2 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen
3 Funktionen Grundbegriffe
Elementare Funktionen Eigenschaften von Funktionen Umkehrfunktionen
Grenzwerte und Stetigkeit
Beispiele ¨okonomischer Funktionen
4 Differentialrechnung
Funktionen, die den Zusammenhang zwischen einem Output x (z.B.
produzierte Menge in Mengeneinheiten) und den f¨ur die Produktion des Outputs x anfallenden Gesamtkosten K (in Geldeinheiten) zum Ausdruck bringen heißen Gesamtkostenfunktionen
Die Funktion K(x) enth¨alt einen outputunabh¨angigen Anteil, die Fixkosten Kf und einen von x abh¨angigen Anteil, die variablen Kosten Kv(x)
K(x) =Kf +Kv(x) (154)
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 167 / 233
Fixkostenfunktion:
K(x) = 6 (155)
Variable Kostenfunktion:
K(x) = 0,5x (156)
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 169 / 233
Gesamtkostenfunktion:
K(x) = 6 + 0,5x (157)
2 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen
3 Funktionen
4 Differentialrechnung
Begriff und Bedeutung der Ableitung Ableitung der elementaren Funktionen Ableitungsregeln
H¨ohere Ableitungen
Untersuchung des Verhaltens von Funktionen mittels ihrer Ableitungen
5 Finanzmathematik
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 171 / 233
Die Differentialrechnung besch¨aftigt sich mit Ver¨anderungen von Vorg¨angen, die durch Funktionen beschrieben werden
Beispiele:
I Wie ver¨andern sich die Kosten K(x), wenn man bei einer bestimmten Ausbringungsmengex0 die Ausbringungsmenge ein wenig ver¨andert?
I Wie ver¨andert sich die Nachfrage x(p), wenn bei einem bestimmten Preisniveaup0der Preis ein wenig ver¨andert wird?
I Wie ver¨andert sich der Gewinn G(x), wenn man bei einer bestimmten Ausbringungsmengex0 die Ausbringungsmenge ein wenig steigert oder senkt?
Die Differentialrechnung besch¨aftigt sich somit mit derSt¨arke von Ver¨anderungen an einer bestimmten Stelle einer Funktion
Gewinnfunktion: Wie stark ver¨andert sich der Gewinn, wenn man die Ausbringungsmenge von x0 = 1000 um ∆x = 2000 aufx0+ ∆x = 3000 Mengeneinheiten erh¨oht?
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 173 / 233
Der Gewinn erh¨oht sich dabei von G(x0) auf G(x0+ ∆x), d.h. der Gewinn erh¨oht sich um ∆G =G(x0+ ∆x)−G(x0)
Die auf die Mengen¨anderung ∆x bezogene Gewinn¨anderung lautet:
∆G
∆x = G(x0+ ∆x)−G(x0)
∆x (158)
Man kann dies auch als die durchschnittliche St¨arke der Ver¨anderung im Intervall [x0,x0+ ∆x] auffassen
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 175 / 233
Die durchschnittliche St¨arke der Ver¨anderung in dem Intervall entspricht gerade der Steigung der durch die Punkte P0 und P1 gezogenen Geraden, die sog. Sekante
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 177 / 233
Uns interessiert allerdings nicht die durchschnittliche St¨arke der Ver¨anderung, sondern die momentane Ver¨anderung an der Stellex0
Wir w¨ahlen ∆x immer kleiner und kleiner, d.h. die durchschnittliche St¨arke der Ver¨anderung bezieht sich auf ein immer kleineres Intervall Dadurch n¨ahern wir uns immer weiter derTangentean die Kurve f(x) an der Stellex0
Rechnerisch wird die momentane St¨arke der Ver¨anderung an der Stelle x0 somit wie folgt bestimmt:
lim∆x→0
∆G
∆x = G(x0+ ∆x)−G(x0)
∆x (159)
Geometrisch entspricht die momentane St¨arke der Ver¨anderung an der Stelle x0 der Steigung der Tangente an die Kurve G(x) an der Stelle x0
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 179 / 233
Wir k¨onnen uns die Ableitung einer Funktion als eine neue Funktion vorstellen
Denn die Ableitung liefert uns f¨ur jede reelle Zahlx0 des Definitionsbereichs vonf(x) eindeutig eine Zahlf0(x0)
Das Kriterium f¨ur eine Funktion ist somit erf¨ullt: Jeder reellen Zahlx0
(eines gewissen Bereiches) ist eindeutig eine weitere reelle Zahlf0(x0) zugeordnet
Auch die Ableitung einer Funktion kann als neue Funktion wieder graphisch dargestellt werden
2 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen
3 Funktionen
4 Differentialrechnung
Begriff und Bedeutung der Ableitung Ableitung der elementaren Funktionen Ableitungsregeln
H¨ohere Ableitungen
Untersuchung des Verhaltens von Funktionen mittels ihrer Ableitungen
5 Finanzmathematik
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 181 / 233
F¨ur f(x) =c gilt f0(x) = 0
Die Ableitung einer Konstanten Funktion ist stets 0
Denn der Graph einer konstanten Funktion ist eine Parallele zur x-Achse und hat ¨uberall die Steigung 0
Konstante Funktionen ableiten - Grafische Erkl¨
Die Steigung der Konstanten Funktionf(x) = 2 ist an jeder Stelle des Funktionsgraphen stets Null, da die Funktion an jeder Stelle x den gleichen Wert 2 f¨ur y ergibt
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 183 / 233
Aus
f(x) =xn (160)
folgt
f0(x) =n·xn−1 (161)
Ableitungsregel f¨ur Potenzen: Schreibe den Exponenten vor das x und reduziere dann den Exponenten um eins
Potenzfunktionen ableiten - Grafische Erkl¨
Die Funktion: f(x) =x1 weist an jeder Stelle des Graphen die gleiche Steigung 1 auf, somit lautet die erste Ableitungf0(x) = 1
Anwendung der Ableitungsregel f¨ur Potenzen:f(x) =x1
=⇒f0(x) = 1·x1−1= 1·x0= 1
Das Vorgehen kann auf Potenzen gr¨oßer 1 ¨ubertragen werden, ist dann aber nicht so leicht graphisch ablesbar wie beif(x) =x1
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 185 / 233
Potenzfunktionen ableiten - Grafische Erkl¨
Die Steigung der Funktion f(x) =x2 ver¨andert sich in Abh¨angigkeit des x
Uber die Ableitungsregeln k¨¨ onnen wir die Regel zur Bestimmung der Steigung an einer beliebigen Stelle berechnen: f(x) =x2
=⇒f0(x) = 2·x2−1= 2x
F¨ur die Stelle x0 = 3 gilt somit beispielsweise eine Steigung von f0(3) = 2·3 = 6
f(x) =x3 (162)
f0(x) = 3x2 (163)
v(s) =sk+7 (164)
v0(s) = (k+ 7)·sk+6 (165)
E(K) =K2n−3 (166)
E0(K) = (2n−3)·K2n−4 (167)
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 187 / 233
Aus
f(x) =√n
x (168)
folgt
f0(x) = 1 n·√n
xn−1 (169)
Denn gem¨aß der Regeln f¨ur Wurzeln und der Ableitungsregel f¨ur Potenzfunktionen gilt:
f(x) =√n
x=x1n (170)
f(x) =xn→f0(x) =n·xn−1 (171) Somit folgt:
f(x) =√n
x =x1n →f0(x) = 1
·x1n−1 = 1
·x1−nn (172)
f(x) =√
x (174)
f0(x) = 1 2√
x (175)
f(x) =√3
x (176)
f0(x) = 1 3√3
x2 (177)
u(t) =√4
t (178)
u0(t) = 1 44
√
t3 (179)
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 189 / 233
Aus
f(x) =ex (180)
folgt
f0(x) =ex (181)
=⇒ Die e-Funktion ist so aufgebaut, dass die Ableitung genau wieder die urspr¨ungliche Funktion ergibt
Aus
f(x) =ax (182)
folgt
f0(x) =ln(a)·ax (183)
Aus
f(x) =ln(x) (184)
folgt
f0(x) = 1
x (185)
=⇒ Ableitungsregel resultiert aus der Tatsache, dass f(x) =ln(x) die Umkehrfunktion der e-Funktion ist
Aus
f(x) =loga(x) (186)
folgt
f0(x) = 1
x·ln(a) (187)
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 191 / 233
2 Potenzen, Wurzeln, Logarithmen
3 Funktionen
4 Differentialrechnung
Begriff und Bedeutung der Ableitung Ableitung der elementaren Funktionen Ableitungsregeln
H¨ohere Ableitungen
Untersuchung des Verhaltens von Funktionen mittels ihrer Ableitungen
Ausf(x) =c ·g(x) folgt f0(x) =c·g0(x)
Einen konstanten Faktor kann man vor die Ableitung ziehen Beispiele:
f(x) =−7x2 →f0(x) =−7·2·x=−14x f(x) = 17x7 →f0(x) = 17 ·7·x6 =x6
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 193 / 233
Eine Summe kann gliedweise differenziert werden: jede Komponente einer Summe wird einzeln abgeleitet
Aus
f(x) =u(x) +v(x) (188)
folgt
f0(x) =u0(x) +v0(x) (189) Das gleiche gilt auch f¨ur mehr als zwei Summanden und f¨ur
Differenzen: aus f(x) =u(x)−v(x) folgtf0(x) =u0(x)−v0(x)
Beispiele
f(x) =−2x2+x+ 5→f0(x) =−4x+ 1
f(x) =−x3+ 3x2−2x+ 4→f0(x) =−3x2+ 6x−2
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 195 / 233
Aus
f(x) =u(x)·v(x) (190)
folgt
f0(x) =u0(x)·v(x) +u(x)·v0(x) (191) Die Regel kann auf mehr als zwei Faktoren ¨ubertragen werden, bspw.
mit drei Faktoren:
Ausf(x) =u(x)·v(x)·w(x) folgt
f0(x) =u0(x)·v(x)·w(x) +u(x)·v0(x)·w(x) +u(x)·v(x)·w0(x)
f(x) = 6x·√
x (192)
Funktion sinnvoll in die Komponenten u(x) und v(x) zerlegen:
u(x) = 6x (193)
v(x) =√
x (194)
Komponenten einzeln ableiten:
u0(x) = 6 (195)
v0(x) = 1 2· 1
√x = 1 2√
x (196)
Zwischenergebnisse Formel 191 einsetzen:
f0(x) = 6√
x+ 6x· 1 2√
x (197)
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 197 / 233
Quotientenregel - Ableitung von Br¨
Aus
f(x) = u(x)
v(x) (198)
folgt
f0(x) = u0(x)·v(x)−u(x)·v0(x)
(v(x))2 (199)
f(x) = 2x2−5x+ 6
−x+ 2 (200)
Funktion sinnvoll in die Komponenten u(x) und v(x) zerlegen:
u(x) = 2x2−5x+ 6 (201)
v(x) =−x+ 2 (202)
Komponenten einzeln ableiten:
u0(x) = 4x−5 (203)
v0(x) =−1 (204)
Zwischenergebnisse Formel 199 einsetzen und vereinfachen:
f0(x) = (4x−5)(−x+ 2)−(2x2−5x+ 6)(−1)
(−x+ 2)2 = −2x2+ 8x−4
(−x+ 2)2 (205)
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 199 / 233
Bisher wurden Funktionen betrachtet, die durch die vier
Grundrechenarten zusammengesetzt wurden (Summen, Differenzen, Produkte, Quotienten)
Dar¨uber hinaus k¨onnen Funktionen verkettet werden
Eine verkettete Funktion besteht aus einer Kombination verschiedener Grundfunktionen
F¨ur jedes x in der einen Funktion wird die gesamte andere Funktion eingesetzt
Eine verkettete Funktion hat die Form f(x) =u(v(x)) F¨ur verkettete Funktionen gibt es spezielle Ableitungsregeln
Zum Erkennen einer verketteten Funktion m¨ussen bestimmte Muster in den Funktionen erkannt werden
Wenn in einer Funktion eine der folgenden Muster auftaucht, kann sie in Form von zwei (oder mehr) miteinander verketteten Funktionen umgeschrieben werden:
I Klammern
I Exponenten
I e-Funktionen
I Wurzeln
I Logarithmen
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 201 / 233
Beispiel 1:
I Erste Grundfunktion:u(v) =v5
I Zweite Grundfunktion:v(x) =x2+ 1
I Verkettete Funktion:f(x) =u(v(x)) = (x2+ 1)5 Beispiel 2:
I Erste Grundfunktion:u(v) =√ v
I Zweite Grundfunktion:v(x) = 2x2−x+ 1
I Verkettete Funktion:f(x) =u(v(x)) =√
2x2−x+ 1
Aus
f(x) =u(v(x)) (206)
folgt
f0(x) =u0(v)·v0(x) (207) Man differenziert eine verkettete Funktion, indem man zun¨achst die
¨außere Funktion differenziert und deren Ableitung mit der Ableitung der inneren Funktion multipliziert
Sabine H¨olscher, M.Sc. Wirtschaftsmathematik 27. Februar 2021 203 / 233
f(x) = (x2+ 1)5 (208) Funktion sinnvoll in die Komponenten u(x) und v(x) zerlegen:
u(v) =v5 (209)
v(x) =x2+ 1 (210)
Komponenten einzeln ableiten:
u0(v) = 5v4 (211)
v0(x) = 2x (212)
Zwischenergebnisse Formel 207 einsetzen und vereinfachen:
f0(x) = 5v4·2x = 10xv4 (213)