Für Notfallsituationen bei Epilepsie-Kranken oder an- deren Patienten mit Krampf- zuständen wie beispielsweise posthypoxischen Myoklonien steht als Erweiterung des the- rapeutischen Arsenals jetzt das breit wirksame Antiepi- leptikum Natriumvalproat in einer spritzfertigen parente- ralen Darreichungsform (Or- firil®Injektionslösung, Desi- tin) zur Verfügung. Aufgrund der guten Verträglichkeit bie- tet sich der Einsatz auch als wertvolle Alternative für die postoperative Prophylaxe in der Neurochirurgie an.
Als eine erhebliche Er- leichterung im Management von Epilepsie-Kranken kann angesehen werden, daß bei auf Valproat eingestellten Pa- tienten, die vorübergehend nicht oral behandelt werden
können, nicht mehr auf ein anderes Antiepileptikum ge- wechselt werden muß.
Erste Erfahrungen der Notfallbehandlung mit Natriumvalproat-Injekti- onslösung präsentierte Prof. Bernd Pohlmann- Eden (Mannheim) bei der 15. Jahrestagung der
„Arbeitsgemeinschaft Neurologische Intensiv- medizin“ in Hamburg.
In einer Pilotstudie hatte er den klinischen Verlauf von zehn Patien- ten im Alter zwischen 21 und 67 Jahren dokumen- tiert. In sechs Fällen han- delte es sich um einen De-novo-Status-epilepticus (einfach-fokale oder sekun- där generalisierte Anfälle) und zweimal um innerhalb von 24 Stunden redizivieren-
de Grand-mal-Status-epilep- tici. Ein Epilepsie-Kranker litt an sekundär generalisier- ten tonisch-klonischen An- fällen im Rahmen eines Ben- zodiazepin-Entzugs und ein weiterer Patient mit ver- schiedenen internistischen Vorerkrankungen an einem posthypoxischen Myoklonie- syndrom nach kardiopulmo-
naler Reanimation. Fünf der zehn Patienten waren bereits ohne Erfolg mit hochdosier- ten Antiepileptika vorbehan- delt gewesen.
Außer in einem Fall mit fraglicher Indikation kam es durch die Gabe von Natri- umvalproat als Bolus oder Infusion bei acht der neun Epilepsie-Patienten zur kom- pletten Unterbrechung der Anfälle. Der Erfolg trat oft bereits in der Initialphase und noch im Niedrigdosis- bereich ein. Als besonders eindrucksvoll bezeich- nete Pohlmann-Eden beim Patienten mit posthypoxischen Myo- klonien die prompte Re- duktion der Krampfbe- reitschaft, denn dieses neurologische Phäno- men gelte als ausgespro- chen therapieresistent gegenüber einer Vielzahl von Medikamenten.
Obwohl einige Pa- tienten multimorbid und polytherapiert waren, traten unter der paren- teralen Behandlung mit Natriumvalproat keine Nebenwirkungen auf. Selbst bei stark reduziertem Allge- meinzustand wurden keine Komplikationen beobach- tet. Gabriele Blaeser-Kiel
A-488 (56) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 9, 27. Februar 1998
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Valproat bei Status epilepticus
Jetzt als spritzfertige Injektionslösung
Den Blutdruck zu senken ist einfach, eine langfristig gute Blutdruckeinstellung ist dagegen eine Kunst. „Nur zwölf bis 20 Prozent der Hypertoniker erreichen den Zielblutdruck von unter 140/
90 mm Hg“, so der Vorsit- zende der Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdrucks, Prof. Rainer Kolloch (Bielefeld). Als ei- nen Hauptgrund für diese schlechte Bilanz nannte Kol- loch die mangelhafte Com- pliance der Patienten. Der erhöhte Blutdruck selbst ver- ursacht einen Leidensdruck;
unerwünschte Effekte der Medikation werden vom Pa- tienten nicht toleriert. Die
Verträglichkeit eines Antihy- pertensivums ist daher ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl eines geeig- neten Medikamentes.
Angiotensin-Blocker wie Irbesartan (Karvea®, Bristol- Myers Squibb; Aprovel®, Sa- nofi Winthrop) sind gut ver- trägliche Antihypertensiva.
Die Rate unerwünschter Wir- kungen von Irbesartan ist – das belegen kontrollierte Un- tersuchungen an über 7 000 Patienten – in allen zugelasse- nen Dosierungen mit der von Plazebo vergleichbar. Die Therapieabbrüche waren in entsprechenden Studien un- ter Irbesartan sogar seltener als unter Plazebo.
Auf die Initial- und Stan- darddosis von 150 mg/d Irbe- sartan sprechen zirka 55 Pro- zent der Patienten an – das heißt, der Blutdruck sinkt um mindestens 10 mm Hg oder unter den diastolischen Wert von 90 mm Hg. „Bei einer Mo- notherapie mit Dosierungen bis 300 mg/d Irbesartan war der Blutdruck in der Langzeit- therapie nach einem Jahr so- gar bei 70 Prozent der Patien- ten normalisiert“, erklärte Prof. Ayra Mitra Sharma (Berlin) auf der Einfüh- rungspressekonferenz in Mün- chen. Irbesartan zeige eine eindeutige Dosis-Wirkungs- Beziehung – die Rate uner- wünschter Ereignisse bleibe dennoch im Plazebobereich.
Zusätzlich hat Irbesartan seine Wirksamkeit gegen- über jeweils einem Vertre- ter führender Substanzklas- sen (ACE-Hemmer, kardio- selektiver b-Blocker, moder- ner Kalziumantagonist) be- wiesen. Die blutdrucksen-
kende Wirkung war minde- stens gleich gut wie die der Vergleichssubstanzen – die Verträglichkeit aber besser.
Geringe
Proteinbindung Prof. Thomas Unger (Kiel) stellte die pharmakokineti- schen Besonderheiten von Irbesartan vor. So weise Irbe- sartan mit 90 Prozent die ge- ringste Proteinbindung in der Klasse der Angiotensin- Blocker auf. Daher ist das Po- tential für Interaktionen mit anderen Medikamenten, die häufig bei kardiovaskulären Erkrankungen eingesetzt wer- den, wie Digoxin oder orale Antikoagulanzien, unter Ir- besartan als eher gering einzu- stufen. Die Ausscheidung er- folgt dual über Niere und Le- ber. Eine Dosisanpassung bei eingeschränkter Nierenfunk- tion und leichter bis mittel- schwerer Leberzirrhose ist nicht erforderlich. EB
Angiotensin-Blocker Irbesartan
Wirkung
ist dosisabhängig
Abbildung: Thieme Verlag