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Archiv "Begegnung mit zeitgenössischer Kunst" (02.07.1982)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Leserdienst

Hinweise 'Anregungen

Heft 26

vom 2. Juli 1982

Begegnung mit

zeitgenössischer Kunst

Über die Gemäldegale- rien des unabhängigen Bürgertums, der freien Kaufmanns- und Hanse- städte, die als bürgerli- che Stiftungen in städti- sche oder bürgerli- che Obhut übergingen, spannt sich der Bogen bis ins 20. Jahrhundert:

angefangen bei dem von einem Frankfurter Ban- kier begründeten Städel- schen Kunstinstitut, das als erstes bürgerliches Museum in Deutschland anzusehen ist, bis zur Kölner Sammlung Lud- wig oder der Sammlung Sprengel in Hannover.

In diesem Zusammen- hang ist auch die Sammlung Domnick zu nennen.

Entstehung, Aufgabe und Zukunft der Sammlung Domnick werden aus Anlaß des 75. Geburtstages des Arztes, Künstlers, Mäzens und Sammlers Ottomar Domnick anhand ausge- wählter Dokumentation vorgestellt. Dr. med. Otto- mar Domnick, Jahrgang 1907, geboren in Greifs- wald, ließ sich 1938 als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie in Stuttgart nieder. Während des Kriegsdienstes 1940 bis 1945 führte seine Frau Dr.

med. Greta Domnick geb.

Gerhardt die Praxis weiter.

Seit 1950 arbeitet Domnick in einer eigenen Nervenkli- nik und ist seit 1976 Hono- rarprofessor an der Univer- sität Hohenheim.

Den Grundstein zu seiner Sammlung legte Domnick, als er 1945 hungrig nach Kunst, wie er selbst es aus- drückt, aus dem Krieg heimkehrte. Er lud Maler und Freunde zu Gesprä- chen über die Kunst ein und unternahm Reisen zu den wenigen Künstlern, die abstrakt arbeiteten. 1947 entstand aus Zusammen- künften mit Künstlern und Freunden der Zyklus kunst- wissenschaftlicher Veran- staltungen in den Räumen seiner Arztpraxis in Stutt- gart. Aus diesen Vorträgen entstand Domnicks erstes Kunstbuch „Die schöpferi- schen Kräfte in der abstrak- ten Malerei". 1948 wurde Domnick von der französi- schen Besatzungsmacht für die Teilnahme deut- scher Maler am „2. Salon des Räalitös Nouvelles" in Paris bevollmächtigt, in der erstmalig deutsche Maler

wieder international ge- zeigt werden durften. Als Dank veranstaltete Dom- nick im gleichen Jahr eine von ihm in Paris zusam- mengestellte „Wanderaus- stellung französischer Ma- lerei", die er durch sieben deutsche Städte mit Vorträ- gen begleitete. Aus seiner frühen Freundschaft mit Hans Hartung entsteht

DIE SAMMLUNG DOMNICK

1949 eine dreisprachige Monographie über dessen Werk. Auch zu den Nieder- landen entstand ein enger Kontakt, wo das Stedelijk- museum in Amsterdam schon früh abstrakte Aus- stellungen zeigte, u. a.

auch 1953 die Sammlung Domnick, die dann weiter in das Palais des Beaux Arts nach Brüssel ging. Im gleichen Jahr inszenierte Domnick auf Schloß Elmar zusammen mit Franz Roh eine Kunstwoche mit Vor- trägen, Filmen, Musik und einer großen Ausstellung abstrakter Malerei „Begeg- nung mit zeitgenössischer Kunst".

Bald wurde die Bilder- sammlung so groß, daß sie den Rahmen der eigenen Räume sprengte. 1952 sie- delte sie in die Staatsgale- rie in Stuttgart über, wo sie schließlich wegen notwen- diger Umbauten ins Depot wanderte. So entstand der Plan, der Sammlung ein ei- genes Gehäuse zu schaf- fen. 1967 wurde in der Nä- he von Nürtingen der Be- tonbau fertig, der der Sammlung abstrakter Ma- lerei den passenden Rah- men gab. 1977 vermachte er seine Sammlung in ihrer Gesamtheit dem Lande Ba- den-Württemberg, das sie 1982 als Kulturdokument unter Denkmalschutz stell- te. Obwohl die Sammlung auch Werke von Kandins- ky, Marc, Klee und Macke einschließt, liegt ihr Schwerpunkt im Bereich der nach 1945 entstande- nen Kunst. Außer 20 Wer- ken von Hartung sind in der Sammlung auch Baumei- ster, Dorazio, Rainer und Soulages mit imponieren- den Werkgruppen vertre- ten. Zu erwähnen sind fer- ner Werke von Winter, Bis- sier und die psychographi- schen Bilder von Tapies und Kriwet. 1976 ermög- licht der Erwerb eines grö- ßeren Grundstücks neben seinem Haus Domnick die Anlage eines Parkes mit großen, ebenfalls aus- schließlich abstrakten Stahlskulpturen.

„Ich war immer ein Augen- mensch und liebte zu be- obachten, selbst etwas zu entdecken", sagt Domnick von sich, und es erscheint folgerichtig, daß der „Au- genmensch" Domnick die Mittel des Filmes benutzt, um aktuelle Fragen zu for- mulieren. 1951 entstand sein erster Film „Neue Kunst — Neues Sehen", mit dem er ein breiteres Publi- kum an die Entwicklung

Ausgabe B DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 79. Jahrgang Heft 26 vom 2. Juli 1982 67

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Leserdienst:

Hinweise •Anregungen BUCHBESPRECHUNGEN

der Malerei zur Abstraktion hinführen wollte. 1954 folg- te ein — mehrfach ausge- zeichneter— Film über Bau- meister. Sein erster Spiel- film „Jonas" (1957) behan- delte die Existenzangst des modernen Menschen, ein Thema, mit dem er als Arzt und Psychiater in zuneh- mendem Maße konfrontiert wurde. „Ohne Datum", ein modernes Jedermann- Spiel, entstand 1961, der 1969 entstandene Film

„N.N." dokumentiert Dom- nicks Erkenntnis, die west- liche Welt sei zu einem Ge- fängnis geworden. Der Film „Augenblicke" (1972) schließlich behandelt eine weitere Kollektivneurose der Gegenwart, die schlei- chende Selbstvergiftung des Menschen und seiner Umwelt. Abschluß seiner filmerischen Arbeit, in der er von seiner Frau tatkräf- tig unterstützt wurde, bil- det das autobiographische Filmdokument „Domnick über Domnick".

Helmut Lander, Manfred Niermann: Lehm-Architek- tur in Afrika und Spanien, Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Köster Verlag, Königstein im Tau-

nus, 1980, 21 x 20 cm, 132 Seiten, 154 Abbildungen, davon 81 farbig, gebunden, 34 DM

Seitdem der Mensch den Schritt vom nomadisieren- den Hirten und Jäger zum seßhaften Bauern tat und damit eine feste Behau- sung brauchte, wurde ne- ben Holz und Naturstein besonders der Lehm — als geformte Lehmwand oder

Das Bild des Kunstsamm- lers und Sachverständigen der abstrakten modernen Kunst wäre unvollständig, wenn nicht auch seine aus- geprägte Musikalität er- wähnt würde.

Die neue „Sammlung Dom- nick" wird mit moderner Musik eröffnet. Es folgen viele Konzerte, u. a. ein Zy- klus mit international be- kannten Cellisten 1973 bis 1980.

Der Filmemacher und Cel- list Domnick hat folglich ein Film-Stipendium für avantgardistische Jungfil- mer und einen Cellopreis für junge Musiker ausge- setzt. Hans Reuter, Köln Ottomar und Greta Domnick:

Die Sammlung Domnick, ihre Entstehung, ihre Aufgabe, ihre Zukunft, Belser Verlag, Stutt- gart/Zürich, 1982, 158 Seiten, 272 Abbildungen, Werkver- zeichnis mit 267 Abbildungen, Ganzleinen mit Schutzum- schlag, 38 DM

als Ziegel — verwendet. Das vorliegende Buch ist die er- ste Veröffentlichung über Lehmbauten unter archi- tekturkritischem Aspekt und will die optischen Rei- ze der Bauten Nordafrikas und Spaniens sichtbar ma- chen. Darüber hinaus setzt sich der Autor kritisch mit der Geschichte, Formen und Funktionen dieser Bautechnik auseinander.

Hervorragende, teils ganz- seitige Fotos in Farbe und Schwarzweiß erläutern das Geschriebene.

Fritzheinz Sprenger Würzburg

Karl Diemer: Über Sonn- tagsmaler oder wie naiv ist die moderne Kunst? Bilder aus der Sammlung Eisen- mann 1920 bis 1980, Belser Verlag, Stuttgart/Zürich, 1981, 29 x 30 cm, 198 Sei- ten, 120 farbige Abbildun- gen, Leinen, 58 DM

„Die Naiven malen nicht was sie ‚wissen', söndern das was sie sehen, was sie ganzheitlich sehen — wie Kinder in der Kinderkunst."

Dieses Zitat aus dem Vor- wort gibt einen guten Ein- stieg in eine der bedeu- tendsten und umfangreich- sten Sammlungen für

Eugenio Battisti: Filippo Brunelleschi, Das Gesamt- werk, Aus dem Italieni- schen von Julia Schlechta und Madeleine Stahlberg, Reihe: Die großen Baumei- ster der Welt, Belser Ver- lag, Stuttgart/Zürich, Electa Editrice, Mailand, 1979, 26x29 cm, 420 Seiten, 358 Abbildungen, Linson mit Schutzumschlag und Schuber, 198 DM (bei Ab- nahme der ganzen Reihe 178 DM)

Filippo Brunelleschi, 1376-1446, ist aller Welt bekannt als der Erbauer ei- nes der kühnsten Werke der Weltarchitektur, der Kuppel des Florentiner Doms. Man kennt darüber hinaus das Findelhaus in Florenz, die Kirchen S. Lo- renzo und ihre „alte Sakri- stei", S. Spirito, die Pazzi- Kapelle, und man sieht in ihm einen der Begründer der Architektur der Renais- sance. Daß dies ein ver- kürztes und unvollständi- ges Bild dieses Mannes ist,

Naive Kunst, die auf eine Privatinitiative des Maschi- nenfabrikanten Eisenmann in Böblingen zurückgeht.

Der durchweg farbige Bild- teil bringt eine Ubersicht über die deutsche Sonn- tagsmalerei von 1920 bis 1980. — Der Autor, Kenner und kritischer Betrachter der Gegenwartskunst, ver- sucht in einem Beitrag auf provokante Art eine Ein- gliederung, wie er meint, der wahren Künstler in den großen Bereich der Kunst und läßt damit den Stellen- wert der Sonntagsmalerei in einem neuen Licht er- scheinen. BI

liegt auf der Hand. Die Mo- nographie — zweite in der zunächst von dem italieni- schen Verlag Electa konzi- pierten, vom Belser Verlag ins Deutsche übernomme- nen Serie „Die großen Bau- meister der Welt" — sam- melt nicht nur das bisher vorhandene Material über Brunelleschi. Jahrelang hat sich die ganze architektur- historische Abteilung der Universität Florenz mit al- lem befaßt, was aufzutrei- ben war, hat die Bauwerke, die Quellen, andere zeitge- nössische und spätere Lite- ratur untersucht, hat die Maße nachgemessen, die Maschinen Brunelleschis nachgebaut — und da ist verwirrend vieles.

Die Monographie beweist, daß Filippo Brunelleschi vergleichbar ist nur einem, der bald nach seinem Tode geboren wurde: Leonardo da Vinci. Das Buch ist kei- ne leichte Lektüre, man muß es durcharbeiten.

Aber die Mühe lohnt. bt

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