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Archiv "Wie halten Sie es mit der Meldung unerwünschter Arzneimittelwirkungen?" (12.12.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

EDITORIAL

Kürzlich hat eine niedergelas- sene Kollegin, Frau Dr. Ursula Sehrt in der „Münchener Me- dizinischen Wochenschrift"

freimütig ihre und die Gewis- sensnöte ihrer Kollegen be- züglich der Berichte über un- erwünschte Arzneimittelwir- kungen an die Arzneimittel- kommission dargestellt:

„Ergo hat der behandelnde Arzt beim Auftreten uner- wünschter Arzneimittelwirkun- gen immer ein schlechtes Ge- wissen, ganz gleich, ob er Verdrängungsakrobat ist oder nicht. Daraus resultierend hat er aber auch Schwellenangst vor einer Meldung. Erstens wegen des möglichen Nach- weises einer schuldhaften Be- teiligung. Zweitens im Wissen darum, daß er mit einer Mel- dung eine Maschinerie in Gang setzt, die sich verselb- ständigend seiner Einflußnah- me entzieht und zunächst ein- mal ihn, und nicht das betref- fende Medikament, zum Opfer macht."

Die Arzneimittelkommission begrüßt es, daß auch im Alltag einer Praxis die Notwendigkeit erkannt wird, unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln weiterzuvermitteln, so daß an- dere Kollegen aufmerksam werden und ihrerseits Risiken vielleicht vermeiden können.

Frau Dr. Sehrt geht der Frage nach, warum so wenig gemel- det wird. Zum Teil führt sie es zurück auf die Harmlosigkeit von unerwünschten Wirkun- gen oder auf die Tatsache, daß diese bereits genügend

bekannt sind. Dann macht sie auf einen, auch nach Beob- achtungen der Arzneimittel- kommission wichtigen Punkt aufmerksam, der beim Nicht- berichten schwerwiegender Komplikationen bedeutsam sein könnte: Der Arzt fühlt sich oft in eine „Schädigerrol- le" gedrängt und fürchtet, daß mit einer Meldung unange- nehme Rückfragen oder gar Schlimmeres verbunden sein könnte.

Bei dieser Gelegenheit sollte erneut allen Ärzten gesagt werden, daß die Stelle, an die sie sich vertrauensvoll wenden können, die Arzneimittelkom- mission der deutschen Ärzte ist. Mit dieser Kommission hat sich die Ärzteschaft ein Gre- mium geschaffen, das unab- hängig ist und allein die Inter- essen der Patienten und Ärz- teschaft vertritt. Berichte über unerwünschte Arzneimittelwir- kungen an die Arzneimittel- kommission unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht und darüber hinaus dem ge- setzlichen Datenschutz. Wenn Informationen an die Herstel- ler oder an staatliche Stellen weitergegeben werden, dann immer nur ohne Nennung des Arztes, es sei denn, er hat vorher seine ausdrückliche schriftliche Einwilligung gege- ben. Die Ärzte der Geschäfts- stelle der Arzneimittelkommis- sion beraten den Kollegen in der Praxis oder Klinik, vor al- lem auch im Hinblick auf ei- nen möglichen Zusammen- hang zwischen Arzneimittelga- be und unerwünschter Wir- kung.

Gerade bei neu zugelassenen Arzneimitteln sollten die Ärzte besonders sorgfältig auf uner- wünschte Wirkungen (an ganz verschiedenen Organen!) ach- ten und auch alle Verdachts- beobachtungen der Arzneimit- telkommission mitteilen. Ein Spontanerfassungssystem, wie es von der Arzneimittelkom- mission seit vielen Jahren be- trieben wird, ist besonders ge- eignet, bisher unbekannte Ri- siken aufzuspüren. Diese Si- gnale können dann Veranlas- sung sein, eine systematische Nachforschung zu betreiben mit dem Ziel einer endgülti- gen Klärung des Zusammen- hangs.

Es soll betont werden, daß staatlichen Eingriffen am wirk- samsten begegnet werden kann, wenn jeder Arzt sich verpflichtet fühlt, vor allem schwerwiegende Nebenwir- kungen seiner Arzneimittel- kommission mitzuteilen.

Wenn der im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT erscheinende

„Berichtsbogen" oder die

„gelbe Meldekarte", nicht zur Hand sind, dann sollte eine formlose Mitteilung gerichtet werden an die

Geschäftsstelle der Arzneimit- telkommission der deutschen Ärzteschaft, Postfach 41 01 25, 5000 Köln 41.

Literatur

Sehrt, U.: Wie halten Sie es mit der Mel- dung unerwünschter Arzneimittelwir- kungen? Münch. med. Wschr. 126, Heft 6 (1984). Praxismagazin 130-131

Professor Dr. med.

Fritz Scheler Vorsitzender der

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Robert-Koch-Straße 40 3400 Göttingen

Wie halten Sie es mit der Meldung unerwünschter Arzneimittelwirkungen?

Fritz Scheler

3742 (46) Heft 50 vom 12. Dezember 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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