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Archiv "Qualitätssicherung in der Zytologie" (05.04.1990)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Qualitätssicherung in der Zytologie

Die zytologische Abstrichunter- suchung gilt nach wie vor als wirk- samste Methode der Früherkennung des Gebärmutterhalskrebses. Die Ergebnisse seit ihrer Einführung in das gesetzliche Krebsfrüherken- nungsprogramm im Jahr 1971 konn- ten jedoch die diagnostische Sicher- heit dieses anfänglich als hochsensi- tiv bewerteten Verfahrens nicht be- stätigen. Man rechnet heute allge- mein mit einer durchschnittlichen Fehlerrate von 20 Prozent falsch-ne- gativer Befunde bei steigender Ten- denz (SOOST, 1987). Hauptgründe dafür sind die ungenügende Ab- strichqualität bei Entnahme und Verarbeitung des Zellmaterials (et- wa 2/3 bis 3/4 der Fälle) und die fehl- erhafte Beurteilung durch den Zyto- logen (etwa 1/4 bis 1/3 der Fälle).

Praktische Prüfungen in gynäko- logischer Zytologie auf freiwilliger Ba- sis mit Ausstellung eines entsprechen- den Zertifikates werden von der Deutschen Gesellschaft für Zytologie (DGZ) bereits seit 1974 abgehalten.

Der Prüfungsinhalt besteht aus der mikroskopischen Beurteilung von 20 Fällen, wobei entsprechend dem Ziel der Krebsvorsorge der Schwerpunkt auf der Cervix-Zytologie liegt. Gege- ben werden Anamnese sowie klini- scher und kolposkopischer Befund.

Verlangt wird ein kurzer schriftlicher Befund, die zytologische Diagnose entsprechend der Münchner Nomen- klatur von 1975 und gegebenenfalls ei- ne Empfehlung für weitergehende diagnostische oder therapeutische Maßnahmen. Das bei Bestehen der Prüfung ausgestellte Zertifikat bestä- tigt dem Erwerber einen hohen und objektivierbaren Standard seiner zy- tologischen Diagnostik. Dementspre- chend wurde das Zertifikat der DGZ bis zum Inkrafttreten der Zytologie- Richtlinien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung am 1. 2. 1980, die eine praktische Prüfung als Zulas- sungsvoraussetzung für eine zytologi- sche Tätigkeit unnötig machten, von einigen Länder-KVen als Zulassungs- voraussetzung gefordert.

Daß eine praktische Prüfung den Qualitätsstandard der zytologischen Tätigkeit wesentlich verbessern kann,

zeigen die Zahlen ausgestellter Zerti- fikate in verschiedenen Zeitabschnit- ten: Im 6-Jahreszeitraum von 1968 bis 1973 wurden von der DGZ 301 Zertifi- kate ohne Prüfung, lediglich aufgrund von Ausbildungszeit und der Zahl be- fundeter Fälle ausgestellt, entspre- chend einem Jahresdurchschnitt von 50 Zertifikaten. Dagegen wurden im 14-Jahreszeitraum von 1974 bis 1987 bei 282 gestellten Zertifikatsanträgen mit Prüfung (Jahresdurchschnitt 20 Anträge) nur noch 146 Zertifikate nach bestandener Prüfung ausge- stellt. In 136 Fällen wurde die prakti- sche Prüfung nicht bestanden.

Bezeichnenderweise wurden 190 von 282 Prüfungsanträgen vor dem In- krafttreten der Zytologie-Richtlinien im Jahr 1980 gestellt, als das Zertifikat der DGZ häufig noch Zulassungsvor- aussetzung zur zytologischen Tätig- keit war. Dagegen wurden in den Jah- ren 1981 bis 1987 nur noch 92 Zertifi- katanträge gestellt, wobei dem Zyto- logie-Zertifikat jetzt lediglich der Wert eines „Leistungsabzeichens" zu- kam.

Von besonderem Interesse für die Qualitätsbeurteilung in der gynä- kologischen Zytologie waren die Er- gebnisse der 136 nicht bestandenen Prüfungen: Eine schwerwiegende Fehldiagnostik (mehr als ein „falsch- negativer" und/oder mehr als zwei

„falsch-positive" Befunde) führte in 104 von 136 Fällen (76 Prozent) zum Nichtbestehen der Prüfung, eine unsi- chere Diagnostik (mehr als vier zwei- felhafte Befunde der Gruppe III bei eindeutig negativen oder positiven Abstrichen) in 32 Fällen (24 Prozent).

Ein eindeutiger Zusammenhang bestand zwischen Prüfungsergebnis und der zytologischen Weiterbildung des Antragstellers: Erfolgte die zyto- logische Weiterbildung an Universi- tätskliniken oder Klinikabteilungen mit mehr als 12 000 Abstrichuntersu- chungen/Jahr, wurde die Prüfung in 69 von 103 Fällen ( = 67 Prozent) be- standen. Erfolgte die Weiterbildung in kleineren Klinikabteilungen oder Prosekturen mit weniger als 12 000 Untersuchungsfällen/Jahr, wurde die Prüfung nur noch in dreizehn von 38 Fällen ( = 34 Prozent) bestanden.

Besonders schlecht war das Prü- fungsergebnis bei wechselnder Aus- bildung im Rahmen einer Gastarzt- tätigkeit: Nur zwei von elf Antrag- stellern bestanden die Prüfung nach einer derartigen Ausbildung ( = 18 Prozent). Die Wichtigkeit der Aus- bildung an einem Laboratorium mit hinreichend großem Materialein- gang und größerer Zahl positiver Fälle bei möglichst kontinuierlicher Ausbildung wird aus diesen Zahlen eindeutig ersichtlich.

Die Erfahrungen mit praktischen Zytologie-Prüfungen erlauben einige Schlußfolgerungen, die im Hinblick auf die Qualitätssicherung Grundlage für Empfehlungen zur Ausübung der Zytodiagnostik sein könnten:

1.) Zertifikatprüfungen, ob auf frei- williger oder obligater Basis, sind ein objektiver Maßstab für den Kennt- nisstand des Zytologen zu einem ge- gebenen Zeitpunkt.

2.) Der Qualitätsstandard des Aus- bildungs-Laboratoriums mit ausrei- chendem Materialanfall und Konti- nuität der Ausbildung ist Vorausset- zung für das erfolgreiche Erlernen der Zytologie.

3.) Unter dem Aspekt der Dezentra- lisierung der gynäkologischen Zyto- logie mit Verlagerung der Diagno- stik in kleine Praxislaboratorien ist eine Überprüfung des aktuellen Kenntnisstandes des zytologisch täti- gen Arztes in regelmäßigen Zeitab- ständen zu erwägen.

4.) Zertifikatprüfungen in der von der DGZ durchgeführten Form bie- ten sich als gangbarer Weg insbeson- dere für die Beurteilung der Ein- gangsvoraussetzungen zur zytologi- schen Tätigkeit an, sind aber auch im Rahmen der kontinuierlichen Fort- bildung zur Sicherung eines hohen Qualitätsstandards der gynäkologi- schen Zytodiagnostik diskutabel.

Wne-

Wagner, D.: Qualitätssicherung in der Zy- tologie: Ergebnisse gynäkologisch-zytologi- scher Zertifikatprüfungen. Frauenarzt 31 (1990) 23-26.

Prof. Dr. D. Wagner, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Zytologie, Zy- tologisches Laboratorium am Ev. Diako- niekrankenhaus Freiburg, Burgunderstr. 1, 7800 Freiburg.

A-1122 (74) Dt. Ärztebl. 87, Heft 14, 5. April 1990

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