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Archiv "Infos zum Kurs" (15.07.1996)

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ir kommen aus den ver- schiedensten Ecken, und wir wollen auch wieder in verschiedene“ – dieses Bild wählt Ruth Aff, um sich und die ande- ren Teilnehmer am Lehrgang „Medi- ziner im Gesundheitsmanagement“ in Mainz zu charakterisieren. Seit Okto- ber 1995 lernen 13 Ärztinnen und Ärz- te sowie eine Zahnärztin in Mainz Fachübergreifendes, um in Zukunft vielleicht als Beauftragte für Qua- litätssicherung im Krankenhaus zu ar- beiten oder als Mitarbeiter der Ent- wicklungsabteilung einer Softwarefir- ma, die sich auf Lösungen für Klinik und Praxis spezialisiert hat.

Ein Jahr lang haben sie Zeit, sich zu qualifizieren. Neun Monate davon stehen die unterschiedlichsten Fächer und Themen auf dem Stundenplan:

Ökonomie und Struktur der Sozial-

versicherungssysteme, Be- triebsführung und -organi- sation samt Rechnungswe- sen, Qualitäts- und Um- weltmanagement sowie spezifische Themen aus dem Bereich medizinische Informatik. Gut ein Dut- zend Referenten aus un- terschiedlichen Berufs- zweigen vermitteln Wissen und Fertigkeiten. Zum Lehrprogramm gehören auch Unternehmensplan- spiele, Präsentationstrai- ning, Rollenspiele (siehe Kasten links).

Das Mainzer Pilotpro- jekt wurde gemeinsam von der Firma acb GmbH in

Bonn und dem Fachvermittlungs- dienst beim Arbeitsamt Mainz ent- wickelt. acb bietet neben anderen Kursen seit längerem auch solche zur Akademikerweiterbildung und -zu- satzqualifikation an. „Wir dachten uns, daß ein Angebot wie das in Mainz einfach nötig ist“, beschreibt Cornelia Tacke, Geschäftsführerin von acb, ihre Überlegung. Malte-Jür- gen Haase vom Fachvermittlungs- dienst ergänzt, daß es im Rhein-Main- Gebiet für arbeitslose Ärztinnen und Ärzte jahrelang nur Angebote spezi- ell für die Qualifikation in medizini- scher EDV gab. Schließlich habe man überlegt, etwas Neues und Fachüber- greifendes anzubieten. So entstand die Konzeption zum Lehrgang (siehe Kasten auf der nächsten Seite unten).

Das Pensum ist für alle in Mainz dasselbe. Doch die Vorstellungen dar- über, wo sie von Oktober 1996 an am liebsten arbeiten wollen, gehen aus-

einander. Ruth Aff hat nach ihrer Zeit als Ärztin im Praktikum als Gutachte- rin beim Medizinischen Dienst der Krankenkassen gearbeitet. „Ich möchte gern wieder ins Krankenhaus zurück“, sagt sie inzwischen. Auf je- den Fall ist die Ärztin davon über- zeugt, daß die betriebswirtschaftli- chen Kenntnisse, die sie sich angeeig- net hat, eine gute Ergänzung zum me- dizinischen Fachwissen sind.

„Ich möchte nicht mehr in die Klinik zurück, sondern in einen ganz anderen Bereich“, meint dagegen Ire- na Chylarecki. Sie besitzt bereits eine zusätzliche Qualifikation für den Be- reich Marketing in der Pharmaindu- strie und könnte sich gut vorstellen, dorthin zurückzukehren oder irgend- wo anders im Qualitätsmanagement zu arbeiten. In ein Krankenhaus mit seiner spezifischen Hierarchie möch- te sie nicht unbedingt zurück: „Ich se- he es auch als eine Chance an, etwas A-1892 (36) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 28–29, 15. Juli 1996

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Zusatzqualifikation für Ärztinnen und Ärzte

Neue Wege als Gesundheitsmanager

Der Arbeitsmarkt für Ärztinnen und Ärzte wird enger. Gesucht werden zunehmend Mediziner mit Zusatzqualifikationen, die zum Beispiel Kenntnisse in Gesundheitsökonomie, EDV oder Qualitätsmanagement besitzen. Wer sein Wissen über das ei- gentliche Fachgebiet hinaus erweitert, tut das nicht immer, weil Arbeitslosigkeit ihn dazu zwingt. Manche Ärztinnen und

Ärzte haben auch Lust, traditionelle Berufsbereiche zu verlas- sen. Einen neuen Ansatz hierzu bietet der Lehrgang „Medizi- ner im Gesundheitsmanagement“ in Mainz. Seit Oktober 1995 qualifizieren sich dort 14 Ärztinnen und Ärzte für zukünftige Aufgaben. Die Akademie für ärztliche Fortbil- dung in Rheinland-Pfalz hat den Kursus inzwischen zertifiziert.

Die Teilnehmer des Mainzer Lehrgangs „Management im Gesund- heitswesen“ von links nach rechts: Irena Chylarecki, Nebahat Dök- metas, Dr. Nabil Al-Bazi, Britta Grunert, Lydia Schäfer, Dr. Karen El- kouby, Gabriele Schnelle-Reitenbach, Volker Schluer, Petra Frohloff, Dr. Barbara Geiger, Joan Capota, Ruth Aff, Iris Müller (nicht abgebildet: Jürgen M. Gerlitz) Foto: privat

Lernformen und Methoden

c Theoretischer Unterricht c Impulsreferate

c Teamarbeit c Projektarbeit c Rollenspiele

c Praxistage/Exkursionen c Kommunikationsübungen c Präsentation/Metaplantechnik c Praktische EDV-Übungen c Praktikum

c Fallstudium

c Gruppendiskussionen c Mind-mapping c Strategiespiel

c Symposiumssimulation c Kreativitätstechniken

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Neues zu machen in einem Bereich, wo noch nicht so viele Stellen von Männern belegt sind.“

Britta Grunert hat mehrere Jahre in der Gynäkologie und Geburtshilfe gearbeitet. Am Lehrgang hat sie zunächst am meisten der Bereich EDV gereizt. Dann fand sie jedoch auch andere Themen spannend: „Ich dachte immer, Betriebswirtschafts- lehre sei was ganz Trockenes“, erin- nert sie sich. Sie meint, daß ihr die neuen Kenntnisse andere Berufsper- spektiven eröffnet haben und Ein- blick in unbekannte eigene Fähigkei- ten. Im Moment würde Britta Gru- nert gern in einer Unternehmensbe- ratung für Krankenhausmanagement arbeiten. Denn nach ihren bisherigen Erfahrungen ist sie überzeugt, daß sich in Krankenhäusern derzeit allen- falls in der Position einer Oberärztin etwas bewegen läßt.

Vorteile gegenüber Betriebswirten

In einem scheinen sich die Lehr- gangsteilnehmer einig zu sein: Der Erfahrungsschatz durch die Berufs- ausübung und das medizinische Fach- wissen machten Ärzte zu einem kom- penten Gesprächspartner im Kran- kenhausbetrieb. Die meisten meinen, daß man sich als Betriebswirt oder Organisationssoziologe nur schwer das notwendige Wissen aneignen kön- ne, um im Gesundheitsmanagement zu arbeiten. Das Umgekehrte halten sie für ein kleineres Problem.

„Das Krankenhaus hat eine eige- ne Sprache“, begründet Ruth Aff die- se Ansicht. Ähnlich sieht es Britta Grunert: „Ein Mediziner kennt den Ablauf im Krankenhaus, weiß, wie die Leute arbeiten und denken. Über

diese Erfahrung verfügt ein Betriebs- wirt nicht.“ Und Irena Chylarecki er- gänzt: „Wir haben den Vorteil, daß wir auf Station waren. Den haben die anderen nicht.“

Um zukünftige Arbeitsfelder kennenzulernen, absolviert jeder ein drei Monate langes Praktikum. Cor- nelia Tacke von acb berichtet, daß bis- lang vor allem Unternehmensbera- tungen und Krankenhausgesellschaf- ten bereit sind, die zusätzlich qualifi- zierten Ärzte anzustellen. Etwas be- dächtiger entschieden die Kranken- kassen, ganz schwierig sei es derzeit noch bei den Kassenärztlichen Verei- nigungen. Sie alle sind jedoch potenti- elle Arbeitgeber auf Dauer.

Ärztinnen und Ärzte mit der Zu- satzqualifikation „Gesundheitsma- nagement“ sind nach Auffassung von acb vielseitig einsetzbar. Vorstellbar sind Stabs- und Beraterpositionen im Projektmanagement, eine Koordina- tionsfunktion im Total-Quality-Ma- nagement sowie im Controlling oder Marketing. Auch für eine Tätigkeit in der Pharmaindustrie und in Unter- nehmen der Medizintechnik oder Medizinsoftware wären die Kursteil- nehmer qualifiziert.

Daß gerade in ureigensten ärztli- chen Arbeitsbereichen wie dem Krankenhaus schwer unterzukom- men ist, hat nicht nur etwas mit einge- schränkten Budgets der Kliniken zu tun. Ein Lehrgangsteilnehmer ist der Auffassung, daß man mit der Zusatz- qualifikation zwischen allen Stühlen sitzt. Im Krankenhaus habe man alle gegen sich, wenn man zum Beispiel im Bereich Qualitätsmanagement arbei- te: die Kollegen, die sich kontrolliert fühlten und es ja auch würden, aber ebenso die Mitarbeiter der Klinikver- waltung, die Ärzten gegenüber oft sehr kritisch eingestellt seien.

Daß es Konflikte geben wird, ist den Kursteilnehmern klar. Sie sehen sich als Mittler und vertrauen auf die eigene Kompetenz, sachliche Erfor- dernisse zu verdeutlichen und durch- zusetzen. Im Oktober kann es losge-

hen. Sabine Dauth

Qualitätssicherung als Arbeitsfeld

Die inhaltliche Auseinanderset- zung über Sinn und Zweck der Qua- litätssicherung im stationären Bereich wurde bisher vom Kompetenzstreit zwischen Vertretern der Ärzteschaft, der Krankenkassen und der Kranken- hausgesellschaften überlagert. Kran- kenhausverwaltungen nutzt das we- nig: Sie müssen möglichst parallel zur Anwendung der leistungsbezogenen Vergütungssysteme Maßnahmen zur Qualitätssicherung und -kontrolle er- greifen.

Um diese Aufgabe bewältigen zu können, sind sie auf den Sachverstand erfahrener Ärztinnen und Ärzte mit fundierten EDV-Kenntnissen ange- wiesen. Wer den Alltag in Kranken- häusern kennt, wird bestätigen kön- nen, daß „Ärztinnen und Ärzte für Qualitätssicherung“ in starkem Maß als Mittler zwischen Ärzten und Ver- waltung fungieren müßten. Neben der fachlichen ist die Sozialkompe- tenz ein wichtiges Eignungskriterium.

Die Berater der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Frank- furt/Main werden in letzter Zeit ver- stärkt von Bewerbern angesprochen, die eine Weiterentwicklung im Be- reich Qualitätssicherung anstreben.

Suchaufträge aus Krankenhäusern gehen allerdings selten ein. Um inter- essierte Ärzte bei der Umsetzung ih- rer Berufswünsche unterstützen zu können, kann das Beratungsteam zur Zeit nur seine Kontakte zu Kam- mern, Verbänden und Institutionen nutzen. Dr. Wolfgang Martin, ZAV A-1894 (38) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 28–29, 15. Juli 1996

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Infos zum Kurs

Der Lehrgang „Mediziner im Ge- sundheitsmanagement“ dauert ein Jahr.

Neun Monate sind für den theoreti- schen Unterricht vorgesehen, drei für ein Praktikum. Der Kurs schließt mit ei- ner Prüfung ab. Die Teilnahme setzt ein abgeschlossenes Studium der Medizin oder Zahnmedizin voraus. Die Kosten pro Teilnehmer liegen bei 14 000 DM.

Eine Förderung nach dem Arbeitsför- derungsgesetz ist möglich; Näheres wis- sen örtliche Arbeitsberater und -ver- mittler sowie die entsprechenden Hochschulzentren. Weitere Informatio- nen: Lehrgang „Mediziner im Gesund- heitsmanagement“, c/o acb GmbH Mainz, Hans-Böckler-Straße 109, 55128 Mainz, oder acb arbeit-creativität-bil- dung GmbH, Euskirchener Straße 43, 53121 Bonn, Tel 02 28/79 79 07. th

Weiteres Angebot:Eine Fortbil- dung „Gesundheitsmanagement“ wird auch in Göttingen angeboten. Infor- mationen: Susanne Sievert, Ge- schäftsführung Seminarzentrum Göt- tingen GmbH, Tel 05 51/49 80 00. th

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