DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
I 'l in Signal der Solidarität
■ war das Treffen der „Lei-
■11 stungsträger im Gesund- heitswesen" am 20. Januar in Köln.
Die Vertreter von 18 gro- ßen Organisationen und Ver- bänden der Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, der Krankenhaus- träger und der Pharmazeuti- schen Industrie hatten sich auf Einladung der Bundesärztekam- mer zusammengefunden und übten massiv Kritik am Reform- konzept des Bundesarbeitsmini- sters für die Strukturreform im Gesundheitswesen.
Die Leistungsträger stellen in einer Erklärung zu dem Ge- setzesvorhaben von Minister Blüm fest:
„Das Konzept des Bundesar- beitsministeriums stützt sich auf die Steuerungselemente einer Zentralverwaltungswirtschaft, der Planungsbürokratie, der Budgetierung und der Daten- kontrolle, die in staatlichen Ge- sundheitsdiensten anderer Län- der gescheitert sind mit allen
Strukturreform
Widerstand der Leistungsträger
nachteiligen Folgen für die Pa- tienten. Die Bundesregierung verstößt danach gegen ihre eige- nen Grundsätze der Erhaltung und Weiterentwicklung eines freiheitlichen Gesundheitswe- sens."
Übereinstimmend bemän- geln die Leistungsträger:
• Die entscheidenden Struk- turprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung - insbe- sondere die Finanzierung der Krankenversicherung der Rent- ner und die Ausgliederung ver- sicherungsfremder Leistungen - werden nicht oder nur unzurei- chend in Angriff genommen Die Leistungsfähigkeit im Ge- sundheitswesen wird nicht gesi- chert, die Patientenversorgung
auf hohem Niveau nicht gewähr- leistet.
• Die vorgesehene Siche- rung des Pflegefallrisikos durch die gesetzliche Krankenversi- cherung ist mit der finanziellen Stabilität der Kassen nicht zu vereinbaren.
• Das Konzept des Bun- desarbeitsministers sieht eine kostenaufwendige Bürokratie vor, reglementiert die Erbrin- gung von Leistungen und schränkt den Handlungsspiel- raum der Selbstverwaltung ein.
• Die geplante Speiche- rung von Versichertendaten ge- fährdet das Persönlichkeits- recht. Qualität und Wirtschaft- lichkeit der medizinischen Ver- sorgung werden damit nicht er- reicht.
• Der forschenden Indu- strie werden notwendige Mittel für Innovationen entzogen und damit wird der medizinische Fortschritt gehemmt
Kurzum: „Das Konzept ist geprägt von Bürokratisierung statt von Humanisierung." DA
D
as 12. Interdisziplinäre Forum der Bundesärzte- kammer „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" ist inzwischen schon wieder vor- über. Sieben bis acht Themen stehen jedesmal auf dem Dreieinhalb-Tage-Programm - diesmal waren es zwei geriatri- sche, drei onkologische und ein psychiatrischer Komplex sowie das Thema „Prävention - Mög- lichkeiten und Grenzen". Diese sollen die Schwerpunkte der ärztlichen Fortbildung in den kommenden Monaten sein - bei den Kongressen der Bundesärz- tekammer ebenso wie in den re- gionalen oder lokalen Fortbil- dungsveranstaltungen.Über AIDS, bemerkte Bun- desärztekammerpräsident Dr.
Karsten Vilmar bei der Eröff- nung des Forums, brauche auf diesem Fortbildungsforum nicht gesprochen zu werden - über die besonders schnelle Entwick- lung auf diesem Gebiet werden die deutschen Ärzte ständig
Freie Fortbildung:
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Schwerpunkte
durch die Fachzeitschriften auf dem laufenden gehalten.
Vilmar wies darauf hin, daß die ärztlichen Organisationen alljährlich Millionenbeträge für eine produktunabhängige Fort- bildung von hoher Qualität aus- geben. Das Geld stammt aus den Beiträgen der Mitglieder - diese Art der Fortbildung wird also von den Ärzten selbst fi- nanziert. Damit soll dafür ge- sorgt werden, daß die Fortbil- dung frei bleibt, daß sie ein An- gebot bleibt für den nach der Berufsordnung zur Fortbildung verpflichteten Arzt.
Sollten jedoch, sagte Vil- mar, die im Rahmen der Dis- kussion um die Strukturreform der gesetzlichen Krankenversi- cherung bekanntgewordenen
Pläne für einen mit umfassen- den Kompetenzen ausgestatte- ten „Medizinischen Dienst"
Wirklichkeit werden - ein Dienst, der als Körperschaft Standards für die Therapie fest- legen soll -, dann „brauchen wir das interdisziplinäre Forum nicht mehr!". Die ärztliche Be- rufsausübung wäre dadurch (und durch andere Elemente der Strukturreform) so einge- schränkt, daß eine freie, auf Wissen und Fortbildung gegrün- dete ärztliche Therapieentschei- dung ohnehin nicht mehr mög- lich sei.
Noch aber darf, kann und muß der Arzt sich fortbilden.
Das Deutsche Ärzteblatt wird in den kommenden Wochen in der Rubrik „Kongreßberichte" von den Moderatoren der einzelnen Sitzungen das Wesentliche aus den Vorträgen und Diskussio- nen des 12. Interdisziplinären Forums referieren lassen:
Schwerpunkte in unserer konti- nuierlichen Fortbildung. bt
Dt. Ärztebl. 85, Heft 4, 28. Januar 1988 (1) A-117