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ast alle Ulcera cruris — nämlich zirka 95 Pro- zent — lassen sich durch eine konsequente The- rapie in wenigen Wochen am- bulant heilen, so der Vorsit- zende eines phlebologisch orientierten Arzte-Collegs, Dr. med. Michael Erlewein, Karlsruhe, auf einem Fach- presse-Seminar „Wundver- sorgung und phlebologische Verbandtechniken", das An- fang Februar in Landgraaf, Holland, stattfand. Sponso- ren waren das Pharmaunter- nehmen Knoll AG und Loh- mann, bekannter Hersteller von Verbandmaterial. Nach Dr. Erleweins Meinung, die viele phlebologisch tätige Ärzte teilen, so hieß es, wer- den Patienten mit Ulcus cru- ris nicht immer optimal be- treut. Dr. Herbert Plum, Köln, der Initiator des in Köln ansässigen Ärzte-Collegs, sieht die Ursache in der man- gelnden Erfahrung mit der Wundversorgung, die ja nicht einmal gebührend in die Aus- bildung einbezogen sei. Daher seien viele niedergelassene Ärzte geneigt, Ulcus-cruris- Patienten in die Klinik zu überweisen. Stationäre Auf- enthalte seien aber nur in we- nigen Fällen indiziert, so Dr.Erlewein, da die meisten Ge- schwüre auf venöse Insuffi- zienz und nicht etwa auf einen Diabetes mellitus oder eine ar- terielle Verschlußkrankheit zurückzuführen sind.
Eine Heilung des Ulkus ist, das erläuterte Dr. Erle- wein in Holland, nur nach
ganz festen Regeln möglich.
Er propagierte die folgenden:
Zunächst wird der Wundrand mit einer Zinkpaste (z. B.
Granugen®, Knoll) geschützt, Wundnekrosen werden abge- tragen. Bei verschmutzten Wunden wird der Wund- grund zuerst chemisch gerei- nigt. Zur speziellen Wundbe- handlung des Ulcus cruris eig- net sich besonders die soge- nannte enzymatische Wund- reinigung, z. B. durch die Sal- be Iruxol® (Knoll).
Das Wundtherapeutikum Iruxol® enthält, wie Dr. rer.
nat. Wolfgang Zahn (Knoll, Ludwigshafen) erläuterte, ei- ne Enzympräparation aus dem Bacterium Clostridium histolyticum mit synergistisch wirkenden kollagenolytischen und proteolytischen Enzymen sowie Chloramphenicol. The- rapeutisch besonders wert- voll, so Dr. Zahn, sei das En- zym Kollagenase, nur in Iru- xol® enthalten, das native Kollagenfibrillen, mit denen nekrotisches Gewebe auf der Wundoberfläche verankert ist, zu spalten vermag und da- her im Zusammenwirken mit Proteasen ein besonders ef- fektives Debridement be- wirkt. Bestätigt wurden gute Wirksamkeit und Verträg- lichkeit dieser enzymatischen Wundreinigung in einer mul- tizentrischen Klinikstudie, über die Dr. Zahn berichtete.
Besonders wirksam sei Iru- xol® unter Okklusiv-Verbän- den.
Ein Störfaktor für die Wundheilung beim Ulcus cru- ris venosum ist das durch die chronisch venöse Insuffizienz entstandene Ödem, das mit Hilfe der Kompressionsthera- pie mit speziellen Kurzzug- binden beseitigt werden kann. In der Phase 1 wird bis zur vollständigen Ödemaus- schwemmung in „Doppelbin- dentechnik" z B die textilela- stische Elkoe-Kurzzugbinde (Lohmann) angewandt. In der Phase 2 werden in „Kle- bebindentechnik" bis zur Ul- kusabheilung die längs- oder längs- und quereleastischen Kurzzugbinden Porelast®
Acryl oder Panelast® Acryl angelegt. Kurzzugbinden stei- gern beim Ulcus cruris die Kompression vor allem in Be- wegung. Bewegung fördert die Heilung, und — das beton- te Dr. Erlewein besonders — ohne Kompression heilt kein Ulkus ab, eine ebenso alte Weisheit, die offenbar nicht richtig ernst genommen wird.
Ausreichende Prophylaxe kann durch konsequentes Tragen von Kompressions- strümpfen erreicht werden.
Hier mangelt es jedoch häufig an der notwendigen Com- pliance. In den Niederlanden, so berichtete Dr. Martino Neumann, Streekziekenhuis,
Helmond, beim Fachpresse- Seminar, werde die Kompres- sion seit langem als Basisthe- rapie tatsächlich angewandt.
Auch der stramm sitzende Kompressionsstrumpf werde von den Patienten akzeptiert.
Daher sei für die Behandlung der Ulcus-cruris-Patienten in den Niederlanden in erster Linie der Allgemeinarzt zu- ständig. Dr. Neumann unter- mauerte die Zahlen, die Dr.
Erlewein angab: Auch nach seinen Erfahrungen sind 98 Prozent der Ulzera einfache Geschwüre, und davon seien 95 Prozent ambulant erfolg- reich zu behandeln.
Das von Herbert Plum in- itiierte Ärzte-Colleg organi- siert in Zusammenarbeit mit den Unternehmen Knoll, Ludwigshafen, und Lohmann, Neuwied, Seminare, bei de- nen interessierten Ärzten ne- ben umfassender theoreti- scher Information vor allem in praktischen Übungen die wichtigsten Regeln der Wundversorgung sowie die entsprechenden Verband- techniken nahegebracht wer- den. Die Veranstaltungsreihe
„Wundversorgung und phle- bologische Verbandtechni- ken" umfaßt 1990 hundert Seminare, an denen niederge- lassene Ärzte, Kliniker und Arzthelferinnen gegen eine Kostenbeteiligung von 45,60 DM teilnehmen können. In- formationen und Termine gibt es beim Ärzte-Colleg, Hebbelstraße 12, 5000 Köln 51, Telefon 0221/34 23 40.
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Ohne Kompression heilt kein Ulkus
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Dt. Ärztebl. 87, Heft 14, 5. April 1990 (95) A-1141