V
ier von zehn Frauen über 50 Jahre müssen im Ver- laufe ihres weiteren Le- bens mit einer Knochenfrak- tur als Folge einer Osteoporo- se rechnen. Von Osteoporose sind allein in Europa, in den USA und in Japan 75 Millio- nen Menschen betroffen. Das Amino-Bisphosphonat Alen- dronat (Fosamax®) beugt nicht nur dem Verlust an Kno- chensubstanz vor, sondern steigert die Knochendichte und vermindert die Fraktur- häufigkeit, wie die Daten zwei- er großer Studien belegen.Die Fracture Intervention Trial (FIT) unterteilte sich in zwei Behandlungsarme. Der erste Arm umfaßte Frauen mit Osteoporose, die bereits Wirbelfrakturen erlitten hat- ten, der zweite Arm Frauen ohne Frakturanamnese. Alle insgesamt 6 459 Frauen be- fanden sich in der Postme- nopause (Alter zwischen 55 und 81 Jahren). Sie erhielten entweder zehn mg des Ami- no-Bisphosphonates Alen- dronat (in den ersten zwei
Jahren fünf mg) oder Plazebo.
Der zweite Behandlungsarm lief über vier Jahre. Hierbei sank das Risiko einer ersten Wirbelkörperfraktur unter Alendronat gegenüber Plaze- bo um 44 Prozent, das allge- meine Frakturrisiko nahm um 14 Prozent ab. „Dieses Ergebnis ist insoweit wichtig, weil es bei Frauen nach der ersten Wirbelkörperfraktur doppelt so häufig zu Fraktu- ren am Oberschenkel und vier- bis fünfmal häufiger zu weiteren Wirbelkörperfrak- turen kommt als vorher“, be- tont Prof. Marc Hochberg (Baltimore).
Schon länger bekannt sind die Daten des ersten Arms der FIT-Studie. Hier verringerte Alendronat innerhalb von
drei Jahren das Risiko weite- rer Wirbelkörperfrakturen ge- genüber Plazebo um 47 Pro- zent, das einer Fraktur des Oberschenkelhalses sogar um 51 Prozent. Erfreulich für Pa- tientinnen und Kostenträger gleichermaßen war eine ande- re Botschaft der FIT-Studie:
Alendronat senkte die Zahl der Krankenhauseinweisun- gen um 20 Prozent.
Auch in der FOSIT-Studie (Fosamax International Trial) erhielten postmenopausale Frauen mit Osteoporose zehn mg Alendronat oder Plazebo einmal täglich, ergänzt durch 500 mg Kalzium. Unter Alen- dronat halbierte sich damit die Zahl nichtvertebraler Kno- chenfrakturen innerhalb eines Jahres. Die Knochendichte
nahm im gleichen Zeitraum signifikant zu. Einen anderen Aspekt behandelte Prof. Uri Liberman (Tel Aviv). Er fand in zwei Studien, daß Alendro- nat in einer Dosis von fünf bis zehn mg einem Knochenmas- se-Verlust als Folge einer chro- nischen Glukokortikoidthera- pie – wie dies bei rheumatoi- der Arthritis, Asthma bron- chiale oder entzündlichen Darmerkrankungen der Fall ist – erfolgreich entgegenwir- ken kann. Die Häufigkeit un- erwünschter Nebenwirkungen war in den genannten Studien unter Alendronat nicht signifi- kant höher als unter Plazebo.
Eine kürzlich im New Eng- land Journal of Medicine er- schienene Studie (1998; 339:
292–299) unterstützt diese Aussage. Nach täglicher Ein- nahme von Alendronat, Kalzi- um und Vitamin D nahm die Knochendichte an der LWS, dem Femurhals und am Tro- chanter major signifikant und unabhängig von Alter oder Geschlecht zu.
Dr. Angelika Bischoff
A-2648 (68) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 42, 16. Oktober 1998
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Amino-Bisphosphonat Alendronat
Zunahme der Knochendichte
Der Thrombozytenfunkti- onshemmer Clopidogrel steht jetzt in Deutschland zur Se- kundärprävention bei Patien- ten mit Zustand nach Herzin- farkt oder nach Schlaganfall sowie bei Patienten mit sym- ptomatischer peripherer ar- terieller Verschlußkrankheit (PAVK) zur Verfügung. Die- sem Schritt vorausgegangen war die CAPRIE-Studie mit insgesamt 19 185 Risikopati- enten. In dieser Studie hatte sich Clopidogrel in einer Dosis von einmal täglich 75 mg ge- genüber einmal täglich 325 mg Acetylsalicylsäure (ASS) als signifikant überlegen gezeigt, ein vaskuläres Folgeereignis, wie Herzinfarkt oder Schlag- anfall, zu verhüten.
Aufgrund der in der CAPRIE-Studie erwiesenen Potenz, einen Herzinfarkt zu verhindern, werde Clopidogrel in der Kardiologie eine baldige
Indikationsausweitung erfah- ren, prognostiziert Dr. Harald Darius (Mainz). So sei aus dem Profil durchaus ableitbar, daß auch Patienten nach einer By- pass-Operation oder nach ei- ner PTCA entscheidend von einer Langzeittherapie mit Clopidogrel profitieren.
Um das erhebliche arteri- elle Thromboserisiko nach ei- ner koronaren Stent-Implan- tation zu bannen, wurde als bisher effektivste Prophylaxe die Kombination von ASS und Ticlopidin verordnet.
Hier, so glaubt Darius, wer- den die Kardiologen auf- grund der besseren Verträg- lichkeit Ticlopidin zukünftig durch Clopidogrel als Kombi- nationspartner von ASS er- setzen. Auch bei Patienten mit instabiler Angina pectoris könnte sich zur maximalen Risikominderung eine Kom- bination von Clopidogrel und
ASS anbieten. Der Einsatz von Clopidogrel in Kombina- tion mit ASS bei koronaren Stents wird derzeit in der europaweiten CLASSICS- Studie bei mehr als 1 000 Pati- enten untersucht. Erste Er- gebnisse sind Anfang 1999 zu erwarten. Für die Indikation
instabile Angina pectoris ist ei- ne weltweite Studie (CURE) geplant. Sie wird Ende 1998 beginnen und die Wirksam- keit von Clopidogrel (Plavix® Sanofi, Iscover® Bristol-My- ers Squibb) in Kombination mit ASS bei zirka 9 000 Pati- enten untersuchen. EB
Clopidogrel schützt vor Atherothrombose
Wie ein modernes Gemälde: Clopidogrel-Kristalle Foto: Sanofi