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FiBL-Stiftungsrat: Ein Abschied und ein runder Geburtstag

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Academic year: 2022

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Laudatio für Felix Wehrle Frick, 30.06.2015

von Andrea Hämmerle

Lieber Felix, liebe Bio-Freundinnen und –Freunde

Ich kenne Felix Wehrle persönlich nicht besonders gut, habe seinen Lebenslauf nicht im Detail recherchiert, kann auch keine persönlichen Erlebnisse mit intimen Anekdoten erzählen. Aber immer wieder hatte ich mit ihm zu tun. Wir begegneten uns im Bundeshaus, in Basel, in Graubünden. Mehr als einmal trieben wir zusammen Projekte voran.

Vielleicht ist diese Halbdistanz genau richtig, um den Versuch zu wagen, das Wirken von Felix in seinen grossen Zügen halbwegs

angemessen zu würdigen. Jedenfalls habe ich gerne zugesagt, als das FiBL mich bat, etwas zur Verabschiedung von Felix als Stiftungsrat zu sagen.

Felix ist in der modernen Wirtschaftswelt eine

Ausnahmeerscheinung, ein unverwechselbares Unikum im Brei der austauschbaren Beliebigkeit. Ich sehe dafür vier Erklärungsansätze.

Erstens steht Felix für zwei starke Marken, die er genial miteinander verbunden hat: Coop und Bio. Er tat dies nicht als kühl rechnender Manager sondern aus tiefster Überzeugung. Schon weit mehr als zwanzig Jahre sind es her. Du hast Coop dazu gebracht, strategisch auf biologisch produzierte Lebensmittel mit Knospe zu setzen, und diese prominent ins Licht und in die Regale zu stellen. Neben den positiven Auswirkungen auf Coop und die Bio-Landwirtschaft, auf die ich gleich komme, hatte diese Strategie und dein Engagement auch positive Auswirkungen auf die Landwirtschaftspolitik. In einer bisher nie gesehenen Allianz ist es fortschrittlichen Teilen der Wirtschaft zusammen mit linken, grünen und liberalen Politikerinnen und Politikern Mitte der 90er Jahre gelungen, die Landwirtschaftspolitik vom Kopf auf die Füsse zu stellen – unter dem Motto: mehr Markt und mehr Ökologie. Heute ist so etwas undenkbar.

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Mit der Verbindung von Coop und Bio hast Du zweitens gezeigt, dass Ökonomie und Ökologie nicht zwingend im Widerspruch stehen

müssen. Als Lippenbekenntnis von „fortschrittlichen“ Managern oder in alternativen Zukunftsseminaren war die Verbindung von

Umweltschutz und Wirtschaft zwar schon mal ein Thema, aber

ernsthaft und in grossem Massstab hatte es damals kaum jemand in die Tat umgesetzt. Das ist bis heute leider weitgehend so geblieben.

Das Modell Coop-Bio bleibt weiterhin dringend zur Nachahmung empfohlen, z. B. im Tourismus oder im Energiebereich.

Drittens hat Felix die Mathematik überlistet und den Slogan win-win für einmal wahr gemacht. Tatsächlich stehen Gewinnern nämlich fast immer auch Verlierer gegenüber. Das ist im Sport so, aber auch in der Politik und in der (Welt-) Wirtschaft. Afrika und Griechenland können ein Lied davon singen. Auch dort gibt`s nicht nur Verlierer sondern auch Gewinner, von denen man aber nicht redet. Anders bei Coop und Bio. Coop verdient mit Bio gutes Geld, und Coop hebt sich

gegenüber jeder Konkurrenz positiv ab. Auf der andern Seite hat sich der Anteil der Bio-Landwirtschaft innert 20 Jahren vervielfacht.

Welcher andere Wirtschaftszweig kann das von sich behaupten?

Natürlich bist Du immer ein Coop-Mann geblieben, immer hast Du die Interessen von Coop vertreten. Aber nie hast Du zugelassen, dass sich Coop auf dem Buckel der Bio-Bauern bereichert. Du weisst

genau, dass die win-win – Erfolgsgeschichte nur weitergeht, wenn sie nicht nur für Coop sondern auch für die Bio-Bauern und Bäuerinnen stimmt. Darum liegt Dir auch die Entwicklung des biologischen

Landbaus so sehr am Herzen und darum hast Du auch manche Jahre im Stiftungsrat des FiBL, dem Leuchtturm der Bio-Landwirtschaft, mitgearbeitet.

Viertens schliesslich hat Felix eine ganz wichtige Eigenschaft. Er hat einen langen Atem, eine unglaubliche Ausdauer, er denkt und

handelt in langen Zeiträumen. Das Projekt Coop-Bio ist eben nicht modisches Kurzfutter sondern eine auf Langfristigkeit ausgelegte Geschichte, ein Generationenprojekt. Dies ist in unserer

schnelllebigen Zeit eine Ausnahme. Die Leistungen von Topmanagern werden in Halbjahres- oder Jahresabschlüssen gemessen. Sie

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identifizieren sich eher mit ihren Gehältern und ihren Boni als mit ihren Projekten. Bleibt der kurzfristige Erfolg aus, winkt ohnehin eine saftige Abgangsentschädigung. Diese Logik ist Felix ganz fremd. Sie ist aber auch seinem langjährigen Chef Hansueli Loosli fremd, der Dir im Konzern den Freiraum gewährt hat, den Du so kreativ genutzt hast.

Ohne langfristiges Denken und Handeln, wäre Coop-Bio nie eine Erfolgsgeschichte geworden.

Hinzu kommen persönliche Eigenschaften. Sie spielen für Erfolg und Misserfolg neben allen Konzepten und Strategien halt doch eine entscheidende Rolle. Sowohl in schwierigen Verhandlungen wie auch in Fernsehauftritten, immer bist Du auf die andere Seite

eingegangen, hast Du auch die Argumente und Positionen der Gegenseite verstanden. Das liegt daran, dass Du die Menschen in ihrer Verschiedenheit gern hast. Deshalb kommst Du in allen

Lebenslagen gut an und darum kannst Du Deine Ideen letztlich auch durchsetzen. Und zum Schluss: Bei allen Erfolgen bist Du äusserst bescheiden geblieben. Darum sind Dir meine Worte vielleicht peinlich. Zu Unrecht!

Vielen Dank für alles und das Beste für die Zukunft.

Referenzen

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