Die Schüler Menachem's und Dunasch's im Streite
über lynrnns nap.
Von David Kaufinann.
Dunasch b. Labrat leitet die klassische Stelle seiner hebräisch¬
arabischen Sprachvergleichung, in der, richtig verstanden, ein An¬
satz des sog. semitischen Lautverschiebungsgesetzes zu erkennen ist,
mit den folgenden Worten ein (mmen ed. Filipowski p. 67 f.):
lyjaffliis n-i-i^ayn iniDbn?: (Jes. 14, 19) ain ■'ryiaa iTinc id ikint
■jiTöbb ni-iasn iiTBbn m72ib isb ni: i72S<n dni . nia")»n iiiaba
,a-iyn iiizsba DyttianD aiian n-iriB nns es nrn '^a-'UJN jn-iaiyn
j'^mwm "^mNn 'jsTinBa •^'ima, (Gen. 3, 16) "^npiusn -jiij't« bsi tos ,(Jes. 47,2) TTD-p i:nüi ,p;yn nau riNT^ "^-ima (Cant. 4,9) p:» insai
on nyafflKia o-'b^an nbs -itipd -pN dnt jWriairs iJi-inD ^".m^
n-'aisn lifflbb niiasn ",Tajb mi:ib [dazu bestimmen ^ =] "itaBiC
D3Tins ifflN nnayn >) 11 a b ^lan nspi: ^b -^iiyN [^Ls —] ■'::ni
■'nffi nb« 1.] maiffibm mbM ttü -'S '^yrnnb niaisa umvnz's
nrmsa qib-'n Di-iana on-'S-'a bau ,iTb it r\v2i-\ [msiiabn
,[cy =] V'Tia V'^>^i =] i'^toa ^'noi ,[^=] b"73ua V'^y
biEOn ,üna i:iann =] q'sa n"-'m ,[3 n"bTa f-'Ti
on nbNT Dn''Eib''ria. Der des Arabischen von Kindesbeinen an
gewohnte Afrikaner Dunasch insinuirt hier dem sich dagegen spröde
und ablehnend verhaltenden Spanier Menachem b. Saruk, auch er
habe in seinem Wörterbuche fast unwillkürlich zur Erklärung
mancher hebräischer Wörter auf die lautverwandten arabischen
hingedeutet. Dass es eine unbegründete Insinuation ist, kann keinem
zweifelhaft sein , der Menachem's Werk und seinen Geist kennt.
1) Die Varianteu stammen aus cod. Stern 7 (Parma).
2 3 *
298 Kaufmann, Die Schüler Menachem's und Dunasch's etc.
Das einzige arabische Wort, das scheinbar s. v. '^CN darin vor¬
kommt , ist eine schlechte Glosse der Hamburger HS. ; der Bemer
Codex zeigt ebensowenig wie die übrigen eine Spur davon (s.
ZDMG. 40, 382). Man kann aber auch noch erkennen, auf wie ge¬
waltsamen Argumenten die Behauptung Dunasch's von Menachem's
stillschweigender hebräisch - arabischer Sprachvergleichung bemht ;
die Schüler Menachem's haben uns darüber aufgeklärt. Wenn auch
nachmals Ibn Parchon ') von dem berähmtesten derselben, Hajiüg
meldet, dass er das arabische Wörterbuch zum Modell eines hebräi¬
schen genommen habe , so kann sich dies nur auf die Form und
Methode beziehen , denn in der Sache ist Jehüda b. Dawid gleich
den übrigen Schülern Menachem's in der ablehnenden Haltung gegen
das Arabische seinem Meister gefolgt (s. Bacber, die grammatische
Terminologie des J. b. D. Hajjüg p. 6 n. 2). Nur darf man nicbt
aus ihren Aeusserungen (liber responsionum ed. S. G. Stern p. 75,
103) sehliessen, es habe ihnen etwa eine Duplik Dunasch's vorge¬
legen, die auf die Replik Menachem's erfolgt sei. Denn diese an¬
gebliche Replik , die in Plorenz handschriftlich vorhanden sein soll, existirt nicht und hat auch wohl niemals existirt. Die Handschrift
der Laurenziana (Pluteo 88 cod. 9), wie sie mir Fausto Lasinio
beschrieben hat , enthält Menachem's Wörterbuch mit Dunasch's
Gegenschrift, die Verse sowohl wie die Prosa, und da sie am Ende
defect ist , vielleicht nur einen Theil von Jakob b. Meir's Ent¬
scheidungen. Wenn Menachem's Schüler von Dunasch Worte über¬
liefern, die wir in seinen Einwendungen vergebens suchen, so sind
dies nicht Theile einer verlorenen Scbrifi, sondern nur die ihm in
den Mund gelegten Argumente, die ihnen entweder aus mündlichen
Controversen bekannt waren oder aus seinen Andeutungen zwingend
hervorzugeben schienen.
Ich will hier nur das letzte der von Dunasch für Menachem's
angeblich arabisirende Erklärungen angeführten Beispiele besprechen, da ich die zwischen den Schülern darüber geführten Verhandlungen
oben (40, 371) für unverständlich erklären zu müssen gezwungen
war. Die Texte rahen vorläufig auf einem Unicum , dem cod.
Stern 7 in Parma, dessen Wortlaut mir mein Preund Cav. Abb.
1) Ich theile die wichtige Stelle nach der LA. von cod. Stern 7 (Parma) mit, die ich Perreau verdanke: "J"nn HT b~ "IEO '^Snb Tpyia Inby Nb wSnpi cnrrrbb bsn:-:;'' "jTob vz-d7\ rayo -n? «itm ;vn
abirb T'Nm i-ied ns -am "onpn "ivobb p n;ayi i-sn "i7:bi
INTO TCai anrrn --rv Nin imccn ^-•'"bn i^by la-'-orro z'vvi
ai:: -.aT aiy: ii:;: ii'^ni Kb abiy: n?;« iiec ba bxi-o'^ ■'7:an
baa ■":=n ina-oi cbira-ij aic bai: am -nii Nin-o icon m?: ym
~N7:i1CD riS. fev Schluss der Stelle ist in der Ausgahe also ebenso wie im AViener Code.'! (s. Dukes. Beitrage Ü,160n. 2) verstümmelt. Vgl. B. Drach¬
mann, die Slellung und Bedeutung des Jehuda Hajjug p. 33 n. 1 und J.istrow ZAW. 5, 203 n. 2.
2 3 *
"Pietro Perreau fiir alle die Stellen mitgetheilt hat, die im Polgenden
besprochen sind. Wenn auch die Treue und Zuverlässigkeit von
S. G. Sterns Ausgabe durch diese Vergleichung der Handschrift
bedenklich zweifelhaft erscheint, so erweist sich doch anderei-seits auch diese selbst keineswegs als so ausreichend, dass auf die Hülfe der Conjectur neben ihr verzichtet werden könnte.
Die Widerlegung Dunasch's im Artikel rXp lautet bei den
Schülem Menachem's (ed. Stern p. 103) nach der Handschrift
folgendermassen: 'D n'm iy72iz37:3 n'):-[a](D) IKN iD -rN-s TT'I
•\yi:M>m nwprt ^3 iWNb nc amna Tby aianj any inaba nyaiora
,1inan n-naya nirpm rmm N-n [n-a-iya n7:pn ^d] n^a-iya
■jTicba n-7:i -iiüND i2rNi (1. Sam. 28, 24) »ibm ni2p npm tj:d
-imei[a](3) -lyria?: itipd Nin nai --n nNin nbiab ©i ^a aiyn
Itta Nbn nbN« hedi -jiirca D^yn-n D^bna yn-' Nin icns
nia n^a manna n^aiya lyttana ^ni myxN qbN mantta
cbi^n aiib anmn mi n^aira iy';:iiina isinni. Ich muss diese
Worte übersetzen, da sie mir etwas ganz Anderes zu bedeuten
scheinen, als Pinsker (Lickute Kadmonioth p. Tip Anm^.) und Bacher
(die hebräisch-arabische Sprachvergleichung des Ibn Ganäh p. 68 f.)
darin gefunden haben. Nach Pinsker hätte Dunasch den Menachem
aus dem Grunde angegriffen, weil er sich fälschlich auf die arabische
Bedeutung von n7:p bemfen habe. Aber Dunasch konnte nur
daran gelegen sein , Menachem arabisch-hebräische Vergleichungen
überhaupt nachzuweisen, nicht deren Richtigkeit zu discutiren, die
ihm von seinem Standpunkte aus übrigens unzweifelhaft sein musste.
Bacher meint: „Menachem's Schüler antworten . . ., indem sie gerade
aus dem von Dunasch gewählten Beispiele beweisen , dass iyma7:a
bei Menachem nicht den von Dunasch angenommenen Sinn habe,
o
da ja g^s nicht, wie nnp, ,Mehl', sondem ,Weizen' bedeutet'. Da
die Antwort der Schüler erst mit i::-Ni beginnt, so kann das Vor¬
angebende nicht ihre, sondern nur Dunasch's Argumentation ent¬
halten. Auch passt Hos 8, 7, worauf sich in erster Linie Menachem's
iyma73D bezieht, die Bedeutung Weizen so gut, dass die Schüler
mit diesem Argumente den Meister eher hätten anklagen als ver¬
theidigen helfen. Ich übersetze: „Als du im Artikel rxp den Aus¬
dmck iy72\i57:a fandest, da wähntest du, es müsse der Wortsinn
nach dem Arabischen gemeint sein, indem du triumphirend so gegen
ihn argumentirtest: Nur an die arabische Wortbedeutung n'ip kann
hier gedacht sein , denn nur im Arabischen bedeutet das Wort :
Weizen, im Hebräischen aber: Gemahlenes (Mehl), wie Sam. 28, 24.
Gleichwohl ist hier mit nichten an die arabische Bedeutung erinnert,
denn lynicna hat einen ganz andern Sinn, es heisst nämlich soviel
wie: im bekannten Sinne, u. •/,. bei Worten, deren Erklärung eben
bekannt ist, was in seinem Buche sehr häuhg vorkommt, wie im
Artikel mySN (ZDMG. 40, 382) und i;a, wo es keineswegs etwas
mit der arabischen Bedeutung zu thun hat, und ebenso in all den
300 Kaufmann, Die Schiiler Menachem's und Dunasch's etc.
vielen Beispielen", nc amna kann natürlich nur auf den Angreifer
sich beziehen, kein Vertheidiger wird dies von sich selber sagen;
Dunasch bekommt dasselbe übrigens auch sonst zu hören: l^anm
rroiDnn -lanb ai^i niiab T^ixm 1:115 a ■'mm v:-:y (ib. p. 19 f.).
Wodurch will gerade bei ni:p Dunasch den Menachem arabisch¬
hebräischer Vergleichung überführen? Offenbar argumentirt er, so
sagen Menachem's Schüler, folgendermassen : Was soUte ihn veran¬
lasst haben, iyj:;a5;a zum Artikel ni:p hinzuzufügen? Er kann nur
auf die arabische Bedeutung: Weizen haben hinweisen woUen, da
ihm die hebräische : Mehl in dem an den Schluss gestellten Beispiel
Hosea 8, 7 sinnlos und darum unmöghch erschien. Menachem
vriii'de, so dacbte Dunasch, also bei dieser Stelle dasselbe Bedenken
gehabt haben, das den Tahnud geleitet hat, wenn Sanhedrin f. 96 b
Jes. 47, 2: nnp 1:711:1 im Sinne unnützer Arbeit — offene Thüren
einstossen — nJinü N;"'nu t<n5:"'p mit der Argumentation ausgelegt vrird: nttp NbN ittN: Nb Qiun. Menachem hat aber an diese Schwierig¬
keit, die eben keine ist, und an die arabische Erklärung, so meinen
mit Recht seine Schüler, so wenig gedacht, als er sonst in aU den
FäUen, wo er in seinem Wörterbuch iyi:;a7:a anwendet, das Arabische
hat heranziehen wollen. Darum erklären sie auch im Einleitungs¬
gedicht V. 76—77 die Insinuation Dunasch's und seine ganze Sprach¬
mengerei als „grosse Thorheit":
Dasb ich nicht etwa diese Auffassung in die Worte der Schüler
Menachem's gewaltsam hineingelegt habe, dass sie vielmehr von
allem Aufang an darin gefunden worden ist, will ich noch durch
die Replik der Schüler Dunasch's (ed. S. G. Stern p. 43) beweisen,
indem ich den ersten Theil des ganz besonders verderbten Textes
nach der Handschrift hierher stelle und übersetze: iiby aiiDni
i:iinB VN i7:iN iy7:\ai:a n7:p -üjyi iba n7:i£ iiidd ia i-i7:Na
,rmnn yn Nin [niaiya n7:pn 13] [1. riiaya] niaiya iy7:TB7:a
iy'7:37:a i:iinB iWNb nn:7: nron icNi -jinian Nin nininia nrpm
[1. iincn] i;n"on nbyi '^-.n -,^^,■2 ni:« n7:p msyi iba n7:a aman
«D aiyn -iiaba iy7:ffi7:D iuns cn;7: i7:n Nb nni7:N DnNi n7:5ta
.aiyn iiiuba ny7:u:7:b n:iinB iin dni ny7:w:D nb7:n inne 17:ni p
,Zu den Worten: Hos. 8, 7 ivi^xm bemerkt D. gegen M.: Hier
kann nicht die hebräische Bedeutung des Wortes gemeint sein,
denn n7:p bedeutet wohl im Arabischen Weizen, im Hebräischen
aber Mebl. Was bier Menachem zu dieser [das Arabische heran¬
ziehenden] Erwähnung von iy7:i2;7:a 'pb verleitet haben mag, ist
aUein der Vers Hos. 8, 7, da er sich dachte: die Pflanze kann doch
1) Vgl. meine Nachweisungen Göttingische Gel. Anzeigen 1885 p. 469.
ai mbao acni
Diiana y7:i2J7:a ni7:[?5y](iN)n iroba
.D113B1 dubb;
aiy Nb liai aiyn "iiiaba Diiaa ')n"7:yn niiay iiiub ni7:n Da biujam
unmöglich [gleich] Mehl bringen. Ihr aber erklärt : Menachem fügt
nicht hinzu : ,1m Arabischen', sondern sagt nur : Es ist hier nach
der bekannten Bedeutung des Wortes zu erklären , womit keines¬
wegs die Bedeutung im Arabischen gemeint ist'. Der Sinn des
Folgenden, in dem ich ohne die eingreifende Conjectur Z. 20 nns
Di"nniB n72p ney ^ba kein Auskommen erblicke, scheint der zu
sein: Wenn wir Euch selbst das Beispiel m:p preisgeben, so wollen
wir Euch ein Viertelhundert andere nennen, wo Menachem still¬
schweigend auf das Arabische durch -lyiyaizz) hingewiesen haben
muss. Natürlich darf dann nicht n7;p unter den 25 erscheinen,
und ich lese dafür bnp , wo die Ausgabe M's. wirkhch ly^ions
bietet. Von den 7 aus den Vorlagen der Ausgabe verschwundenen
Beispielen dieser 25 lynons hat auch der Codex Bern nur Eins:
•V2Z> erhalten.
Weit entfernt, seiner Abneigung gegen Erklärungen durch das
Arabische untreu zu werden, wird also Menachem in unserem Bei¬
spiele, wie ich bereits oben 40, 371 bemerkt habe, diu'ch iy72UJ7:D
gerade das haben erklären wollen , dass man auch hier vollständig
mit der bekannten hebräischen Bedeutung ausreiche.
302
Zur Topographie des nördlichen Syriens aus griechischen
Inschriften.
Von J. H. Mordtmann.
Ein griechisclier Geistlicher, der Archimandrit Mskirios Ildxfiiog, zeigte mir kürzlich die Abschrift einer in Vama, dem alten Odessos, gefundenen Inschrift, deren Text ich hier in Minuskeln folgen lasse:
t X- Xa'ige nictk nagodlxa. /iavu)k, 6 Tijg fiaxagiag
fiv^fii]g, iiiog' HkioSwgov dnd xu/Atig Tagovriag iunoguv T^(g)
Anafiiüiv ivogiag ^riaag kv awtfgoßvvii ^rt) ^y, iv X{giaT)<ß
iTeXiiatht] n{r}vi) 'Oxxojßgiov x ivö{tXTiwvog) [g] — die Abschr.
HZ — ßaaiXtvovTog 'lovarivtavov rov Xa trovg.
t t t
Hr. Dr. Moritz, den ein glücklicher Zufall gerade anwesend
sein liess, erkannte in dem „Taratia der Kaufleute im Bezirke von
Apamea' das modeme ^Ls\xit ^yKi^JJi , bei Kal'at el medlq (Apamea),
dessen Ruinen er selber untersucht hat, und verwies mich auf das
Werk von Burton und Drake, Unexplored Syria II 198, wo einige
antike Bauwerke beschrieben und im Anhange sub Nr. 29—35
Inschriften daher mitgetheilt werden. Die englischen Reisenden
schreiben u. A. : The mins of Tarutin el Tujjar are nearly thrice
as large as those of Ajaz , and seemingly the most important in
the 'Aläh; many of the buildings are a now indistinguishable heap
of basaltic pillars and cornices, but these are enough to show that
much time and labour had been expended on their construction.
The largest ruins are towards the east of the town, but J found
more inscriptions and the houses in a better state of preservation
towards the north , where the watch-tower is situated , bearing an
inscription which gives us the name of the patriotic individual
who built it and the date of its constraction. A Khan, which must
have been kept in repair while the rest of the tovra was allowed