• Keine Ergebnisse gefunden

Die aktuelle Kolumne vom 17.11.2008 Nach dem Weltfinanzgipfel – Die Mühen der Ebene Von Dr. Peter Wolff Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die aktuelle Kolumne vom 17.11.2008 Nach dem Weltfinanzgipfel – Die Mühen der Ebene Von Dr. Peter Wolff Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Die aktuelle Kolumne, 17.11.2008 www.die-gdi.de

Die aktuelle Kolumne vom 17.11.2008

Nach dem Weltfinanzgipfel – Die Mühen der Ebene

Von Dr. Peter Wolff

Deutsches Institut für

Entwicklungspolitik (DIE)

(2)

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Die aktuelle Kolumne, 17.11.2008 www.die-gdi.de

Nach dem Weltfinanzgipfel – Die Mühen der Ebene

Bonn, 17.11.2008. Der G 20-Finanzgipfel vom vergangenen Samstag hat einen eindrucksvollen Arbeitsplan zur Reform der internationalen Finanzmärkte vorgelegt, der bis zum 31. März 2009, einen Monat vor dem nächsten Gipfeltreffen, von Expertengruppen abgearbeitet werden soll.

Fragen der Transparenz von Finanzinstitutionen und Finanzprodukten, der Regulierung und des Risikomanagements sollen behandelt und Empfehlungen vorgelegt werden. Nimmt man frühere Verhandlungsprozesse zu derartigen Fragen zum Maßstab – etwa das langjährige Gezerre um Basel II – dann ist das ein sehr ambitionierter Fahrplan. Hinter jeder Einzelfrage verbergen sich Interessengegensätze und die Furcht vor nationalen Wettbewerbsnachteilen. Aber der vor- handene politische Druck wird möglicherweise dazu führen, dass wir tatsächlich in drei bis vier Monaten ein völlig reformiertes Gebilde internationaler Normen und Standards für das inter- nationale Finanzsystem haben werden, erarbeitet unter dem Dach der G 20, also in einem Konsensverfahren, welches alle relevanten Akteure einbezieht.

Die Umsetzung der neuen Regeln obliegt auch weiterhin den Nationalstaaten. Niemandem kam in den Sinn, hierfür eine Super-Regulierungsbehörde zu schaffen. Die nationalen Regulierungs- behörden sollen besser kooperieren und für grenzüberschreitende Finanzinstitutionen werden internationale Aufsichts-Kollegien aus Vertretern nationaler Behörden eingerichtet. Keiner, weder die dominierenden Volkswirtschaften noch die Offshore-Finanzzentren, soll sich jedoch den Transparenz-Regeln entziehen können.

Aber was ist nun mit dem viel beschworenen Bretton-Woods II, der Reform der internationalen Institutionen? Der einzige konkrete institutionelle Beschluss des Gipfels bezieht sich auf das

‚Financial Stability Forum’ (FSF), ein Konsultativgremium, welches bei der Neugestaltung des Regelwerks eine wichtige Rolle spielen wird. Das FSF soll um die Schwellenländer erweitert werden.

Der IWF soll sich wie bisher um die nationalen und globalen makroökonomischen Ungleich- gewichte kümmern, aber es bleibt unklar, ob er dafür mehr Munition erhalten soll. Er hatte ja auch bisher schon auf das unhaltbare doppelte Defizit der USA und den unhaltbaren Zahlungs- bilanz-Überschuss Chinas, welche strukturell zur Krise beigetragen haben, hingewiesen, aber außer den finanzschwachen Entwicklungsländern musste ja niemand auf ihn hören. Das wird sich auch in Zukunft wohl nicht ändern. Es zeichnet sich ab, dass beim nächsten Gipfel eine Erhöhung der Kapitalanteile Chinas und anderer Schwellenländer bei IWF und Weltbank be- schlossen wird. Aber das wird dem IWF weder eine wesentlich größere Legitimität noch stär- keren Biss gegenüber großen Anteilseignern verleihen. Bestenfalls wird dem IWF mehr als bisher ein „relentless truth telling“ (Keynes) ermöglicht, also eine unbestechliche Analyse von nationalen und internationalen Wirtschaftspolitiken und Wechselkursregimen, ohne die bis- herige diplomatische Rücksichtnahme auf große Anteilseigner.

Von Bretton-Woods II im Sinne eines neuen Institutionengefüges kann also keine Rede sein.

Wir werden in Zukunft weiterhin darauf angewiesen sein, dass die wichtigen Akteure des Welt- wirtschafts-Systems kooperativ handeln, ohne dass eine internationale Super-Behörde Fehl- verhalten sanktionieren könnte. Mit der aufgewerteten G 20, einem neuen Regelwerk für die Finanzmärkte und einem neuen Anlauf zu mehr Mitsprache für die Schwellenländer in IWF und

(3)

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Die aktuelle Kolumne, 17.11.2008 www.die-gdi.de

Weltbank dürfte der Reform-Elan vorerst erschöpft sein. Ob das ausreicht wird von der

Bereitschaft der wichtigsten G 20–Mitglieder abhängen, den politischen Mehrwert international kooperativen Verhaltens zu erkennen und danach zu handeln.

Dr. Peter Wolff

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

So richtig das Gelbe vom Ei war das nicht, aber we- nigstens hatte man die Verantwortung für ausbleibende Erfolge der Entwicklungspolitik ge- rechter zwischen allen

Gegen die versammelte angelsächsische Politiker-, Journalisten- und Ökonomenzunft hat sich damit eine Haltung durchgesetzt, die es letzten Endes akzeptiert, dass nach dem

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Die aktuelle Kolumne, 08.06.2009 www.die-gdi.de.. Die aktuelle Kolumne

Statt Unmengen an Treibhausgasen durch Produktion und Einsatz von Mineraldüngern freizu- setzen, die auf degradierten Böden gar nicht die erhofften Wirkungen zeigen, sollte mit

Trotzdem ist die Minderheitenpolitik in Xinjiang und Tibet gescheitert: Während der Anteil der nationalen Minderheiten an der Bevölkerung in fast allen Regionen mit

Für die Entwicklungsländer relevant: Der Weltbank wird eine Führungsrolle in der Klimapolitik zugestanden; die G-20-Finanzminister sollen noch vor Kopenhagen die Optionen

Schwerpunkte werden sicherlich bei der Einführung neuer Technologien gesetzt werden (green revolution, mobile banking) und Clinton macht klar, dass es sich bei diesen

Empirische Untersuchungen haben darüber hinaus gezeigt, dass Frauen im allgemei- nen ihr eigenes Einkommen (oder Haushaltseinkommen, über das sie mitentscheiden können) eher für