Als weitere operative Maßnahmen kommen bei schweren Weichteilkon- trakturen Myo- oder Tendotomien in Frage. Umstellungsosteotomien kön- nen bei arthrogenen Kontrakturen oder Achsenfehlstellungen indiziert sein. Bei schwer destruierenden, meist polyarthritischen Gelenkver- änderungen kann in Einzelfällen in- folge der Immobilität ein Gelenker- satz ratsam sein, obwohl die zeitliche Haltbarkeit einer derartigen Tota- lendoprothese begrenzt ist. Unsere Erfahrungen beschränken sich bis- her auf den Hüftgelenkersatz bei Ju- gendlichen.
Sozialmedizinische
BetreuungDie sozialmedizinische Betreu- ung stellt einen festen Bestandteil der Therapie dar. In ausführlichen
Informations- und Beratungsgesprä- chen müssen betroffene Familien auf finanzielle Hilfen und Erleichterun- gen im Schulalltag aufmerksam ge- macht werden. Dazu gehören unter anderem die Möglichkeit zur Bean- tragung eines Schwerbehinderten- ausweises, Hinweise auf steuerliche Vergünstigungen und im schulischen Bereich die Beschaffung von Bü- chern in doppelter Ausführung, um das Tragen auf dem Schulweg zu er- leichtern. Auch Nachhilfe- oder Hausunterricht können vorüberge- hend erforderlich werden. Die Auf- gabe des Sozialdienstes umfaßt auch die schulische Förderung der Kinder und die Beratung Jugendlicher hin- sichtlich ihrer beruflichen Möglich- keiten. Dazu gehört auch die Hilfe- stellung bei der Beschaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen einschließlich der Arbeitsplatzge- staltung.
Das Beratungsangebot des Sozi- almedizinischen Dienstes muß auch die Möglichkeit einer Gesprächsthe- rapie für Kind und Familie mit ein- beziehen. Dabei werden eventuelle psychische Probleme, die im Zusam- menhang mit der Erkrankung auftre- ten können, angesprochen und Hil- fen zur Bewältigung angeboten. Na- türlich müssen auch sonstige fami- liäre Probleme und Krisensituatio- nen berücksichtigt und in die Be- handlung mit einbezogen werden.
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonder- druck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Renate Häfner
Prof. Dr. med. Hans Truckenbrodt Rheuma-Kinderklinik
Gehfeldstraße 24
W-8100 Garmisch-Partenkirchen
Bakterielle Infektionen bei Neugeborenen
In den 80er Jahren hat die Mor- talität auch hochgradig unreifer Frühgeborener deutlich abgenom- men. Die Morbidität durch bakteri- elle Infektionen hat jedoch eher zu- genommen. Die Ursachen sind weit- gehend geklärt, wichtigster Schwach- punkt ist die schlechte Chemotaxis der Granulozyten.
Ein gravierendes Problem dieser Infektionen ist der ständige Erreger- wechsel. Zunächst überwogen gram- positive Kokken (A-Streptokokken), dann folgten in den 60er und 70er Jahren gram-negative Enterobakte- rien. Dies waren hauptsächlich noso- komiale Infektionen als Folge einer zu großzügigen Antibiotikaanwen- dung. Heute gelten Klebsiellen und Serratia marcescens als typische In- dexkeime nosokomialer Infektionen nach ungezielter Antibiotikathe- rapie.
Wichtigster Keim der nosokomi- al erworbenen Spätform (nach dem dritten Lebenstag) sind heute plas- makoagulase-negative Staphylokok- ken. Im Vordergrund stehen aber
bei Frühgeborenen vertikal von der Mutter übertragene Infektionen (be- sonders als Frühform vor dem drit- ten Lebenstag), wobei B-Streptokok- ken-Infektionen am meisten ge- fürchtet werden. Darauf muß bei ge- nauer Kenntnis der Situation inner- halb einer Klinik die antibiotische Therapie am ersten Lebenstag unbe- dingt abgestellt werden. mle
Stockhausen v., H. B.: Ursachen und Wan- del bakterieller Infektionen bei Neugebo- renen. Z. Geburtsh. u. Perinat. 195 (1991) 131-136
Prof. Dr. H. B. v. Stockhausen, Universi- täts-Kinderklinik, Josef-Schneiderstr. 2, W-8700 Würzburg
Hyperbare
Sauerstofftherapie bei Strahlenproktitis
Die Blutung aus einer Strahlen- proktitis ist eine gefürchtete Kompli- kation nach einer Strahlentherapie mit einer Häufigkeit von 2 bis 5 Pro- zent. Die Inzidenz ist dosisabhängig und erreicht 30 Prozent bei Dosen zwischen 5000 und 7000 rad. Die Therapieergebnisse sind enttäu-
schend: ballaststoffarme Diät- und Steroideinläufe führen häufig nicht zum Ziel, so daß eine Ausschaltungs- operation diskutiert werden muß.
Auch der operative Eingriff ist mit einer Morbidität von 10 bis 80 Pro- zent belastet. Bei lebensbedrohli- chen Blutungen wird eine mucosale Protektomie mit koloanaler Anasto- mose empfohlen.
In zwei Mitteilungen wird über den erfolgreichen Einsatz des Ne- odym:YAG-Lasers bzw. des Argon- Lasers berichtet. Die Autoren konn- ten eine schwere hämorrhagische Strahlenproktitis durch eine Sauer- stoffüberdruckbehandlung in Remis- sion bringen und empfehlen einen solchen Versuch vor möglichen ope- rativen Interventionen.
Charneau, J., Bouachour, G., Person, B., Burtin, P., Ronceray, J., Boyer, J.: Severe Hemorrhagic Radiation Proctitis Advanc- ing to Gradual Cessation with Hyperbaric Oxygen. Die. Dis. Sci. 36: 373-375, 1991 Hepato-gastro-enterologie; Reanimation M6dicale and Clinique Chirurgicale B, Centre Hospitalier Universitaire, Angers, 49033 Cedex, Frankreich.
A-3632 (50) Dt. Ärztebl. 88, Heft 43, 24. Oktober 1991