vorkommen, insbesondere ist also ni σ(x) wahr. Dani xbeliebig gewählt wahr, gilt nunMPA,σ|=Σ′′.

DaΣfinΣ′′, undMPAundσbeide Teile der Zerlegung erfüllen, gilt auchMPA,σ|=Σfin. Dies beendet den Beweis der Behauptung.

Wir haben nun gezeigt, dass jede beliebig gewählte endliche TeilmengeΣfin Σerfüllbar ist. Mit dem Kompaktheitssatz er Prädikatenlogik ist damit auchΣselbst erfüllbar.

DaΣerfüllbar ist, gibt es eine StrukturN und eine Belegungσ, so dassN,σ |= Σ. Für jede endliche Teilmenge konnten wir als erfüllende Struktur die Presburger-ArithmetikMPAver- wenden. Man könnte nun erwarten, dass auch ganzΣselbst vonMPAmit einer geeigneten Belegung erfüllt werden kann Der folgende Satz zeigt, dass dies nicht der Fall ist.

1.5 Satz

Es gibt keine Belegungσ, so dass die Presburger-Arithmetik zusammen mitσdie Formelmen- geΣerfüllt.

Beweis:

Angenommen es gäbeσ, so dassMPA,σ|=Σ.

Sein Ndie natürliche Zahl, mit derσdie Variablexbelegt, alsoσ(x) = n. Wir betrachten die Formeln+ 1≤xausΣ. (Formal: 1 +| {z }. . .+ 1

(n+1) Mal

≤x).)

DaMPAzusammen mitσganzΣerfüllt, erfüllen sie insbesondere auch diese Formel. Es gilt aber

MPAq

n+ 1≤xy (σ) =

(

n+ 1MPA σ(x) )

= (

n+ 1MPA n )

= 0 . Dies ist ein Widerspruch zur Annahme.

Wir sehen also, dass sichMPAanders verhält als jedes erfüllende StrukturNfürΣ. Wir werden dies später weiter präzisieren.

Zunächst aber sehen wir, dass sichN auf den abgeschlossenen Formeln genau wie MPA verhält.

1.6 Definition

Zwei StrukturenN = (D,I) undN = (D,I) über der selben SignaturSheißenelementar äquivalent, wenn sie die gleichen geschlossenen Formeln erfüllen, also wenn für jede abge- schlossene FormelA∈FO(S) gilt:

N |=Agenau dann, wennN |=A.

(5)

Elementare Äquivalenz lässt sich auch mittels der Theorien ausdrücken.

1.7 Lemma

ZweiS-StrukturenN undNsind elementar äquivalent, gdw.TN =TN. Beweis:

Folgt direkt aus den Definitionen.

1.8 Satz

SeiMPAwieder die Presburger-Arithmetik und seiN eineSPA-Struktur, so dass es eine Bele- gung gibt mitN,σ|=Σ.

MPAundN sind elementar äquivalent.

Beweis:

Wir zeigenTMPA =TN, in dem wir beide Inklusionen beweisen.

Eine Inklusion,TMPA ⊆ TN, ist klar:

Es gibt eine Belegungσ, so dassN mitσdie FormelmengeΣerfüllt.TMPAist eine Teilmenge vonΣ, und enthält nur abgeschlossene Formeln, also giltN |=TMPA. Gemäß der Definition vonTN gilt dann aberTMPA ⊆ TN.

Für die andere Inklusion,TMPA ⊇ TN, führen wir einen Widerspruchsbeweis, in dem wir die Vollständigkeit vonTMPAausnutzen.

Angenommen die Inklusion würde nicht gelten, d.h. es gäbe eine abgeschlossene FormelA mitA ∈ TN, aberA̸∈ TMPA. DaAabgeschlossen ist, ist der WahrheitswertMPAJAKvon der Belegung unabhängig.MPAJAK = 1 kann nicht gelten, da sonst A ∈ TMPA gelten würde.

Also giltMPAJAK = 0, damit machtMPAaber dann die Negation vonAwahr,MPAJ¬AK = 1.

Es gilt also gemäß der Definition vonTMPA, dass¬A∈ TMPA.

Die InklusionTMPA ⊆ TN hatten wir bereits gezeigt, es gilt also¬A ∈ TN. Gemäß der Defi- nition vonTN gilt nunNAK= 1.

Wir hatten aber auch angenommen, dassA ∈ TN, und damitNJAK = 1. Wir erhalten einen Widerspruch:NJ¬AK= 1 undNJAK= 1 können nicht gleichzeitig gelten.

Zum Abschluss wollen wir noch den Fakt, dassN undMsich unterscheiden, formalisieren.

1.9 Definition

ZweiS-StrukturenN = (D,I) undN = (D,I) heißenisomorph, wenn es eine bijektive Abbildungφ:DDgibt mit

pN(d1,. . .,dk) =pN(φ(d1),. . .,φ(dk)) für alled1,. . .,dk ∈D, und φ(fN(d1,. . .,d)) =fN(φ(d1),. . .,φ(d)) für alled1,. . .,d ∈D .

(6)

für jedesk-stellige Prädikatssymbolpund jedesℓ-stellige Funktionssymbolf.

Bijektiv bedeutet, dass jedem Element vonDgenau ein Element vonDzugeordnet wird und umgekehrt.

1.10 Satz

SeiMPAwieder die Presburger-Arithmetik und seiN eineSPA-Struktur, so dass es eine Bele- gung gibt mitN,σ|=Σ.

MPAundN sind nicht isomorph.

Beweis:

Wähle eine StrukturN = (DN,IN) und die BelegungσmitN,σ |= Σ. Beachte, dassN wie oben gezeigt zur Presburger-ArithmetikMPAelementar äquivalent ist.

AngenommenN undMPAwären isomorph. Dann gäbe es einen Isomorphismus, also eine bijektive Abbildung

φ:DN →N

welche die Auswertung von Prädikaten und Funktionen respektiert.

Dieser Isomorphismus weist insbesondereσ(x) einen Wert zu, wir wählen m=φ(σ(x)) .

DaN,σ|=Σwird der folgende Ausdruck zu wahr ausgewertet:

1N +N . . .+N 1N

| {z }

n

N σ(x) für allen∈N.

(Hierbei sei 1N der Wert im Datenbereich vonN, zu dem das Funktionssymbol 1 ausgewertet wird, und +N,N die Interpretationen von +,inN.)

Da der Isomorphismus mit dem Auswerten von Prädikaten und Funktionen kompatibel ist, wird auch der folgende Ausdruck zu wahr ausgewertet:

φ(1N) +MPA . . .+MPAφ(1N)

| {z }

n

MPA=φ(σ(x)) für allen∈N.

Angenommenφ(1N)̸= 0∈N, alsoφ(1N)1. Dann erhalten wir insbesondere m+ 1MPA φ(1| N) +MPA. . .{z +MPA φ(1N})

m+1 Mal

.

(7)

Gleichzeitig gilt aber für die Wahln=m+ 1

φ(1N) +MPA . . .+MPA φ(1N)

| {z }

nMal

MPA m.

Daraus folgtm+ 1 min Presburger-Arithmetik und wir haben einen Widerspruch herge- leitet.

Es muss alsoφ(1N) = 0 gelten.

Angenommenφ(0N) = 0, dann folgt wegen der Bijektivität vonφdie Gleichheit 0N = 1N. Dies ist ein Widerspruch, da dann die abgeschlossene Formel 0 = 1 in der StrukturN wahr ist, jedoch in Presburger-Arithmetik nicht.

Also muss

φ(0N) =kfür eink∈N,k̸= 0 gelten.

Die geschlossene Formel¬(1 0) ist in Presburger-Arithmetik wahr, sie muss also auch in N wahr sein, daMPA undN elementar äquivalent sind. Dementsprechend ist die Formel 1 0 inN nicht erfüllt. Aufgrund der der Definition von Isomorphismus gilt aber, dass die Wahrheitswerte

(

1N N 0N)

=(

φ(1N)MPA φ(0N))

=(

0N k)

übereinstimmen und damit auch 0 ≤kin Presburger-Arithmetik nicht erfüllt ist. Dies ist ein Widerspruch, denn 0≤kgilt fürk> 0 gilt natürlich.

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