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Archiv "Gesundheitstelematik: Viele offene Fragen" (16.04.2004)

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iskussionen um Zeitpläne und Finanzierungsmodelle begleiten zurzeit die Vorarbeiten zur Ein- führung der elektronischen Gesund- heitskarte und des elektronischen Heil- berufsausweises (HPC). Fragen hierzu wurden auch beim Kongress „Health Telematics 04“ in Krefeld erörtert, zu dem das NRW-Gesundheitsministe- rium und das Zentrum für Telematik im Gesundheitswesen eingeladen hatten.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stan- den die aktuellen Entwicklungen zur Telematik-Rahmenarchitektur, die Kon- zepte der Länder für Modellregionen zum Aufbau einer Telematik-Infra- struktur und die Planungen der Selbst- verwaltung zur Einführung von Telema- tik-Anwendungen. NRW-Gesundheits- ministerin Birgit Fischer mahnte zur Versachlichung der Diskussion. Vor- rang habe die Qualität der Lösungen.

„Eine gute Vorbereitung ist wichtiger als ein enger Zeitplan“, meinte Fischer.

Entscheidend sei, für Akzeptanz zu sor- gen. Die Technik an sich sei nicht das Problem, sondern die Praxis. Die Einführung der Gesundheitskarte und der HPC bedeuteten eine erhebliche Veränderung der Arbeitsabläufe in Arztpraxen, Krankenhäusern und Apo- theken und bedürften deshalb der gründlichen Vorbereitung und auch der Mitwirkung der Beteiligten, so die Ministerin. Was die Frage der Finanzie- rung betreffe, so müssten bei den Modellvorhaben auch verschiedene Finanzierungsmodelle erprobt werden.

Das gesamte Investitionsvolumen schätzen Experten auf rund 1,4 Milliar- den Euro. Ob mit dem Einsatz der Technik tatsächlich die großen Einspar- effekte zu erreichen sind, die Untersu- chungen prognostizieren – allein eine Milliarde Einsparungen soll die Ein- führung des elektronischen Rezepts ergeben –, muss sich unter realen Be-

dingungen erst noch zeigen. „Deshalb müssen wir baldmöglichst in Modell- versuche einsteigen“, forderte Dr.

Claus Werner Brill, Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. „Denn da können sich durchaus noch Über- raschungen ergeben.“

Als verbindliche Applikation der Karte hat der Gesetzgeber neben den administrativen Daten, dem Zuzah- lungsstatus und dem europäischen Krankenversicherungsschein (Formu- lar E111) nur das elektronische Rezept festgelegt. Auch muss die Gesundheits- karte zwar technisch für die elektroni- sche Signatur ausgelegt sein, doch ist diese Funktion nur optional vorgese- hen, denn andernfalls würden sich die Einführungskosten verdoppeln. Daher wird es der Initiative von einzelnen Krankenkassen und Bürgern überlas- sen bleiben, ob sie zusätzliche Anwen- dungsmöglichkeiten der Karte, wie bei- spielsweise die Arzneimitteldokumen- tation, nutzen und dafür auch zahlen wollen. Von der breiten Akzeptanz und Nutzung der Gesundheitskarte nicht nur in ihrer Funktion als neuer Kran- kenversichertenausweis, sondern als Schlüssel zur elektronischen Patienten- akte hängt jedoch nach Meinung von Experten ab, ob sich die erwarteten Kosteneffekte auch einstellen oder kleiner als geplant ausfallen werden.

Lösungsarchitektur

Nach der Fertigstellung der Telematik- Rahmenarchitektur wird zurzeit an der Konzeption der Lösungsarchitektur und der Spezifikation der Gesundheits- karte gearbeitet, die schon im Juni 2004 vorliegen sollen. Darauf soll eine Test- phase mit Labortests und kleineren Piloten folgen, bevor Anfang 2005 größere Projekte mit 10 000 bezie-

hungsweise 100 000 Versicherten in ver- schiedenen Modellregionen starten.

Im Hinblick darauf forderten die Vertreter der Selbstverwaltung, als prio- ritäre Telematik-Anwendungen tech- nisch einfache Applikationen zu erpro- ben, die gleichzeitig einen möglichst großen Nutzen bringen und einfach vermittelbar sind, wie das elektronische Rezept. „Die elektronische Patienten- akte ist so komplex, dass man dafür nicht schnell eine hohe Akzeptanz schaffen kann“, betonte Philipp Stach- witz, Bundesärztekammer. Die Ärzte- kammern ständen jetzt zunächst vor der Aufgabe, die HPC ins Feld zu bringen:

„Unter welchen Bedingungen dies ge- nau geschehen kann, wird zurzeit durch alle Ärztekammern geprüft“, erläuterte Stachwitz. Die Ärztekammern hätten in den letzten Jahren viele Voraussetzun- gen hierfür geschaffen, darunter einen einheitlichen Meldedatensatz und eine bundeseinheitliche Arztnummer. Jetzt sei festzulegen, nach welchem organisa- torischen Konzept die Karten ausgege- ben werden. Sicher ist, dass die Ärzte- kammern diese technischen Aufgaben nicht selbst übernehmen, sondern ex- terne Dienstleister damit beauftragen werden. Stachwitz: „Um in die operati- ve Umsetzung einzusteigen, ist es je- doch notwendig, dass die Finanzierung geklärt wird und feststeht, wie sich die anderen Komponenten der Telematik- Infrastruktur entwickeln. Die Abstim- mung der Zeitpläne ist deshalb sehr wichtig.“

Zu konkreten Aussagen hinsichtlich der Finanzierung der Gesundheitskarte und der Telematik-Infrastruktur, des

„größten IT-Projekts Europas“, so Dr.

Gottfried T. W. Dietzel, Bundesministe- rium für Gesundheit und Soziale Siche- rung, waren die Vertreter der Selbstver- waltung und der Politik nicht bereit.

Während die Krankenkassen vermut- lich für die Finanzierung der neuen Ver- sichertenkarte aufkommen werden, ist beispielsweise die Übernahme der Investitionskosten für die Lesegeräte und die technische Infrastruktur in den Arztpraxen und Krankenhäusern weiterhin unklar. Heike E. Krüger-Brand P O L I T I K

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A1070 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1616. April 2004

Gesundheitstelematik

Viele offene Fragen

Der Erfolg der elektronischen Gesundheitskarte wird von der Akzeptanz der Nutzer abhängen.

Informationen und Vorträge des Kongresses im Internet unter www.ztg-nrw.de

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