A-2936
S P E K T R U M AKUT
(4) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 46, 19. November 1999
ELITE-II-Studie
Bauchlandung für AT-II-Antagonisten
B
ertram Pitt war in den letzten Jahren ein ge- fragter Redner. Der Kardiologe von der Uni- versity of Michigan hatte gerne erläutert, war- um die Angiotensin-II-Rezeptor-(AT-II-)Antagoni- sten den ACE-Hemmern bei der Behandlung der Herzinsuffizienz überlegen sein könnten. Doch auf der Jahrestagung der American Heart Association in Atlanta wurde Pitt durch die Ergebnisse der ELITE- II-Studie eines Besseren belehrt: Im Vergleich zu Captopril schneidet Losartan nicht besser ab. Pitts Glaube an die Überlegenheit der AT-II-Antagonisten basierte auf der kleineren ELITE-I-Studie an 722 äl- teren Patienten mit Herzschwäche. ELITE I hatte die Wirkung auf die Nierenfunktion zwischen Captopril und Losartan verglichen (Lancet 1997; 349: 747).D
amals hatte ein Nebenbefund der Studie Auf- merksamkeit erregt: In der Losartan-Gruppe waren nach einem Jahr lediglich 4,8 Prozent der Patienten gestorben, in der Captopril-Gruppe hingegen 8,7 Prozent; vor allem plötzlicher Herztod war unter Losartan signifikant seltener aufgetreten.Das Ergebnis war der Anlaß, in ELITE II an über 3 000 Patienten die Effekte Losartans auf die Sterb- lichkeit explizit zu prüfen. „Das Ergebnis demon- striert, wie berechtigt Skepsis gegenüber den Befun- den kleiner Studien ist“, räumt Pitt nun ein: Von den 1 574 Captopril-Patienten waren im Laufe von etwa zwei Jahren 250 gestorben, von den 1 578 Losartan- Patienten waren es 280; an plötzlichem Herztod waren 115 Patienten unter Captopril und 142 unter Losartan gestorben – damit zeigten die Zahlen sogar einen leichten Trend zugunsten des ACE-Hemmers.
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llerdings waren die Unterschiede nicht signifi- kant. „Offenbar waren die Mortalitätszahlen in ELITE I ein Zufallsergebnis“, sagte Pitt in Atlanta. Bestätigt habe ELITE II aber, daß Losartan verträglicher sei als Captopril. Der Dämpfer holt das Feld auf den Boden der Tatsachen zurück. Tatsäch- lich müssen die AT-II-Antagonisten erst einmal bele- gen, ob sie überhaupt vergleichbar wirksam sind wie die ACE-Hemmer. Weitere Studien sind bereits auf dem Weg, darunter auch einige, die die Kombination von ACE-Hemmern und AT-II-Antagonisten erpro- ben. Bis dahin scheint Pitt die Lust auf weitere Spekulationen vergangen zu sein. „Angesichts der Datenlage ist unsere Schlußfolgerung, daß ACE- Hemmer die Therapie der Wahl bei Herzinsuffizienz bleiben.“ Losartan sei lediglich eine Alternative bei Kontraindikationen oder bei Nichtvertragen gegenACE-Hemmer. Klaus Koch