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Archiv "FRANKREICH: Aufwertung des Krankenpflegepersonals" (04.09.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze .Notizen

BLICK ÜBER DIE GRENZEN

ITALIEN

Auf Staatskosten

Auf dem Weg zur Abschaffung des Krankenversicherungssystems wird der nächste Schritt vorbereitet — doch unversehens kommt dabei die ganze Sozialversicherung ins Wanken.

In den bisherigen Planungen war vorgesehen, daß die Krankenversi- cherungen verschwinden und der Staat die gesundheitliche Versor- gung übernimmt (ein Schritt dazu ist mit der Einsetzung von Liquida- toren bei den Krankenkassen ge- tan). Die Einnahmen der Kranken- kassen aber fließen ja — zumin- dest zunächst — weiter, weil Ar- beitgeber und Arbeitnehmer ihre Beiträge weiter bezahlen. Das Geld soll in einen zentralen Fonds flie- ßen, aus dem das Gesundheitswe- sen finanziert wird. Zum Teil funk- tioniert das schon: Die noch beste- henden Krankenkassen zahlen nicht mehr die Pflegesätze der Krankenkassen, sondern müssen in den Fonds leisten, von dem aus das Geld an die Regionen und von dort weiter an die Krankenhäuser fließt (und das soll eine Vereinfa- chung sein...!).

Nun denkt man sich, daß irgend- wann einmal im weiteren Ablauf aus den Beiträgen Steuern werden

— ein Vorgang, den man auf italie- nisch mit „fiscalizzazione" be- zeichnet. Damit wäre dann der Übergang zum staatlichen Gesund- heitsdienst vollzogen — natürlich mit höheren Steuern statt der Bei- träge und damit wahrscheinlich auch einer andersartigen Lastenver- teilung.

Dieser Plan aber gerät jetzt in den Strudel der Maßnahmen zur Be- kämpfung der Rezession. Da die Möglichkeit besteht, die „fiscaliz- zazione" schrittweise vorzuneh- men, versucht jeder Interessent, damit eine Hilfsmaßnahme zu fi- nanzieren — und das Beispiel da- für existiert leider schon: Die Wirt- schaft des unterentwickelten Sü- dens, des „Mezzogiorno", zahlt nur

55 Prozent der Soziallasten; den Rest trägt die Staatskasse. Dies aber betrifft nicht nur die Kranken- versicherung, sondern auch die Al- ters- und Invalidenversicherung.

Die gegenwärtige Wirtschaftslage aber führt dazu, dieses Modell aus- zuweiten.

Dem Kabinett liegen bereits meh- rere Vorschläge vor, darunter ein besonders aussichtsreicher, der alle Einnahmen aus Exportgeschäf- ten von Soziallasten befreien soll:

Die Firmen sollen anteilig so viel weniger Sozialleistungen bezahlen, wie ihr Exportumsatz, gemessen am Gesamtumsatz, ausmacht, wo- bei eine Obergrenze von 55 Pro- zent eingesetzt, wird, weil so Ex- portfirmen des Mezzogiorno bis zu 100 Prozent entlastet werden wür- den. Daß dies eine sehr reizvolle Ex- portförderung sein könnte, steht außer Zweifel (wobei zu berück- sichtigen ist, daß in Italien die Ar- beitgeber mehr als die Hälfte der Beiträge zahlen). Daß der Autor diesen Plan als einen Schritt zur Harmonisierung auf dem Gebiet der Soziallasten im EG-Rahmen bezeichnet, ist allerdings wohl nur als Witz zu verstehen. Der Autor dieses Entwurfs ist übrigens derje- nige, der die Sache auch bezahlen muß: der Finanzminister. bt

TSCHECHOSLOWAKEI

Zahlen aus dem Gesundheitswesen

Mit der Überschrift „Erfolge unse- res Gesundheitswesens" veröffent- lichte kürzlich die tschechische Tageszeitung „Rude pravo" einige Angaben über die Entwicklung von den dreißiger Jahren bis heute. So zum Beispiel folgende Zahlen: Im Jahr 1937 gab es in der Tsche- choslowakei einen Arzt auf 1236 Bewohner, 1974 war die Relation 1:380 Personen. Die Bettenkapazi- tät wird für das Jahr 1973 angege- ben, und zwar mit 12,4 Kranken- hausbetten auf 1000 Einwohner.

Die Säuglingssterblichkeit, in der Zeitperiode 1935 bis 1938 durch- schnittlich 111 Babies auf 1000 Neugeborene (zum Vergleich: da- mals in Österreich 86, in Belgien 83, in Deutschland 66, in der Schweiz 45), ist bis 1973 auf 21,2 gesunken. Wirkliche Rekorde mel- det die CSSR über die steigende Anzahl der Geburten: 1973 waren es auf 1000 Bewohner 18,9 Neuge- borene, so daß heute die CSSR hinsichtlich Bevölkerungszuwach- ses auf dem vierten Platz in Europa rangiert: hinter Irland, Spanien und Portugal. olh

FRANKREICH

Aufwertung des

Krankenpflegepersonals

Gesundheitsministerin Simone Veil hat zwölf Maßnahmen angekündigt, die zu einer Verbesserung der Si- tuation des Krankenhauspersonals führen und die Beschäftigung in den Krankenhäusern attraktiver machen sollen. Unter anderem sind bedeutende Gehaltsaufbesserun- gen für die Krankenschwestern vorgesehen, wobei auch besondere Laufbahnzulagen und Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtdienst vorgesehen sind. Of- fenbar hat sich das bisherige An- gebot der Halbtagsarbeit nicht be- währt, weswegen zusätzlich auch eine Dreiviertelzeitbeschäftigung von 30 Wochenstunden angeboten werden soll. In Krankenhäusern mit mehr als 500 Betten wird die Stelle einer „Generalschwester" geschaf- fen, die Sitz und Stimme in der Krankenhausdirektion hat und mit ihrem Gehalt dem höheren Dienst zugerechnet wird. Damit sind für Krankenschwestern weitere Auf- stiegsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst geschaffen worden. Verbes- sert werden soll ferner die Alters- versorgung der Krankenhausärzte sowie die Vergütung der soge- nannten „Attachös", das sind frei- praktizierende Ärzte, die lediglich Verträge für eine begrenzte Stun- denzahl im Krankenhaus haben. Da

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 36 vom 4. September 1975 2469

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

BLICK

ÜBER

DIE GRENZEN

mehrere hundert Stellen für Kran- kenhausdirektoren in den öffentli- chen Krankenhäusern Frankreichs nicht besetzt sind, werden die Ge- hälter für diesen Personenkreis an die der leitenden Beamten in den Gemeindeverwaltungen angegli- chen. Das Gesundheitsministerium hofft, daß damit die öffentlichen Krankenhäuser in ihrer Personalsi- tuation konkurrenzfähig zu den pri- vaten Kliniken werden. gn

ÖSTERREICH

Bürokratie

hemmt die Vorsorge

Die Hauptversammlung der Öster- reichischen Ärztekammer, der 51.

Österreichische Ärztekammertag, hat Ende Juni in Linz in einer Re- solution die völlig unbefriedigende Inanspruchnahme der sogenannten

„Gesundenuntersuchungen" be- klagt. Von 3,3 Millionen anspruchs- berechtigten Österreichern hätten sich in den ersten neun Monaten seit Inkrafttreten des Gesetzes nur 99 000 einer vorsorgemedizini- schen Untersuchung unterzogen.

Im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland sei das, so heißt es in der Entschließung, recht wenig: Es ist insgesamt nur ein Drittel des noch recht unbefriedigenden Pro- zentsatzes, der sich in Deutschland unter den Männern zur Inanspruch- nahme der Vorsorgeuntersuchung bereitgefunden habe.

Der Ärztekammertag, dem die Prä- sidenten und die Vizepräsidenten der Österreichischen Landesärzte- kammern angehören, beschuldigte die Sozialversicherungsträger, die- ses blamable Ergebnis herbeige- führt zu haben: Sie weigern sich nämlich bisher, die Anmeldungs- formulare für eine Gesundenunter- suchung in den Praxen der Ärzte auslegen zu lassen. Ein vorsorge- williger Patient muß also erst zur Krankenkasse gehen, um sich dort für eine Untersuchung zu „bewer- ben". APM

DÄNEMARK

„Staatliche

Familienplanung total gescheitert"

„Die sexuelle Aufklärung ist zum Fiasko geworden, die staatlich ge- leitete Familienplanung total fehl- geschlagen." Zu diesem Schluß kommt der Allgemeinarzt Olaf Nör- gaard, Holstebro, in einem Artikel in „Ugeskrift for Läger", dem offi- ziellen dänischen Ärzteblatt. Dr.

Nörgaard hat die Zahlen der lega- len Schwangerschaftsunterbre- chungen der letzten Jahre vergli- chen und in Zusammenhang ge- bracht mit den Möglichkeiten der Vorbeugung und der sozialen Si- cherheit, die die moderne dänische Frau heute hat. 1973 wurden in Dä- nemark 16 536 legale Aborte vorge- nommen; 1974 waren es bereits 24 868. 1940 begannen Staat und Kommunen mit der gezielten Auf- klärung über Sexualleben und Schwangerschaftsvorbeugung. Ob- wohl also das Wissen hierüber seitdem in Dänemark Allgemeingut sein dürfte, gibt es heute mehr Schwangerschaftsunterbrechungen als je zuvor. Bis 1940 und noch ei- nige Jahre danach, berichtet Dr.

Nörgaard, war eine unerwünschte Schwangerschaft seltener als die geplante. Heute sei es umgekehrt:

Die unerwünschte Schwanger- schaft sei häufiger und daher der

„Normalfall".

Abort-Zahlen aus der Zeit vor 1940 sind nicht bekannt. Die erste däni- sche „Schwangerschaftskommis- sion" von 1936 schätzte die Zahl der jährlichen Aborte auf 1000 bis 2000. 1940 wurden rund 5000 Abor- te aktenkundig, davon etwa 500 le- gale. 1950 bis 1969 waren es insge- samt rund 15 000, von ihnen 4000 bis 7000 mehr oder weniger legal.

Die Theorie, die der Familienpla- nung zugrunde liege, müsse völlig neu überdacht werden, meint Dr.

Nörgaard: „Seinerzeit hieß es: ,Die antikonzeptionellen Mittel werden die Zahl der unerwünschten Schwangerschaften senken. Das Schweigen um sexuelle Fragen

wirkt zerstörerisch auf die Fami- lienplanung. Die besten Bedingun- gen hat eine Gesellschaft, wo se- xuelle Fragen offen diskutiert wer- den.' Wenn das stimme, hätte Dä- nemark heute die beste Familien- planung der Welt. Das Gegenteil ist der Fall, Familienplanung in die- sem Sinne ist sinnlos. Wir müssen sie neu diskutieren." ewc

UNGARN

Pharmazeutische Großmacht

Gemessen an der Bewohnerzahl ist heute Ungarn der zweitgrößte Exporteur von Medikamenten auf der Welt, gleich hinter der Schweiz. 21 300 Personen arbeiten in den pharmazeutischen Betrie- ben, mehr als 3000 Spezialisten be- fassen sich mit der Forschung. Seit 1960 werden jährlich 70 bis 80 neue Präparate herausgebracht.

Voriges Jahr hat Ungarn Medika- menten-Lizenzen für 450 000 Dollar verkauf. Besonders stark ist in letz- ter Zeit aber die Exportquote in Richtung der sozialistischen Län- dern gestiegen: 1960 lieferte Un- garn an seine Bruderstaaten Phar- mazeutika im Wert von 16,2 Millio- nen Rubel, im Jahr 1974 war es ein Geschäft für 122,8 Millionen

Rubel olh

GROSSBRITANNIEN

Reorganisation der BMA

Nach zweijährigen Diskussionen hat eine Vertreterversammlung der British Medical Association eine Reorganisation des inneren Auf- baus der BMA beschlossen, die da- mit in Kraft getreten ist. Es soll er- reicht werden, daß die örtlichen Untergliederungen der BMA im In- teresse der Mitglieder, aber auch bei der Zusammenarbeit mit ande- ren ärztlichen Organisationen, akti- ver werden. In diesem Zusammen- hang wurde die geographische

2470 Heft 36 vom 4. September 1975

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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