Mich bedrückt sehr, dass das DÄ diese lächerlich absurden Behaup- tungen abgedruckt hat. Leider fin- den sich auch in der Ärzteschaft, die es besser wissen könnte, viel- fältige Vorbehalte gegenüber Les- ben und Schwulen, von Transgen- dern gar nicht zu sprechen . . . Man darf übrigens sehr wohl gegen ein Adoptionsrecht für Homosexu- elle sein – aber man soll dann bitte nicht versuchen, es wissenschaft- lich begründen zu wollen!
Christoph Hennig, 04277 Leipzig
Verfälschend
Da Ergebnisse meiner sozialwissen- schaftlichen Erhebungen in dem Le- serbrief von Herrn Michael Schrö- ter-Kunhardt (Heidelberg) in sehr verfälschender Weise wiedergegeben werden, sehe ich mich gezwungen, auf diesen Leserbrief zu reagieren.
Der Autor konfundiert in tenden - ziöser Absicht gleichgeschlechliche Sexualkontakte unter volljährigen Männern mit pädosexuellen Kontak- ten und unternimmt diese Gleichset- zung, nachdem er sowohl einige Er- gebnisse aus meinen Erhebungen unter Männern, die Sex mit Män- nern haben, als auch Studien von Kollegen zitiert hat. Er bezieht sich in seiner Argumentation fortlaufend auf unterschiedliche Convenience- Samples (also nicht repräsentative Stichproben) und hinterfragt in kei- ner Weise, ob die Ergebnisse einer erwähnten Studie überhaupt ver- gleichbar sind mit den Ergebnissen anderer Studien . . . Er übersieht da- bei zudem, dass er einen Großteil pädosexueller Kontakte den von mir befragten homosexuellen Männer zu Unrecht unterstellt, da er nicht zur Kenntnis nehmen will, dass ein sig- nifikanter Anteil solcher Kontakte von verheirateten Familienvätern und anderen Personen (z. B. katholi- sche Priester) eingegangen werden, die entweder eine heterosexuelle Fassade pflegen oder sich zu sexuel- ler Abstinenz verpflichtet haben.
Dieser Personenkreis beteiligt sich aus nachvollziehbaren Gründen nicht an Umfragen, da eine homose- xuelle/schwule/queere Selbstdefini- tion gerade in dieser Gruppe strikt
vermieden wird. ►
Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 7|
19. Februar 2010 A 283►
A 284 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 7|
19. Februar 2010 Die Ergebnisse der angeführten nie-derländischen Studie, die besagen, dass Partnerschaften unter homose- xuellen Männern 1,5 Jahre nicht überdauern, entsprechen nicht den Ergebnissen der in Deutschland durchgeführten Erhebungen . . . Die Ergebnisse der Studien von Prof.
Dr. Gunter Schmidt (Hamburg) wie auch die anderer Kolleg(inn)en gehen in eine ganz andere Richtung, aber auch mit diesen Ergebnissen wird sich Herr Schröter-Kunhardt nicht ausein andersetzen wollen, da sie nicht in sein homophobes Welt- bild passen.
Dr. rer. pol. Michael Bochow, Wissenschaftszen- trum für Sozialforschung Berlin, Forschungsgruppe Public Health, 10785 Berlin
In welchem Land?
Die Leserbriefe der Herren Rü- ckert, Briem und Schröter-Kun- hardt geben eine wunderbare, wohl eher unfreiwillige Antwort auf die Anmerkung von Herrn Schöttes, dass die deutsche Ärzteschaft ihre homosexuellen Ärztinnen und Ärz- te diskriminiert . . .
Spätestens jetzt wissen wir, dass Schwule eigentlich immer pädophil sind, nie monogam und Kinder, ach nein, Jungen nur adoptieren, um sie zu missbrauchen. Aber die Zahlen werden ja ordentlich recherchiert sein.
Mich würde nur interessieren, in welchem Land Herr Schröter-Kun- hardt wirklich lebt. Dort, wo er lebt, liegt die lebenslange Treue he- terosexueller Ehepaare bei 75 bis 90 Prozent, in Deutschland dagegen wird jede dritte Ehe irgendwann ge- schieden (Statistisches Bundesamt laut AP).
Mit der Realität von Regenbogenfa- milien haben diese schwulenfeind- lichen Statements nichts gemein.
Dr. med. Hilke Warnecke, 10825 Berlin
Offen homophobe Positionen
Die exzellenten Ergebnisse der im Auftrag des BMJ von zwei bayeri- schen Staatsinstituten durchgeführ- ten ersten repräsentativen deut- schen Studie über Kinder in gleich- geschlechtlichen Lebensgemein-
schaften zeigen Wirkung – wie zu erwarten nicht nur positive. Dies zeigen auch zwei offen diskriminie- rende Leserbriefe im DÄ.
Dr. Michael Schröter-Kunhardt, Facharzt für Psychiatrie, ist beken- nend homophob und ein eifriger Schreiber von Leserbriefen gegen Homosexualität, wenn sie auch nur im Entferntesten als eine natürliche und gesunde Facette sexueller Ori- entierung betrachtet wird . . . Falls jetzt Verwirrung aufkommen mag, Homosexualität wurde bereits 1974 von der amerikanischen Psy- chiatervereinigung (APA) von der Liste der psychischen Störungen gestrichen und 1992 aus dem welt- weit anerkannten Krankheitskatalog der Weltgesundheitsorganisation, der ICD-10, entfernt.
Dr. Schröter-Kunhardt bemüht eklektische Belege für eine größere Gefahr des sexuellen Missbrauchs durch Homosexuelle aus den 70er und 80er Jahren, die heute jeder wissenschaftlich fundierten Grund- lage entbehren . . .
Fakt ist:
– Lesbische Mütter und schwule Väter stehen in ihrer elterlichen Kompetenz heterosexuellen Eltern in nichts nach. Alle feststellbaren Unterschiede im Erziehungsverhal- ten und Familienklima fördern aus- nahmslos das Wohl der Kinder:
Lesbische Mütter und schwule Vä- ter haben durchweg eine gute Be- ziehung zu ihren Kindern, die sich durch Fürsorglichkeit und Zuge- wandtheit auszeichnet . . . – Bei den befragten Kindern und Jugendlichen in Regenbogenfamili- en finden sich keine Anzeichen für erhöhte „Verwundbarkeit“, wie zum Beispiel eine erhöhte Neigung zu Depressionen oder psychosomati- schen Beschwerden, ganz im Ge- genteil, sie entwickeln sich sogar zu stabileren Persönlichkeiten als Kin- der aus anderen Familienformen . . . – Entsprechend bewerten die Kin- der, die in Regenbogenfamilien auf- wachsen, ihre Familiensituation durchweg positiv und fühlen sich in ihrer Entwicklung eher gefördert als beeinträchtigt, und das ganz oh- ne Schönfärberei . . .
Dr. Elke Jansen, Projekt „Regenbogenfamilien“, Familien- und Sozialverein des LSVD, 50667 Köln
Mit dem Buch zeigen die Autoren Weitblick und sich ihrer Zeit so- gar voraus, denn eine einheitliche Definition des metabolischen Syndroms bei Kindern und Ju- gendlichen existierte bis dato noch nicht. So liegt der Schwer- punkt des Werks auf der generell stark im Anstieg begriffenen Adi- positas bei Kindern und Jugendli- chen, deren Ursachen sowie der
daraus resultierenden möglichen (Ko-)Morbidität, wobei neueste Literatur berücksichtigt wird. In exzellentem Stil werden beispiels- weise mögliche pathophysiologi- sche Konzepte der Adipozytokine erläutert. Genetische Hintergrün- de der Adipositas fehlen ebenso wenig wie die Darstellung des Einflusses von Lebensstilfaktoren auf das metabolische Profil oder Referenzwerte für Blutdruck- und Lipidwerte im Kindes- und Ju- gendalter. Auch gesundheitsöko- nomische Gesichtspunkte werden nicht außer Acht gelassen. Knapp fallen die Kapitel zu Therapie und Prävention aus – bislang existie- ren nur wenige etablierte und er- folgreiche Therapiemöglichkeiten und -konzepte, zudem stehen vie- le der für den Erwachsenenbe- reich zugelassenen medikamentö- sen Interventionen für das Kin- des- und Jugendalter bislang nicht zur Verfügung.
Dieses Buch ist jedem zu emp- fehlen, der sich mit adipösen Kin- dern und Jugendlichen beschäftigt und sich einen aktuellen Überblick über diese Thematik verschaffen möchte. Claudia Böttcher PÄDIATRIE
Mit Weitblick
Wieland Kiess, Hans Hauner, Martin Wabitsch,
Thomas Reinehr (Hrsg.): Das metabo-
lische Syndrom im Kindes- und Jugend-
alter. Diagnose – Therapie – Prävention.
Urban & Fischer, Elsevier GmbH, München 2009, 308 Seiten, kartoniert,
59,95 Euro