Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
BRIEFE AN DIE REDAKTION
ITALIEN
Italien ist ein beliebtes Reiseland — aber es hat auch seine Probleme, und man sollte — so meint der Einsender dieses Briefes — Kollegen und Patienten auf mögliche Risiken einer Kur aufmerksam machen.
Kuren unter Streß
Seit vier Jahren habe ich mit Erfolg im norditalienischen Badeort Mon- teg rotto Kuren absolviert. Aller- dings: Die Harmonie und das Wohl- befinden sind bekanntlich ein we- sentlicher Faktor für den Kurpatien- ten. Eine empfindliche Störung macht den Erfolg einer solchen Kur erfahrungsgemäß äußerst zweifel- haft. Solcher Störungen aber kann es zweierlei geben: Zum einen ist es mir mehrfach widerfahren, daß das Personal des Hotels und der zum Hotel gehörigen medizinischen Ba- deabteilung — erklärtermaßen auf dem Rücken von Gästen und Patien- ten — ihre sozialen Auseinanderset- zungen mit ihren Arbeitgebern aus- fechten, also: streiken.
Zum andern: Diejenigen unter den Kurgästen, die einen Wagen der ei- nen oder der anderen deutschen Nobelmarke besitzen, sind in ständi- ger Spannung wegen der Sicherheit ihres Fahrzeuges. In einem Falle sind sogar Fahrzeuge von Hotelgä- sten aus dem mit verschließbarem Tor und Monitoren ausgestatteten Hotelhof verschwunden — die Gäste fragten sich, ob die Autodiebe nicht sogar Komplizen unter dem Hotel- personal hatten. Man soll sicherlich nicht verallgemeinern, aber wer als Tourist nach Italien fährt, nimmt ein gewisses Risiko in Kauf, das sich im übrigen auch versichern läßt. Für Kuren allerdings ist selbst ein versi- chertes Risiko nicht gerade förder- lich. Deshalb sollte man sich dessen zumindest bewußt sein — und man kann es auch etwas reduzieren: Zum einen dadurch, daß man weiß und sich darauf einrichtet, daß Autos in der Hauptsache zum Zweck des Ver- kaufs in den Nahen Osten gestohlen werden und dort nur zwei Marken gesucht sind — man fahre also ent- weder nicht mit dem Auto oder mit einer anderen Marke. Außerdem: Die
italienische Familie ist durchweg noch intakt. Es ist deshalb sicherlich dem Wohlbefinden und dem Kurer- folg förderlich, wenn man sich ein Hotel aussucht, das nicht zu einem größeren Hotelkonzern, einer an- onymen Aktiengesellschaft oder et- was Ähnlichem gehört, sondern noch ein Familienbetrieb ist. Es lohnt sich also, vor einer Kur ein paar Erkundigungen einzuziehen;
aus den Briefbögen der Hotels, von denen man sich Angebote machen läßt, ist der Charakter des Betriebes häufig zu ersehen.
Dr. med. Gerd Radloff Krochmannstraße 80 2000 Hamburg 60
ALLGEMEINÄRZTE
Zu dem Leserbrief von Dr. Rüter: „Wo sind die Weiterbildungsstellen?" in Heft 14/1977.
Vorbildlich
In seinem Beitrag führt Herr Kollege Dr. Rüter aus, daß angehende Allge- meinärzte im Rahmen ihrer Weiter- bildung nur ungenügend Gelegen- heit fänden, kurzfristige, nur wenige Monate umfassende Arbeitsplätze als Assistenzärzte zu erhalten, weil von den Klinik-Chefs Mitbewerber für Assistentenstellen bevorzugt würden, die sich für eine längere Zeit verpflichteten. Dieses kann si- cherlich nicht so allgemein gesehen werden.
Aufgrund der zahlenmäßigen Be- deutung der Gefäßkrankheiten so- wohl auf dem arteriellen als auch auf dem venösen Sektor für die alltäg- liche Arbeit des Allgemeinarztes ha- ben wir seit Errichtung der hiesigen Gefäßchirurgischen Klinik den Standpunkt vertreten, daß immer auch jüngere Assistenten mit einer nur begrenzten zeitlichen Verpflich- tung in freie Stellen eingewiesen werden. Hieran wird auch in Zukunft bei uns festgehalten.
PD Dr. med. H. Müller-Wiefel St.-Johan nes-Hospital An der Abtei 7-11 4100 Duisburg 11
IN VERSEN
Der Verfasser aus der Freien und Hanse- stadt hat das nachfolgend wiedergege- bene Poem ausdrücklich gewidmet
„dem Herrn Bundeskanzler zum fröhli- chen Nachdenken".
In die Büx
Als alter Arzt seh' ich mit dumpfen / Besorgnissen die altbewährten / Und eingefang'nen Mäuse schrump- fen, / Die sich mit Zinseszins ver- mehrten.
Ich müßte heulen, wenn ich könnte, / Seit Wochen schon, zu jeder Stun- de, / Bekäme ich nicht meine Rente / Als Balsam auf die frische Wunde.
Zu früh bin leider ich geboren, / Oft arm wie eine Kirchenmaus. / Zwei Kriege hab' ich mit verloren, / Doch hielt ich alles bestens aus.
Es ist zugleich ein gutes Omen / Und wissenschaftlich längst belegt. / Ein Glückspilz, der die Chromosomen / Geordnet in den Zellen trägt.
Eins ist gewiß jetzt, daß wir Alten / Nach dreißig langen Jahren heute / Viel müheloser rückwärts schalten / Bei der bekannten Renten-Pleite.
Die schweren Zeiten sind verduftet. / Da herrschten Hunger hier und Not. / Wir Ärzte haben da geschuftet / Pau- schal für Ei und Butterbrot.
An diese Zeiten sei gemahnt. / Wir fingen alle an von vorn. / Was ein Minister heute plant, / Entfacht der Bürger echten Zorn.
Den Arzt trifft Haß aus allen Winkeln / Mit Lügenbeinen lang und fix. / Doch wer versucht, ihn anzupinkeln, / Dem geht bestimmt was in die Büx.
Dr. med. Edgar Passarge Zur Guten Hoffnung 62 2102 Hamburg 93
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 32 vom 11. August 1977 2001