A1138 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 21⏐⏐23. Mai 2008
M E D I E N
HYPERTONIE
Gelungene Mischung
Bluthochdruck ist die Volkskrank- heit Nr. 1; in Deutschland gehen jähr- lich mehr als 400 000 Todesfälle auf das Konto „Bluthochdruck“ und sei- ner Folgeerkrankungen. Prof. Tomas
Lenz, ärztlicher Leiter des Kurato- riums für Dialyse und Nierentrans- plantation in Ludwigshafen und Lehrstuhlinhaber an der Frankfurter
Universität, hat 50 Koautoren für die Erstauflage seines Lehrbuchs ge- winnen können. Er versucht recht er- folgreich, die gesamte Palette der Hypertonie inklusive der jeweils ver- schiedenen fachärztlichen Facetten abzudecken. Seine Koautoren sind Mitglieder der „Deutschen Hoch- druckliga“ und – wie er selbst – sehr an einer Leitlinienorientierung inter- essiert. So verwundert es kaum, dass das Buch zur Zusatzweiterbildung zum „Hypertensiologen DHL“ ge- eignet ist. Als Nephrologe ließ Lenz es sich nicht nehmen, über die „reno- vaskuläre Hypertonie und ischämi- sche Nephropathie“ selbst zu schrei- ben, aber auch „arterielle Hypertonie bei Patienten mit Diabetes mellitus“
und „Hochdruckerkrankungen in der Schwangerschaft“ sind von ihm ver- fasste Kapitel.
Dieses Buch ist die Frucht fünf- jähriger Arbeit, und trotz exponenti- eller Wissensvermehrung ist das Buch auf der Höhe des aktuellen wis-
senschaftlichen Standes; selbst der Renininhibitor „Aliskiren“ ist zu- mindest als Stichwort erwähnt. Dass zu dem neuen hoffnungsvollen Standbein der antihypertensiven Me- dikation noch keine ganzen Kapitel verfasst wurden, ist nachvollziehbar.
Einen Minuspunkt gibt es für die Erläuterungen zu einigen Abbildun- gen, hier wären weiterführende Infor- mationen sinnvoll gewesen. Die ein- zelnen Antihypertensivaklassen sind mit ausreichendem Tiefgang darge- stellt. Auch die medikamentöse Not- fallbehandlung mit Dosierungsanlei- tung, Wirkeintritt und Wirkungsdauer ist schematisch einwandfrei vorgetra- gen, jedoch würde eine farbliche Ab- hebung der praxisrelevanten Fakten deren Bedeutung unterstreichen.
Als Resultat liegt eine gelungene Mischung aus Lehrbuch und Nach- schlagewerk vor, in dem unter der Rubrik „Fazit für die Praxis“ das zu verinnerlichende Wissen kurz und knapp ergänzt wird. Oliver A. Burgstett
AMPUTATION/PROTHESEN
Vertraut mit der Materie
Das Werk der beiden Schweizer Au- toren basiert auf einer mehr als 40 Jahre währenden Zusammenarbeit des Chirurgen und Orthopäden René Baumgartner und des Or- thopädietechnikers Pierre Botta; es spiegelt die langjährige praktische Erfahrung beider auf dem Gebiet der Amputation und Prothesenver- sorgung wider. Die Verfasser legen besonderen Wert auf die interdiszi- plinäre Zusammenarbeit bei der in- haltlichen Gestaltung. „Amputati- onschirurgie und Prothesenversor- gung sind siamesische Zwillinge, auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden“, wie Baumgartner es treffend formuliert.
Die Neuauflage umfasst die Am- putation und Prothesenversorgung an der oberen und unteren Extre- mität in einem Band und liefert Er- gänzendes über Physiotherapie, Er- gotherapie und Rehabilitationsme- dizin zu den beiden Hauptthemen.
Während im Kapitel „Ätiologie“
auf die Ursachen von Amputationen eingegangen wird, folgen im An-
schluss die Kapitel zur Indikation der Amputation sowie die Wahl der optimalen Amputationshöhe, bevor die Grundprinzipien der Amputati- on und der Prothesentechnik darge- legt werden. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Ganganalyse, das heißt den Bewegungsabläufen des gesunden Menschen im Ver- gleich zu einem Beinamputierten.
Der Übergang zum speziellen Teil führt zunächst über die Themen Physio- und Ergotherapie. Hier wer- den die Amputationstechniken je nach Amputationshöhe beschrie- ben. Das Werk wird komplettiert durch weitere Kapitel über Stumpf- probleme und Rehabilitation.
Die dritte Auflage hebt sich in ihrem Erscheinungsbild deutlich von ihren Vorgängern ab. Das Bildmateri- al ist umfangreicher, in Farbe und wirkt bereichernd. Einprägsame Gra- fiken, übersichtliche Tabellen und das Betonen wichtiger Inhalte in Form von farbig hinterlegten Merksätzen erleichtern das Studium und steigern den Wert des Buchs. In allen Kapiteln spürt man die Vertraut- heit der Autoren mit der Materie.
Bereits jetzt kann dieses umfang- reiche Werk als Standardwerk über die Amputation und Prothesen- versorgung im deutschsprachigen Raum angesehen werden. So ist es umso bedauerlicher, dass die aktuel- le Literatur leider keine Berücksich- tigung fand. Der interessierte Leser wird bereits im Vorwort auf das In- ternet verwiesen. Vorbehaltlos kann dieses eindrucksvolle Buch als ge- lungene Zusammenfassung jedem empfohlen werden, der sich mit die- ser Materie beschäftigt. Martin Karpa
René Baumgartner, Pierre Botta:
Amputation und Prothesenversorgung.
3. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York, 2008, 469 Seiten, gebunden, 179,95 Euro Tomas Lenz (Hrsg.):
Hypertonie in Klinik und Praxis. Schattauer, Stuttgart, New York, 2008, 512 Seiten, gebunden, 89 Euro