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Archiv "GROSSBRITANNIEN: Arbeitskampf „führt zu Todesfällen“" (09.11.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen BLICK ÜBER DIE GRENZEN

sehr ausgeprägt zu sein, wie die starke Teilnahme an den Auseinan- dersetzungen und die harte Sprache zeigt, in der Rücksichtnahme auf Patienten ausdrücklich abgelehnt wird. Am schärfsten wogte in der dritten Oktoberwoche die Auseinan- dersetzung in Florenz mit einer De- monstration, die stundenlang die ganze Innenstadt lahmlegte. Arbeit- geber und Verhandlungspartner dort ist der Regionalassessor für das Gesundheitswesen — ein Kommu- nist. Er blieb hart, verteidigte den Einheitsvertrag, und bei einer Kon- ferenz der Regionalassessoren in Rom beschimpfte er heftig seinen christdemokratischen Kollegen aus Venedig, der die Forderungen der Streikenden bewilligt hatte. Woher der allerdings das Geld nehmen will, ist unerfindlich; die Krankenhäuser werden aus einem von der Zentralre- gierung gespeisten und an die Re- gionen verteilten Fonds finanziert, in dem zusätzliche Mittel nicht zu fin- den sind, es sei denn, man greift die Katastrophenreserve an.

Am 20. Oktober versuchte der Staatssekretär im Amt des Minister- präsidenten, Del Rio, in Verhandlun- gen mit den „offiziellen" Gewerk- schaften einen Ausweg zu finden, aber er setzte sich dabei zwischen alle verfügbaren Stühle. Er verein- barte nämlich ein Zusatzabkommen, wonach jeder Krankenhausange- stellte, der an Fortbildungskursen teilnimmt, eine Gehaltserhöhung von 27 000 Lire erhalten solle. Dies lehnten die autonomen Gewerk- schaften sofort ab.

In einer Sitzung in der folgenden Woche nahmen aber auch die Präsi- denten der Regionalregierungen den Ministerpräsidenten wegen die- ses Alleinganges seines Staatsse- kretärs unter scharfen Beschuß. Der hatte es nämlich ganz besonders raffiniert machen wollen: Kosten von Fortbildungsmaßnahmen, so hatte er argumentiert, gehörten nicht zur Krankenhausfinanzierung, sondern müßten nach geltendem Gesetz von den Regionen aus deren Haushaltsmitteln bezahlt werden — Del Rio hatte also eine Einigung auf Kosten Dritter versucht. Die Regio-

nalpräsidenten lehnten dieses Ver- fahren rundheraus und ohne Anse- hen der politischen Zugehörigkeit ab. Man war also so weit wie vorher.

Übrigens sind die Ansichten auch bei den Ärzten unterschiedlich: Es gibt einen Verband jüngerer Kran- kenhausärzte, der sich ebenfalls für den Einheitsvertrag einsetzt, der sie mit dem Krankenhauspersonal zu- sammenfaßt. bt

GROSSBRITANNIEN

Arbeitskampf

„führt zu Todesfällen"

Im Zusammenhang mit Arbeits- kampfmaßnahmen von Technikern und Vorarbeitern in Krankenhäusern des Staatlichen Gesundheitsdien- stes hat Sozialminister David Ennals nach einem gescheiterten Vermitt- lungsversuch die „Streikenden"

aufgefordert, „um Gottes Willen"

wieder an die Arbeit zu gehen und

„aufzuhören, mit dem Leben von Patienten zu spielen". Nach dem, was Ärzte ihm berichtet hätten, sag- te der Minister, sei er überzeugt da- von, daß als Folge des Arbeitskamp- fes bereits Patienten gestorben sei- en und daß andere wegen der verzö- gerten Aufnahme in die Kranken- häuser nie wieder von ihrer Erkran- kung genesen würden.

Vertreter der „Streikenden" be- zeichneten diese Äußerungen des Ministers als Heuchelei und Erpres- sung; in Wirklichkeit mißbrauche der Minister Menschenleben zu poli- tischen Zwecken, während es in sei- ner Macht stünde, den Streitfall sehr schnell beizulegen.

Es handelt sich um einen seit An- fang September in Gang befindli- chen „Dienst nach Vorschrift" von etwa 3500 Technikern und Vorarbei- tern, die hauptsächlich mit Baumaß- nahmen sowie mit der Pflege und Wartung von technischen Einrich- tungen in Krankenhäusern beschäf- tigt sind. Der Anlaß für den Streit reicht allerdings schon in das Jahr 1974 zurück, als die diesen Techni-

kern unterstellten Arbeiter eine mit einer Produktivitätsvereinbarung verknüpfte Lohnerhöhung erhielten.

Dies führte in etwa 600 Fällen dazu, daß Arbeiter einen höheren Lohn er- halten als die über sie die Aufsicht führenden Techniker. Dies konnte bisher wegen der allgemeinen Lohn- politik der britischen Regierung nicht ausgeglichen werden. Lange Verhandlungen in dem für diese Be- rufsgruppen des Gesundheitswe- sens zuständigen Ausschuß führten zu nichts, und Ende Oktober sind auch mehrmalige Verhandlungen ei- ner unabhängigen Schiedsstelle er- gebnislos abgebrochen worden. Die 3500 Techniker, die auch noch ver- schiedenen Gewerkschaften ange- hören, hatten Anfang September, zum Teil nach einer Urabstimmung, mit einem „Dienst nach Vorschrift"

begonnen.

Die Folgen sind bisher, daß zum Bei- spiel Bettwäsche nicht mehr gewa- schen werden kann, weil die Wasch- maschinen nicht repariert werden, oder das Blutübertragungsgeräte nicht gewartet werden können. Eini- ge Krankenhäuser haben Kranken- hausaufnahmen oder Operationen aufschieben müssen und beschrän- ken sich auf Notfälle. Davon waren Ende Oktober etwa 4000 Kranken- hausbetten in ganz Großbritannien betroffen.

Zufälligerweise erschien während dieses Arbeitskampfes der Jahres- bericht des Gesundheits- und So- zialministeriums, in dem auf die Not- wendigkeit hingewiesen wird, die Beziehungen zwischen dem Staatli- chen Gesundheitsdienst und seinen Arbeitnehmern zu verbessern. Es habe zwar in der letzten Zeit keine größeren Streiks im Staatlichen Ge- sundheitsdienst gegeben, aber zu viele inoffizielle — das heißt durch die Gewerkschaften nicht unter- stützte — Kampfmaßnahmen und Reibungen zwischen den einzelnen Berufsgruppen im Staatlichen Ge- sundheitsdienst. — Die Veröffentli- chung des Jahresberichts hatte sich verzögert: in der Regierungsdrucke- rei gab es „Arbeitskampfmaßnah- men". . . gb

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 45 vom 9. November 1978 2689

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