4 Folgen und Reihen
4.1 Folgen
4.1.1 Definition und Beispiele
Folgen treten in verschiedenen Anwendungen im Alltag auf.
Beispiel 1: Temperaturangaben (Maximum, Minimum) f¨ur heute, morgen, usw.
Datum: 19.09. 20.09. 21.09. 22.09. 23.09. 24.09. 25.09.
Tag: 0 (heute) 1 (morgen) 2 3 4 5 6
Maximum: 16◦ 16◦ 21◦ 22◦ 23◦ 24◦ 25◦
Minimum: 6◦ 5◦ 11◦ 4◦ 3◦ 5◦ 6◦
Beispiel 2: Ein Ball f¨allt aus einer H¨ohe von einem Meter und erreicht nach je- dem Aufprall 80% der vorherigen H¨ohe. Wie kann man die H¨ohe nach demn-ten Aufprall darstellen?
Anfangsh¨ohe: h0 = 1m
nach 1. Aufprall: h1 = 0.8·1m = 0.8m
nach 2. Aufprall: h2 = 0.8h1 = 0.8·0.8m = 0.82m nach 3. Aufprall: h3 = 0.8h2 = 0.8·0.82m = 0.83m nachn-tem Aufprall: hn= 0.8hn−1 = 0.8nm
Beispiel 3: Alle durch 3 teilbaren nat¨urlichen Zahlen k¨onnen beschrieben werden alsan = 3·n, d.h.
a0 = 3·0 = 0 a1 = 3·1 = 3 a2 = 3·2 = 6 a3 = 3·3 = 9 usw.
In allen drei Beispielen haben wir es mit einer Folge von Zahlenwerten zu tun (Temperaturen, H¨ohen, Vielfache von 3). Anders gesagt wird den nat¨urlichen Zahlen 0, 1, 2, 3, usw. jeweils ein reeller Zahlenwert (Temperatur, H¨ohe, Vielfaches von 3) zugeordnet: n→an. Das f¨uhrt uns zu folgender
Definition: Eine reelle Zahlenfolge ist eine Funktion N → R, deren Definiti- onsbereich die Menge der nat¨urlichen Zahlen ist und deren Werte reelle Zahlen sind.
Schreibweise:
Zahlenfolge: (an)
Glieder: a0, a1, a2, a3, . . . n-tes Glied: an
Im Beispiel 1 gibt es keine erkennbare Gesetzm¨aßigkeit, wie ein Folgenglied an berechnet wird. In den Beispielen 2 und 3 lassen sich dagegen sogenannte Bil- dungsvorschriften angeben.
ImBeispiel 2 gilt:
hn= 0.8hn−1 Darstellung von hn in Abh¨angigkeit vom Vorg¨anger hn−1 hn= 0.8nh0 Darstellung von hn in Abh¨angigkeit von n
ImBeispiel 3 gilt:
an=an−1+ 3 Darstellung von an in Abh¨angigkeit vom Vorg¨angeran−1 an= 3n Darstellung von an in Abh¨angigkeit von n
Definition: Eine Bildungsvorschrift, bei der der Anfangswert der Folge sowie eine Formel angegeben wird, wie das Folgenglied an aus dem vorherigen Folgenglied an−1 berechnet wird, heißt rekursiv:
h0 = 1, hn = 0.8hn−1 a0 = 0, an = an−1+ 3
Bei einer rekursiven Bildungsvorschrift k¨onnen auch m Anfangsglieder und eine Formel angegeben werden, wie sichanaus denmVorg¨angerwertenan−1, . . . , an−m berechnet. Das bekannteste Beispiel ist dieFibonacci-Folge mit m= 2, bei der zwei Anfangswerte und eine Formel gegeben sind, wie sichan aus an−1 und an−2 berechnet:
a0 = 0, a1 = 1, an=an−1+an−2 Die ersten 10 Folgenglieder der Fibonacci-Folge lauten dann
0,1,1,2,3,5,8,13,21,34, . . .
Eine weitere M¨oglichkeit, eine Folge zu beschreiben, ist folgende:
Definition: Eine Bildungsvorschrift, bei der das Folgenglied an aus dem Index n berechnet wird, heißt explizit:
hn = 0.8hn an = 3n
In den Beispielen 2 und 3 haben wir die Folgen (hn) und (an) sowohl mit einer rekursiven als auch einer expliziten Bildungsvorschrift beschrieben.
Beispiel 2 weist eine weitere Besonderheit auf: Der Quotient (das Verh¨altnis) zweier aufeinanderfolgender Glieder ist eine Konstante:
hn
hn−1 = 0.8
Definition: Eine Folge, bei der der Quotient zweier aufeinanderfolgender Glieder konstant ist, heißt geometrische Folge:
an an−1 =q
Die rekursive Bildungsvorschrift f¨ur eine geometrische Folge lautet ganz allge- mein:
a0 gegeben, an =an−1q
Eine geometrische Folge kann auch durch eine explizite Bildungsvorschrift ange- geben werden:
an =a0qn
Ubung: Beweisen Sie diese Formel mittels vollst¨¨ andiger Induktion.
Beispiel 3 weist ebenfalls eine Besonderheit auf: Die Differenz zweier aufeinan- derfolgender Glieder ist eine Konstante:
an−an−1 = 3
Definition: Eine Folge, bei der die Differenz zweier aufeinanderfolgender Glieder konstant ist, heißt arithmetische Folge:
an−an−1 =d
Die rekursive Bildungsvorschrift f¨ur eine arithmetische Folge lautet ganz allge- mein:
a0 gegeben, an =an−1+d
Eine arithmetische Folge kann auch durch eine explizite Bildungsvorschrift ange- geben werden:
an =a0 +nd
Ubung: Beweisen Sie diese Formel mittels vollst¨¨ andiger Induktion.
Weitere Beispiele:
• Kapitalentwicklung eines Grundkapitals K0 mit einem Zinssatzp( ¨UA: her- leiten!):
Kn =K0
1 + p 100
n
• Preis einer Zeitungsanzeige: Grundpreis a, Zeilenpreis d, Gesamtpreis der Anzeige bei n Zeilen:
pn =a+nd
• Wachstum einer Population nach Verhulst:
an+1 =r(1−an)an
mit 0≤a1 ≤1, 0≤r≤4,anist die Population zum Zeitpunktn. Der Fak- tor r(1−an) ist die Wachstumsrate der Population. Bilder f¨ur verschiedene Parameter r und verschiedene Anfangstermine an finden Sie in Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/LogistischeGleichung.
Wir haben gesehen, dass Folgen sehr unterschiedlich aussehen k¨onnen. Im n¨achs- ten Abschnitt wollen wir Folgen weitere Eigenschaften von Folgen kennenlernen, nach denen Folgen klassifiziert werden k¨onnen.
4.1.2 Eigenschaften von Folgen
Betrachten wir zun¨achst einige Beispielfolgen.
an = 2
n (n≥1)
bn = 1−2n
n (n≥1)
cn = n (n≥0)
dn = 3− 1
n (n≥1)
en = (−1)n (n≥0) fn = n2
100 +n (n≥0)
Im folgenden wollen wir solche Eigenschaften von Folgen n¨aher untersuchen wie:
1. Monotonie: Werden die Folgenglieder gr¨oßer oder kleiner?
2. Beschr¨ankheit: Liegen alle Folgenglieder in einem Intervall [s, S]?
3. Grenzwert: N¨ahern sich die Folgenglieder an eine bestimmte Zahl an?
Ubung: Untersuchen Sie die Beispielfolgen auf diese Eigenschaften!¨
Monotonie Beschr¨anktheit Grenzwert
an bn cn dn en fn
Nun wollen wir die oben genannten Eigenschaften exakt definieren.
Definition: Monotonie
Eine Folge heißtmonoton wachsend, wennan+1 ≥anf¨ur allen gilt. Eine Folge heißt streng monoton wachsend, wenn an+1 > an f¨ur alle n gilt. Eine Folge heißtmonoton fallend, wennan+1 ≤anf¨ur allen gilt. Eine Folge heißt streng monoton fallend, wenn an+1 < an f¨ur alle n gilt.
Definition: Beschr¨anktheit Eine Folge heißt nach oben beschr¨ankt, wenn es eine Zahl S gibt, so dass an ≤ S f¨ur alle n gilt. S heißt obere Schranke. Eine Folge heißtnach unten beschr¨ankt, wenn es eine Zahl s gibt, so dass an ≥ s f¨ur alle n gilt. s heißt untere Schranke. Eine Folge, die nach oben und unten beschr¨ankt ist, heißt beschr¨ankt.
Monotonie und Beschr¨anktheit m¨ussen explizit nachgewiesen werden. Zun¨achst schaut man sich die ersten Glieder der Folge an, um eine Vermutung anzustellen und f¨uhrt dann einen direkten Beweis.
Beispiel 1:
an= 2
n → 2,1,2 3,1
2,2 5,1
3, . . .
Aus den ersten Folgengliedern ergibt sich die Vermutung, dass die Folge streng monoton fallend ist.
Behauptung 1: Die Folge ist streng monoton fallend: an > an+1 Beweis: Offensichtlich gilt f¨ur jede nat¨urliche Zahl n:
n < n+ 1
F¨ur die Kehrwerte gilt dann:
1
n > 1
n+ 1 f¨ur alle n | ·2 2
n > 2
n+ 1 f¨ur alle n, d.h.
an > an+1 f¨ur alle n Behauptung 2: Die Folge ist beschr¨ankt.
Beweis: Offensichtlich gilt:
an= 2
n >0 f¨ur alle n
d.h. alle Folgengliederansind gr¨oßer als Null. Also ists= 0 eine untere Schranke.
Weiterhin gilt:
a1 = 2, also a1 ≤2.
Da die Folge streng monoton fallend ist, gilt dann:
a2 < a1 ≤2, also a2 ≤2
Mit demselben Argument kann man zeigen, dass a3 < a2 ≤ 2, a4 < a3 ≤ 2 usw.
Also ist S = 2 eine obere Schranke. Damit ist die Folge nach oben und unten beschr¨ankt, also beschr¨ankt.
Beispiel 2:
bn= 1−2n
n → −1,−3
2,−5 3,−7
4,−9 5, . . .
Aus den ersten Folgengliedern ergibt sich die Vermutung, dass die Folge streng monoton fallend ist.
Behauptung 1: Die Folge ist streng monoton fallend: bn > bn+1 Beweis: Wir untersuchen die Differenz bn−bn+1:
bn−bn+1 = 1−2n
n − 1−2(n+ 1) n+ 1
= (1−2n)(n+ 1)−(1−2(n+ 1))n n(n+ 1)
= n+ 1−2n2−2n−n+ 2n(n+ 1) n(n+ 1)
= n+ 1−2n2−n+ 2n2+ 2n n(n+ 1)
= 1
n(n+ 1)
> 0 f¨ur alle n
Wir haben also gezeigt, dass bn−bn+1 > 0 f¨ur alle n gilt. Daraus folgt jedoch sofort bn > bn+1 f¨ur allen, d.h. die Folge ist streng monoton fallend.
Behauptung 2: Die Folge ist beschr¨ankt.
Beweis: Offensichtlich gilt:
bn = 1−2n
n = 1
n
>0
−2>−2 f¨ur allen
d.h. alle Folgengliederbnsind gr¨oßer als−2. Also ists =−2 eine untere Schranke.
Weiterhin gilt:
b1 =−1, also b1 ≤ −1.
Da die Folge streng monoton fallend ist, gilt dann:
b2 < b1 ≤ −1, also b2 ≤ −1
Mit demselben Argument kann man zeigen, dass b3 < b2 ≤ −1, b4 < b3 ≤ −1 usw. Also ist S = −1 eine obere Schranke. Damit ist die Folge nach oben und unten beschr¨ankt, also beschr¨ankt.
Beispiel 3:
fn= n2
100 +n → 0,1.01,2.04,3.09,4.16,5.25, . . .
Aus den ersten Folgengliedern ergibt sich die Vermutung, dass die Folge streng monoton wachsend ist.
Behauptung 1: Die Folge ist streng monoton wachsend: fn< fn+1 Beweis: Wir untersuchen den Quotienten fn+1
fn : fn+1
fn =
(n+1)2
100 + (n+ 1)
n2 100+n
= (n+ 1)2+ 100(n+ 1) n2+ 100n
= (n+ 1)2+ 100n+ 100) n2+ 100n
> (n+ 1)2+ 100n) n2+ 100n
> n2+ 100n n2+ 100n
= 1 f¨ur alle n
Wir haben also gezeigt, dass fn+1
fn >1 f¨ur alle n gilt. Daraus folgt jedoch sofort fn+1 > fn f¨ur alle n, d.h. die Folge ist streng monoton wachsend.
Behauptung 2: Die Folge ist nach unten beschr¨ankt.
Beweis: Offensichtlich gilt:
fn = n2
100 +n >0 f¨ur alle n
d.h. alle Folgengliederfnsind gr¨oßer als Null. Also ists= 0 eine untere Schranke.
Behauptung 3: Die Folge w¨achst unbeschr¨ankt.
Beweis: Diese Behauptung beweisen wir indirekt. Angenommen, die Folge ist nach oben beschr¨ankt. Dann muss es eine obere Schranke S > 0 geben, so dass alle Folgenglieder kleiner als diese Schranke sind:
fn≤S f¨ur allen
Dann muss auch das Folgenglied mit dem Indexn= 10S kleiner als diese Schran- ke sein. F¨ur dieses Folgenglied gilt laut Bildungsvorschrift:
f10S = (10S)2
100 + 10S = 100S2
100 + 10S =S2+ 10S > 10S > S
Wir haben also ein Folgenglied gefunden, das gr¨oßer als S ist: f10S > S. Das ist ein Widerspruch zur Annahme, dass S obere Schranke ist. Also kann die Folge nicht nach oben beschr¨ankt sein, d.h. die Folge w¨achst unbeschr¨ankt.
4.1.3 Grenzwert einer Folge Wir beginnen mit zwei Beispielfolgen:
bn = 2n−1
n und hn = n+ (−1)n n
Ubung:¨ 1. Erstellen Sie f¨ur beide Folgen eine Tabelle f¨ur die ersten zehn Glieder und zeichnen Sie diese in ein Koordinatensystem ein!
2. Was haben die Folgen (bn) und (hn) gemeinsam und was unter- scheidet sie?
3. Welchen Werten g1 bzw. g2 n¨ahern sich die Folgen an?
4. Ab welchem n unterscheiden sich die Folgenglieder um weniger als ε= 0.1, ε= 0.5 bzw. ε= 0.01 von den Werten g1 bzw. g2? Die Untersuchung zeigt, dass sich die Folge (hn) der Zahl g = 1 ann¨ahert. Man kann dies auch so formulieren: Der Abstand zwischen einem Folgenglied hn und g wird beliebig klein:
|hn−g|=
n+ (−1)n
n −1
=
1 + (−1)n n −1
= (−1)n
n
= 1 n →0
Anders gesagt: Egal wie klein wir uns eine Zahl ε vorgeben, ab einem gewissen Folgenglied (also ab einem gewissenn) ist der Abstand |hn−g|< ε:
ε= 0.1 → |hn−g|= 1
n <0.1 f¨ur n >10 ε= 0.05 → |hn−g|= 1
n <0.05 f¨ur n >20 ε= 0.01 → |hn−g|= 1
n <0.01 f¨ur n >100
Fast alle (d.h. alle bis auf endlich viele) Folgenglieder haben einen Abstand zu g = 1, der kleiner ist als jedes beliebigeε. Das f¨uhrt zu folgender
Definition: Eine ZahlgheißtGrenzwertder Zahlenfolge (an), wenn es zu einem beliebigen ε > 0 eine Zahl n0 gibt, so dass f¨ur alle Folgenglieder an mit n ≥ n0 gilt:
|an−g|< ε.
Andere m¨ogliche Formulierungen:
• Ab an0 erf¨ullen alle Folgenglieder die Ungleichung |an−g|< ε.
• Ab an0 liegen alle Folgenglieder in der ε-Umgebung von g.
• Fast alle Folgenglieder liegen in der ε-Umgebung von g.
Schreibweise: g = lim
n→∞an
Definition: Eine Folge, die einen Grenzwert hat, heißtkonvergent. Eine Folge, die keinen Grenzwert hat, heißtdivergent. Eine Folge, deren Grenzwert Null ist, heißtNullfolge.
Satz: Der Grenzwert einer Folge ist eindeutig bestimmt. Anders gesagt: Eine konvergente Folge hat genau einen Grenzwert.
Beweis: Wir beweisen diesen Satz indirekt. Angenommen, es gibt zwei Grenz- werte g1, g2. Wir w¨ahlen
ε= |g1−g2| 3 Dann ist
Uε(g1) ={x:g1 −ε ≤x≤g1+ε} die ε-Umgebung von g1 und
Uε(g2) ={x:g2 −ε ≤x≤g2+ε}
und es gilt
Uε(g1)∩Uε(g2) =∅.
Dag1 Grenzwert ist, liegen nur endlich viele Folgenglieder außerhalb von Uε(g1).
Daraus folgt jedoch, dass nur endlich viele Folgenglieder inUε(g2) liegen k¨onnen.
Dann kann aber g2 nicht Grenzwert sein, weil laut Definition des Grenzwertes fast alle Folgenglieder inUε(g2) liegen m¨ussen. Das ist also ein Widerspruch, und damit ist die Annahme, dass es zwei Grenzwerte gibt, falsch.
Ubung: Untersuchen Sie die Folge¨ an = (−1)n·(1 + 2n)
n auf Konvergenz.
Die ersten Folgenglieder sind
−3,5 2,−7
3,9 4,−11
5 ,13 6 , . . . F¨ur die Folgenglieder mit geradem Index n= 2k gilt:
a2k= (−1)2k·(1 + 2·2k)
2k = 1 + 4k
2k = 1 2k + 4k
2k = 1
2k + 2→2 F¨ur die Folgenglieder mit ungeradem Index n = 2k+ 1 gilt:
a2k+1 = (−1)2k+1·(1 + 2·(2k+ 1))
2k+ 1 = −(1 + 4k+ 2) 2k+ 1 =
= − 1
2k+ 1 − 4k+ 2
2k+ 1 = − 1
2k+ 1 −2 → −2
Offensichtlich sind die Werte h1 = 2 undh2 = −2 zwei besondere Werte f¨ur die Folge. Sie sind keine Grenzwerte im eigentlichen Sinne, aber es gilt folgendes:
Ein Teil der Folgenglieder (die mit geradem Index) konvergiert gegenh1 = 2 und ein anderer Teil der Folgenglieder (die mit ungeradem Index) konvergiert gegen h2 =−2. Dies f¨uhrt zu folgender
Definition: Eine reelle Zahl h heißt H¨aufungswert einer Folge (an), wenn es zu einem beliebigenε >0 unendlich viele Folgenglieder an gibt, f¨ur die gilt:
|an−h|< ε.
Andere m¨ogliche Formulierungen:
• Unendlich viele an erf¨ullen die Ungleichung |an−h|< ε.
• Es liegen unendlich viele Folgenglieder in der ε-Umgebung von h.
• Es gibt eine konvergente Teilfolge mit dem Grenzwert h.
Die Folge
an= (−1)n·(1 + 2n) n
hat also zwei H¨aufungswerteh1 = 2 undh2 =−2. Die Folgenglieder mit geradem Index bilden eine konvergente Teilfolge mit dem Grenzwerth1 = 2, die Folgenglie- der mit ungeradem Index bilden eine konvergente Teilfolge mit dem Grenzwert h2 =−2.
Als n¨achstes wollen wir untersuchen, wann eine Folge konvergent ist. Insbesondere wollen wir untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen den Eigenschaften Monotonie, Beschr¨ankheit und Konvergenz von Folgen gibt und entsprechende Konvergenzkriterien entwickeln. Dazu betrachten wir noch einmal die Beispiel- folgen aus dem Abschnitt 4.1.2.
Ubung: F¨¨ ullen Sie folgende Tabelle aus und stellen Sie eine Vermutung ¨uber den Zusammenhang von Monotonie, Beschr¨ankheit und Konvergenz an:
Folge monoton monoton nach oben nach unten konvergent fallend wachsend beschr¨ankt beschr¨ankt
an = 2 n bn = 1−2n
n cn = n dn = 3− 1
n en = (−1)n fn = n2
100 +n
F¨ur reelle Zahlenfolgen gilt folgender
Satz: Jede monoton wachsende und nach oben beschr¨ankte Folge (an) mitan∈R konvergiert gegen einen Grenzwerta ∈ R. Umgekehrt konvergiert jede monoton fallende und nach unten beschr¨ankte Folge (an) mitan ∈Rgegen einen Grenzwert a∈R.
Beweisidee: Betrachte alle oberen Schranken, die kleinste obere Schranke ist dann der Grenzwert.
Witz der Sache: Der Satz gilt nur f¨ur reelle Zahlenfolgen: Wenn die Folgenglie- der reelle Zahlen sind und die Folge monoton und beschr¨ankt ist, dann gibt es einen Grenzwert, und dieser ist wieder eine reelle Zahl. Der Satz gilt aber nicht
f¨ur rationale Folgen.
Gegenbeispiel: Betrachte die Folge
1,1.4,1.41,1.414,1.4142,1.41423,1.414235, . . .
Diese Folge ist monoton wachsend, sie ist nach oben beschr¨ankt (durch √
2), alle Folgenglieder sind rationale Zahlen, aber der Grenzwertg =√
2 ist keine rationale Zahl. Wenn man also nur die rationalen Zahlen kennen w¨urde, dann w¨urde diese Folge gegen ein
”Loch“ konvergieren. In Rdagegen gibt es keine
”L¨ocher“.
Wir schauen uns nun die logische Struktur des Satzes einmal n¨aher an. Mit den Aussagen:
A: (an) ist monoton wachsend.
B: (an) ist nach oben beschr¨ankt.
C: (an) ist konvergent.
hat der Satz die Struktur:
A∧B →C Es gilt auch die UmkehrungC →B:
Satz: Jede konvergente Folge ist beschr¨ankt.
Beweisidee: Wenn die Folge konvergent ist, dann liegen alle bis auf endlich viele Folgenglieder in der ε-Umgebung des Grenzwertes g. Außerhalb dieser ε- Umgebung liegen nur endlich viele Folgenglieder. Von diesen gibt es ein Minimum und ein Maximum, und diese Werte sind untere bzw. obere Schranken.
Die Umkehrung C → A gilt jedoch nicht: Eine konvergente Folge muss nicht monoton sein. Ein Gegenbeispiel ist die Folge
an= (−1)n n
Diese Folge konvergiert (gegen Null), sie ist jedoch alternierend (also nicht mo- noton).
4.1.4 Rechnen mit Grenzwerten
Im vorherigen Abschnitt haben wir den Begriff des Grenzwertes kennen gelernt.
Zur Bestimmung des Grenzwertes g einer Folge haben wir eine Vermutung auf- gestellt und dann nachgewiesen, dass fast alle Folgenglieder in der ε-Umgebung von g liegen, egal wie klein wir ε w¨ahlen. Wir haben also gezeigt, dass f¨ur alle bis auf endlich viele Folgenglieder stets die Ungleichung
|an−g|< ε
erf¨ullt ist. In diesem Abschnitt wollen wir uns die Frage stellen, ob man Grenz- werte auch ausrechnen kann. Betrachten wir dazu die Folge (an) mit
an= −n−1 2n+ 3 Offensichtlich k¨onnen wir wie folgt umformen:
an= −n−1 2n+ 3 =
n −1− 1 n
n 2 + 3 n
= −1− 1 n 2 + 3
n Naheliegend ist dann folgende Argumentation:
an=
−1− 1 n→0 2 + 3
n→0
→ −1−0 2 + 0 =−1
2 Oder anders formuliert:
n→∞lim an = lim
n→∞
−n−1
2n+ 3 = lim
n→∞
−1− 1 n 2 + 3
n
=
−1− lim
n→∞
1 n 2 + lim
n→∞
3 n
= −1−0 2 + 0 =−1
2 In der Tat d¨urfen wir so rechnen, es gilt n¨amlich folgender
Satz: Seien (an) und (bn) konvergente Folgen mit den Grenzwerten a und b.
Außerdem seic∈R eine beliebige reelle Zahl. Dann sind auch die Folgen (an+bn), (c·an), (an·bn) und an
bn
, falls bn = 0 f¨ur alle n konvergent, und f¨ur die Grenzwerte gilt:
n→∞lim(an+bn) = lim
n→∞an+ lim
n→∞bn = a+b
n→∞lim c·an = c· lim
n→∞an = c·a
n→∞lim an·bn = lim
n→∞an· lim
n→∞bn = a·b
n→∞lim an bn
=
n→∞lim an
n→∞lim bn = a
b, falls b= 0
Weitere Beispiele:
an = −2n2+ 4n−5 8n2−3n+ 7
n→∞lim an = lim
n→∞
−2n2+ 4n−5 8n2−3n+ 7 =
= lim
n→∞
n2· −2 + 4 n − 5
n2
n2· 8− 3 n + 7
n2 =
=
−2 + lim
n→∞
4
n − lim
n→∞
5 n2 8− lim
n→∞
3
n + lim
n→∞
7 n2
=
= −2 + 0−0
8−0 + 0 = −1 4 bn = 4n+ 3
5n−1
· 3 + 2 n+ 1
n→∞lim bn = lim
n→∞
4n+ 3 5n−1
· 3 + 2 n+ 1
=
= lim
n→∞
n· 4 + 3 n
n· 5− 1 n
· lim
n→∞ 3 + 2 n+ 1
=
=
4 + lim
n→∞
3 n 5− lim
n→∞
1 n
· 3 + lim
n→∞
2 n+ 1
=
= 4 + 0
5−0 ·(3 + 0) = 12
5 = 2.4
4.2 Reihen
Wir beginnen mit einem Beispiel, das bereits in der Antike bekannt war: Im Para- doxon von Achilles und der Schildkr¨ote geht es um den vermeintlichen Beleg, dass ein schneller L¨aufer wie Achilles bei einem Wettrennen eine Schildkr¨ote niemals einholen knne, wenn er ihr einen Vorsprung gew¨ahre. Die Argumentation ist wie folgt: Bevor Achilles die Schildkr¨ote ¨uberholen kann, muss er zuerst ihren Vor-
sprung einholen. In der Zeit, die er daf¨ur ben¨otigt, hat die Schildkr¨ote aber einen neuen, wenn auch kleineren Vorsprung gewonnen, den Achilles ebenfalls erst ein- holen muss. Ist ihm auch das gelungen, hat die Schildkr¨ote wiederum einen noch kleineren Vorsprung gewonnen, und so weiter. Der Vorsprung, den die Schild- kr¨ote hat, werde zwar immer kleiner, bleibe aber dennoch immer ein Vorsprung, so dass sich Achilles der Schildkr¨ote zwar immer weiter n¨ahert, sie aber niemals einholen und somit auch nicht ¨uberholen k¨onne. Tats¨achlich wird ein Schneller- er einen Langsameren aber immer einholen, sofern er daf¨ur nur gen¨ugend Zeit hat. Diese ist proportional zum Vorsprung und umgekehrt proportional zur Ge- schwindigkeitsdifferenz der beiden L¨aufer oder bei gleichbleibendem Verh¨altnis, umgekehrt proportional zu den beiden Geschwindigkeiten.
Schauen wir uns den mathematischen Sachverhalt einmal n¨aher an:
Vorsprung: s0 = 90m
Startzeitpunkt f¨ur beide: t0 Geschwindigkeit der Schildkr¨ote: v Geschwindigkeit von Achilles: 10v
Zum Zeitpunktt1 hat Achilles die Strecke s0 = 90m zur¨uckgelegt:
10v = s0
t1 (Geschwindigkeit ist gleich Weg durch Zeit) In dieser Zeit kommt die Schildkr¨ote bis zum Punkt s1:
v = s1−s0 t1
Zum Zeitpunktt2 hat Achilles die Strecke s1 zur¨uckgelegt:
10v = s1 t2
In dieser Zeit kommt die Schildkr¨ote bis zum Punkt s2: v = s2−s0
t2
Allgemein gilt: Zum Zeitpunkt tn hat Achilles die Strecke sn−1 zur¨uckgelegt:
10v = sn−1 tn
In dieser Zeit kommt die Schildkr¨ote bis zum Punkt sn: v = sn−s0
tn
Damit haben wir zwei Gleichungen f¨ur die Geschwindigkeit v:
Achilles: 10v = sn−1
tn bzw. v = sn−1 10tn Schildkr¨ote: v = sn−s0
tn
Wenn wir beide Gleichungen f¨ur die Geschwindigkeitv gleichsetzen, erhalten wir:
sn−1
10tn = sn−s0
tn | ·tn sn−1
10 = sn−s0 sn = s0+sn−1
10
Das ist eine Rekursionsvorschrift f¨ur den Weg sn, den die Schildkr¨ote bis zum Zeitpunkttn bzw. Achilles bis zum Zeitpunkt tn−1 zur¨uckgelegt hat. Es gilt:
s1 = s0+ 1
10s0 = 1 + 1 10
s0
s2 = s0+ 1
10s1 = s0+ 1
10 1 + 1 10
s0 = 1 + 1 10+ 1
100
s0 ...
sn = 1 + 1 10+ 1
102 +. . .+ 1 10n
s0 = s0 n
k=0
1 10k
Wenn Achilles die Schildkr¨ote nie einholen w¨urde, m¨usstesnunendlich groß wer- den. Man kann jedoch zeigen, dass die Folge (sn) nach oben beschr¨ankt ist. Da sie außerdem monoton wachsend ist, ist sie konvergent. Wir werden sp¨ater sehen, wie man den Grenzwert berechnet.
Definition: Sei (an) eine Zahlenfolge. Wir betrachten die zugeh¨orige Folge der Partialsummen (sn), deren Glieder wie folgt definiert sind:
s0 = a0 s1 = a0+a1 s2 = a0+a1+a2
...
sn = a0+a1+. . .+an = n k=0
an
Diese Folge (sn) heißt Reihe. Wenn der Grenzwert s = lim
n→∞sn existiert, dann heißt die Reihe konvergent. Der Grenzwert s heißt Summe der Reihe.
Im Beispiel mit Achilles und der Schildkr¨ote sind die Partialsummen gegeben durch
sn= 1 + 1 10 + 1
102 +. . .+ 1 10n
s0 =s0 n k=0
1 10k Die zugeh¨orige Folge (an) hat die Folgenglieder an= s0
10n. Das ist eine geometri- sche Folge (siehe Abschnitt 4.1.1) mit dem Quotienten q = 1
10. Die zugeh¨orige Reihe (sn) ist eine sogenannte geometrische Reihe. Allgemein gilt folgende Definition: Gegeben sei die geometrische Folge (an) mitan=a0·qn. Dann heißt die zugeh¨orige Reihe (sn) mit
sn=s0 n
k=0
qk geometrische Reihe.
Wir wollen nun untersuchen, wann eine solche geometrische Reihe konvergent ist.
Dazu betrachten wir verschiedene Werte f¨urq:
q= 1 : an = a0·1n = a0 s0 = a0
s1 = a0+a0 = 2a0 ...
sn = (n+ 1)·a0 → w¨achst unbeschr¨ankt q= 2 : an = a0·2n
s0 = a0
s1 = a0+ 2a0 = 3a0 s2 = a0+ 2a0+ 4a0 = 7a0
... sn = a0
n k=0
2k = a0·(2n+1−1) → w¨achst unbeschr¨ankt
q= 1
2 : an = a0· 1
2n = a0 2n s0 = a0
s1 = a0+ a0 2 = 3
2a0 s2 = a0+ a0
2 +a0 4 = 7
4a0 ...
sn = ?
Allgemein kann man eine Formel f¨ursn wie folgt herleiten:
sn = a0(1 +q+q2+. . .+qn) | ·q q·sn = a0(q+q2+q3+. . .+qn+1)
Subtrahiert man die zweite Gleichung von der ersten, erh¨alt man
sn−q·sn = a0(1 +q+q2 +. . .+qn−q−q2−q3 −. . .−qn+1) bzw.
sn(1−q) = a0(1−qn+1) also sn = a0(1−qn+1)
1−q f¨urq = 1
Aus dieser Formel kann man sehr leicht erkennen, dass f¨ur q <1 der Term qn+1 gegen Null konvergiert und damit der Grenzwert von sn existiert. F¨ur q ≥ 1 dagegen w¨achst der Term qn+1 unbeschr¨ankt. Es gilt folgender
Satz: Gegeben sei die geometrische Folge (an) mit an = a0 · qn. Dann ist die zugeh¨orige geometrischen Reihe (sn) mit
sn=s0 n
k=0
qk
konvergent f¨urq <1. Die Summe der Reihe ist gegeben durch s= lim
n→∞sn = lim
n→∞
a0(1−qn+1)
1−q = a0(1−limn→∞qn+1)
1−q = a0
1−q F¨urq ≥1 ist die geometrische Reihe divergent.
Im Beispiel von Achilles und der Schildkr¨ote war die geometrischen Folge bzw.
Reihe mit den Parameterna0 =s0 = 90m und q= 0.1<1 gegeben. Diese Reihe ist also konvergent, und die Summe der Reihe ist gleich
s= a0
1−q = 90
1−0.1 = 90
0.9 = 100
D.h. nach wenn die Schildkr¨ote einen Vorsprung von 90m hat und Achilles zehn Mal schneller l¨auft als sie, holt er sie nach 100m ein.
Abschließend betrachten wir noch die harmonische Reihe, die von der Folge (an) mit an = 1
n erzeugt wird. Die zugeh¨orige Reihe ist gegeben durch:
sn = n
k=1
1 k
Frage: Ist die harmonische Reihe konvergent oder divergent? Oder anders gefragt:
Ist die Reihe nach oben beschr¨ankt oder nicht?
Antwort: Dazu sch¨atzen wir die Reihe wie folgt ab:
∞ k=1
ak = 1 + 1 2+ 1
3+ 1 4
>14+14
+1 5+ 1
6+ 1 7+ 1 8
>18+18+18+18
+ 1 9+ 1
10+ . . . + 1 16
>161+161+161+161+161+161+161+161
+. . .
> 1 + 1 2+ 2
4+ 4 8+ 8
16+. . .
= 1 + 1 2+ 1
2+ 1 2+ 1
2+. . .
Die rechte Seite dieser Ungleichung w¨achst unbeschr¨ankt, also w¨achst auch die (noch gr¨oßere) linke Seite der Ungleichung unbeschr¨ankt. Damit haben wir ge- zeigt, dass die harmonische Reihe divergiert.
4.3 Sekantenverfahren zur Nullstellenberechnung von Po- lynomen
In diesem Kapitel sehen wir uns an, wo Folgen und deren Konvergenz in der Praxis eine Rolle spielen. In den allermeisten F¨allen f¨uhren mathematische Modelle von realen Sachverhalten auf Gleichungen, die nicht geschlossen l¨osbar sind. In solchen Situationen versucht man, die Gleichung n¨aherungsweise zu l¨osen. Ein entspre- chendes Verfahren startet typischerweise mit einer (sehr groben) Anfangsl¨osung x0 und berechnet dann sukzessive weitere N¨aherungen x1, x2, x3, . . ., die die ex- akte L¨osung der Gleichung immer besser approximieren. Mit anderen Worten erzeugt ein gutes L¨osungsverfahren eine Folge von N¨aherungen (xn), die gegen die unbekannte L¨osung x der Ausgangsgleichung konvergiert. Die Aufgabe von Mathematikern ist es, solche L¨osungsverfahren f¨ur verschiedene Gleichungen zu entwickeln und zu zeigen, unter welchen Voraussetzungen die so berechnete Folge von N¨aherungen gegen die exakte L¨osung des Ausgangsproblems konvergiert.
Betrachten wir als Beispiel noch einmal das Problem aus Abschnitt 1.3.1, die Nullstellen eines Polynoms n-ten Grades zu berechnen. Dazu mussten wir die Gleichung
p(x) = anxn+an−1xn−1. . .+a2x2+a1x+a0 = 0
l¨osen. Wir hatten damals festgestellt, dass f¨ur den Fall n > 2 keine geschlossene L¨osungsformel existiert. Ein geeignetes N¨aherungsverfahren zur Berechnung einer Nullstelle a von p(x) sollte daher eine Folge von N¨aherungen (xn) erzeugen, die gegen eine Nullstellea konvergiert, d.h.
n→∞lim xn=a und p(a) = 0
Ein m¨ogliches Verfahren ist das Sekantenverfahren. Bei diesem Verfahren ap- proximiert man das Polynom durch eine Sekante und berechnet die Nullstelle der Sekante als N¨aherung:
Gegebene Startwerte: x0, x1
Sekante (Gerade durch p(x0), p(x1)): y= p(x1)−p(x0)
x1−x0 (x−x0) +p(x0) Nullstelle d. Sekante (neue N¨aherung): x2 =x0− p(x0)(x1−x0)
p(x1)−p(x0)
Analog n-te N¨aherung: xn =xn−2− p(xn−2)(xn−1−xn−2) p(xn−1)−p(xn−2) Beispiel 1: Gegeben sei das Polynom p(x) =x4 + 2x2−3. Wir berechnen mit dem Sekantenverfahren und den Startwertenx0 = 2, x1 = 1.5 eine Nullstelle von p(x).
x0 = 2, p(x0) = 21
x1 = 1.5, p(x1) = 6.5625
x2 = 2− 21·(1.5−2)
6.5625−21 = 1.2727, p(x2) = 2.8632
x3 = 1.5−6.5625·(1.2727−1.5)
2.8632−6.5625 = 1.0968, p(x3) = 0.8531 x4 = 1.2727− 2.8632·(1.0968−1.2727)
0.8531−2.8632 = 1.0221, p(x4) = 0.1808 x5 = 1.0968− 0.8531·(1.0221−1.0968)
0.1808−0.8531 = 1.0020, p(x5) = 0.0160 x6 = 1.0221− 0.1808·(1.0020−1.0221)
0.0160−0.1808 = 1.0000, p(x6) = 0
In der Tat ist a= 1 eine Nullstelle von p(x) = x4+ 2x2−3. Wenn wir als Start- werte x0 =−2, x1 =−1.5 verwenden, dann ergeben sich folgende Werte:
x0 = −2
p(x0) = 21 x1 = −1.5 p(x1) = 6.5625
x2 = −2− 21·(−1.5 + 2)
6.5625−21 = −1.2727 p(x2) = 2.8632
x3 = −1.5− 6.5625·(−1.2727 + 1.5)
2.8632−6.5625 = −1.0968 p(x3) = 0.8531
x4 = −1.2727− 2.8632·(−1.0968 + 1.2727)
0.8531−2.8632 = −1.0221 p(x4) = 0.1808
x5 = −1.0968− 0.8531·(−1.0221 + 1.0968)
0.1808−0.8531 = −1.0020 p(x5) = 0.0160
x6 = −1.0221− 0.1808·(−1.0020 + 1.0221)
0.0160−0.1808 = −1.0000 p(x6) = 0
In der Tat ist auch a = −1 eine Nullstelle von p(x) = x4 + 2x2 −3. Wenn wir schließlich als Startwerte x0 = 0.5, x1 =−0.5 verwenden, dann ergeben sich fol- gende Werte:
x0 = 0.5, p(x0) = −2.4375
x1 = −0.5, p(x1) = −2.4375
x2 = 0.5−−2.4375·(−0.5−0.5)
−2.4375−(−2.4375) = 0.5− 2.4375
0 − nicht definiert Beispiel 2: Wir betrachten noch ein anderes Polynom p(x) = x3 −2x+ 2 und starten mit den Wertenx0 = 1, x1 =−1.
x0 = 1, p(x0) = 1
x1 = −1, p(x1) = 3
x2 = 1− 1·(−1−1)
3−1 = 2, p(x2) = 6 x3 = −1− 3·(2−(−1))
6−3 = −4, p(x3) = −54
Wie man leicht sieht, werden die Werte p(xn) betragsm¨aßig immer gr¨oßer, d.h.
die erzeugte Folge konvergiert nicht gegen eine Nullstelle von p(x). Tats¨achlich liegt die Nullstelle ungef¨ahr bei a=−1.7693.
Fazit: Es h¨angt von den Startwerten ab,
1. ob das Sekantenverfahren ¨uberhaupt durchf¨uhrbar ist, 2. ob das Sekantenverfahren gegen einen Nullstelle konvergiert, 3. gegen welche Nullstelle das Sekantenverfahren konvergiert.
4. Außerdem muss man sich Gedanken machen, wie man geeignete Startwerte findet.