Betriebskrankenkassen
„Ökonomisch wenig sinnvoll“
BKK kritisieren Rürup- Vorschläge zum künftigen Leistungskatalog.
A
ls „in vielen Fällen pro- blematisch und ökono- misch wenig sinnvoll“ kri- tisierte der Vorstandsvorsit- zende des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK), Wolfgang Schmeinck, die Vorschläge der Rürup- Kommission zum künftigen Leistungskatalog der Gesetz- lichen Krankenversicherung (GKV).Die Kommission hatte in ihrem Anfang April vorgeleg- ten Sofortprogramm gefor- dert, generell alle nichtver- schreibungspflichtigen Arz- neimittel, die aber der Apo- thekenpflicht unterliegen, aus dem Leistungskatalog der GKV zu streichen. Haupt- kritikpunkt der BKK ist, dass gerade einige nicht ver- schreibungspflichtige Wirk- stoffe wie zum Beispiel Para- cetamol in der Stufentherapie des Schmerzes zu den Mitteln der ersten Wahl zählten. Er-
setzte man diese durch ver- schreibungspflichtige Arznei- mittel, wäre der Einsparef- fekt „nahezu vollständig auf- gezehrt“.
Außerdem betreffe die vorgeschlagene Regelung vor allem chronisch Kranke und Kinder. Gerade deren Arz- neimittel seien in den meisten Fällen zwar apothekenpflich- tig, aber nicht verschreibungs- pflichtig.
Schmeinck schlug vor, zu- mindest solche nicht verschrei- bungspflichtigen Arzneimit- tel, die sowohl medizinisch notwendig und zweckmäßig als auch wirtschaftlich seien, verordnungsfähig zu lassen.
Diese könnten in die Posi- tivliste, zum Beispiel über ei- nen Anhang, aufgenommen werden.
Gesundheitsreform
Forderungen der Kassenärzte
Beilage in einer Teilauflage des DÄ:
Für den Erhalt des freiberuflichen Facharztes
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nter dem Titel „Der freiberufliche Facharzt ist bedroht“veröffentlicht die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in einer Beilage in diesem Heft Gegenvorschläge zu den gesundheitspolitischen Reformvorstellungen von Bun- desgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Die Beilage ist der Teilauflage für niedergelassene Ärzte beigefügt. Weitere in- teressierte Leser können sie auf den Internet-Seiten des DÄ unter www.aerzteblatt.de/plus1803 abrufen.
Unter anderem fordert die KBV die Politik auf, die Frei- beruflichkeit der niedergelasssenen Fachärzte und Psycho- therapeuten zu bewahren, die freie Arztwahl zu garantieren, den Sicherstellungsauftrag bei den KVen zu belassen und Einzelverträge nur für spezielle Versorgungsformen wie Chronikerprogramme zuzulassen.
Irak
Hilfspaket der EU-Kommission
Erstes Hilfspaket im Wert von 21 Millionen Euro beschlossen
M
it Hilfsgütern wie me- dizinischer Ausrüstung, Zelten, Decken und Nah- rungsmitteln will die Eu- ropäische Union (EU) die Zivilbevölkerung im Irak unmittelbar unterstützen.Ein erstes Hilfspaket soll 21 Millionen Euro umfassen.
Diesen Entschluss trafen die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsländer bei dem Treffen des Europäischen Rates Ende März in Brüssel.
Drei Millionen Euro erhält das Internationale Rote Kreuz vom Amt für humanitäre Hil-
fe (ECHO). Damit will ECHO, das seit Jahren eng mit UN- Hilfsorganisationen und ei- ner Reihe europäischer Nicht- regierungsorganisationen zu- sammenarbeitet, die größte Not der 75 000 Kriegsflücht- linge lindern.
Hausarzt als Lotse
Modellprojekt gestartet
Versicherte können sich ab Herbst einschreiben.
D
ie AOK Baden-Württem- berg, die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordba- den und das neu gegründete Hausärztenetz Qu@linet ha- ben im Rhein-Neckar-Kreis ein Versorgungsmodell ge- startet, das, so die Initiatoren, die politische Forderung nach dem Hausarzt als Lotsen er- füllt.Die beteiligten Ärzte seien künftig verpflichtet, medizini- sche Qualitätsmaßstäbe bei der Behandlung anzuwenden, betonte der Vorstandsvorsit- zende der AOK Baden-Würt- temberg, Roland Sing. Jähr- lich werde eine neue Leitlinie zu bestimmten Krankheiten und somit schrittweise eine evidenzbasierte Behandlung in der Hausarztpraxis einge- führt. Für Hausärzte, die am
Modell teilnehmen, hat die AOK Baden-Württemberg Sing zufolge Vergütungen in Höhe von 1,3 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. „Unsere Investitionen werden sich durch das Mehr an wirtschaft- licher und medizinischer Ver- antwortung der Ärzte im Mo- dell insgesamt rechnen“, so Sing. Für die Kasse bedeute dies auch den Einstieg in neue, qualitätsorientierte Ver- gütungssysteme.
AOK-Versicherte im Rhein- Neckar-Kreis können sich ab Herbst dieses Jahres für das
„Hausarztmodell“ entschei- den. Für diese Patienten sei der Hausarzt die optimale Anlaufstelle, erläuterte der Vorsitzende der KV Nord- baden, Dr. med. Wolfgang Herz. Der Patient vereinbare mit diesem einen persönli- chen Präventionsplan, werde über Behandlungsabläufe und Krankheitsbilder informiert und gezielt zum Facharzt überwiesen. „Ob durch dieses Modell auf Dauer auch Ein- sparungen zu erzielen sind, werden die ersten Auswertun- gen zum Modellversuch zei- gen“, sagte Herz.
A K T U E L L
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A1160 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 182. Mai 2003
Wolfgang Schmeinck Fo
to:BKK Bundesverband
Kurdische Flüchtlingsfrauen im La- ger Takia im Nordirak Foto: AFP