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PRAXIS

DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2020 | www.diepta.de

H

eparine sind körperei- gene Glykosamingly- kane, die hemmend in die Gerinnungskaskade eingreifen und so therapeutisch zu den Antikoagulanzien zählen. Wer im Krankenhaus einen operativen Eingriff hatte oder längere Zeit lie- gen musste, hat Heparin verord- net bekommen, um thromboembo- lischen Ereignissen vorzubeugen.

Heparin ist aufgrund seiner chemi- schen Zusammensetzung stark nega- tiv geladen und bildet mit basischen Proteinen Komplexe. Zielstruktur ist Antithrombin III, das durch die Komplexierung mit Heparin akti- viert wird. In der Folge blockiert ak- tiviertes Antithrombin III – auch Sofort-Inhibitor genannt – Serinpro- teasen, zu denen eine Reihe von Ge- rinnungsfaktoren wie Gerinnungs- faktor II, IX, X XI und XII gehören.

So wird die Blutgerinnungskaskade unterbrochen und im Blut gelöstes Fibrinogen wird nicht in das feste Fibrin umgewandelt. In der Thera- pie wird hochmolekulares und nie- dermolekulares Heparin eingesetzt.

Gewonnen wird es aus Lunge oder Darm von Rindern oder Schweinen.

Hochdosierte Heparine werden zur Lyse von venösen Thrombosen oder bei Angina pectoris mit verminder- ter Durchblutung des Herzens einge- setzt. Bei ihrer Anwendung müssen die Gerinnungswerte engmaschig überwacht werden. Hochmolekula- res oder unfraktioniertes Heparin wird aus tierischem Gewebe gewon- nen und hat eine durchschnittliche Molekülmasse von 16 Kilodalton

(kDa). Es hat eine sehr kurze Halb- wertszeit und wird deshalb intra- venös über ein Perfusorsystem ver- abreicht. In Notfallsituationen, zum Beispiel bei einem Herzinfarkt, wer- den Heparin und ASS kombiniert.

Übliche Dosierungen sind zwei- bis dreimal täglich 7500 I.E. Das un- fraktionierte Heparin kann auch bei Niereninsuffizienz eingesetzt wer- den. Antidot bei Überdosierungen ist Protamin.

Niedermolekulares Heparin wird aus dem hochmolekularen auf ein Molekulargewicht von 5 kDa herun- terfraktioniert. Es blockiert haupt- sächlich den aktivierten Gerin- nungsfaktors Xa. Die Indikation von niedermolekularem Heparin ist die Thromboseprophylaxe vor und nach einer Operation oder bei Bettläge- rigkeit. Hier kommt üblicherweise die subcutane, manchmal die intra- venöse Anwendung von Hepa rin- Salzen zum Einsatz. Heparin-Na- trium oder Heparin-Calcium lassen sich besser auflösen und verklum- pen in der Spritze nicht. Je mehr Einheiten ein Heparin-Präparat ent- hält, desto höher ist es dosiert. Üb- lich sind Gaben von ein- bis dreimal täglich. Bei der subcutanen Anwen- dung durch den Patienten selbst, sollte darauf hingewiesen werden, eine abgehobene Bauchfalte oder den Oberschenkel als Applikations- stelle zu wählen. Die Nadel sollte senkrecht zur Körperachse einge- stochen werden, um keine Gefäße zu treffen.

Im Gegensatz zur Therapie mit hochmolekularem Heparin muss

die Blutgerinnung bei der Anwen- dung von niedermolekularen Prä- paraten nicht engmaschig über- wacht werden. Die Therapie mit Heparin ist allgemein gut verträg- lich. Sehr selten tritt eine Thrombo- zytopenie auf, bei der die Throm- bozytenzahl massiv absinkt. Das Risiko ist bei der Behandlung mit hochmolekularem höher als bei der Gabe von niedermolekularem He- parin. Unter Heparinen kann es auch zu Haarausfall und erhöhtem Osteoporose-Risiko kommen. Als Wechselwirkungen sind die ver- stärkte Blutungsneigung mit ande- ren oralen Antikoagulanzien und NSAR zu beachten. Bei gleichzeiti- ger Anwendung von basischen Arz- neimitteln wie trizyklischen An- tidepressiva oder Antihistaminika kann es durch Salzbildung mit He- parin zum gegenseitigen Wirkungs- verlust kommen. Heparin ver- drängt andere Wirkstoffe aus ihrer Plasmaeiweißbindung und kann so deren Wirkung verstärken. Arznei- mittel, die den Kaliumspiegel er- höhen, dürfen nur unter Überwa- chung gleichzeitig mit Heparin angewendet werden.  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

STECKBRIEF

Unter dem Begriff „Thrombosespritze“ kennen Kunden Heparine.

Sie werden zur Prophylaxe und Behandlung von akuten venösen und arteriellen thromboembolischen Erkrankungen eingesetzt.

Heparin

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2020 | www.diepta.de

© magicinfoto / iStock / Thinkstock

PTA

Heparin

Wirkung

Hemmung der Blutgerinnung durch Komplexbildung mit Antithrombin

Hauptindikationen

Behandlung bei akutem Herzinfarkt, Angina pectoris, zur Thromboseprophylxe nach operativen Eingriffen oder längerer Bettlägerigkeit

Einnahme

Subcutan, intravenös

Nebenwirkungen

Erhöhtes Blutungsrisiko, Haarausfall, Thrombozytopenie, Osteoporose

Kontraindikationen

Thrombozytopenie, Ulzera im Gastrointestinaltrakt, Erkrankungen, die mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergehen, Schwangerschaft

Wechselwirkungen

Mit NSAR und anderen blutungsfördernden Arzneistoffen, Gefahr für Blutungen, mit Arzneimitteln, die den Kaliumspiegel erhöhen (zum Beispiel Spironolacton), Wirkungsabschwächung durch Interaktion mit

basischen Arzneistoffen, Wirkungsabschwächung von Heparin bei i.v.-Gabe von Glyceroltrinitratinfusion Heparin

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