DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT LESERBRIEFE
NUTZTIERHALTUNG Zu dem Beitrag „Da kräht kein Hahn danach: Federviehprodukti- on in Deutschland" von Karsten Röhr in Heft 36/1992:
Platz wie im Sarg
Ganz herzlichen Dank für Ihre Reportage über die Hühnerhaltung als Beispiel moderner Nutztierhaltung.
Klagen über Wohnraum- mangel oder über „das Boot ist voll" sind blanker Hohn, solange wir unseren Nutztie- ren einen Lebensraum zuge- stehen, der in etwa dem Platz eines Menschen in seinem Sarg entspricht.
Würden wir, wenn wir abends die Praxis verlassen, eine ehrliche Tagesbilanz zie- hen, dann müßten wir wohl mitunter zugeben, daß wir al- lein durch unser Frühstücks- Ei und unser Mittags-Schnit- zel mehr Leid verursacht ha- ben, als wir durch unsere ärztliche Tätigkeit verhindern konnten.
Sicher, unsere Opfer ge- hören anderen Arten an als unsere Patienten und wir.
Aber es ist höchst irrational, im Bereich der Forschung ei- ne Übertragung von (ande- ren) Tierarten auf den Men- schen zuzulassen, auch wenn es zum Beispiel um die Wir- kung von Schmerzmitteln und Psychopharmaka geht, und dann in der Ethik sich gegen eine Übertragung vom Men- schen auf verwandte Tierar- ten zu sperren.
Dr. med. Holger Schleip, Marktplatz 2 a, W-7534 Bir- kenfeld
Musterbeispiel ärztlichen Engagements
Leider trifft der Titel die- ses anschaulichen Berichts nicht nur auf die Massentier- haltung als schlimmstes Bei- spiel biologischer Umweltver- schmutzung zu. Auch die Re- aktion der regionalen Ärzte- schaft ist noch weitgehend unbekannt Zu Unrecht wie ich meine, denn die verschie- denen Emissionen der Mas- sentierhaltung wie Gestank,
Salmonelleneier, Luftver- schmutzung mit Bioaeroso- len, Broiler und Gülle waren nicht nur Anlaß zu zahlrei- chen Protesten in der Bevöl- kerung, sondern auch zu ei- nem beispielhaften Handeln der Ärzteschaft für die Um- weltmedizin, das ich hier kurz skizzieren will: Die langjähri- ge umweltmedizinische Pio- nierarbeit des niedersächsi- schen Ärztekammerpräsiden- ten Prof. Dr. med. Eckel mündete im April 1990 in den Versuch, die Beziehung „Ge- sundheit und Umwelt" auf Bezirksstellenebene im regio- nalen Kontext zu bearbeiten.
Modellhaft richtete der Vize- präsident Dr. Pommer in
„seinem" Bezirk — Oldenburg
— einen Umweltausschuß ein, der prompt von niedergelas- senen Kollegen, Naturschutz- verbänden und Bürgern auf die gesundheitlichen Folgen der Massentierhaltung ange- sprochen wurde. Der frisch- gebackene Ausschuß (nicht die Landesärztekammer, wie Herr Röhr schreibt) organi- sierte umgehend mit der im Problemgebiet angesiedelten Universität Vechta die erste ökomedizinische Fachtagung
„Allergie und Umwelt". Als Erfolg war nicht nur zu verbu- chen, daß sich die vor Ort nie- dergelassenen Kollegen in der Wahrnehmung ihrer Ein- zelfallbeobachtungen ernst- genommen fühlten, Patienten zu Wort kamen und sich Re- präsentanten aller im Land- tag vertretenen Parteien so- wie der Regierung an der nachfolgenden Diskussion beteiligten, sondern daß auch ein richtungsweisendes For- schungsvorhaben initiiert wurde.
Das Broiler-Zentrum der Bundesrepublik (Zitat K.
Röhr) nimmt seit Oktober 1991 am „Modellversuch der nds. Ärztekammer zur Er- richtung und Erprobung re- gionaler Beobachtungspraxen zwecks Erhebung umweltbe- zogener Gesundheitsstörun- gen" (MORBUS) teil. Zum Meldethema „Das asthma- kranke Kind bis zum 8. Le- bensjahr" werden über ein Jahr bis Ende nächsten Mo-
Fenistil®-Retard, Fenistil® Dragees, Fenistil®
Tropfen (Wirkstoff: Dimetindenmaleat) Zusammen- setzung:1 Retard-Tablette enthält 2,5 mg Dimetinden- maleat. 1 Dragee enthält 1 mg Dimetindenmaleat. 1 ml Lösung (= ca. 20 Tropfen) enthält 1 mg Dimetinden- maleat. Fenistil Tropfen enthalten 5,9 Vol. % Alkohol (0,05 g/ml). Enthält Methyl-4-hydroxybenzoat (Para- ben) als Konservierungsmittel. Anwendungsge- biete: Pruritus. Urtikaria. Kontaktdermatitis, Ekzeme und andere juckende Dermatosen. Neurodermitis. Juck- reiz bei Diabetes, Hepatopathien, Lymphogranuloma- tose und Leukämie, auch bei Infektionskrankheiten, wie z.B. Windpocken. Pruritus senilis. Insektenstiche.
Nahrungs- und Arzneimittelallergie. Serumkrankheit.
Quincke-Odem. Allergosen des Respirationstraktes, wie z. B. Heuschnupfen, Rhinitis allergica. Gegenan- zeigen: Obwohl entsprechende Studien keine Hin- weise auf eine Schädigung der Leibesfrucht ergeben haben, raten wir aus Gründen der Sicherheit von der Verwendung der Präparate in der Schwangerschaft ab.
Strenge Indikationsstellung in der Stillzeit. Nebenwir- kungen: Gelegentlich kann es, wie bei allen auch zen- tral wirkenden Antihistarninika, zu Müdigkeit, Mund- trockenheit und Übelkeit kommen sowie zu einer Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens im Straßen- verkehr und beim Bedienen von Maschinen. Aufgrund des Gehaltes an Alkyl-4-hydroxybenzoaten (Parabe- nen) in Fenistil Tropfen können bei entsprechend ver- anlagten Patienten in Einzelfällen Überempfindlich- keitsreaktionen auftreten. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Gleichzeitiger Alkoholgenuß ver- stärkt den sedierenden Effekt. Die gleichzeitige Anwen- dung von trizyklischen Antidepressiva könnte bei glau- komgefährdeten Patienten einen Anfall auslösen. Die Wirkung von zentralwirksamen Medikamenten wie Beruhigungs- und Schlafmittel sowie die eventuelle Beeinträchtigung des Reaktionsvermögens können durch gleichzeitigen Alkoholgenuß verstärkt werden.
Dosierungsanleitung und Art der Anwendung:
Fenistil-Retard: Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren 1 Tablette morgens und abends. Wichtig ist, daß Fenistil- Retard-Tabletten im ganzen geschluckt und nicht zer- brochen oder zerteilt, zerkaut oder in Flüssigkeit aufge- löst werden. Fenistil Dragees: Erwachsene 3mal täg- lich 1- 2 Dragees, Kinder über 3 Jahren 3mal täglich 1 Dragee. Fenistil Tropfen: Kinder von 1-8 Jahren 3mal täglich je 10 -15 Tropfen, ab 9 Jahren je 20 Trop- fen, Erwachsene 3mal täglich je 20 - 40 Tropfen. Han- delsformen und Preise: Fenistil-Retard: 20 Tbl./N1 DM 16,95; 50 Tbl./N2 DM 36,35;100 Tbl. DM 65,20; AP, Fenistil Dragees: 20 Drg./NI DM 12,60; 50 Drg./N2 DM 26,85; 100 Drg. DM 45,65; AP. Fenistil Tropfen:
20 ml DM 12,60; 50 ml DM 26,85; AP.
Fenistil® Gel (Wirkstoff: Dimetindenmaleat) Zusam- mensetzung:1 g Gel enthält 1 mg Dimetindenmaleat.
Enthält Methyl-4-hydroxybenzoat (Paraben) als Kon- servierungsmittel. Anwendungsgebiete: Zur lokalen Behandlung des Juckreizes bei Hauterkrankungen wie chronischem Ekzem, Stauungsekzem; Nesselsucht (Urtikaria) und andere allergisch bedingte Hautkrank- heiten; Insektenstiche; leichte Verbrennungen (1. Gra- des), Sonnenbrand. Gegenanzeigen: Fenistil Gel ist nicht zur Anwendung auf großen, insbesondere ent- zündeten Hautflächen vorgesehen; dies gilt speziell für Säuglinge und Kleinkinder. Bei einer Überempfindlich- keit gegenüber Alkyl-4-hydroxybenzoaten (Parabe- nen) sollte Fenistil Gel nicht angewendet werden. Aus grundsätzlichen medizinischen Erwägungen sollte Fenistil Gel in den ersten drei Schwangerschaftsmona- ten nicht eingesetzt werden, obwohl keine Anhalts- punkte für eine fruchtschädigende Wirkung bestehen.
Nebenwirkungen: Selten leichte, vorübergehende lokale Hautreaktionen wie Trockenheit oder Brennen.
Über Einzelfälle allergischer Hautreaktionen wurde berichtet. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln:
Nicht bekannt.
Dosierungsanleitung und Art der Anwendung:
Mehrmals täglich bei Bedarf dünn auf die betreffen- den Hautstellen auftragen und leicht verreiben;
normalerweise erübrigt sich ein Verband. Eventuell notwendige Verbände müssen gut luftdurchlässig sein. Handelsformen und Preise: Tube zu 20 g DM 6,85; 50 g DM 14,50;
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A1-3182 (6) Dt. Ärztebl. 89, Heft 40, 2. Oktober 1992
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nats in 44 Praxen in zwei Süd- oldenburger Landkreisen Da- ten erhoben.
Erst wenn man weiß, daß ein niedergelassener Kollege, der es „gewagt" hatte, im Ra- diointerview seine ablehnen- de Haltung gegenüber der Massentierhaltung und die Sorge um das Wohl seiner Pa- tienten darzulegen, wochen- lang nächtlichen Droh- anrufen ausgesetzt war, kann man ermessen, wie hilfreich die Unterstützung des Be- zirks-KV-Vorsitzenden Dr.
Wohlers war — und wie beein- druckend die Bereitschaft der Kollegen zur Mitarbeit: trotz der offensichtlichen Wider- stände hatten sich in Südol- denburg so viele Praxisinha- ber gemeldet, daß etliche durch den Stichprobenplan der MORBUS-Leitzentrale von der zeitintensiven und unhonorierten Erfassungsar- beit ausgeschlossen werden mußten. Es bleibt auch wei- terhin spannend, denn die Ergebnisse dieser umweltme- dizinischen Datenerhebung werden erst am 11. November dieses Jahres — wiederum in und mit der Universität Vech- ta im Rahmen einer zweiten von unserem Ausschuß orga- nisierten ökomedizinischen Fachtagung — dargestellt wer- den. Erste Zwischenauswer- tungen weisen auf eine ge- genüber anderen ländlichen Gebieten größere Häufigkeit von Meldeanlässen hin, ana- lytische Studien sollen sich deshalb anschließen.
Eines kann man aber wohl schon jetzt festhalten: die Idee, umweltmedizinische Fragestellungen dezentral, in der Region zu bearbeiten, und die Bereitschaft der Ärz- te, im wissenschaftlichen Vorfeld ihren Beitrag zur Umweltmedizin zu leisten, noch dazu wider eigene Be- troffenheit, führte zu einem Musterbeispiel ärztlichen En- gagements für die Umwelt.
Dies ist nicht nur eine Er- mutigung für den Ausschuß und seinen Vorsitzenden, den doch noch recht steinigen Weg zur umweltmedizini- schen Erkenntnis und kon- kreten Handlung weiter zu A1-3184 (8) Dt. Ärztebl. 89,
beschreiten, es stellt sich auch die Frage, welchen Nut- zen andere hieraus ziehen können; zum Beispiel die Kollegen in Frankreich und Polen, die demnächst die Emissionen agrarindustriel- ler, von Südoldenburg expor-
Weitere Informationen
Die Nachfrage nach An- schriften von Läden und Bau- ernhöfen, die Eier oder Fleisch von artgerecht gehal- tenen Tieren verkaufen, steigt ständig. Wer mehr über das Thema „tierquälerische Massentierhaltung" wissen möchte oder Interesse an der Liste der Geschäfte und Bau- ernhöfe hat, die Produkte aus artgerechter Haltung verkau- fen, kann kostenlos Informa- tionen anfordern beim Ver- ein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V., Teichtor 10, W-2305 Heiken- dorf.
Eva Maria Parketny, Karlstr. 13, W-5600 Wupper- tal 1
STEUERN/BEITRÄGE
Zu dem Leserbrief „Verbreite- ter Irrtum" von Dr. Eichholtz in Heft 33/1992, der sich auf den Le- serbrief „Andere Sichtweise" von Dr. Mosert in Heft 24/1992 bezog:
Bitte keine Klagelieder!
Mit großer Genugtuung und Zustimmung habe ich den Leserbrief des Kollegen Eichholtz zur Kenntnis ge- nommen Als im Vergleich zu ihm zwar „kinderarmer" (wir haben „nur" einen Sohn, aber immerhin!) Verheirateter stelle ich ebenfalls deutliche Benachteiligungen fest. For- mal gehöre ich zu den SIOK (single-income-one-kid), ei- ner aussterbenden Unterfa- milie des Homo sapiens. In meinem Bekanntenkreis sind vorwiegend DINK (double- income-no-kid) anzutreffen, die allabendlich ausgehen können, mehrmals im Jahr verreisen, sich allen erdenkli- chen Luxus leisten und — na- türlich — über die unglaubli- Heft 40, 2. Oktober 1992
tierter Massentierhaltung an Symptomen eigener Patien- ten nachvollziehen können.
Dr. med. H.-Bernhard Behrends, Ärztekammer Nie- dersachsen, Umweltausschuß, Huntestraße 14, W-2900 Ol- denburg
che Steuerlast von Doppel- verdienern klagen.
Gelegentlich packt einen Familienvater dann die Wut, wenn aus unberufenem Mun- de über die umfassenden Vorteile einer Elternschaft doziert wird. Besonders der Umstand, daß ich als Arzt zu den sogenannten „Besserver- dienenden" gehöre, ver- schlimmert die finanzielle Ungleichbehandlung nach- haltig. Man hat höhere Kindergartenbeiträge zu ent- richten — falls man in der glüCklichen Lage ist, einen Platz ergattert zu haben.
Demnächst sollen (zumindest in NRW) die Eltern für sämt- liche Sachmittel in der Schule aufkommen. Diese Reihe ist mühelos verlängerbar.
Nach diesem Lamento soll nicht der falsche Eindruck entstehen, ich bereute es, ei- nen Sohn zu haben. Dennoch möchte ich im Sinne des Kol- legen Eichholtz alle DINK (s. o.) auffordern, ihre Klage- lieder ob ihrer furchtbaren Steuerlast nicht mehr länger vor den Türen derer anzu- stimmen, die in diesem so fa- milienfreundlichen Staat zu den Betrogenen gehören.
Dr. med. Norbert Cle- mens, Nettelbeckstraße 61, W-4630 Bochum 1
ESTLAND
Zur Situation des Kinderkran- kenhauses Tallinn.
Westliche Hilfe vonnöten
Zurückgekehrt von einer Fahrt nach Tallinn, bleibt große Ernüchterung zurück.
Für 19 000 Geburten in Nord- estland, für die das Kranken- haus zuständig ist, existieren sechs funktionierende Inku- batoren, Ersatzteile werden