Es gilt inzwischen als „good medical practice“, nach einem kardialen, zerebralen oder peripheren atherothromboti- schen Ereignis zur Sekundär- prophylaxe Acetylsalicylsäure (ASS) zu verordnen. Man geht davon aus, dass dadurch das Risiko für Myokardinfark- te, Schlaganfälle oder vaskulär bedingtes Versterben um etwa ein Viertel reduziert werden kann. Inzwischen wird dis- kutiert, ob sich die Prognose der Patienten durch spezifi- sche, die Thrombozytenfunk- tion hemmende Wirkprinzipen noch stärker verbessern lässt.
Die Zukunft gehört nach Ansicht von Prof. Eric Topol
(Cleveland/USA) den Thie- nopyridin-Derivaten, nach- dem die oralen GP-IIb/IIIa- Rezeptorantagonisten, auf die man viel Hoffnung gesetzt hatte, in den bisherigen Studi- en nicht überzeugen konnten.
Der potenteste Vertreter die- ser Substanzklasse, die eben- falls(allerdings nicht direkt, sondern via Blockade der Adenosindiphosphat-Freiset- zung) die Aktivität der für die Fibrinogen-Vernetzung ver- antwortlichen thrombozytä- ren GP-IIb/IIIa-Rezeptoren hemmen, ist das Clopidogrel.
Die statistisch signifikante Überlegenheit bezüglich der Inzidenz von Myokardinfark-
ten, Schlaganfällen oder vas- kulär bedingten Todesfällen gegenüber ASS wird vor allem durch die randomisiert doppelblind durchgeführte CAPRIE-Studie (Clopidogrel versus Aspirin in Patients at Risk of Ischemic Events) belegt – relative Risiko- reduktion 9 Prozent. Teil- genommen hatten 19 185 Pa- tienten nach Schlaganfall oder Myokardinfarkt oder mit einer symptomatischen beziehungsweise bereits in- vasiv behandelten periphe- ren arteriellen Verschluss- krankheit.
Verschiedene Subanalysen von CAPRIE, deren Ergeb-
nisse beim diesjährigen wis- senschaftlichen Treffen des
„American College of Car- diology“ in Chicago präsen- tiert wurden, dokumentieren, dass bei höherem Ausgangs- risiko, wie beispielsweise bei Patienten nach Bypass- Operation oder mit behand- lungspflichtiger Hyperchole- sterinämie, ein überpropor- tionaler Nutzen (relative Ri- sikoreduktion 29 beziehungs- weise 34 Prozent) von der Clopidogrel-Prophylaxe (Pla- vix®) zu erwarten ist.
Besonders stark war der Unterschied zwischen den beiden Medikationen bei den Diabetes-Kranken. Pro 1 000 Betroffenen konnten statt fünf wie im CAPRIE-Ge- samtkollektiv jährlich 21 leta- le und nicht-letale thrombo- embolische Ereignisse mehr verhindert werden als durch
ASS. bl-ki
V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 43½½½½27. Oktober 2000 AA2871
Atherosklerose: Sekundärprävention
Argumente für Clopidogrel statt ASS
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