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Archiv "Versorgungsmentalität bei den Jungen, Eigenvorsorge bei den Älteren" (10.10.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

Versorgungsmentalität bei den Jungen, Eigenvorsorge bei den Älteren

Breite Kreise der Bevölkerung wollen einen weiter steigenden Sozialaufwand nicht mehr finan- zieren. Sie wünschen eine Stär- kung der Eigenverantwortung in der privaten Daseinsvorsorge. Das geht aus einer Befragung der Wirtschaftsjunioren Deutschland zum Thema „Eigenvorsorge statt Staatsfürsorge" hervor.

Auf die Frage nach der Beurtei- lung des sozialen Netzes kritisier- ten 52,2 Prozent zu viele Mißbräu- che wie unter anderem Arbeitsun- willigkeit und Einladung zum Krankfeiern durch die Lohnfort- zahlung. In den Mehrfachantwor- ten bemängelten 52,1 Prozent den Einsatz der Mittel für das so- ziale Netz als nicht sparsam und wirtschaftlich genug.

Gut ein Drittel der 4970 im Rah- men einer sogenannten Straßen- befragung befragten Personen hält die Ausgaben für das System der sozialen Sicherung für zu hoch. Immerhin fließt jede dritte Mark des Bruttosozialprodukts in diese Position. Gegenüber den 34,8 Prozent mit dieser Meinung halten 44,7 Prozent die Aufwen- dungen für jenen Zweck als gera- de genug. Lediglich 19,3 Prozent plädiert für eine Zulage zu den so- zialen Leistungen. Nur 1,2 Prozent äußerten sich auf diese Frage nicht. Das ist ein bemerkenswer- ter Beweis, wie aufmerksam die Bevölkerung die soziale Siche- rungspolitik verfolgt.

33,4 Prozent der Befragten halten das soziale Netz für zu dicht. So höhle es die Selbstverantwortung des einzelnen aus. 30,1 Prozent sehen als Folge eine Beeinträchti- gung der Leistungs- und Risiko- bereitschaft. 32,6 Prozent sehen mit steigenden Sozialabgaben eher das Bestreben wachsen, die als ungerechtfertigt hoch empfun- denen Beiträge wieder hereinzu- holen.

Nur jeder dritte, genau 33,4 Pro- zent, befürwortete das Sozialsy- stem uneingeschränkt beizube- halten oder weiter auszubauen.

Unter den unter 30jährigen ent- schieden sich indes 41,4 Prozent für diese Antwort. In der jüngeren Generation ist demnach die Ver- sorgungsmentalität ausgeprägter.

Frauen für Beibehaltung

des Staatseinflusses, Männer für Stärkung der Eigenvorsorge Aufschlußreich die Antworten auf die Frage: „Was würden Sie dazu sagen, wenn der Staat bei der Ab- deckung solcher Lebensrisiken wie zum Beispiel Krankheit nur für eine Grundsicherung des tat- sächlichen schutzbedürftigen Teils der Bevölkerung Sorge trägt und es im übrigen der Entschei- dung jedes einzelnen überließe, sich eigenverantwortlich voll oder ergänzend abzusichern?"

Mit 47,9 Prozent würde die Mehr- zahl der Befragten eine solche Stärkung der Eigenvorsorge und der privaten Sicherungsformen begrüßen. 41,0 Prozent halten den jetzigen Staatseinfluß für un- verzichtbar.

Ein relativ hoher Anteil, nämlich 11,1 Prozent, hatte zu dieser Fra- ge noch keine feste Meinung. Er wollte darüber noch einmal nach- denken oder unbegründet keine Antwort geben.

Sehr ausgeprägt unterschiedlich die Reaktion von Männern und Frauen auf dieses Thema. 51,4 Prozent der männlichen Befrag- ten sprachen sich für eine Stär- kung der Eigenvorsorge und auf der anderen Seite nur 31,5 Prozent für eine Beibehaltung des ge- genwärtigen Staatseinflusses aus.

Gegenteilig tendierten die Aussa- gen der Frauen mit 41,2 Prozent beziehungsweise 43,9 Prozent.

Sozialausgaben werden zu einem hohen Teil aus Steuermitteln oder über den Preis als Folge der ent- sprechenden Belastung der Wirt- schaft finanziert. Die Staatsver- schuldung, die des Bundes, der Länder und der Gemeinden, hat in den letzten zwanzig Jahren in atemberaubendem Tempo zuge- nommen. In den zwanzig Jahren von 1950 bis 1970 war der Schul- denberg jener Gebietskörper- schaften von nur 20,6 Milliarden DM auf 125,5 Milliarden DM ange- wachsen. Nur 13 Jahre brauchte es, bis er um 407 Prozent auf 638,1 Milliarden DM im Jahr 1983 anstieg. Das sind pro Einwohner rund 11 000 DM gegen 2076 DM im Jahr 1970.

In dieser Straßenbefragung soll- ten sich die Passanten über die zur Zeit öffentlich diskutierten Maßnahmen für den Schuldenab- bau äußern. Zwei Drittel der Be- fragten, nämlich 66,4 Prozent, for- dern letztlich den Rückzug des Staates aus allen Aufgaben, die privat billiger erledigt werden könnten. Ohne gravierende Unter- schiede dem Lebensalter oder Geschlecht nach herrscht der Wunsch nach Privatisierung ein- deutig vor.

Eine weitere erhebliche Reserve erkennen 57,0 Prozent der Ge- sprächspartner in der Verringe- rung des Personalaufwands von Beamten und öffentlich Angestell- ten. 54,7 Prozent der Befragten wollen Subventionen und 28,0 Prozent Sozialausgaben abbauen, probate Mittel, den Schuldenberg abzuschmelzen. Unter den bis zu 30jährigen schließen sich diesem Postulat lediglich 44,4 Prozent für das erste und 22,3 Prozent für das zweite an, wiederum ein Indiz für die Versorgungsmentalität dieser Altersgruppe.

Schließlich ein weiteres Signal für Politiker aus dieser Straßenbefra- gung: Lediglich 4,5 Prozent der Antwortenden sind bereit, Erhö- hungen der Steuern und Abgaben zur Auffüllung der staatlichen Kas- sen hinzunehmen. Horst Beloch 2952 (28) Heft 41 vom 10. Oktober 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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