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Archiv "Berliner Hochschulpolitik: Uniklinik kämpft gegen Schließung Fakultät der Freien Universität Berlin schließen" (25.01.2002)

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m Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) der Freien Uni- versität Berlin (FU) hängen Pla- kate und Spruchbänder: „Wir lassen uns nicht fressen“ oder „Rot Rot macht das Klinikum tot“. Das UKBF kämpft gegen seine Schließung. Etwa 4000 Beschäftig- te des Klinikums schoben am 11. Januar in einem zweistündigen Sternmarsch Krankenhausbetten durch Berlin bis zum Kongresszentrum ICC. Dort fand der Parteitag der Berliner SPD statt, auf dem die Delegierten den Koalitionsver- trag mit der PDS absegneten. Dieser sieht die Schließung des UKBF und des- sen Umwandlung in ein städtisches Ver- sorgungskrankenhaus vor. Universitäre Forschung und Lehre in der Medizin sol- len sich in Berlin künftig auf die Medizi- nische Fakultät der Humboldt-Univer- sität (Charite´) beschränken.

Der neue rot-rote Berliner Senat will durch diese Maßnahme jährlich bis zu 95 Millionen Aan Zuschüssen für Forschung und Lehre sowie etwa 200 Millionen Aan Sanierungskosten spa- ren. Der Dekan der Medizinischen Fa- kultät der FU, Prof. Dr. med. Martin Paul, hält dies für eine „Milchmädchen- rechnung“. „Die Folgekosten werden die vermeintliche Sparsumme überstei- gen“, prophezeit er. Denn um das Klini- kum als Versorgungskrankenhaus zu er- halten, wäre ebenfalls eine Sanierung nötig, die dann jedoch nicht mehr vom Bund unterstützt würde. Das Land Ber- lin müsste sogar im Rahmen des Hoch- schulvertrages Bundeszuschüsse zu- rückzahlen. Neben dem Wegfall von bis zu 5 000 Arbeitsplätzen würden nach ei- ner Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung der Region Berlin ferner jährlich etwa 200 Millionen Aan Aufträgen und Investitionen entzogen.

„Für die geplante Schließung der FU-

Medizin gibt es keine ersichtlichen Gründe“, erklärt Paul. Dies habe be- dauerlicherweise in der Stadt bereits zu Gerüchten geführt, die PDS wolle ab- sichtlich das 1968 mit US-amerikani- scher Unterstützung aufgebaute Klini- kum im Westteil der Stadt abwickeln, das in Forschung und Lehre jetzt bun- desweit Spitzenpositionen einnehme.

Die FU, die bei US-Studenten belieb- teste Universität, bildet derzeit etwa 4 000 Medizinstudenten aus; die Studienplatzkosten bleiben dabei unter dem Bundesdurchschnitt. Jeder Profes- sor des Klinikums wirbt jährlich etwa 310 000 A an Drittmitteln ein – etwa doppelt soviel wie der bundesweite Durchschnitt. Diese Mittel (jährlich et- wa 25 Millionen A) seien personenge- bunden und nicht so einfach an die Cha- rite´ zu verlagern, betont Paul. Einige Wissenschaftler hätten zudem angekün- digt, im Fall einer Schließung des Klini- kums die Stadt zu verlassen. „Die Chan- ce Berlins, neben München und Heidel- berg einer der wichtigsten Medizin-

standorte zu bleiben, wäre dann vertan“, befürchtet der Dekan. Die wirtschaftli- che Zukunft Berlins hänge hauptsäch- lich von Kultur und Wissenschaft ab.

„Diese platt zu machen, wäre das falsche Signal einer Stadt, die sparen muss.“

Seit einigen Jahren bestehen – beson- ders auf dem Gebiet der Biomedizin – intensive Kooperationen zwischen dem UKBF, der Charite´, dem Max-Del- brück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin Buch, dem Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin-Dah- lem und Biotechfirmen. Die Institute haben sich mit dem UKBF solidarisiert, denn auch sie wären von der Schließung betroffen. Auch der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Prof. Dr. med. Karl Max Einhäupl, wandte sich öffentlich gegen die Schließung. Besonders im Be- reich der klinischen Forschung habe sich das Klinikum gegen eine starke Konkurrenz durchgesetzt, erklärt Prof.

Dr. med. Rudolf Tauber, Prodekan für Forschung am UKBF. Zwei Klinische Forschergruppen werden von der Deut- schen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert, zudem zwei Sonderfor- schungsbereiche sowie weitere For- schergruppen und Graduiertenkollegs.

Die Solidaritätsbekundungen stim- men die Beschäftigten des UKBF opti- mistisch. „Eine ungeprüfte Koalitions- entscheidung kann eine leistungsfähige Uniklinik nicht gegen das Votum der Wissenschaftsinstitutionen schließen – das wäre ein einmaliger Vorgang in Deutschland“, hofft Tauber. Ob für das UKBF tatsächlich Chancen bestehen, den Universitätsstatus nicht zu verlie- ren, bleibt offen. Der Dekan ist zuver- sichtlich, die Koalitionsentscheidung bei einem Gespräch am 21. Januar mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, rückgängig machen zu können. Eine unabhängige Expertenkommission solle die Lei- stungsbilanz des UKBF prüfen und über Einsparalternativen beraten. Der Wissenschaftsrat habe sich dafür be- reits angeboten, berichtet Paul. Bei der PDS ist die Bereitschaft zu einer sol- chen Lösung erkennbar, doch die SPD- Spitze hält an dem Koalitionsvertrag fest. Wenn diese Entscheidung nicht durchgesetzt werden könne, dann pas- siere in der Stadt bald gar nichts mehr, sagte Wowereit. Dr. med. Eva A. Richter P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 4½½½½25. Januar 2002 AA159

Berliner Hochschulpolitik

Uniklinik kämpft gegen Schließung

Die neue SPD-PDS-Koalition will die Medizinische Fakultät der Freien Universität Berlin schließen.

FU-Beschäftigte demonstrieren gegen die Schließung des Klinikums. Foto: ddp

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