Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 22⏐⏐30. Mai 2008 A1169
1 1 1 . D E U T S C H E R Ä R Z T E T A G
tung des elektronischen Rezepts oder der schon vorhandenen elek- tronischen Kommunikationslösun- gen.
Überwiegend aber herrschte Er- leichterung. „Die Beschlüsse in Ulm sind eine salomonische Be- stätigung des Beschlusses von Münster, weil sie uns die Möglich- keit geben, kritisch-konstruktiv weiterzuarbeiten“, sagte Dr. med.
Frank Ulrich Montgomery gegen- über dem Deutschen Ärzteblatt. Der Präsident der Ärztekammer Ham- burg und Vizepräsident der Bundes- ärztekammer hatte die Sitzung bei diesem Tagesordnungspunkt gelei- tet.
„Der Ärztetag hat sehr engagiert die notwendigen Kriterien für den Datenschutz bei der Einführung der elektronischen Gesundheits- karte diskutiert. Dabei hat sich ge- zeigt, dass nach wie vor großer Ge- sprächsbedarf besteht“, meinte der Telematikexperte Bartmann. „Ich interpretiere die Beschlüsse als
Auftrag, unsere Arbeit fortzuset- zen und das Projekt auf der Basis unseres Positionspapiers weiter im Sinne der Ärzte mitzugestalten“, sagte er.
Auch das Bundesgesundheitsmi- nisterium hat die Beschlüsse des Ärztetages Presseberichten zufolge positiv aufgenommen. Man begrüße die konstruktive Mitarbeit der Ärzte und werde die Vorschläge im Detail
prüfen. I
Heike E. Krüger-Brand
Referate von Thilo Weichert und Franz-Joseph Bartmann im Internet:
www.aerzteblatt.de/plus2208
@
DIE GESUNDHEITSKARTE IM TEST
Die elektronische Gesundheitskarte wird derzeit in sieben Testregionen mit jeweils bis zu 10 000 Versicherten erprobt (www.telematik-modellregio nen.de). In zwei Regionen sollen die Pilotprojekte außerdem auf jeweils bis zu 100 000 Teilnehmer ausgeweitet werden. Nach dem Konzept der für die eGK-Einführung zuständigen Be- triebsgesellschaft Gematik sind die Funktionstests der Karte in verschie- dene „Releases“ gegliedert: Release 0 umfasst das Auslesen der Versicher- tenstammdaten der eGK offline; mehr ist für den „Rollout“, die geplante bundesweite Einführung der Karte En- de 2008, nicht vorgesehen. Release 1 sieht zusätzlich – ebenfalls offline – das Schreiben und Lesen von elektro- nischem Rezept und Notfalldatensatz vor. Beim Release 2 kommt erstmals die Onlineanbindung an die Telematik- infrastruktur ins Spiel. Anwendungen sind die Onlineaktualisierung der Ver- sichertenstammdaten sowie das elek- tronische Rezept. Nochmals ergänzt wurde der Release 2K, bei dem die Komfortsignatur im Zusammenhang mit dem Signieren elektronischer Re- zepte erprobt wird.
Die Testregionen im Detail
>Löbau-Zittau (Sachsen):Mit dem 10 000er-Test wurde Ende 2006 begonnen. Inzwischen sind rund 10 850 Gesundheitskarten ausgege- ben worden. An den Tests beteiligen sich 25 Ärzte, 29 Apotheken, ein Kranken- haus sowie neun gesetzliche und eine private Krankenkasse. Der Release 1 läuft noch bis zum Herbst 2008.
>Flensburg (Schleswig- Holstein):Der 10 000er-Test in die- ser Region startete zeitgleich mit Lö- bau-Zittau. Derzeit verfügen rund 7 350 Versicherte über eine eGK. 27 Ärzte, 15 Apotheken und zwei Kran- kenhäuser nehmen an den Tests teil.
Die beteiligten Ärzte haben Ende März 2008 den Test der Speicherung von Notfalldaten auf der eGK vorläufig ge- stoppt, nachdem Probleme bei der PIN-Eingabe aufgetreten waren. Sie wollen jetzt die Ergebnisse aus den anderen Testregionen abwarten, um das weitere Vorgehen abzustimmen.
>Bochum-Essen (Nordrhein- Westfalen):Testbeginn war Mitte Juni 2007 in Bochum. Rund 7 500 Karten sind bislang ausgegeben worden. 25 Arztpraxen mit 41 Ärzten sowie 15 Apotheken und zwei Krankenhäuser beteiligen sich daran, ebenso elf ge- setzliche Krankenkassen und sieben private Krankenversicherungen. Der- zeit werden die Anwendungen von Re- lease 1 erprobt. Release 2 ist für An- fang 2009 vorgesehen. In einigen Pra- xen soll vorab die Onlineprüfung und -aktualisierung der Versicherten- stammdaten erprobt werden. Nord- rhein-Westfalen gilt außerdem als möglicher Kandidat für den Basisroll- out der eGK.
>Ingolstadt (Bayern):Hier sind rund 9 400 Gesundheitskarten von elf Krankenkassen im Test. Dieser um- fasst zurzeit den Release 1. Beteiligt sind 23 Ärzte in zwölf Praxen. In 16 Apotheken können elektronische Re- zepte eingelöst werden. Die zwei be- teiligten Krankenhäuser haben ihre Krankenhausinformationssysteme für das Lesen der eGK angepasst.
>Trier (Rheinland-Pfalz):Nach dem Start im September 2007 sind inzwischen circa 7 520 Karten im Umlauf. Am Test nehmen 27 Ärzte, 16 Apotheken und zwei Krankenhäuser teil, ebenso fünf gesetzliche Kranken- kassen und acht private Krankenver- sicherungen. Zurzeit findet der Feld- test für Release 1 statt. Release 2 soll im zweiten Quartal 2009 starten.
>Heilbronn (Baden-Württem- berg):Seit dem Teststart Mitte Okto- ber 2007 sind mittlerweile rund 7 470 Gesundheitskarten von elf Krankenkassen im Umlauf. An den Testmaßnahmen beteiligen sich 14 Ärzte, zehn Apotheken und ein Kran- kenhaus.
>Wolfsburg (Niedersachsen):
Testbeginn war November 2007. Seit- her können 8 715 Versicherte die eGK nutzen. 24 Ärzte in 15 Praxen sowie 14 Apotheken, ein Klinikum und sechs Krankenkassen sowie der Ver- band der privaten Krankenversiche- rung beteiligen sich am Test. Zurzeit läuft der Release 1; Release 2 ist für das erste Quartal 2009 geplant. KBr Für intensive Bera-
tungen und Diskus- sionen zur Entschei- dungsfindung wurde jede Gelegenheit ge- nutzt.