Research Collection
Doctoral Thesis
Über die färberischen Eigenschaften einiger einfacher Azofarbstoffe
Author(s):
Kern, Emil G.
Publication Date:
1921
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000092063
Rights / License:
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ETH Library
Aus dem technisch-chemischen Laboratorium der Eidgen. Techn. Hochschule in Zürich
Prof. Dr. H. E. Fierz.
Über die färberischen Eigenschaften
einiger einfacher Azofarbstoffe.
Von der
Eidgenössischen Technischen Hochschule
in Zürich
zur Erlangung der
Würde eines Doktors der technischen Wissensdiaften
genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegt von
Emil G. Kern, dipl. Ing.-Chem.
aus Aarau.
Referent: Herr Prof. Dr. H. E. FIERZ.
Korreferent: Herr Prof. Dr. H.STAUDINOER.
261
ZÜRICH a 1921.
Diss.-Druckerei Gebr. Leemann & Co.
Stockerstr. 64
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MEINER LIEBEN MUTTER
GEWIDMET.
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Vorliegende
Arbeit wurde vonApril
1919 bis Juli 1920 amtechnisch-chemischen Laboratorium der
Eidgenössischen
Tech¬nischen Hochschule
ausgeführt.
Ich erlaube
mir,
an dieser Stelle meinem hochverehrtenLehrer,
Herrn Prof. Dr. H.
FIERZ,
unter dessen
Leitung
die Arbeitdurchgeführt wurde,
für das rege Interesse, das er mirjederzeit entgegenbrachte,
meinen herz¬lichsten Dank
auszusprechen.
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Einleitung.
Zweck dieser Arbeit war, eine
vergleichende
Zusammen¬stellung gewisser
lackbildender und saurer Azofarbstoffe zugeben.
Da das Gebiet
außerordentlich kompliziert ist,
schien esangezeigt,
sich ingewissem
Sinne zubeschränken,
und nur solche Azofarb¬stoffe zu
vergleichen,
welche meist sehr einfachzusammengesetzt
sind.Aus diesem Grunde wurden die Farbstoffe der Benzolreihe
gewählt
und dieNaphtalinfarbstoffe
mitwenigen
Ausnahmen un¬berücksichtigt gelassen.
Diewenigen Naphtalinbeispiele zeigen aber,
daß die Verhältnisse dort ganz andersliegen,
sowohl in Be¬ziehung
auf Nuance, als auch inBeziehung
auf Stärke.Neben seit
langem
bekannten Farbstoffen wurden eine ganze Reiheneuer Azofarbstoffehergestellt.
Fernerwurden die Produktesorgfältig gereinigt
und in molekularer Stärkeverglichen.
Nur dadurch war esmöglich,
dieWirkung
derChromophore
und Auxo- chromegegenseitig
zuvergleichen.
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Theoretischer Teil.
Übersicht über die
neuerenAnsichten auf dem Gebiet der Farbentheorie.
Zum bessern Verständnis der
vorliegenden
Arbeit scheint esangezeigt, wenigstens
in kurzenZügen
dieAnschauungen,
welche dieses Gebietbeherrschen, darzulegen.
Der
Erste,
welcher an Hand einesvollständig ungenügenden
Materials eine Theorieaufstellte,
war 0. N. Wi11.1)
Diese Theorie wurde kritiklos in viele Lehrbücheraufgenommen
und hat mehr verwirrend als klärendgewirkt.
Witt sagt, daß
gewisse Gruppen
dieTräger
der Farbeseien,
er nennt sie
Farbenträger
oderChromophore.
Er vermutet, daß dieNitrogruppe2)
einChromophor sei,
weist aber mit Sicher¬heit
nach,
daß die —C =0—Gruppe
einChromophor
ist. Durch den Eintritt eines solchenFarbenträgers
inBenzolkerne, Naph-
talinkerne etc. entsteht einFarberzeuger,
den er mit demgrie¬
chischen Wort
Chromogen
benennt. EinChromogen
ist aber noch kein Farbstoff mit Affinität zur Faser. Dadurch entsteht sofort eineUnklarheit,
dennFarbigkeit
als solche hat nichts mitVerwendung
einesfarbigen Körpers
in der Textilchemie zu tun.Damit ein
Chromogen
zum Farbstoffwerde,
muß nach Witt noch einHilfsfarbenträger eintreten,
den er als Auxochrom bezeichnet. Erkonstatiert,
daß dieAmidogruppe
und dieHydroxyl¬
gruppe Auxochrome sind und weist
nach,
daßAcylierung
deren!) B. 9, 522 (1876); B. 21, 325 (1888).
Fierz, Farbe und Farbstoffe. Vortrag, gehalten vor der Jahresversammlung der Gesellschaft Schweiz. Chemiker, Bern.
2) B. 39, 1084 (1906).
Wirksamkeit
beeinträchtigen
oder ganz zerstören kann. Diese Wit t'schenAnschauungen
erwiesen sich bald alsungenügend,
und besonders nichtgeeignet,
dieWirkung
von Beizenfarbstoffen zuerklären. Wenn Witt
beispielsweise
dieCarbonylgruppe
0 = 0 alsChromophore erwähnt,
welche ohne weiteres mit derAzogruppe
N = Nvergleichbar ist,
so istjeder
Farbenchemiker sofort imKlaren,
daß ein solcherVergleich
unstatthaft ist. Während dieAzogruppe
imallgemeinen
ohnejede
Auxochrome eine starkeFarbigkeit bewirkt,
so ist dies bei Ketonfarbstoffenhäufig
gar nicht der Fall. Ferner sindgroße Farbstoffklassen, beispielsweise Alizarine,
schwachgefärbte Körper,
derenFarbigkeit
erst durchLackbildung
inErscheinung tritt,
eineTatsache,
welche(Stillschweigend übergangen
wird. Trotzdemvergleicht
man dann ohne weiteres eineFärbung
vomTypus
des Alizarinrots mit einerFärbung
vomTypus
desSäu/eanthracenrots
und zieht ver¬gleichende Analogieschlüsse.
Es sollen in dieser Arbeit aber die verschiedenen Ansichten der Farbentheoretiker
keineswegs
verurteiltwerden,
da eine der¬artige Stellungnahme
nach denheutigen
Kenntnissenüberhaupt unmöglich
ist.Während
Witt,
wie wirgesehen haben, lediglich versucht,
mit Worten dasauszudrücken,
was der Chemiker alsRegel
er¬kannt
hat,
ohneirgendwie
auf eine tieferephysikalisch-chemische Erklärung einzutreten,
versuchtHugo Kauffmann3)
an Handsorgfältiger Experimente
dieWechselwirkung
vonChromophor
und Auxochrom tiefer zuergründen.
Er kommt an Hand seines Ma¬terials unter Anderen zu
folgenden
Schlüssen:Der
Begriff
derChromophore
und Auxochrome im W itt'schen Sinne bleibt unverändert. Die Auxochrome werdensystematisiert
und nach ihrerWirkung
in verschiedeneGruppen eingeteilt.
DieAminogruppe
ist daskräftigste Auxochrom, Alkylierung
verstärkt die auxochromenEigenschaften, Acylierung
schwächt sie. DieHydroxylgruppe
ist ein schwachesAuxochrom, kräftigere
Wir¬kungen
werden erst beim Vorhandensein zweier oder mehrerer 3) Hugo Kauffmann, Über den Zusammenhang zwischen Farbe und Konsti¬tution chemischer Verbindungen.
Hugo Kauffmann, Die Auxochrome.
— 11 —
erzielt.
Alkylierung
erhöht ingeringem
Maße die auxochromenEigenschaften, Acylierung
schwächt sie. DieÄthylenbindung
C=C verhält sich wie ein Auxochrom. Auxochrome undChromophore
sind keine absolutenGegensätze.
Und schließlich: Auxochrome unterstützen sich nur, wenn sie inPara-Stellung
zueinanderstehen,
in Ortho- undMeta-Stellung
hemmen sie sich(Verteilungssatz
derAuxochrome).
Es wird fernergezeigt,
daßfast alle Benzolderivate im Teslalichtaufleuchten4)
und aus dieserphysikalischen
Erschei¬nung wird
geschlossen,
daß die Konstitution des Benzols einenweitgehenden
Einfluß auf dieFarberzeugung
habe. Ich möchtebemerken,
daß dieTatsache,
daßBenzol-, Naphtalin-
und Anthracen-Derivate diegünstigsten Ausgangsprodukte
für künst¬liche Farbstoffe
sind,
schon seit Peter Grießjedem
Techniker bekanntsind,
und daß ein„Aufleuchten"
im Teslalicht wohl ein Kriterium für Benzolkerne seinkann,
daß aber dieses Aufleuchtenkeineswegs
die selektiveAbsorption
von Farben im sichtbaren Teil desSpektrums
erklärt.Als
wichtigstes Ergebnis
derumfangreichen
Kauffmann- schenUntersuchungen,
die er in seinem Werk„Die
Auxochrome"niedergelegt hat,
erscheint mir sein oben zitierter„Verteilungs¬
satz der
Auxochrome",
und meine Arbeit bezweckte unterAnderm,
die Kauffmann'schenBehauptungen
auf ihreStichhaltigkeit
zu untersuchen. Kaufmann stellte seinen
Verteilungssatz
der Auxo¬chrome an Hand
folgender
Tatsachenauf5):
OCHs
NO,Nitroresorcindimethyläther
Nitrohydrochinondimethyläther
OCH3 OCH8
N02
ist
gelblichweiß gefärbt
ist stark
citronengelb
OCH.
4) B. 33, 1725 (1899); B. 35, 473 (1902); B. 36, 561 (1903).
5) B. 39, 2722—26 (1906). Vgl. Kauffmann, Fluoreszenz und Konsti¬
tution, C. 1906, II, 34.
p-Nitroveratrol
OCHs OCH3
ist
blaßgelb
undm-Nitroveratrol
N02 OCH3
OCH,
N02
ist farblos.Diese vier Stoffe seien von
eindeutiger
Konstitution und Um-lagerung
im Sinne von Hantzsch zu Chinoiden sei aus¬geschlossen.
Es ist wohl
überflüssig,
zubemerken,
daß es absurd er¬scheint,
derartweitgehende Analogieschlüsse
an Handeiniger weniger Beispiele
zu ziehen. Es sei hier aber nur so vielgesagt,
daß der Kauffmann'sche Satz alsunrichtig
erkannt wurde.Wesentlich tiefer in die Sache
eingehend
sind die Unter¬suchungen
von A. Hantzsch. Seine Ansichten sind sobekannt,
daß es keinen Sinn
hat,
sie in extensowiederzugeben.
Hantzsch hatgezeigt,
daß in allenFällen,
wo aus einem farblosenKörper
durchEinführung
einer weiteren farblosenGruppe
selektive Ab¬sorption
imSpektrum eintritt,
höchst wahrscheinlich eine tiefer¬gehende,
konstitutive chemischeVeränderung
eintritt. Es ist ihm auch in seiner bekanntenArbeit6)
über dieNitrophenolester
ge¬lungen,
einwandfreinachzuweisen,
daß der ortho- und der para-Nitrophenol-methyläther
in zwei isomeren Formenauftreten,
die Einefarbig,
die Andere farblos. Hantzsch formulierte be¬kanntlich:
NaO-N=0
H.CO
-N=0N02
OCH3 I I
0 0
In Worten: Die 0- und
p-Methyläther
desNitrophenols
sind entweder benzoid oder chinoid konstituiert. Der rotechinoide
6) B. 39, 1073—1105 (1905).
— 13 —
Aci-Ester ist
analog
konstituiert wie dieroten Metallsalze der freienNitrophenolsäure.
'Während Hantzsch
unbedingt
daranfesthält,
daß die Aci- Form einegleiche
Konstitution wie das Benzochinonhabe,
also ein Chinonderivatsei,
so kann man nach den moderneren An¬schauungen
vonWerner,7)
welcher bekanntlichbestreitet,
daß der Stickstoff fünfgleichwertige
Valenzen entwickelnkönne,
an¬nehmen,
daß diefarbigen
Derivate desNitrophenols
Nebenvalenz-verbindungen sind,
welche man also wiefolgt
schreiben kann:0 t r 0 n
Na CH.
NO,-«
Ln<V
Immerhin muß bemerkt
werden,
daß'derartige
Formulie¬rungen
eigentlich
keinengroßen
Werthaben,
denn schonBaeyer
hat in seinengroßen
Arbeiten über das Fuchsin eine wechselndeStellung
inBezug
auf dessen Konstitutioneingenommen.
Es mußjedoch
gesagtwerden,
daß die Ha ntzs ch'schen Arbeiten zu denwichtigsten Untersuchungen
auf dem ganzen Gebiet der Farben¬chemie
gehören,
und daß es meines Erachtens von sekundärer Be¬deutung ist,
ob man die von Hantzsch gewonnenen Erkenntnisseso oder so formuliert. Heute werden in der Literatur über Farben¬
chemie
folgende Gruppen
alsChromophore
bezeichnet:= C= C= = C =0 = C= NH CH= N—
•N = N—N =
—N = N-
=C—NO
=C —S—
N =N-
II
0 NO,
C=
= c = s
Auxochrome sind:
NH2, OH, OCH3) OC2H5, NHCH3, NHC«H5, NCH3C6H5
etc. Es wurden dieBegriffe „hypsochrome Gruppen"
(farberhöhende)
und„bathochrome Gruppen" (farbvertiefende)
etc.eingeführt,
man sucht sich aufjede mögliche
Art und Weise Un- ') B. 42, 4324, 27 (1908).erklärliches erklärlich zu machen. Aber fast immer wird ver¬
gessen, daß man durch Worte
lediglich ausdrückt,
daß ein ge¬wisses Phänomen beobachtet wurde und daß man dieses Phänomen einfach mit einem Namen
tauft,
ohne zuversuchen,
die näheren Umstände zuergründen,
warum dieErscheinung
auftrat. So sind im Laufe der Zeit diemerkwürdigsten
Worteentstanden,
wie„Halochromie", „Polyhalochromie", „Luminogene", „Fluorophore",
nebst der Annahme der
Spaltbarkeit
derValenzen,
dieje
nach Geschmack durchBogen-
oderZickzacklinien angedeutet
werden.Zur
Klärung
derLage
haben aber diese„Erklärungen"
nicht bei¬getragen.
Die
Farbstoffe,
welche in dervorliegenden
Arbeit untersuchtwurden,
sind nach meist bekannten Methodendargestellt.
Es sind die
Mono-azo-Farbstoffe:
I.
Benzol-azo-salicylsäure
N =
N( >0H
COOH II.Phenol-azo-salicylsäure
OH< >N
=N< >OH
COOH III.Kresol-azo-salicylsäure
OH< >N
=N<
>OHCH3
COOHIV.
o-Methoxybenzol-azo-salicylsäure (Chromechtgelb
2 G(Agfa)) OCH3
n =
n/ S
ohCOOH
V.
p-Aethoxybenzol-azo-salicylsäure (Alizaringelb
6 G(M) etc.)
B6C2o/ Nn
=n/ \0H
COOH
15
VI.
m-Nitrobenzol-azo-salicylsäure (Alizaringelb
2 G(M) etc.) NO,
V>N =N</ \0H
COOH
VII.
m-Nitrobenzol-azo-kresotinsäure (Eriochromgelb
G(Gy)
N02 CH3
>N =N</ \oH
COOH
VIII.
Chlorbenzoe-azo-salicylsäure
Cl/ \n
= N< OHCOOH COOH
IX.
Azosalicylsäure (Eriochromflavin
A(Gy))
OH N = N< OH
COOH
X.
Chlorbenzoe-azo-kresotinsäure
Cl<COOH
CH3
[On=n<C
OHCOOH
XI.
Salicyl-azo-kresotinsäure
OH
< >N
= NCOOH
CH3
OHCOOH COOH
XVIII.
y-Säure-azo-salicylsäure,
sauergekuppelt
OH i—N=N—i
ïNH2 /\
HO»S
OH COOH
XIX.
y-Säure-azo-salicylsäure,
alkalischgekuppelt
OH
^
NH2
,_ N = N—
OHkJ HOsS
COOH
XX.
H-Säure-azo-salicylsäure, essigsauer gekuppelt
OH
NH2
OH
N = N-
HO.S SO.H
COOH
Ferner die
Dis-azo-Farbstoffe:
XII.
Benzidindisulfosäure-azo-salicylsäure (Chomocitronin (D. H.)) OH< >N=N< X >N=N< >OH
COOH S03H SO3H COOH
XIII.
Diamidostilbendisulfosäure-azo-phenäthol (Chrysophenin)
H5C20 / Nn
-N^^CH
=CH^ \n
=NOC.H«
S03H SO3H
XIV.
Benzidindisulfosäure-azo-phenäthol
>N = N<
HßC20
N = N<OC2H5
S0SH S0SH
XV.
o-o'-Thioanilindisulfosäure-azo-phenäthol S03H S03H
HsC20
i-S-
OC.H,
XVI.
p-p'-Thioanilindisulfosäure-azo-phenäthol
HfiC20< >N
=N< -S- N=N0C2HB
SO,H
SO.H— 17 — XVII.
Benzidindisulfosäure-azo-tt-naphtol-äthyläther
H6C,0 <_J>
N =N^ \<^ ^>N
=N< >
OCaHaSOJ SO-H
Es ist zu
bemerken,
daß die lackbildendenSalicylsäure-
und Kresotinsäure-Derivate sämtlich in Form ihrer Chromlacke vor¬liegen,
wodurch scheinbar eineKomplikation
derUntersuchung
eintritt. Die Versuche haben abergezeigt,
daß die Stärkeverhält¬nisse der chromierten und der unchromierten
Ausfärbungen gleich
sind.Die
Oxycarbonsäurederivate
haben dengroßen präparativen Vorteil,
daß dieAzogruppe
mit Sicherheit nur inpara-Stellung
zum
Hydroxyl eintritt,
und daß dieKupplung
imallgemeinen
vielglatter verläuft,
als mit Phenol.Die Disazofarbstoffe sind sämtlich solche
Produkte,
welche zwei Benzolkerne direkt oder indirektverknüpft
enthalten. Es wurden zum Zwecke derUntersuchung 2—2'-Benzidindisulfosäure,
o—o'- und
p—p'-Thioanilindisulfosäure gewählt.
Die beiden Thio- anilindisulfosäuren wurden nach einer neuen, technisch inter¬essanten Methode
dargestellt.
Es wurde auch dasChrysophenin
in den Bereich derBetrachtung
gezogen undfestgestellt,
daß dieÄthylenbindung
C=C eine ganz ungeheureVerstärkung
der Farb¬kraft
bedingt.
Die
Ausfärbungen
wurden auf Wolle vorgenommen. DerVersuch,
ein anderes Material(Seide)
zumVergleich
heranzu¬ziehen, schlug
vollkommenfehl,
indem es sichzeigte,
daß zinn¬beschwerte Seide von einem Großteil der
hergestellten Präparate
schwach oder gar nichtangefärbt
wurde. DieseErscheinung
ist dem Koloristen natürlichwohlbekannt,
wird aber in akademischen Kreisen vollkommenignoriert.
Die
Ausfärbungen ergeben:
Monoazofarbstoffe der Benzolreihe mit Kresotinsäure sind wesentlich stärker als die
Salicylsäure-Derivate.
Wirfinden,
daß dieMethylgruppe
einen sehr deutlichen„auxochromen
Effekt"hervorruft. Diese
Beobachtung
ist technischen Kreisen teilweisebekannt und steht in direktem
Gegensatz
zum Kauffmann'schenVerteilungssatz
der Auxochrome. Der FarbstoffAzosalicyl-
säure von der FormelCOOH COOH
HO/ \n
=N/ \oH
wurde das erste Mal in dieser Arbeit nach dem Patent von J. R.
Geigy
(C. Mettler) vollständig analysenrein hergestellt.
Auch hiergilt
genau das Gleiche wie bei denBenzol-Monoazofarbstoffen,
nämlich der reineKresotinsäurefarbstoff istwesentlich, schätzungs¬
weise 25o/o, stärker als das reine
Salicylsäurederivat,
beiübrigens gleichen
färberischenEigenschaften.
Die genaue chemische Be¬schreibung
dieser Produkte findet sich imexperimentellen
Teil und in der tabellarischenZusammenstellung.
Die
glatte Bildungsweise
dieses technisch außerordentlich inter¬essanten
Produktes,
dasunterdemNamen EriochromflavinA in den Handelkommt,
lud zu Versuchenein,
dieses Produkt auf einem anderenWege
zugewinnen.
Die sehr zahlreichenVersuche,
die über dieses Themaangestellt wurden,
blieben leider ausnahms¬los in den
Anfangsstadien
stecken. Immerhin wurden eine Reihe interessanterZwischenprodukte hergestellt
und alspositiver
Er¬folg
ist eine neue und sehrglatte
Methode zurDarstellung
desAzophenols aufgefunden
worden. Eszeigte
sichauch,
daß der FarbstoffChlorbenzoeazosalicylsäure
No. VIII von der FormelCOOH COOH
ci/ \n
=n/ \oh
durch die
Einführung
einer zweitenHydroxylgruppe
nicht so sehr verstärktwird,
als man von vorneherein erwarten könnte. DieVerstärkung beträgt schätzungsweise
30 °/o,dagegen
wird der Chromlackinfolge
der beidenLackgruppen vollständig
walk- undpottingecht,
und die Lichtechtheit wird außerordentlichgesteigert.
Die Farbstoffe mit zwei
Chromophoren,
das sind die Farb¬stoffe No. XII—XVII:
19
XII HO N=N N=N' OH
COOH SO.H SO.H COOH
XIII
HßC.O
N=N<H H^
SO.H"
"
SO,H
N=
N< >OC2H5
XIV
H5C2Q<^ ^>N
=N<^ ^ )>N~N^ ^>OC2H5
SO.H S0,H
XV
HO.S S
N N
II II
N N
SO,H
OC2H5 OC2H 2-"5 >-"J2"6
XVI
H5C20< >N
=N N =n/ \
SO.H S0,H
OC2H
2n5XVII
H5C,0
N=N N-NS03H SO3H
OC2HB
zeigen,
daß dieZwischenschaltung
einer —S—Gruppe
zwischen die zwei Benzolkerne die Farbkraftherunterdrückt,
die Affinitätzu
zinnchargierter
Seide auf Null reduziert und die Lichtechtheit unverändert läßt.Der Farbstoff aus
2,2'-Benzidindisulfosäure
mitSalicylsäure,
No.XII,
Chromocitronin vonDurand-Huguenin,
ist außer¬ordentlich
farbkräftig
und wird nur übertroffen vom Chryso¬ph
enin No. XIII. Dieser Farbstoffzeigt sich,
wie schon er¬wähnt,
allen anderen Produkten inBezug
auf Farbkraft und Rein¬heit der Nuance weit
überlegen. Dagegen
ist esmerkwürdig,
daß nurgerade
das Phenäthol-Derivat der Diamidostilbendisulfo- säure diese Vorteileaufweist,
während alle andern Produkte dieser Säure schwach und technisch ohnejedes
Interessesind,3) ja,
so¬gar das Kresol-Derivat ist schwach im
Vergleich
zum Phenol-Farbstoff,
auch wenn man an Stelle derÄthylgruppe
dieMethyl¬
gruppe
einführt, geht
die Farbkraft wesentlich zurück. DiesesBeispiel zeigt,
daß sichallgemeine Regeln
heute unter keinen Umständen aufstellen lassen.Genau wie bei den Kresotinsäure-Azofarbstoffen entgegen der Annahme von Kauffmann Auxochrome in ortho-
Stellung
wesentlicheFarbvertiefungen
hervorrufenkönnen,
sozeigt sich,
daß bei den Farbstoffen aus o—o'- undp—p'-Thioanilindisulfo-
säuregerade
die Ortho-Stellung
der Auxochromeausschlag¬
gebend
auf die Stärke einwirkt. Das Derivat aus der o—o'-Thio- anilindisulfosäure stellt einen neuenTypus derartiger
Farbstoffe dar undzeigt,
wie außerordentlichvorsichtig
man inAnalogie¬
schlüssen sein muß.
Es wäre nun meines Erachtens vollkommen
verkehrt,
wennman
behaupten wollte,
daß die Auxochrome inortho-Stellung
eine stärkereWirkung
ausüben alsjene
inpara-Stellung,
sondern wir schließen aus den erhaltenen Resultatenlediglich,
daß unsereheutigen
Kenntnisseungenügend
sind.Im
experimentellen
Teil habe ich die neuhergestellten
Deri¬vate zuerst
behandelt,
während die schon bekannten Produkte nurkurz
besprochen werden,
ganzbesonders,
weilGrandmougin
und N ietzk i in einer Reihe vonsorgfältigen
Arbeiten diese Farb-8) Diese Tatsache ist dem Techniker so allgemein bekannt, daß keine dies¬
bezüglichen Präparate dargestellt wurden.
— 21 —
stoffe genau charakterisiert haben.
Dagegen
sind sie nie in molekularen Verhältnissen unter genaugleichen Bedingungen
aufgleiche
Textilmaterialienausgefärbt worden,
was nach den heu¬tigen
Kenntnissen der Färbereiunumgänglich notwendig
ist.Abweichende Befunde werden im
experimentellen
Teil be¬sonders
hervorgehoben
werden.Experimenteller
Versuche
zurDarstellung der Azosalicylsäure.
Die
Auffindung
desChromocitronins
durch Durand-Huguenin gab Veranlassung
zurEntdeckung
des Eriochrom-flavin
A, Azosalicylsäure,
denn beim Chromocitronin wurde das erste Malgezeigt,
daß dieEinführung
von zwei beizen¬ziehenden
Gruppen
am Ende einerlängeren Kohlenstoff-Kette
eine außerordentlicheVerstärkung
der Farbkraft und Verbesse¬rung aller färberischen
Eigenschaften bedingt.
Über die
Azosalicylsäure
als chemischeVerbindung
existiert in der Literatur keinerleiAngabe,
dieDarstellung
des Farb¬stoffs
Azosalicylsäure
istjedoch patentiert.9)
Die
Azosalicylsäure
wurde nach Patent-Vorschriftdargestellt.
Sodann wurden zahlreiche Versuche
unternommen,
um auf einemandern,
technisch ausführbarenWege,
zu diesem Produkt zu ge¬langen.
Darstellung
derAzosalicylsäure
nach PatentGeigy.
Daszitierte
Patent9)
beschreibtdieDarstellung
derAzosalicyl¬
säure aus
o-Ghlor-m-amido-benzoesäure
nachfolgendem
Schema:Cl OH
ïCOOH /N.COOH
Cl
/NcOOH
+ NH2
COOH
N
II
NN
II
N OHOH
COOH COOH
OH 9) D. R.P. 278 613. Frdl. XII, 323.
— 23 —
Die
o-Chlor-m-amido-benzoesäure
wurdedargestellt
aus o- Chlorbenzoesäure durchNitrieren,
wobei dieNitrogruppe haupt¬
sächlich in
para-Stellung
zum Chlor-Atomeintritt,
and Reduktion mit Zinkstaub nach Béchamp:Cl Cl Cl
COOH COOH COOH
N02
•NH2
Sechs Versuchezur
Darstellung
derAzosalicylsäure
auf diesemWege
führten zufolgender
bester Vorschrift:Nitrierung
dero-Chlorbenzoesäure.1")
16 gr
(Vio Mol.)
reine o-Chlorbenzoesäure werden in einem durchEis-Kochsalz-Mischung gekühlten Glastopf
in 80grSchwefel-säure-Monohydrat gelöst,
und hierauf unter Rühren und Inne¬haltung
derTemperatur
—5° bis max. 0° eineMischung
von(Vio -\~ Vioo Mol.)
80 %Salpetersäure
= 8 gr und 20 gr Mono-hydrat langsam eingetropft. Gegen
Ende scheidet sich der Nitro-körper
aus. Nach 12stündigem
Stehen wird auf 60—70° erwärmt, wobei derNitrokörper
teilweise inLösung geht.
Hierauf wird auf 200 gr Eis gegossen, dieausgefällte,
noch mit unveränderter Chlorbenzoesäureverunreinigte
o-Chlor-m-nitrobenzoesäure ab-genutscht, gewaschen
und zweimal aus 500 ccm heißen Wassers umkristallisiert. Sie schmilzt bei 164°(unkorr.) (165°).
Aus¬beute: 90%.
Reduktion der
Chlornitrobenzoesäure.11)
17 gr
(Vio Mol.)
Chlornitrobenzoesäure werdengelöst
in einerwarmen
Auflösung
von 11 gr Soda in 70 ccm Wasser und durchZugabe
von 5 ccmEisessig
starkangesäuert.
DieseLösung tropft langsam
auf 100 grZinkstaub, suspendiert
in 250 ccm siedenden Wassers undangeätzt
mit 2 ccmEisessig,
das Ganze in einem 3 Liter fassendenEmailletopf
auf einem Gasofen. Sofort tritt10) B. 30, 1099 (1897). II* 778.
") A. 222, 198;B. 35, 3703 (1902).
starke
Schaumentwicklung ein,
die Schaumhöhe wirdreguliert
durch rascheres oderlangsameres
Rühren. DasEintropfen
daure zweiStunden,
dann wird noch eine Stunde kochendgerührt (die Siedetemperatur
muß während der ganzen Dauer der Reduktionunbedingt innegehalten werden)
und hierauf durch Einstreuenvon 12 gr calcinierter Soda alkalisch
gemacht,
heiß von Zink¬staub
abgenutscht
undnachgewaschen.
Dasfarblose
Filtrat wird mitSalzsäure
schwachangesäuert
und auf dem Wasserbad aufca. 200 ccm
konzentriert.
DieLösung
wird direkt zur Diazotie- rungverwendet,
denn es hat sichgezeigt,
daß es keinen Zweckhat,
dieChloramidobenzoesäure abzuscheiden.
Der Gehalt anAmidokörper
wird durch Titration mit normal-Natriumnitrit er¬mittelt. Ausbeute: bis 92%.
Diazotierung
undKupplung
mitSalicylsäure.
Chlorbenzoe-azo-salicylsäure.
No.VIII.12)
170 ccm
10°/oige Lösung
vonChloramidobenzoesäure
werden mit 30 ccm30%iger
Salzsäure angesäuert und mit Eis auf ca.—2°
gekühlt.
Man diazotiert mit 35 ccm20°/oiger Nitritlösung.
Die klare
Diazolösung
wird in dünnem Strahl in eine eiskalteLösung
von 15 gr(710
Mol.+
10°/oÜberschuß) Salicylsäure
in 150 ccmWasser,
15 ccm30°/oiger Natronlauge
und 40 gr Soda gegossen. Schon nach Verlauf einer Stunde hat dieSalicylsäure vollständig gekuppelt (Prüfung
mit alkalischerl°/oiger
H-Säure-Lösung).
Man versetzt unter Rühren mit 15%Kochsalz,
der Farb¬stoff scheidet sich
kolloidal,
in nicht filtrierbarerForm,
ab. Durch Erhitzenauf80°und Ansäuern mit Salzsäurewird die Chlorbenzoe-azo-salicylsäure
in leicht filtrierbarer Formquantitativ ausgefällt.
Der stark
kochsalzhaltige
Farbstoff wirdgereinigt
durch Auflösen inammoniakhaltigem,
heißemWasser,
Aufkochen und Filtrieren derLösung
und siedendheißem Fällen mit reiner verdünnter Salz¬säure. Nur auf diese Weise scheidet sich der Farbstoff
flockig
aus.Durch
dreimaliges
Umfallen wurde der Farbstoffgereinigt.
Ausbeute: 95 %.
!) Keine Literaturangabe.
— 25 —
Die
Chlorbenzoe-azo-salicylsäure
istschmutzig gelbgrün
ge¬färbt,
sis bräunt sich bei 284°, um bei 288°(unkorr.)
unter Zer¬setzung zu schmelzen. Die
Analyse ergab:
Asche: in
0,4038
gr Substanz 0,0002 gr =0,04%
0,2132 gr Substanz
gaben 17,00
ccm N bei 720 mm, und 15°Berechnet für
C14H905N2C1 8,75
% N Gefunden:8,79
% N Durch Lösen von1,0
gr Farbstoff und 1 gr Natriumacetat mit Wasser zu 100 ccm wurde einel%ige Farbstofflösung
her¬gestellt.
Ersatz des Chlor durch
Hydroxyl.
Azosalicylsäure
No. IX.32 gr
(Vio Mol.)
reineChlorbenzoeazosalicylsäure
werden ge¬löst in 50 ccm
30°/oiger Natronlauge
und 200 ccmWasser,
hierauf wird 1 grKupfersulfat,
inwenig
Wassergelöst,
dazugegeben,
die
Flüssigkeit
in einen 400 ccm fassendenRotier-Autoklaven1S) gebracht
und während 10 Stunden auf 140° erhitzt. Druck ca.4 Atm. Andern
Tages
wirdgeöffnet,
die roteFlüssigkeit
heraus-gegossen und von
Kupferoxydul
abfiltriert. Das Filtrat wird auf¬gekocht
und mit reiner Salzsäure schwachangesäuert.
Die in Wasser vollkommen unlöslicheAzosalicylsäure
scheidet sich ingelben
Flocken ab. Ausbeute: 95%.Aus 156 gr reiner ortho-Chlorbenzoesäure erhält man nach- dieser Methode im besten Fall 234 gr reine
Azosalicylsäure.
Durch
viermaliges
Umfallen wird dieAzosalicylsäure
chemisch rein alsgelbes
Pulver erhalten. Sie ist inorganischen
Lösungs¬mitteln nahezu
unlöslich,
in kochendemEisessig
sehr schwer lös¬lich und fällt beim Abkühlen als mikrokristalline
Doppelgebilde.
Das in den Handel
gebrachte
Natriumsalz ist leicht wasserlöslich und vongelbroter
Farbe. Beim Erhitzen derAzosalicylsäure
tritt bei 240°Bräunung ein, Schmelzpunkt
277°(unkorr.)
unter Zer¬setzung.
DieAnalyse ergab:
13) H. E. Fierz, Grundlegende Operationen der Farbenchemie.
Diss. E. v. Muralt, Zürich 1919.
Asche: in
0,2937
gr Substanz0,0002
gr =0,06
%I.
0,1976
gr Substanzgaben 0,4031
grC02
und 0,0601 grH20
IL
0,2960
„ „ „0,6025
„C02
„0,0919
„H20 0,1608
„ , „13,5,
ccra N bei 724mm und 15°.Berechnet für:
CuH10O6Nj
Gefunden:C =
55,62
% Mittel: C =55,57
%H =
3,33
% H =3,44
%N =
9,27
% N =9,31
%I. C =
55,63
%, H =3,41
%, II. C =55,52
%, H =3,48
%.Durch Lösen von 1 gr Farbstoff mit 1 gr Natriumacetat zu
100 ccm wurde eine
l%ige Farbstofflösung hergestellt.
Versuche zur
Darstellung
derAzosalicylsäure auf
anderemWege.
Zur
Darstellung
derAzosalicylsäure
auf eine andere Art standen verschiedeneWege offen,
die kurzbesprochen
werden sollen.I. Konnte
Azophenol
in guter Ausbeutedargestellt werden,
so schien eseinfach,
nach der äußerstglatt
verlaufenden Reaktion von Kolbe-Schmitt zweiCarboxylgruppen
in ortho-Stellung
zumHydroxyl
einzuführen. Im Falle einesMißerfolges
•stand noch die Reimer-Tiemann'sehe Methode mit Tetra¬
chlorkohlenstoff oder Chloroform zur
Verfügung.
IL Konnte das bis heute nicht bekannte
para-Azo-ortho-
Kresoldargestellt werden,
so waranzunehmen, daß,
eventuell nachVeresterung
der beidenHydroxylgruppen,
die zweiMethyl¬
gruppen ohne weiteres zu
Carboxylgruppen oxydiert
werden könnten.III. Da
Salicylsäure
mitDiazosalicylsäure
nichtkuppelt,
mußte danachgetrachtet werden,
denAmidosalicylsäure-p-toluol-
sulfoesterdarzustellen,
denn es istlängst bekannt,
daß schlechtkuppelnde Diazokomponenten
nachVeresterung
mitp-Toluolsulfo-
chloridausgezeichnet kuppeln.
— 27 —
Versuche zur
Darstellung
derAzosalicylsäure
überAzophenol.
Darstellung
vonAzophenol.14)
Durch die
umfangreichen
Arbeiten von Willstätter undBenz1*)
sind Konstitution undEigenschaften
desp-Azophenols•
aufgeklärt worden,
aber keine der vielenDarstellungsmethoden
ist technischdurchführbar,
weil die Ausbeate niemals 30% über¬schreitet. Durch zahlreiche Versuche wurde
festgestellt,
daßAzophenol
auf dem einfachstenWeg,
durchDiazotierung
von p-Amidophenol
undKupplung
mitPhenol,
nicht erhalten werdenkann,
weder durchKupplung
inessigsaurer
oder sodaalkalischerLösung,
noch in sehr schwach alkalischerLösung
mit Calcium-hydroxyd
oderMagnesiumhydroxyd.
In sehr schwach alkalischerLösung kuppelte
Phenol im Verlauf von 6—24 Stunden aufEesorcin,
durch Ansäuern der dunkelbraunenLösung
wurdejedoch
immer braunschwarzes Harz in einer Ausbeute von10—50o/o erhalten. Dieses
Harz,
leicht löslich inAlkohol,
etwas schwerer in Äther undBenzol,
konnte nicht kristallisiert werden.Nach Vorschrift
Vorländer15)
in verdünnterKalilauge
ge¬löst,
wurde durch Einleiten von Kohlensäure immer dasselbe braun¬schwarze, amorphe
Pulver vomSchmelzpunkt
100°—110° (un¬scharf,
unterZersetzung) ausgefällt.
Die Versuche in dieser Rich¬tung wurden daher
aufgegeben
und danachgetrachtet, Azophenol
auf einemUmweg
zugewinnen.
Wie schon oben
bemerkt, kuppeln
die Toluolsulfoester imallgemeinen glatt
und leicht.p-Toluolsulfochlorid
ist in der Technik sehrbillig,
alsAbfallprodukt
bei der Saccharinfabri¬kation,
und ingroßen Mengen verfügbar.
Wurde,
nach untenstehendemSchema, p-Nitrophenol
mit p- Toluolsulfochlorid verestert und dieNitrogruppe reduziert,
so mußte der diazotierte Amidoester mit Phenol wahrscheinlichglatt kuppeln
und der so erhalteneAzophenol-toluolsulfoester
mußtemit
Natronlauge
verseifbar sein.u) A. 196, 340; A. 320, 131, Vorländer und Meyer. C. 1906, II, 2, 1649;
C. 1907, I, 2, 1686; C. 1913, II, 2, 1563, Willstätter und Benz.
15) A. 196, 340.
0 SOo
OH
S02C1
0S02
+ l
—*U l
— ,CH3 N02 CH3 NHä
CH0
S02
OHN02
CHa
NII
N
OH
Es hat sich nun
gezeigt,
daßAzophenol
leicht sehr rein und in Ausbeuten von 80—90%(auf p-Nitrophenol)
nach dieser Me¬thode
hergestellt
werden kann. In derFolge
ist die beste Dar-ßtellungsmethode
aus einer Reihe von sieben Versuchen be¬schrieben.
Veresterung
desp-Nitrophenols.
14 gr
(Vio Mol.)
reinesp-Nitrophenol
werden auf kochendem Wasserbad in 100 ccm Wasser durch Zusatz von 22 gr Soda ge¬löst. In diese
Lösung
werden unter gutem Rühren 25 gr(Vio
Mol.-(-
30°/oÜberschuß)
reinstesp-Toluolsulfochlorid16)
im Verlaufeiner halben Stunde in kleinen Portionen
eingetragen.
Nach 1-stündigem
Rühren beiKochtemperatur
ist dieVeresterung
be¬endigt.
Beiabgedrehter
Flamme wird eine halbe Stundekräftig
turbiniert. Dadurch wirderreicht,
daß der bei Kochhitzeflüssige Ester17)
in kleinen Körnern erstarrt. Nach Abfiltrieren wird der hellbraune Nitroester aus siedendem Alkohol umkristallisiert und16) Im Vakuum destilliert. Sp. 134—135° bei 11 mm.
17) Smp. 97—98 °.
— 29 —
so in
quadratischen,
nahezu farblosen Täfelchen erhalten. Schmelz¬punkt
98°(97°).
Ausbeute: 95—97°/o. Zur
Reduktion des
Nitrophenol-p-toluolsulfoesters 18)
wurden verschiedene Versuche
angestellt,
mit Eisen nachBéchamp
und mit Zinn undSalzsäure,
sie führtenjedoch
zu keinem brauch¬baren Resultat.
Folgende
Vorschrift verdanke ich einerprivaten Mitteilung:
22 gr
(Vio Mol.)
Nitroester werden in 60 ccmEisessig
kochendgelöst.
Mangibt
eineLösung
von 55 gr52V2%igen
Zinnchlorürs in 100 ccm konz. Salzsäure unter Umrühren hinzu.Unter
heftiger
Reaktion wird die Reduktioneingeleitet.
Sie ist nach 1stündigem
Rühren auf siedendem Wasserbad beendet. Mangießt
auf 300 gr Eis und 350 ccm30°/oiger Natronlauge.
Das Zinngeht
als Stannat inLösung
und kann durch Ausfällen mit Salzsäurezurückgewonnen
werden. Der Amidoester scheidet sich in weißen Flocken aus. Er wirdabgenutscht,
gutgewaschen
und durch Umkristallisieren aus Alkoholgereinigt. Schmelzpunkt
142°(142,5°).
Ausbeute: 95°/o.
Zahlreiche Versuche wurden unternommen, um über das
Benzyliden-Derivat
desp-Amidophenols
zu oben beschriebenem Amidoester zugelangen.19)
H
COH NH2 C=-N
CH3
+ +
H
C= =N
OH
CH.
S02C1
NH2
CH30- -so, 0- so.
18) B. 34, 236—52, Bamberger und Riesing.
19) B. 25, 2753, Hegele; B. 25, 3247, Philipp.
p-Amidophenol
wurde inwässeriger Lösung
mit der theo¬retisch
nötigen Menge
Natriumacetat undBenzaldehyd geschüttelt,
dasausgeschiedene Benzyliden-p-amidophenol
wurdeabgetrennt
und durchUmkristallisieren
aus Alkoholgereinigt. Schmelzpunkt
181°.Die
Veresterung
wurde auf verschiedene Weise versucht:In natron- und sodaalkalischer
Lösung
wurde dasBenzyliden- p-amidophenol
sofort unterAbspaltung
vonBenzaldehyd
verseift.Die
Veresterung
inPyridin,
zuerst unterKühlung,
dann durchhalbstündiges
Erwärmen auf demWasserbad, ergab
eine Aus¬beute von max. 52°/o Amidoester
(nach
Verseifung inSalzsäure 1:1).
Zur
Darstellung
desp-Amidophenol-p-toluolsulfoesters
kam demnach dieserWeg
nicht inFrage.
Diazotierung
des Amidoesters undKupplung
mit Phenol.26 gr
(Vio Mol.) Amidophenoltoluolsulfoester
werden in 100ccm Wasser mit 30 ccm konz. Salzsäure in
Lösung gebracht.
Zu der eiskaltenLösung
werden 35 ccm20°/oigen
Nitritsgegeben.
Die klare
Diazolösung gießt
man in eine eiskalteLösung
von11 gr Phenol in 40 ccm
30°/oiger Natronlauge
und 100 ccmWasser. Innerhalb einer Stunde hat Phenol
gekuppelt,
man rührt noch eineStunde,
versetzt mit 10 % Kochsalz und säuert schwachan. Der in der Literatur nicht
aufgeführte
roteKörper,
Azo-phenol-mono-toluolsulfoester,
ist inAlkohol,
Benzol und Chloro¬form in der Wärme leicht löslich und scheidet sich beim Erkalten
harzig
aus.Gereinigt
wurde der Ester durchUmkristallisieren
aus einer
Mischung
von 1 Teil Chloroform und 2 Teilen Benzol.Kleine
gelbe Kristalle, Schmelzpunkt
165°. Aus heißemEisessig
mit Wasserausgespritzt, glänzende
braune Kristalle.Ausbeute:
95 o/o.
Verseifung
desAzophenoltoluolsulfoesters.
44 gr
(Vio Mol.) Azophenolester
werden in 60 ccm30%iger
Natronlauge
und 200 ccm heißen Wassersgelöst
und unter Tur- binieren auf dem Wasserbad während drei Stundengekocht.
Die— 31 —
heiße
Lösung
wird filtriert undangesäuert, Azophenol
scheidet sich als dunkelbraunes Pulver aus.Die
Reinigung geschieht
am besten durch Lösen in siedendem Alkohol undAusspritzen
mit heißem Wasser. Beilangsamer
Ab¬kühlung
kristallisiertAzophenol
ingroßen braunen,
monoklinen Kristallen mit violettem Reflex. Ausbeute: 90—95%.Schmelzpunkt:
204°. Nach dieser Methode wurde merk¬würdigerweise
nur die von Willstätter mitß
bezeichnete Formerhalten,
erkennbar am Rotwerden beim Erhitzen.Die
Analyse ergab:
Asche: in
0,3994
gr Substanz0,0002
gr =0,05
%0,1879
gr Substanzgaben 22,7
ccm N bei 724mm und 18°.Berechnet für:
Ci2H1002N2 13,08
% N Gefunden:13,20
% N Aus dem so erhaltenenAzophenol
wurden vier Derivate dar¬gestellt,
nämlichAzochinon.2u)
0=/ N=N
—N=/ \=0
nach Willstätter.
5 gr
Azophenol
wurden in einem Liter absoluten Äthers unter Zusatz von 10 grgeglühtem
Natriumsulfatgelöst
und frisch ge¬fälltes,
trockenesSilberoxyd
aus 15 gr Silbernitratzugegeben.
Nach 3
stündigem
Schütteln in der Schüttelmaschine wurde vomSilberschlamm abfiltriert. Das Filtrat wurde auf 50 ccm kon¬
zentriert,
der Silberschlamm 5 mal mitje
100 ccm wasserfreiem Chloroformausgekocht.
Dievereinigten
Chloroform-Filtrate wurden in- den Rundkolben mit der ätherischenAzochinonlösung gebracht
und auf 50 ccm konzentriert. Dieheiße,
dunkelbrauneChloroformlösung
wurde in einemBecherglas abgekühlt,
das aus¬gefallene
Azochinon wurde ausEssigester
umkristallisiert. Aus¬beute: 75°/o.
Verpufft
bei 156°(unkorr.) (158°). Dunkel-orange Kristalle,
die sich an feuchter Luft rasch zersetzen, verschlosssnjedoch
haltbar sind.20) B. 39, 3482 (1905).
Azoanisol.21)
H8C0/ Nn
=n/ \oCHs
nach Willstätter.
21 gr
(Vio Mol.) Azophenol
wurden in 100 ccm30%iger Natronlauge
kochendgelöst,
und unter Umrühren auf dem Wasser¬bad 26 gr
(2/io Mol.) Dimethylsulfat zugegeben.
Nach 5stündigem Digerieren
wurdeabgekühlt,
wobei sich Nadelnausschieden,
mit Wasser verdünnt und filtriert. AusMethylalkohol
umkristalli¬siert
sattgelbe
Prismen undNadeln,
erweichend bei 152 °, Schmelz¬punkt
160°(unkorr.) (160°—162°).
Ausbeute: 75%. DieAnalyse ergab:
Asche: in
0,3486
gr Substanz0,0002
gr =0,06
%0,1040
gr Substanzgaben 11,3
ccm N bei 724 mm und 22°.Berechnet für:
C14H1402N2 11,57%
N Gefunden:11,71
% NAzophenaethol 22)
H5C2Q<^ ^N
=N<^ ^>OC2H6
wurde bisher aus
p-Nitrophenäthol (Dreyer
undRotarsky, Andreae)
und ausp-Phenetidin (Vorländer
undMeyer) dargestellt.
Durch direkteÄthylierung
vonAzophenol
warAzophenäthol
noch nichtdargestellt worden,
obschon dies die einfachste Methode ist. DieÄthylierung
wurde mitChloräthyl analog
derÄthylierung
vonBrillantgelb23) ausgeführt.
Ein 400 ccm fassender Rotier-Autoklav wurde durch Ein¬
stellen in Eiswasser
gekühlt,
hierauf 11 gr(V20 Mol.) Azophenol,
50 ccmWasser,
15 ccm30%ige Natronlauge,
10 grSoda,
und rasch 12 gr = ca. 20 ccmChloräthyl24)
und 50 ccmÄthylalkohol zugegeben.
Der Autoklav wurde sofortverschlossen,
fest ver¬schraubt und während acht Stunden auf 110° erhitzt. Druck 6—8 Atm. Nach
Abkühlung
wurdegeöffnet,
diegroßen
braunen21) B. 36, 3162, 3876 (1903). B. 40, 1583 (1907).
22) C. 1905, II, 1016. A. 320, 132. B. 10, 1652, J. pr. (2), 18, 199.
J. pr. 19, 313; 21, 320, 333.
23) Fierz, Grundlegende Operationen der Farbenchemie, 178.
24) Aus Chlorzirkalkohol und Salzsäuregas.
— 33 —
Kristalle
herausgespült
und abfiltriert. Das unreine Produkt wurde zweimal aus siedendem Alkohol umkristallisiert. Esist,
entgegen denBehauptungen
in derLiteratur,
in Alkohol schwerlöslich,
denn 500 ccm siedender Alkohol lösen 4 grAzophenäthol,
das Löslichkeitsverhältnis ist also wie 1 : 125.Goldgelbe Blätter,
bei 158°erweichend,
bei 159°(unkorr.)
schmelzend. Ausbeute:96°/o.
Die
Analyse ergab:
Asche: in
0,4024
gr Substanz0,0002
gr = 0,04 %0,1653
gr Substanzgaben 16,1
ccm N bei 727 mm und 22°.Berechnet für:
Ci6H1802N2 10,37
% N Gefunden:10,49%
NAzophenol-di-toluolsulfoester.2 )
h3c/ \so2-o/ \n
=n/ \o —so,/ \ch3
War beider
Darstellung
desAzophenols
derbisher unbekannte Mono-toluolsulfoester erhaltenworden,
so interessierte nun der ebenfalls unbekannte Di-toluolsulfoester.Die
Veresterung
desAzophenols erfolgte glatt
in soda¬alkalischer
Lösung.
21 gr
(Vio Mol.) Azophenol
wurden mit 60 gr Soda in 200ccm Wasser in
Lösung gebracht.
Unter Rühren wurden auf dem Wasserbad 46 gr reinesp-Toluolsulfochlorid eingetragen.
Nach einer Stunde war dieFlüssigkeit
vonanfangs
dunkel-braunroter Farbe hellbraungeworden.
NachAbkühlung
auf ca. 70° wurdeabgenutscht,
diehellgelben, mikroskopisch
kleinen Nadeln mit Wassergewaschen
undgetrocknet.
Der Ditoluolsulfoester ist in Alkohol und Äther
praktisch
un¬löslich,
in Benzol verhält sich die Löslichkeit:heiß 1 :40 kalt 1 : 500
Der Ester wurde zweimal aus Benzol
umkristallisiert,
durchlangsames
Abkühlenlassen wurden bis 1 cmlange braune,
durch¬sichtige Nadeln,
die beimTrocknen
bei 100°verwitterten,
er¬halten.
Schmelzpunkt
168°(unkorr.).
Ausbeute:93%.
25) In der Literatur nicht aufgeführt.
Die
Analyse ergab:
Asche: in
0,4438
gr Substanz 0,0002 gr = 0,04 %0,2986
gr Substanzgaben 0,6548
grC02
und0,1187
grH20 0,3267
„ „ „15,6
ccm N bei 722 mm und 15°.Berechnet für:
C26H2206N2S2
Gefunden:C =
59,74
% C =59,81
%H =
4,24
% H =4,45
%N =
5,36
% N =5,28
%Versuche zur
Darstellung
vonAzosalicylsäure
ausAzophenol.
Nach der Methode von
Kolbe-Schmitt.26)
Aus einer Reihe von fünfzehn Versuchen seien
folgende
an¬geführt:
a)
TrockenesAzophenolnatrium
wurde während sechs Stunden in einem Autoklaven unter einem Kohlensäuredruck vonIVa—2 Atmosphären gehalten,
dann wurde auf 130° erhitzt und während drei Stunden dieseTemperatur innegehalten.
NachAbkühlung
wurdeabgeblasen,
das trockenegelbe
Pulver in Wassergelöst
und mit Salzsäure versetzt. Dasangewandte Azophenol
wurdequantitativ
zurückerhalten. Das trockene Pulver schäumte beim Ansäuernauf,
einBeweis,
daß Kohlensäure wohlangelagert
worden war, daß aber dieUmlagerung
aus unerklärlichenGründennicht,
nach untenstehenderFormulierung,
eintrat.ONa OCOONa ONa
COONa
N
II
NN II N
N
II
N
COONa
ONa OCOONa ONa
b) 2,1
gr(l/100 Mol.) Azophenol,
14 gr(V10 Mol.)
Kalium-carbonat und 10 ccm Wasser wurden in eine kleine Schale ge- 26) J. pr. (2) 31, 397, Schmitt. Frdl. I, 233.
/