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B R I E F E
ZYTOLOGIE
Zu der Bekanntma- chung der KBV (DÄ 36/2007: „Vereinba- rung von Qualitätssi- cherungsmaßnah- men nach § 135 Abs.
2 SGB V zur zytologi- schen Untersuchung von Abstrichen der Cervix uteri – Qualitätssicherungsverein- barung Zervix-Zytologie“).
Hobbyzytologen
Ich arbeite nun seit fast 20 Jahren in der Geburtshilfe und Frauenheil- kunde, seit neun Jahren selbststän- dig und als Belegarzt in einem Krankenhaus. Mühselig und zeit- aufwendig habe ich mir wie viele meiner Kollegen auch die Zusatz- qualifikation für „gynäkologische Exfoliativzytologie“ erarbeitet und sehe regelmäßig alle meine eigenen Präparate und zeitweise auch die von Einsendern selbst an und beur- teile sie. Nun aber haben die
„großen“ Labors langsam geschafft, die „kleinen“ Zytologen auszumer- zen, indem sie im Qualitätsmanage- ment unerreichbare Mengen und Voraussetzungen unter dem Namen
„Qualitätssicherung“ durchsetzen konnten. Natürlich ist ihnen klar, und diese Absicht unterstelle ich auch, dass Zytologen in Einzelpra- xen und mit eventuell ein paar zu- sätzlichen Einsendern diese Aufla- gen nicht erfüllen können, sie zu- dem unwirtschaftlich würden. Auf diese Weise werden sie dann ge- zwungen, ihre Präparate ebenfalls an die wenigen Großlabors zu ge- ben, die so alles auf sich vereinen und sich den „Markt“ aufteilen kön- nen. Aber wie sieht es denn dort tatsächlich aus? In den meisten Fäl- len werden von den großen Zytolo- gen der Großlabors nur noch weni- ge Präparate selbst gemustert. Das bei Weitem meiste geschieht durch Zytologieassistenten und keines- falls von den in Zytologie ausgebil- deten Fachärzten persönlich, wie es zum Beispiel bei mir der Fall ist.
Diese Assistenten arbeiten für den bekannten „Appel und Ei“ und müssen dafür fast regelmäßig mehr zytologische Präparate mustern als nach der neuen Bestimmung gefor-
A684 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 13⏐⏐28. März 2008
B R I E F E M E D I E N
dert. Das ist die Realität. Gerade erst wurde mir von einem der
„großen“ Labors ein Rundschreiben zugesandt, dass wohl derart an alle
„kleinen“ Zytologen gegangen ist, und in dem mir seine Dienste offe- riert wurden. Ziel ist es, nur Leis- tungen durchzuführen, die auch adäquat bezahlt werden. Aber dann rechnet sich die Zytologie mit ca.
sieben Euro pro Präparat für „klei- ne“ Zytologen gar nicht mehr. So werden einzelne Zytologen zu
„Hobbyzytologen“ degradiert oder sie werden in Zukunft ganz auf die Ausübung dieser Tätigkeit verzich- ten – Sinn und Zweck der ganzen, von den Großlabors initiierten Akti- on. Für die Großlabors amortisiert sich die teure Gerätschaft, wenn sie alles an sich reißen. . . . Ihr großer
Vorteil bei dieser Vorgehensweise:
Die einzelnen Zytologen haben kei- ne gemeinsame Lobby im Gegen- satz zu ihnen. Keiner dieser Zytolo- gen aus den Großlabors kennt je ei- ne Patientin persönlich. Ich weiß hingegen ganz genau, wessen zyto- logisches Präparat ich vor mir habe, habe die Anamnese im Hinterkopf, kann einschätzen, wie eine Befund- mitteilung erfolgen sollte etc. . . . Ich bedauere sehr diese unter dem Decknamen „Qualitätssicherung“
erfolgende Verdrängung von ein- zeln tätigen Zytologen. Sie geht zu- lasten der Qualität, der Patienten und der Kollegen, die ihre Zusatz- ausbildung bzw. -tätigkeit quasi zum Hobby machen können.
Dr. med. Franz Prohaska,Gutenbergstraße 6, 35037 Marburg
ALLERGIEN
In den USA droht sich die Furcht vor tödlichen Reaktio- nen auf Lebensmit- tel zur Hysterie aus- zuwachsen (DÄ 5/
2008: „Nahrungs- mittelallergien in den USA: Epidemie oder geschickte PR?“ von Ronald D. Gerste).
Nicht genügend Aufmerksamkeit
Ronald D. Gerste spricht von einer
„vermeintlichen Allgegenwart von Allergien“ und kritisiert, dass sich besonders in den USA bereits Initia- tiven zusammengefunden haben, die
„Schulen und Kindergärten zu erd- nussfreien Zonen“ machen wollen.
Hierzu ist festzustellen: Mehr als 40 Prozent der drei- bis 17-jährigen Kinder in Deutschland weisen eine Sensibilisierung gegen Inhalations- und/oder Nahrungsmittelallergene auf (Daten der KiGGS-Studie). Jedes zehnte Kind in Deutschland reagiert im Allergietest positiv auf Erdnuss!
Anaphylaktische Reaktionen treten bei unseren Kindern vor allem nach versehentlichem Verzehr von Nah- rungsmitteln und hier besonders Nüssen auf. Auch in Deutschland sterben Kinder an Erdnuss- und
Baumnussallergien! Selbsthilfegrup- pen in den USA, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland versuchen mühsam, der Öffentlichkeit klarzumachen, dass ein kleines Stück Kuchen ein Kind mit Nussallergie gefährden kann. Be- reits zwei Milligramm Erdnuss kön- nen akute allergische Reaktionen auslösen. Die vom Autor zitierte Stu- die aus Großbritannien zeigt tatsäch- lich, dass anaphylaxiegefährdete Kinder eine schlechtere Lebensqua- lität als Kinder mit Diabetes Typ 1 haben. Angst vor versehentlichem Verzehr von allergieauslösenden Nahrungsmitteln begleitet diese Kin- der in der Schule und in der Freizeit.
Die Studie wurde übrigens unter- stützt von der englischen „Anaphyla- xis Campaign“. Die 17-jährige Toch- ter Sarah des Initiators David Read- ing starb an einer Erdnussanaphyla- xie, als sie ein Stück Kuchen aß, von dem sie annahm, dass es nussfrei sei.
Der Autor kritisiert, dass „Lebens- mittelallergien als vergleichbar dra- matisch wahrgenommen werden wie Herzinfarkte oder Krebs“. Leider ist dies nicht so! Kinder mit Allergien und ihre Krankheiten erfahren in Deutschland bisher nicht die ihnen zustehende Aufmerksamkeit . . .
Dr. Frank Friedrichs,Rathausstraße 10, 52072 Aachen
KOMMUNIKATION IM KRANKENHAUS
Verständigung ohne Lautsprache
Speziell für den Einsatz im Krankenhaus hat die Fir- ma Incap, Pforzheim, gemeinsam mit der Universität Landau/
Pfalz das „Kommu- nikationsbuch“ ent- wickelt: Es hilft Pati- enten, deren Sprech- fähigkeit nach einem
Unfall, einer Operation oder einer akuten medizinischen Intervention (zum Beispiel Intubation) einge- schränkt oder blockiert ist, sich ver- ständlich zu machen. In übersichtli- cher Anordnung findet man hier wichtige Fragen und Aussagen zur Kommunikation mit dem Klinikper- sonal und den Angehörigen. Um eine bestimmte Aussage zu machen, schlägt der Patient die gewünschte Seite auf und zeigt auf einen Begriff oder einen Satz. Patienten, deren motorische Fähigkeiten das Blättern im Buch nicht zulassen, werden durch das Führen der Hand unter- stützt; der Kommunikationspartner liest die Aussage laut vor, um sich zu vergewissern, dass er sein Ge-
KLINIKBLOG
„Stationsservice“
Ein Diskussionsforum für die Fach- öffentlichkeit im Gesundheitswe- sen steht im Internet unter www.
stationsservice.de zur Verfügung.
Dort können alle am Strukturwan- del der Branche Beteiligten ihre Meinungen, Kommentare und Er- fahrungen über die Veränderungen öffentlich diskutieren. Betreiber des Blogs ist die Ahr-Service GmbH, Oberhausen, die damit das Bewusstsein für neue Wege in der Versorgung in Krankenhäusern und Kliniken unterstützen will. Dabei steht das Thema „Stationsservice“
im Mittelpunkt, weil es nach An- sicht der Betreiber „gleichermaßen Fragen der Wirtschaftlichkeit, der Kundennähe und der neuen Rollen- verteilung zwischen den Gesund- heitsberufen“ berührt. EB