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Archiv "Maligne Weichgewebstumoren: Betrachtungen zum diagnostischen Beitrag der Pathologie" (25.02.2000)

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urch die breite Anwendung immunhistochemischer Me- thoden, die Nutzung zytoge- netischer Analysen und die Ein- führung molekularbiologischer Tech- niken ist die morphologische Diagno- stik von Weichgewebstumoren verbes- sert und verfeinert worden. Unter Ein- beziehung klinischer Befunde und un- ter Berücksichtigung von Verlaufsbe- obachtungen konnten neue Entitäten herausgearbeitet werden, es wurden aber auch manche seit langem bekann- te Tumoren neu interpretiert. Von Fortschritten in der Pathologie profi- tiert naturgemäß die klinische Diagno- stik und Therapie. Unter besonderer Berücksichtigung dieses Aspektes soll im Folgenden kurz auf einige klinikre- levante Gesichtspunkte und aktuelle Entwicklungen der morphologischen Diagnostik von malignen Weichge- webstumoren eingegangen werden.

Klassifikation maligner Weichgewebstumoren

Die letzte Aktualisierung der Klassifikation erfolgte durch die WHO im Jahre 1994, es ist aber be- reits jetzt zu erkennen, dass in abseh- barer Zeit eine erneute Revision er- folgen muss. In den letzten zwei Jahr- zehnten sind nicht nur neue Entitäten herausgearbeitet, sondern es sind auch etablierte Tumortypen infrage gestellt worden (wie das maligne fi- bröse Histiozytom) (4). Darüber hin- aus haben eine strengere Definition und die verbesserte morphologische Diagnostik manche ehemals häufige Tumoren zu höchst seltenen Ge-

schwülsten werden lassen (wie das Fi- brosarkom im Erwachsenenalter).

Durch die Typisierung wird der maligne Weichgewebstumor (MWT) einer bestimmten Geschwulstgruppe im Klassifikationsschema zugeordnet, deren Kennzeichen reproduzierbare morphologische und klinische Merk- male sind. Die Einteilung der MWT ist jedoch nicht unveränderlich, im Be- darfsfall müssen Klassifikationen mo- difiziert oder auch nomenklatorisch dem jeweiligen Wissensstand angepasst und gegebenenfalls erweitert werden.

Dies ist zum Beispiel bei Tumoren mit adipozytärer Differenzierung kürzlich erfolgt. Erweitert wurde die Palette der Liposarkome vor wenigen Jahren durch das maligne Pendant des Spin- delzell-Lipoms, das Spindelzell-Lipo- sarkom (13) (Abbildung 1), und kürz- lich durch die dedifferenzierten Lipo- sarkome mit niedrig-malignem Dedif-

Maligne

Weichgewebstumoren

Betrachtungen zum diagnostischen Beitrag der Pathologie

Detlef Katenkamp

In der Übersicht wird an ausgewählten Beispielen die Be- deutung einer modernen Pathologie für die Diagnose und indirekt auch für die Therapie von malignen Weichgewebs- tumoren unterstrichen. Die Klassifikation beziehungsweise Subtypisierung dieser Geschwülste wird ständig überarbei- tet und präzisiert und neue Entitäten werden herausgearbei- tet. Es gibt noch kein weltweit einheitliches Vorgehen bei der Malignitätsgraduierung. Das in Europa bevorzugt verwen- dete französische System wird näher dargestellt. Molekular- biologisch/zytogenetische Techniken haben sich als wesent- liche Hilfsmethoden für die konventionell-histologische Diagnose und Differenzialdiagnose herausgestellt. In die-

sem Zusammenhang wird besonders auf die Bedeutung eines Chromoso-

men-Translokationsnachweises am Beispiel der Differen- zialdiagnose von Fettgewebstumoren eingegangen. Schließ- lich werden unter dem Blickwinkel der klinischen Praxis Vor- und Nachteile unterschiedlicher Methoden der Ge- websentnahme diskutiert. Eine optimale Behandlung von Patienten mit Weichgewebssarkomen kann nur in Zentren erfolgen.

Schlüsselwörter: Weichgewebstumoren, Klassifikation, hi- stologische Diagnose, Malignitätsgraduierung, Molekular- biologie/Zytogenetik

ZUSAMMENFASSUNG

Malignant Soft Tissue Tumors – Reflections on the Contribution of Pathology to Diagnosis

This overview focusses on recent advances in the pathology of soft tissue tumors and illustrates its clinical relevance. In the past years classifications of soft tissue tumors have contin- uously been revised and new entities have been defined.

Despite the necessity of an international standardized grad- ing system, no consens has been reached so far. This article presents the French system which has been accepted more and more in Europe. Molecular biology and cytogenetic techniques have been proven helpful ancillary methods for

conventional histological diagnosis and differ- ential diagnosis. In particular, chromosomal

translocations and genomic alterations are of importance as shown in adipose tissue tumors. Advantages and disadvan- tages of different tissue sampling procedures are discussed in detail. Emphasis is laid on the statement that optimal treat- ment of patients with malignant soft tissue tumors is only possible in specialized centers.

Key words: Soft tissue tumors, classification (typing), histol- ogical diagnosis, grading of malignancy, molecular biolo- gy/cytogenetics

SUMMARY

D

Institut für Pathologie (Direktor: Prof. Dr. med.

Detlef Katenkamp) der Friedrich-Schiller-Uni- versität, Jena

(2)

ferenzierungsanteil (7) (Ab- bildung 2). Eine nomenklato- rische Modifikation ist inso- fern eingeführt worden, als man bei im tiefen Weichgewe- be gelegenen hoch differen- zierten Fettgewebstumoren mit zellulären Atypien besser von „atypischen lipomatösen Tumoren“ und nicht von

„Lipom-ähnlichen Liposar- komen“ sprechen sollte. Die- se Tumoren haben nämlich kein Metastasierungspotenzi- al und stellen folglich aus tu- morbiologischer Sicht keine Sarkome dar (1). Lediglich im Retroperitonealraum ist bei derartigen Tumoren aufgrund der schlechteren Prognose der Liposarkom-Begriff ver- tretbar.

Dass die Herausarbei- tung neuer Tumortypen von erheblicher klinischer Bedeu- tung sein kann, lässt sich am Beispiel des niedrig-malig- nen fibromyxoiden Sarkoms exemplarisch belegen. Dieser Tumor bietet histologisch ein ganz blandes „gutartiges“

Zellbild (Abbildung 3). Über- raschenderweise zeigte sich jedoch, dass Lokalrezidive ziemlich häufig sind und nach jahrelangen protrahierten Verläufen in 40 bis 50 Prozent der Fälle Metastasen in den Lungen entstehen. Durch kli- nikopathologische Studien ist es vor einigen Jahren gelun- gen, diesen Tumor klar zu de- finieren (2, 5), sodass trotz des harmlosen morphologischen Bildes eine korrekte Ein- schätzung seiner biologischen Wertigkeit schon mit der ini- tialen Diagnose vorgenom- men werden kann und nicht erst im Nachhinein aus dem Verlauf abgeleitet werden muss. Dadurch wird eine frühzeitige adäquate Thera- pie ermöglicht. Ebenfalls von hoher praktischer Relevanz sind die Bemühungen, die pleomorphen MWT exakt zu unterteilen und sie nicht be- quemerweise als maligne fi- bröse Histiozytome (MFH)

einzuordnen (gemäß der WHO ist das MFH ein pleomorphes Spindelzell- sarkom ohne Zellliniendifferenzie- rung). Verschiedene MWT können zwar ein MFH-ähnliches Bild bieten, lassen dann bei subtiler Untersuchung aber doch eine Liniendifferenzierung erkennen. Die Auftrennung ist wichtig, es gibt nämlich in der Gruppe der pleo- morphen MWT Unterschiede sowohl in der Prognose (70 bis 80 Prozent Fünf-Jahres-Überlebensrate bei de- differenzierten Liposarkomen versus 10 bis 20 Prozent bei pleomorphen Rhabdo- oder Leiomyosarkomen) als auch im Effekt einer Chemotherapie (pleomorphe Rhabdomyosarkome sol- len am besten ansprechen).

Histologie und

Malignitätsgraduierung

Gegenwärtig kennt man mehr als 140 verschiedene Typen gut- und bös- artiger Weichgewebstumoren. Im Falle eines MWT ist mit der histologischen Diagnose allerdings nicht immer eine brauchbare Aussage zum zu erwarten- den weiteren klinischen Verhalten ge- geben. Das trifft zum Beispiel für mali- gne periphere Nervenscheidentumo- ren, Leiomyosarkome, Myxofibrosar- kome, Fibrosarkome und auch alle nicht weiter zu spezifizierenden pleo- morphen Sarkome zu. In diesen Fällen muss eine Malignitätsgraduierung er- folgen. Der Malignitätsgrad ermöglicht eine Voraussage der Prognose (inklusi- ve der Metastasierungswahrscheinlich- keit) und spielt eine Rolle bei der Therapieentscheidung. Leider werden weltweit verschiedene Systeme der Malignitätsgraduierung angewendet, sodass die jeweiligen Ergebnisse nur bedingt miteinander vergleichbar sind.

In Europa setzt sich zunehmend die Graduierung der „French Federation of Cancer Centres“ durch, die sich auf die zelluläre Differenzierung, die Zahl der Mitosen und das Ausmaß der (hi- stologisch beobachteten) Nekrosen stützt (6) (Textkasten). Es gibt aber Ein- schränkungen, die ein exaktes Gradu- ieren behindern können. Das Ausmaß der Nekrose wird histologisch nicht selten unterschätzt, da im Hinblick auf die Diagnosefindung beim Zuschnei- den des Tumors möglichst vitales Ge- webe für die histologische Aufarbei-

M E D I Z I N DIE ÜBERSICHT

Abbildung 1: Spindelzell-Lipom und Spindelzell-Liposarkom. a) Spindelzell-Lipom mit reifen Fettgewebszellen, blanden Spindel- zellen und keloidartigen Kollagenbündeln. b) Spindelzell-Lipo- sarkom, welches adipozytäre Zellen und einen multivakuolären Lipoblasten (zentral), Spindelzellen mit leicht unregelmäßigen Kernen und ein feinfibrilläres Kollagen zeigt.

a

b

Abbildung 2: Dedifferenziertes Liposarkom mit stark größenun- terschiedlichen adipozytären Tumorzellen und einer Fibromatose- ähnlichen niedrig-malignen Dedifferenzierungskomponente.

Abbildung 3: Niedrig-malignes fibromyxoides Sarkom mit einem ziemlich blanden zytologischen Bild. Myxoid aufgelockertes fibro- blastisches Tumorgewebe.

(3)

tung entnommen wird.

Die Zahl der Mitosen kann sich infolge abge- laufener Zellzyklen auf- grund einer verzöger- ten Fixierung des Gewe- bes reduziert haben.

Schließlich gibt es bei der Bewertung der Dif- ferenzierung Raum für subjektive Interpretatio- nen. Die Weichgewebs- und Knochensarkom- Gruppe der EORTC (European Organizati- on for Research and Treatment of Cancer) hat daher statt der Dif- ferenzierung eine Ein- beziehung der Tumor- größe vorgeschlagen (15). Schließlich sei als Störfaktor auch die He- terogenität der MWT erwähnt (8), die bei der Analyse einer nur klei- nen Gewebeprobe aus einem großen Tumor zu einer Aussage führen kann, die nicht reprä- sentativ für den Gesamt- tumor ist.

Vor der Bestim- mung des Malignitäts- grades muss grundsätz- lich eine histologische Diagnose erfolgen, da eine Unterscheidung zwischen gutartigen und bösartigen Tumo- ren durch eine Malig- nitätsgraduierung nicht möglich ist. Würde man zum Beispiel eine gut- artige (pseudosarko- matöse) Fasciitis nodu- laris graduieren, dann ergäbe sich unter Um- ständen ein Malignitäts- grad II. Endlich ist dar- auf hinzuweisen, dass MWT nach einer Che- mo- oder Radiothera- pie, die zu therapiein- duzierten Nekrosen führen und die Zahl der Mitosen reduzieren kann, und beim Auftre- ten im Säuglings- und Kindesalter nicht gra-

duiert werden sollen, weil in diesen Fällen die biologische Wertigkeit des MWT durch den Malignitätsgrad nicht erfasst wird (beispielshalber nehmen die sehr mitosereichen und zelldichten infantilen Fibrosarkome in den meisten Fällen einen überaus günstigen Verlauf, obwohl der Malig- nitätsgrad aufgrund des geweblichen Bildes hoch sein müsste).

Neue Techniken in der morphologischen Diagnostik

Zahlreiche MWT weisen spezifi- sche und ziemlich konstant auftreten- de karyotypische Aberrationen auf, meist handelt es sich dabei um Chro- mosomentranslokationen (9, 12) (Ta- belle). An den Bruchpunkten der Chromosomen werden Gene zusam- mengelagert, deren „chimäre“ Trans- kriptionsprodukte eine Rolle bei der Tumorentstehung spielen. Man kann diese Veränderungen aber auch unter diagnostischer Fragestellung auswer- ten (Grafik).

Die Translokationen können mit- tels klassischer zytogenetischer Ver- fahren erkannt werden. Dazu ist aller- dings eine Zellkultur mit sich teilenden Zellen erforderlich, um anhand von Metaphasen die einzelnen Chromoso- men präparieren zu können. Neuer- dings kann man Chromosomenunter- suchungen auch am Interphasekern vornehmen, indem Fluoreszenzfarb- stoff-markierte Sonden gegen einzelne Gene oder bestimmte Chromosomen- regionen eingesetzt werden, die dann nach einer Hybridisierung das entspre- chende Areal des Chromosoms im Fluoreszenzlicht markieren (Fluo- reszenz-in-situ-Hybridisierung, FISH).

Damit sind sowohl nummerische Aberrationen als auch Translokatio- nen zu erkennen (Abbildung 4). Als Ausgangsmaterial für die Untersu- chungen kommen zytologische Präpa- rate, Nativgewebe und paraffineinge- bettetes Gewebe infrage. Die Methode ist also auch nach routinemäßiger Auf- arbeitung des Untersuchungsmaterials anwendbar. Schließlich lassen sich die RNA-Genprodukte durch eine RT- PCR (Reverse-Transkriptase-Polyme- rase-Kettenreaktion) erfassen. Ur- sprünglich war dies wiederum nur am Histopathologisches Grading von

Weichgewebssarkomen (6):

Tumordifferenzierung

Score 1:Sarkome mit starker Ähnlichkeit zu Normalgewebe

– gut differenziertes Fibrosarkom – gut differenziertes Liposarkom – gut differenziertes Leiomyosarkom – gut differenzierter maligner peripherer

Nervenscheidentumor (MPNST) – gut differenziertes Chondrosarkom Score 2:Sarkome mit eindeutiger Typisierung – mäßig differenziertes Fibrosarkom – storiform/pleomorphes MFH – myxoides Liposarkom – dedifferenziertes Liposarkom

– mäßig differenziertes Leiomyosarkom – gut differenziertes Angiosarkom – gut differenziertes malignes Häm-

angioperizytom

– mäßig differenzierter MPNST – myxoides Chondrosarkom

Score 3: Undifferenzierte oder gering differen- zierte Sarkome, Sarkome mit bekannt schlechter Prognose

– gering differenziertes Fibrosarkom – riesenzelliges/inflammatorisches MFH – pleomorphes Liposarkom

– gering differenziertes Leiomyosarkom – pleomorphes Rhabdomyosarkom – gering differenziertes Angiosarkom – mäßig differenziertes malignes

Hämangioperizytom

– gering differenzierter/epitheloider MPNST

– maligner Triton-Tumor – Synovialsarkom

– mesenchymales Chondrosarkom – extraskelettales Osteosarkom – Ewing-Sarkom/PNET – maligner rhabdoider Tumor

Mitosezahl Tumornekrose

Score 1: 0 bis 9/10 HPF Score 0:

keine Nekrosen Score 2: 10 bis 19/10 HPF Score 1:

weniger als 50 Prozent Score 3: mehr als 20/10 HPF Score 2:

mehr als 50 Prozent Malignitätsgrad 1: Score 2 bis 3

Malignitätsgrad 2: Score 4 bis 5 Malignitätsgrad 3: Score 6 bis 8

(4)

Frischgewebe möglich, inzwischen ist die Methode ebenfalls für Paraffinma- terial zu nutzen (10).

Durch derartige molekularbiolo- gische Techniken ließ sich nachwei- sen, dass es tatsächlich eine solide Va- riante des alveolären Rhabdomyosar- koms mit der charakteristischen 2; 13- Translokation gibt, dass Ewing-Sar- kome und maligne primitive peri- phere neuroektodermale Tumoren (PNET) die gleiche 11; 22-Transloka- tion aufweisen und damit eine Tumor- familie bilden, und dass das monopha- sisch-fibröse Synovialsarkom so wie der biphasische Subtyp durch eine X;

18-Translokation gekennzeichnet ist und sich damit klar vom Fibrosarkom abtrennen lässt.

Die große diagnostische und dif- ferenzialdiagnostische Bedeutung der molekularbiologischen Chromoso- menanalyse sei exemplarisch am Bei- spiel der Fettgewebstumoren ver- deutlicht (14) (Grafik). Die gut diffe- renzierten lipomatösen Tumoren mit Zellatypien (atypische Lipome der Subkutis, atypische lipomatöse Tumo- ren des peripheren tiefen Weichge- webes (so genannte hoch-differenzier- te Lipom-ähnliche Liposarkome) und auch dedifferenzierte Liposarkome sind durch Ring- und Riesenmarker- Chromosomen charakterisiert, die durch Amplifikation von Material des Chromosoms 12 entstehen. Atypische Lipome unterscheiden sich damit von Spindelzell-/pleomorphen Lipomen, bei denen Veränderungen am Chro- mosom 16 auftreten. Dies hat klini- sche Bedeutung: Atypische Lipome tendieren zum Rezidiv, Spindelzell-/

pleomorphe Lipome tun dies nicht.

Dedifferenzierte Liposarkome sind zytogenetisch von pleomorphen Li- posarkomen (multiple unsystemati- sierte Chromosomenaberrationen) abzugrenzen, obwohl sie zumindest partienweise histologisch sehr ähnlich aussehen können. Ihre Unterschei- dung ist klinisch relevant: Dedifferen- zierte Liposarkome haben eine deut- lich günstigere Prognose. Gutartige Lipoblastome des Kindesalters kön- nen bösartige myxoide Liposarkome imitieren, durch die Chromsomen- analyse sind sie eindeutig voneinan- der zu trennen (Grafik).

Abschließend muss aber nach- drücklich betont werden, dass diese

modernen Techniken nur den Stellen- wert von Zusatzmethoden haben und die konventionelle histologische Un- tersuchung nicht ersetzen können, schon ist nämlich infolge einer offen- bar vorhandenen molekularen Hete- rogenität über unerwartete und nicht ins Schema passende Befunde berich- tet worden (3).

Gewebsentnahme zur Diagnostik

Trotz eines ständig wachsenden Repertoires an Untersuchungstech- niken kann eine korrekte Diagnose nur dann gestellt werden, wenn re- präsentatives Gewebsmaterial zur

Verfügung steht. Bei Tumoren, deren Durchmesser kleiner als 3 cm ist, soll- te eine Exzisionsbiopsie durchge- führt werden. Der MWT kann dann komplett aufgearbeitet und verläss- lich beurteilt werden. Bei größeren Tumoren ist aus Sicht der Pathologie eine offene Biopsie (Inzisionsbiop- sie) wünschenswert. Durch dieses Verfahren wird genügend Untersu- chungsmaterial gewonnen, um eine sichere Diagnose stellen und gegebe- nenfalls auch moderne Zusatzme- thoden einzusetzen zu können. Auf- grund der einfacheren Durchfüh- rung, der geringeren Belastung des Patienten und auch aus Kosten- gründen wird zunehmend häufiger von klinischer Seite für eine Stanz-

M E D I Z I N DIE ÜBERSICHT

Tabelle

Tumorspezifische Translokationen und Genumlagerungen in malignen Weichgewebstumoren (11)

Tumortyp Zytogenetische Befunde Involvierte Gene Ewing-Sarkom/PNET t (11; 22) (q21–24; q11–13) EWS-FLI1

t (21; 22) (q22; q12) EWS-ERG t (7; 22) (p2; q12) EWS-ETV1 desmoplastischer klein-

und rundzelliger Tumor t (11; 22) (q13; q11.2–12) EWS-WT1 Klarzellsarkom t (11; 22) (q13–14; q12–13) EWS-ATF1 myxoides Chondrosarkom t (9; 22) (q31; q12) EWS-TEC alveoläres Rhabdo- t (12; 13) (q35–37; q14) PAX3-FKHR

Myosarkom t (1; 13) (p36; q14) PAX7-FKHR

Myxoid/rundzelliges t (12; 16) (q13; p11) CHOP-TLS

Liposarkom t (12; 22) (q13; q11–12) CHOP-EWS

Synovialsarkom t (X; 18) (p11.2; q11.2) SYT-SSX Dermatofibrosar-

coma protuberans t (17; 22) (q22; q13) PDGFB-COL1A1

Atypisches Lipom Atypischer lipomatöser Tumor Gut-differenziertes lipomähnliches Liposarkom

Dedifferenziertes Liposarkom Amplifikation von 12q13–15 Ring-/Riesenmarker-Chromosomen Lipom

Spindelzelliges /pleomorphes Lipom Verlust von 16q13 oder q13 Deletion Angiolipom

Pleomorphes Liposarkom Komplexe karyotypische

Aberration

Myoxid/rundzelliges Liposarkom

t(12; 16)

Lipoblastom Deletion 8q11–13 Grafik

Genomische Veränderungen in Fettgewebstumoren

(5)

biopsie oder sogar für eine Feinnadel- aspiration plädiert. Den unbestreit- baren Vorteilen stehen allerdings auch erhebliche Nachteile gegen- über. Die diagnostische Sicherheit vermindert sich beträchtlich, ein Gra- ding kann aufgrund der bekannten Heterogenität beim MWT praktisch nicht durchgeführt werden, und es steht im Regelfall kein Material für ergänzende zytogenetische oder mo- lekularbiologische Untersuchungen zur Verfügung. Hinzu kommt, dass Feinnadelaspirate nur durch trainier- te Spezialisten beurteilt werden soll- ten (die in Deutschland kaum vor- handen sind), da sonst die Zahl der Fehldiagnosen unvertretbar hoch sein dürfte. Gegenwärtig stellt also die Inzisionsbiopsie aus der Sicht der Pathologie das beste Verfahren der diagnostischen präoperativen Mate- rialgewinnung dar. Stanzbiopsien oder eine Feinnadelaspiration sollten nicht herangezogen werden, wenn ei- ne Primärdiagnose zu stellen ist, sie könnten aber einen besonderen Stellenwert für das Monitoring der Tumorerkrankung erlangen (Rezi- div- und/oder Metastasendiagnostik) (11). In diesen Fällen ist nämlich der histologische Befund des Primärtu- mors bekannt, was eine vergleichen- de Bewertung ermöglicht und die Diagnose erheblich vereinfacht.

Abbildung 4: Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung eines malignen peripheren primitiven neuroektodermalen Tumors (PNET), aus Paraffinmaterial isolierter Kern.

Rote Markierung: EWS (22q12), grüne Markierung:

FLI1 (11q24). Die Kolokalisation eines roten und grü- nen Signals markiert das veränderte Chromosom 22 (Fusion von EWS mit FLI1). Die einzelne rote Markie- rung entspricht dem normalen Chromosom 22, das ver- änderte Chromosom 11 ist kaum markiert, da FLI1 fast vollständig im Bereich von Chromosom 22 vorliegt.

Ausblick

Das konzeptionelle Verständnis der MWT hat sich durch moderne Methoden der Untersuchung erwei- tert, die morphologische Diagnostik ist subtiler und zugleich auch sicherer geworden. Der Patient mit einem MWT allerdings profitiert nur dann von den Fortschritten in der Diagno- stik, wenn eine adäquate Umsetzung in die Therapie erfolgt. Das erfordert zum einen die enge Zusammenarbeit zwischen Pathologie und Klinik, zum anderen sind spezialisierte Kenntnis- se und Fertigkeiten des Chirurgen oder Orthopäden erforderlich. Aus der Seltenheit der MWT leitet sich daher die Forderung ab, die Patien- ten nur in speziellen Zentren zu be- handeln, wo ausreichende Erfahrun- gen und die notwendige Therapie- kompetenz vorhanden sind. Es muss eine der zukünftigen Aufgaben sein, in Deutschland flächendeckend die Voraussetzungen für eine derartige optimale Versorgung von Patienten mit einem MWT zu schaffen.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2000; 97: A-452–456 [Heft 8]

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Anschrift des Verfassers

Prof. Dr. med. Detlef Katenkamp Institut für Pathologie

Friedrich-Schiller-Universität Jena Ziegelmühlenweg 1

07743 Jena

Eine englische Studie untersuchte den Wert von Pentoxifyllin bei der Be- handlung chronisch venöser Ulcera cruris. Neben der lokalen Wundbe- handlung und Kompressionsstrümp- fen wurde Pentoxifyllin in einer Dosis von dreimal 400 mg/die gegenüber Plazebo über sechs Monate eingesetzt.

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(64 Prozent Abheilungsrate) und der Plazebogruppe (53 Prozent Abhei- lungsrate) kein signifikanter Unter- schied festgestellt werden. acc Dale JJ et al.: Randomised, double blind placebo controlled trial of pentoxifylline in the treatment of venous leg ulcers.

CV Ruckley, Department of Vascular Surgery, Edinburgh Roxal Infirmary, Edinburgh EH3 9YW, Schottland.

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