Das Kinderkrankenhaus in Zagreb hat seine Aufnahmekapazität längst über- schritten. Selbst aus weit entfernten Regionen werden Schwerverletzte in die
Kinderldinilc eingeliefert. Foto: amw
winzae, :Im Le I FiriTHM 11
„Tag für Tag werden Männer, Frauen und ICinder im ehemaligen Jugoslawien in diesem unerbittlichen bewaffneten Konflikt getötet oder verwundet. Mit jedem Tag rückt der Winter näher — und damit das Risi- ko etlicher weiterer Todesfälle infol- ge der harten Umweltbedingungen", erklärte der in Zagreb stationierte Sonderbeauftragte der Weltgesund- heitsorganisation (WHO), Sir Do- nald Acheson, anläßlich der 42. Ta- gung des Regionalkomitees für Eu- ropa der WHO in Kopenhagen. Jede Hilfemission der WHO nach Bos- nien-Herzegowina bekräftige seine Ansicht, daß dringend etwas getan werden müsse, um gegen Krankhei- ten und Tod während des Winters vorzubeugen.
Der WHO-Regionaldirektor Dr.
Jo E. Asvall hob die besonderen An- strengungen der Weltgesundheitsor- ganisation hervor, die unternommen würden, um die Leiden der Bevölke- rung zu lindern. Ein wesentlicher Beitrag habe bisher in der Beschaf-
fung, Lieferung und Verteilung von Arzneimitteln, chirurgischen Instru- menten und medizinischen Geräten bestanden, die wegen der mit der Verteilung verbundenen Gefahren jetzt ganz gezielt den entsprechen- den Bedürfnissen angepaßt werden müßten. Dringend benötigt würden, so Sir Donald Acheson, Antibiotika, klinischer Sauerstoff, Insulin und Dialyselösungen, Analgetika, Anäs- thetika sowie Medikamente gegen Epilepsie und schwere geistige Stö- rungen.
Die Republik Kroatien habe mittlerweile rund 700 000 Vertriebe- ne und Flüchtlinge aufgenommen, was ihre wirtschaftlichen Ressourcen außerordentlich stark belaste. Die Hilfsaktionen der WHO laufen über ein von Sir Donald Acheson geleite- tes Gebietsbüro in Zagreb. Der Au- ßenminister der Republik Kroatien, Prof. Zdenko Skrabalo, der auch im Namen der Republik Bosnien-Her- zegowina sprach, bekräftigte: „Die Unabhängigkeit und Freiheit Kro-
atiens ist nur nach enormen Opfern und Verlusten erreicht worden."
Asvall, der 15 neue Mitglieds- staaten begrüßen konnte, betonte, daß die jahrelange Isolation der mit- tel- und osteuropäischen Länder un- ter anderem zu einer hohen Säug- lingssterblichkeit und zu ernsthaften Mängeln bei der Versorgung mit
Hohe Spendenbereitschaft
Für die „großzügige und unerwar- tet hohe Spendenbereitschaft" be- dankt sich der Erzbischof des Bis- tums Rijeka-Senj (Kroatien) bei al- len deutschen Arzten. Die beim Bistum Essen aufgrund einer Spen- denbitte im DÄ (Heft 27/1992) ein- gegangenen 57 000 DM seien an Waisen- und Halbwaisenkinder der Flüchtlinge und Vertriebenen ver- teilt worden. "Von der erwähnten Summe können das Bistum und die Caritas zirka 150 1Cinder über ein Jahr mit allem Lebensnotwendigen versorgen," so der Bischof in einern Schreiben an das Deutsche Ärzte- blatt. Weitere Spenden sind will- kommen Bankverbindung: Dar- lehnskasse des Bistums Essen, Konto 1 111, BLZ 360 602 25, Kennwort: "Hilfe Bistum Rijeka Kroatien". Kli
Arzneimitteln und Impfstoffen ge- führt habe. „Was vielleicht am wich- tigsten ist: Es besteht ein Mangel an grundlegend unterschiedlichen Phi- losophien und Praktiken für das Ma- nagement des Gesundheitswesens."
Zur Unterstützung der neuen Mit- gliedsstaaten habe die WHO ein so- genanntes Eurohealth-Programm gegründet, das speziell auf den Handlungsbedarf in Mittel- und Ost- europa ausgerichtet sei.
Das Regionalkomitee befürwor- tete einen Aktionsplan zur Bekämp- fung des Tabakkonsums, der unter anderem Rauchverbote in öffentli- chen Einrichtungen vorsieht. Der Aktionsplan „Alkohol", ist nach ei- genen Angaben der erste konzertier- te Ansatz in der Weltgesundheitsor- ganisation zur Eindämmung des Al- koholkonsums und des Alkoholmiß- brauchs. Der Aktionsplan schlägt Preis- und Steuererhöhungen, Ver- kaufsbeschränkungen und eine Ein- schränkung der Werbung vor. Kli
42. Tagurtg des Regionalkomitees für Europa der WHO
Humanitäre Hilfe für Opfer im ehemaligen Jugoslawien
A1-3988 (32) Dt. Ärztebl. 89, Heft 47, 20. November 1992