313
Weitere Bemerkungen zu den Üpanisads*).
Von Alfred Uillebrandt.
1. Zu Chändogya Up. IV, 2, 5.
yaträsmä uväsa.
Zu den Worten bemerkt Lüders (Sitzungsber. der KPAW.
1916, 292): Der Dativ bei vas ist schwierig. Unmöglich ist jeden¬
falls Saükara's Erklärung . . . Aber auch Böhtlingk's Konjektur
uväca für uväsa befriedigt nicht. Raikvaparnäh scheint, da vorher
nur von einem Dorfe die Rede ist, ein Name wie Varanäh zu sein.
Er übersetzt: „Raikvaparna heißt jener (Ort) im Lande der Mahävfsas, wo er bei ihm wohnte.'
Die Schwierigkeit läßt sich leicht beseitigen, wenn wir lesen
yaträsmä u väsa[h] ,wo für ihn die Wohnung', ,wo seine
Wohnung war'. Nebenbei sei bemerkt, daß mir die Übersetzung
von äläpayisyathä iti durch denselben Gelehrten mit ,du würdest
dir Beachtung erschwindelt haben (auf Grund von Värttika zu
Pän. 6, 1, 48), nicht richtig erseheint. Jänaäruti Pauträyana will
den Eaikva nicht betrügen, sondern durch große Gaben zum Reden
und Unterrichten bringen.
2. Chänd. I, 12.
1. afkätak dauvah udgithah \ tad dha bako dälbhyo glävo vä
maitreyah svädhyäyam udvavräja 2. tasmä dvä Soetah prädur-
babhüva \ tam anye äväna upasametyocuh \ annnm no bkagavän
ügäyatu \ aäanäyämo vä iti. 3. tän koväca | ihaiva mä prätar
upasamiyäteti \ tad dha bako dälbhyo glävo vä maitreyah prati-
pälayäm cakära. 4. te ha yathaivedarn bakispavamänena stosya-
mänäh samrabdhäh sarpanti \ evam äsasrpuh \ te ha samupavisya
hin cakruh. 6. om adä2morn pibä2mom, devo varunah prajä¬
patih savitä2nnam ihäSharad a2nnapate 2 'nnam ihäharä 2
haromS iti. „Es folgt der Gesang der Hunde. Baka Dälbhya
oder Gläva Mäitreya begab sich zu seinem Studium. Ihm erschien
1) Siehe diese Zeitschr. Bd. 68 (1914), 579 und Bd. 69 (1915), 104.
314 Hülebrandt, Weitere Bemerkungen zu den Üpanisads.
ein weißer Hund. Um ihn versammelten sich andere Hunde und
sprachen : ,Der Erhabene muß uns Speise ersingen, denn wir haben
Hunger'. Er sprach zu ihnen : „Trefft mich früh an derselben
Stelle". Baka Dälbhya oder Gläva Mäitreya wartete ab. So wie
6 man hier um das Bahispavaniänastotra zu singen gegenseitig sich an¬
fassend hinschleicht, so schlichen sie herbei, setzten sieh und riefen
hin ! ,0m, wir wollen essen, Om, wir wollen trinken. Gott Varuna,
Prajäpati, Savitr brachte Speise hierher! Herr der Speise. Speise
bringe, bringe hierher!" Genauer müßte man, um die Dehnungen 10 nachzuahmen, übersetzen: ,Bringe-e, bringe-e-e Speise hierhe-r usw."
Das Stück hat, so viel ich weiß, keine Erklärung gefunden.
Deussen vermutet („System des Vedänta" S. 13, und „Sechzig Üpa¬
nisads" S. 83) eine Satire auf die Priester und ihre „egoistische End¬
absicht, welche später, irgendwie allegorisch umgedeutet, Aufnahme
15 in den Kanon fand. Diese allegorischen Deutungen (die Götter
seien, erfreut über das Studium des Baka, ihm in Hundegestalt
erschienen, um ibm die Belehrung zu erteilen, daß der Zweck des
Studiums Broterwerb sei — oder, die Lebensodem hätten ihm in
dieser Erscheinung ihr Ernährtwerden durch den Mukhya Präna
M allegorisch zu verstehen gegeben) sind zu sinnlos, um ein Wort
darüber zu verlieren, während als Satire das Stück durch die Hunde
und das was sie tun und sagen das Gebahren der Priester und ihre
hungrige Bettelhaftigkeit sehr gut persiflieren würde."
Eine Satire scheint das Stück nicht, so wenig wie Rgveda
25 VII, 103 das Lied an die Frösche eine Satire ist. Wunderliche
Stücke setzen wunderliche Menschen voraus , und die gab es ira
Kreise der indischen Religiösen noch mehr als anderswo. Wir
kennen den Typus der Sädhus, der seine Vertreter schon im Rämä¬
yana hat (III, 6, 11) und uns aus der Geschichte der indischen
bo Sekten vertraut ist (siehe die Zusammenstellung bei Neu mann
(die Reden Gotamo Buddho's I, S. 546). Winternitz (Gesch.
der Ind. Litt. II, S. 37) erwähnt aus Majjhimanikayo No. 57 die Ge¬
schichte von dem Hundeasketen Acelo Seniyo kukkuravatika [kukku-
ravratiko~\ Solche Asketen werden nicht ohne Formel oder Bettel-
3.-. Spruch gewesen sein. Ich glaube mit der Deutung unseres Upanisad- te.xtes auf ein solches Stück alten Asketentums, dessen Bettelspruch und „Brähmana" hier hineingearbeitet ist, nicht fehl zu gehen.
1) Siehe auch Oldenberg, Buddha' S. 81; Neumann, a. a. 0. II, 77;
friiher Lassen, lA.^ 11,712.
315
Zur Erklärung des Rigveda.
Von K. Geldner.
1,103 und 104.
Das letzte der dem Kutsa zugeschriebenen Indralieder, 1, 104,
ist eine alte Crux interpretum. Nach dem ganzen Ton gehört es
zu den ältesten Stücken der Sammlung. Im Mittelpunkt steht eine
skizzenhaft behandelte Episode aus der Kuyavasage, deren Ganzes
den damaligen Hörern ohne Zweifel geläufig war. Andere Lieder
enthalten nur noch schwache Anklänge an diese Episode , so daß
das Lied wesentlich aus sich selbst erklärt werden muß. Die
Schwierigkeiten liegen überwiegend in unserer Unbekanntschaft mit
der Sage, weniger in einer absichtlich verdunkelten Ausdrucksweise.
Der historische Kern vieler Sagen ist der Kampf der Arier mit
den schwarzen Däsas. So auch hier. Der vorübergehende Rück¬
gang der arischen Macht wird von der Sage als zeitweilige Herr¬
schaft eines unarischen Dämons reflektiert. Indra , in dem das
arische Heldentum personifiziert ist, macht diesem Interregnum ein
Ende. Auf die Kuyavasage wird schon in 1, 103, 8 hingewiesen.
Beide Lieder hängen also zusammen und sollen darum gemeinsam
behandelt werden.
1, 103.
1. Jener höchste indrische (Name) von dir ist weit weg, diesen hielten die Seher vordem fest. Auf Erden ist dieser eine, im Himmel
der andere von ihm. Er wird gleichsam in eins vereinigt wie ein
Feldzeichen.
2. Er befestigte die Erde und breitete sie aus. Nachdem er
mit der Keule (den Vrtra) erschlagen hatte , ließ er die Wasser
laufen. Er erschlug den Lindwurm , zerspaltete den Rauhina , er¬
schlug den Vyamsa mit Geschick, der Gabenreiche.
3. Er hat von Natur einen Halt, da er an seine Stärke glaubt;
er zog umher, die dasischen Burgen brechend. Schleudere kundig,
du Keulenträger, dein Geschoß nach dem Dasyu; mehre, o Indra,
die arische Macht und Herrlichkeit.
4. Ihm, der das gern hat, (gaben) diese menschlichen Ge¬
schlechter (Namen), der den rühmlichen Namen ,der Freigebige"
Zoittohrift der D. M. G. Bd. 71 (1917). 21