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Z 46. Deutscher Sportärztekongress: Sportmedizin – Innovationen und Positionen

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DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN 66. Jahrgang 7-8/2015 165

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KORRESPONDENZADRESSE:

Z

um 46. Mal kann im September ein Deutscher Sportärztekongress erlebt werden – unsere Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin besteht seit über 100 Jahren.

Man sollte meinen, dass nach so langer Zeit beides, Kongress und Sportmedizin, in der Medizin unver- rückbar etabliert sind, dass keiner an den Inhalten der Sportmedizin zweifelt. Wir alle wissen, dass dies leider nicht in allen Bereichen zutrifft – und dass wir uns auch nach 100 Jahren und 45 erfolgreichen Kon- gressen nicht zurücklehnen können, was die Entwick- lung und die Werbung für unser Fach angeht. Weder die fachliche noch die gesellschaftliche Ausrichtung der Sportmedizin vermittelt sich von selbst. Die kli- nischen Fächer der Medizin haben hier einen klaren Startvorteil: niemand zweifelt an der zentralen Be- deutung organbezogener Fachspezialitäten wie der Kardiologie oder der Neurologie in der Behandlung spezieller Erkrankungen.

Die zentralen Positionen der Sportmedizin liegen an anderer Stelle: Wir behandeln kein Organsystem und retten dadurch vielleicht Leben, wir begleiten eine Lebenswelt. Wir Sportmediziner heilen im Sport oder durch Sport, nicht den Sport. Dies impliziert, dass sich die Relevanz unseres Faches auch aus den wechselhaften Rollen und Aufgaben des Sports in Öffentlichkeit, Wirtschaft und Gesellschaft ableitet.

Jede Änderung des Sportbegriffs nimmt Einfluss auf die Bedeutung des Fachs Sportmedizin. So vielfältig sich Veränderungen im Sport zeigen, so lebenswichtig ist für die Sportmedizin die schnelle Wahrnehmung und flexible Anpassung an dieses gesellschaftliche Thema – schlicht als Überlebens- oder Durchset- zungsstrategie.

Wenn wir nun zurückblicken, war der letzte gro- ße Umbruch im Sport auch ein gesamtgesellschaftli- cher: Der Fall der Mauer markiert die Auflösung der politischen Blockstrukturen zwischen Ost und West und gleichsam auch der leistungssportlichen Gegner- schaft dieser politischen Blöcke. Erfolgreicher Leis- tungssport war noch vor der „Wende“ zentrales Inst- rument der Staatsraison beider Seiten. Die Schlachten des Kalten Krieges wurden in Sportstadien geschla- gen, die Medaillenzahl war Maß für die Überlegenheit der einen oder auch der anderen Gesellschaftsform.

Der Gipfelpunkt dieser offen ausgetragenen Politisie- rung des olympischen Sports wurde mit dem Boykott der Spiele 1980 und 1984 erreicht. Auch das beider- seitige, nationalstaatliche Interesse am Medaillen- spiegel erklärt die damalige Einrichtung und Unter- stützung von allerlei Strukturen des Leistungssports bis hin zur Anwendung fragwürdiger Praktiken.

Wenn auch die Gesunderhaltung von Athleten, die präventive Wirkung körperlicher Aktivität auf hohem wissenschaftlichem Niveau betrieben wurde: oft galt als erfolgreichster Sportmediziner derjenige mit den leistungsfähigsten Athleten – zumindest in der öffent- lichen Wahrnehmung.

Aus der Änderung der Rahmenbedingungen ent- stand ein Findungsprozess, fast eine Identitätskrise, die im positiven Sinne zu einer gewissen Umgewich- tung der Sportmedizin beigetragen hat. Nach meiner Wahrnehmung steht nun das Thema der therapeu- tischen und präventiven Anwendung körperlicher Aktivität im zentralen Interesse der Sportmedizin.

Die Sportmedizin arbeitet nun in breiter Front dar- an, sich in einer neuen Kernkompetenz zu behaupten – unser Fach behält den Überblick zwischen all den Positionen und Möglichkeiten der bewegungsbezoge- nen Gesundheitsförderung. Weltweit sind sportmedi- zinische Projekte entstanden, welche nicht nur den epidemiologischen Nachweis der gesundheitsrelevan- ten Wirkung in Intervention und Prävention bewiesen haben. Allein der Sportmedizin gelingt es, neben der Wirkung auch die Dosis von Sport in den unterschied- lichsten Bereichen von Prävention und Kuration zu thematisieren und zu analysieren. Beides, Dosis und Wirkung, sind jedoch die bestimmenden Faktoren für Einsatz und Indikation einer Therapie mit Sport.

Vor dem Hintergrund des allgemeinen Kosten- drucks im Gesundheitswesen, angesichts der Not- wendigkeit zur Einführung von Präventionssystemen zur Begegnung des unweigerlichen demografischen Wandels kann auf das Agens Sport zur Gesundheits- förderung zukünftig immer weniger verzichtet wer- den – und damit auch nicht auf das interdisziplinäre Instrumentarium der Sportmedizin. Wichtige Ziele sportmedizinischer Innovationen sind daher auch tragbare Biosignalsysteme, die so genannten „Wear- ables“, vernetzt und mit Systemintelligenz versehen, wird hier eine dynamische Technologieentwicklung entstehen, in welcher die Sportmedizin eine wichtige Rolle spielen kann. Vor allem die Sportmedizin besitzt aufgrund ihrer Kenntnisse der Belastungsphysiologie und ihrer Verbindung zur klinischen Medizin auch die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Dateninter- pretation solcher Systeme.

Der kommende 46. Deutsche Sportärztekongress, bei dem wir erneut zu Gast auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt sein dürfen, wird uns – so hoffe ich – eine Vielzahl an Beiträgen und sti- mulierenden Anregungen zu weiteren Innovationen, sowie zu den Positionen der aktuellen Sportmedizin bieten. Ich wünsche allen Beteiligten einen angeneh- men Kongressverlauf und angeregte Diskussionen.

Prof. Dr. med. Kai Röcker GSG/Angewandte Gesundheits- wissenschaften

Hochschule Furtwangen

Robert-Gerwig-Platz 1, 78120 Furtwangen : kai.roecker@hs-furtwangen.de

June 2015

10.5960/dzsm.2015.189 Röcker K. 46. Deutscher Sportärztekongress: Sportmedizin – Innovationen und Positionen. Dtsch Z Sportmed. 2015; 66: 165.

July 2015

46. Deutscher Sportärztekongress:

Sportmedizin – Innovationen und Positionen

Röcker K

46th Congress of German Sports Medicine:

Sports Medicine – Innovations and Positions

Prof. Dr. med. Kai Röcker

Hochschule Furtwangen,

Fakultät Gesundheit,

Sicherheit, Gesellschaft

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