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Archiv "Am Ende mit dem Latein" (16.10.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

er Länderegoismus wird mit schuld sein, wenn im nächsten Jahr die Bei- tragssätze in der gesetzlichen Krankenversicherung trotz al- ler Bonner Anstrengungen um Kostendämpfung wieder steigen müssen — mit allen po- litischen Konsequenzen für das folgende Jahr.

Ausgerechnet in einer Zeit regierungsprogrammatischer Ansätze zu weiteren Kosten- dämpfungsmaßnahmen for- dert jetzt ein CDU-geführtes Bundesland, nämlich Baden- Württemberg, den poliklini- schen Einrichtungen der Uni- versitäten eine Einzellei- stungsvergütung zu 80 Pro- zent der für gleiche Leistun- gen bei Kassenärzten gelten- den Sätze zu gewähren. Dies würde die gesetzlichen Kran- kenkassen und damit die Bei- tragszahler rund zweihundert Millionen DM zusätzlich im Jahr kosten, die Länderfinan- zen allerdings um dieselben hunderte Millionen entlasten.

Schon 1955 war in einer Bun- destagssitzung beantragt worden, die Sachleistungen der Polikliniken nach festen Sätzen zu vergüten. Der An- trag wurde abgelehnt. Die Be- gründung dafür gilt noch heu- te: Aufgrund der Lehr- und Forschungsaufgaben erfolgt die Behandlung in den Poli- kliniken nicht nach den Grundsätzen der Zweckmä- ßigkeit, Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit. Sachge- rechten Kostenersatz kann daher nur die vertraglich ge- regelte Pauschalvergütung bieten.

1982 aber haben sich die vor- dergründigen Finanzinteres- sen der Bundesländer weitge- hend durchgesetzt: Die Höhe der Vergütung für die Lei- stungen der poliklinischen Einrichtungen wurde gesetz- lich auf 80 Prozent der für gleiche Leistungen in der kas- senärztlichen Versorgung im Bereich der betreffenden KV maßgeblichen Einzelfall-Ver- gütung festgelegt. Und noch

Länderegoismus ist ungesund

manizmumm

Ende 1982 vertrat der Bundes- arbeitsminister die Auffas- sung, daß dieser Begriff kei- nesfalls im Sinne von Einzel- leistungs-Vergütung ausge- legt werden kann; besonders das Gebot der Wirtschaftlich- keit erfordere eine fallweise Begrenzung der Kosten.

Bis heute sind die Bundeslän- der immer noch nicht zufrie- den. Um die wenigen Anreize zur Kostenersparnis in der neuen Bundespflegesatzver- ordnung zu retten, hatte Nor- bert Blüm in der 553. Bundes- ratssitzung am 5. Juli 1985 zur Poliklinik-Vergütung sein Wort gegeben: „Wir sind be- reit, darauf hinzuwirken, daß eine Abrechnung auf der Grundlage von Einzellei- stungs-Vergütungen einge-

Am Ende

mit dem Latein

D

er Anfang der Ärzte- schwemme war am Ende des Lateins", konstatiert ein Schweizer Zeitschriften- Kollege. Kaum noch wird ja als Immatrikulationsvoraus- setzung das Latinum verlangt, geschweige das „Große", und infolgedessen wird Latein in den Oberschulen so intensiv abgewählt, daß manche Schu- len mittlerweile schon gar keine Kurse mehr anbieten.

Ohne Latein, so hoffen wohl viele Pennäler, kommen sie auf einen besseren Noten- durchschnitt im Abitur.

Also: Wieder her mit dem Großen Latinum? Dann werde

führt wird!" Damit gab er eine Antwort auf die vom nieder- sächsischen Ministerpräsi- denten Albrecht vorgetragene unverblümte Forderung: „Die Länder gehen . . . davon aus, daß die Bundesregierung als- bald eine sachgerechte Ver- gütungsregelung auf der Grundlage von Einzellei- stungs-Vergütungen vorlegt."

Professor Häussler, der KBV- Vorsitzende, dazu: „Der er- richtete Schutzwall gegen ein Ausufern der Kosten für Lei- stungen, die im Zusammen- hang mit Lehre und For- schung stehen, würde bei Einräumung einer Einzellei- stungsvergütung durchbro- chen werden!"

Über Schwierigkeiten der Po- liklinik-Finanzierung kann man gewiß reden, auch ver- handeln. Aber 80 Prozent Ein- zelleistungsvergütung zu La- sten der Krankenversiche- rung? Das geht zu weit. Und so weit geht auch Dr. Norbert Blüms Wort nicht . . . roe

die Zahl der Studienplatzbe- werber schlagartig zurückge- hen?

Dazu eine Geschichte, „die das Leben schrieb": Der Au- tor verlangte kürzlich in einer Apotheke ein Präparat, des- sen Markenname mit „Phy- to. . ." anfängt. Der junge Mann hinterm Tresen bedau- erte: Es sei leider zur Zeit nicht vorrätig. — Er hatte es aber bloß nicht gefunden, weil er unter F gesucht hatte.

Als der Autor das in einer an- deren Apotheke der Prinzipa- lin erzählte, sagte die ganz schlagfertig: Das war halt ei- ner, der kein Latein mehr ge- lernt hat.

Tja, Apotheker — das ist auch so ein „Schwemmenberuf".

Und die Pointe: „phyto. . ." ist griechischer Herkunft. Wie wäre es dann also mit dem Großen Graecum? bt

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 42 vom 16. Oktober 1985 (1) 3033

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