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Werden Bayerns Wälder kaputt gespart?

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Geschäftsstelle des Bürgerwalforums Bund Naturschutz in Bayern e.V.

Landesfachgeschäftsstelle Bauernfeindstr. 23 90471 Nürnberg Tel. 0911/81 87 8-22 Fax 0911/86 95 68 E-Mail:

ralf.straussberger@bund- naturschutz.de

Bürgerwaldforum

Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft

Landesverband Bayern der deutschen Gebirgs- und Wandervereine e.V.

Landesbund für Vogelschutz e.V.

Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasser- versorgung e.V.

Verein zum

Schutz der Bergwelt e.V.

Pressemitteilung

Werden Bayerns Wälder kaputt gespart?

Bürgerwaldforum befürchtet Kahlschlag im Forst

Bereits Anfang März will die CSU-Landtagsfraktion radikale Einschnitte in Rahmen der sogenannten Forstreform beschließen.

Nach Ansicht des Bürgerwaldforums und vieler Experten würde dies zu massiven Verschlechterungen der Qualität in den Wäldern Bayerns führen. Nach neusten Plänen soll ein großer Teil der Förster aus dem Wald wegrationalisiert werden, um Planstellen an Schulen und Hochschulen zu sichern.

Seit über 4 Monaten läuft die Diskussion über die Forstreform. Die Vorschläge von Staatsminister Huber sehen vor, dass die bayerischen Forstämter zerschlagen werden und dass der Staatswald durch einen eigenständigen Staatsforstbetrieb bewirtschaftet werden soll. Dies soll verstärkt gewinnorientiert durch die Zielvorgabe

„Schwarze Null“ erfolgen, d.h. Investitionen für die Erfüllung der Schutz- und Erholungsfunktionen muss der Staatsforstbetrieb selbst erwirtschaften. Die Zahl der Forstbetriebe soll von heute 128 Forstämter auf 35 Forstbetriebe reduziert werden.

Für den Körperschafts- und Privatwald wird der Wegfall der staatlichen Unterstützung und Beratung diskutiert.

Gegen diese Vorschläge gibt es massiven Widerstand, angefangen von der großen Walddemonstration in München bis zu mehr als 100 Veranstaltungen im ganzen Land gegen diese sogenannte Forstreform. Das neue Bündnis von Förstern, Waldbauern und Naturschützern sowie anderen Waldfreunden hat dazu geführt, dass die ursprünglich massive Kahlschlagspolitik verbal gemildert wurde. So soll die Waldpädagogik nicht abgeschafft werden und der Staat will sich auch aus der Privatwaldberatung und Körperschaftswaldbetreuung nicht völlig zurückziehen. Für den Staatswald wird auch eine Anstalt öffentlichen Rechts diskutiert. Anfang März soll die vom Landwirtschaftsausschuss des Landtages beschlossene Kosten-Nutzen- Analyse vorgelegt werden. Bei allen verbalen Zugeständnissen wird allerdings bis heute an zwei zentralen Grundsatzentscheidungen (von wem getroffen?) festgehalten: die Zerschlagung der bisherigen, grundsätzlich bewährten Forstamtsstruktur und ein dramatischer Personalabbau.

Damit wird immer klarer weshalb diese sogenannte Forstreform in Angriff genommen wurde, ohne dass zuerst die Aufgaben und Ziele einer Forstverwaltung geklärt wurden. Es geht um den ökonomischen Zugriff auf die Ressource Wald und damit billige Rohstoffe wie Holz und Bodenschätze des Waldbodens. Um dieses zu ermöglichen, wird die allgemein anerkannte Notwendigkeit zu Einsparungen benutzt,

München, 27.02.04 PM-019/04 Wald

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Pressemitteilung des Bürgerwaldforums

um waldschützende Behörden abzubauen. Dabei hat die Forstverwaltung bereits einen drastischen Personalabbau hinter sich. In den letzten 8 Jahren wurden 30 % des Personals abgebaut. Dies hat keine andere Verwaltung geleistet. Ein weiterer massiver Personalabbau des Personals, so wie es die Pläne der Staatskanzlei vorsehen, würde zu dramatisch Konsequenzen für die Wälder in Bayern führen.

Von dieser Politik ist besonders auch der Artenschutz im Wald betroffen, befürchtet Ulrike Lorenz, Beauftragte der Vorstandes des Landesbundes für Vogelschutz.

Bereits im Jahr 2004 soll der Einschlag im alten Holz im Staatswald noch einmal um 25% gesteigert werden. Damit ist die Axt an den bayerischen Waldnaturschutz gelegt. Der Sparzwang der letzten Jahre ist bereits heute vielerorts im Wald zu sehen und die Forstreform würde diese negativen Auswirkungen noch mehr verstärken: es würden noch mehr Großmaschinen im Wald ohne hinreichende Planung und Kontrolle eingesetzt, es gäbe noch mehr Bodenschäden und zerfahrene Wege, welche die Stabilität, Schutzwirkungen und Erholung im Wald beeinträchtigen.

Es würde immer mehr Holz eingeschlagen und immer billiger verkauft. Den alten Bäumen und damit vielen Tier- und Pflanzenarten ginge es zunehmend an den Kragen. Bereits heute ist die Grenze der Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn erreicht, wenn nicht überschritten – und dies in einer Branche, die das Prinzip der Nachhaltigkeit bereits vor Jahrhunderten erfunden hat.

Dabei lehnen wir vernünftige Einsparungen in der jetzigen Situation keineswegs ab, durch mehr Naturnähe und durch ein Wirtschaften mit der Natur, so Karl Friedrich Sinner, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft.

Das Bürgerwaldforum hat bereits konstruktive Lösungsvorschläge vorgelegt. Danach soll die bewährte Struktur der bayerischen Forstämter als Kompetenzzentrum für den Wald erhalten bleiben, aber die vorhandenen Einsparpotentiale an den Forstdirektionen und am Ministerium durch weiteren Hierarchie- und Bürokratieabbau genutzt werden.

Neueste Vorschläge aus der CSU-Fraktion, mit eingesparten Försterplanstellen die Hochschulmisere zu verringern, dienen dazu, einen Keil zwischen den von den Sparmaßnahmen betroffenen Bereichen zu treiben und Wald gegen Bildung auszuspielen, so Prof. Hubert Weiger, 1. Vorsitzender des BN. Um diese Kahlschlagspolitik zu stoppen, welche letztlich nur kurzfristigen Interessen der großen Holzindustrie dient und z.B. dem Industrieverband Steine-Erden (s. Gesteinsabbau in den Saalforsten und Sandabbau im Nürnberger Reichswald), wird das Bürgerwaldforum in zwei Wochen dem Bayerischen Landtag einen Entwurf für ein verbessertes Bayerisches Waldgesetz vorlegen, um den Vorrang der Schutz- und Erholungsfunktionen im öffentlichen Wald rechtlich sicherzustellen. Geprüft werden außerdem die Voraussetzungen für ein Volksbegehren zur Rettung der Wälder in Bayern.

Für Rückfragen

i.A. Dr. Ralf Straussberger

Geschäftsführer Bürgerwaldforum

Tel. 0911/81 87 8-22, Fax 0911/86 95 68, E-Mail: ralf.straussberger@bund-naturschutz.de

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