GKV-Finanztransfer
Hochrisiko-Pool schaffen
Forschergruppe äußerte sich zu Wirkungen des Risikostrukturausgleichs.
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er Risikostrukturausgleich (RSA) zwischen den ge- setzlichen Krankenkassen ist notwendig. In seiner jetzigen Form bietet er ihnen jedoch einen Anreiz, vor allem um Versicherte zu werben, dievoraussichtlich unterdurch- schnittliche Ausgaben verur- sachen werden. Denn Kosten, die über einen gruppenspezifi- schen Durchschnitt hinausge- hen, zum Beispiel für sehr teu- re Behandlungen chronisch Kranker, werden derzeit nicht ausgeglichen. Sie müssen von der zuständigen Krankenkas- se finanziert werden.
Zu dieser Einschätzung ist eine Forschergruppe gelangt, die derzeit im Auftrag des Bundesgesundheitsministeri- ums die Wirkungen des RSA untersucht. Sie legte Mitte Oktober einen Zwi- schenbericht vor. Darin schla- gen die Gutachter langfristig eine di- rekte Morbiditäts- orientierung im RSA vor. Kurzfristig soll ein Hochrisiko-Pool für GKV-Versicherte geschaffen werden, deren Erkrankungen zu extrem hohen Ausgaben führen.
Der Abschlussbe- richt soll Ende Janu- ar vorliegen.
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A2736 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 42½½½½20. Oktober 2000
Arzneimittel
Kursbuch für Patienten
Der Verlag Zabert Sand- mann hat einen Ratgeber veröffentlicht, der 4 000 Präparate bewertet.
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s sei kein Buch gegen Arz- neimittel, betonte Dr. med.Andreas von Maxen bei der Vorstellung des „Kursbuchs Medikamente und Wirkstof- fe“ in der vergangenen Wo- che in Berlin. Der Internist ist zusammen mit seiner Fach- kollegin Dr. Gabi Hoffbauer
und dem Apotheker Andreas Heeke Autor des Nachschla- gewerks. Von Maxen ist am Institut für Klinische Phar- makologie in Bremen und für das „arznei-telegramm“
tätig.
Die Autoren haben etwa 80 Prozent der Medikamente überprüft, die am häufigsten verordnet werden. Großer Wert wurde auf die Verträg- lichkeit gelegt. Jedes Kapitel befasst sich mit einem Krank- heitsbild. Es werden Sympto- me beschrieben, dann Nutzen und Schaden gebräuchlicher Medikamente. Schließlich folgen Tipps, was die Hei- lung fördert und welche nichtmedikamentösen Alternativen es gibt.
Prof. Dr. med.
Bruno Müller- Oerling- hausen,
Vorsit- zender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, lobte den Ansatz der Autoren.
Zwar könne man im Ein- zelnen auch andere Auf- fassungen vertreten. Doch ei- nen Ratgeber, der kompetent und seriös gemacht sei, be- grüße er.
Ausgabe D
Zur Wende 35 000 Leser
Im Oktober 1990 erreichte das Deutsche Ärzteblatt schon viele Ärzte im Osten.
S
ind Sie ,nur‘ Mitle- ser? Bestellen Sie doch Ihr eigenes Ex- emplar!“ Mit diesen Sätzen regte das Deutsche Ärzteblatt seit dem 5. März 1990 ostdeutsche Ärztinnen und Ärzte an, sich das ihnen zustehende eigene Exemplar anzufordern. Die Auflage des ersten Heftes betrug 5 000 Ex- emplare. Im Oktober 1990 wa- ren es bereits 35 000. Knapp zwei Jahre lang erschien „Aus-gabe D“ für die Leser in Ost- deutschland. Sie umfasste den gesundheitspolitischen und den medizinisch-wissenschaft- lichen Teil wie in allen Ausga- ben (A für Nie- dergelassene,
B für Kliniker und C für son- stige Bezie- her). Ergänzt wurden die Seiten um In- formationen, die für das anders kon- zipierte Ge- sundheits- wesen der DDR von Bedeutung waren, später um Hinweise auf zahlreiche Über- gangsbestimmungen.
Die Auflage der „Ausgabe D“ stieg nach und nach auf 46 000 Exemplare. Sie wurde Ende 1991 eingestellt. Denn von 1992 an erhielten wieder alle Ärztinnen und Ärzte eine der drei Ausgaben.
„Meine Kondition ist besser, als manche vermuten, und ich freue mich auf die zweite Halbzeit.“ Da- mit bekräftigte Bun- desgesundheitsmini- sterin Andrea Fi- scher, dass es zwar in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode
keine große Gesundheitsreform mehr gibt, wohl aber wichtige Einzel- vorhaben. Fischer war Gast beim Parlamentarischen Abend von Bunde- särztekammer (BÄK) und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) letzte Woche in Berlin. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte kurzfri- stig abgesagt, weil er zu Rentengesprächen unterwegs war. Gekom- men waren rund 300 Gäste. Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsi- dent der BÄK, regte an, mit der Politik einen runden Tisch zu gründen und „ohne Kameras und Klamauk“ Lösungen zu gesundheitspoliti- schen Problemen zu suchen. Dr. med. Manfred Richter-Reichhelm, Vor- sitzender der KBV, beklagte die Spannungen innerhalb der Ärzteschaft durch Arzneimittelbudgets und die unsichere Honorarsituation. Er for- derte Fischer auf, sich bald positiv zum Umzug der KBV nach Berlin zu äußern (von links: Jörg-Dietrich Hoppe, Andrea Fischer, Gudrun Schaich-Walch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Man- fred Richter-Reichhelm). Foto: Georg J. Lopata
Gibt es künftig einen Ausgleich für sehr teure Patienten? Foto: Fresenius Medical Care