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Mieten stabilisieren! | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Die Volkswirtschaft  3 / 2018 65 DER STANDPUNKT

«Es braucht mehr gemeinnützige Wohnungen, die dem Renditemarkt entzogen

sind.»

5,6 Prozent. Und die Credit Suisse schrieb die- sen März: «In Anbetracht der hohen Rendite- differenzen zu anderen Kapitalanlagen gibt es für die Anleger kaum Alternativen.»1

Wer es sich leisten konnte, hat in den letz- ten Jahren Wohneigentum gekauft. Dafür wur- den zum Teil hohe Preise bezahlt, doch unterm Strich lohnte es sich: Dank Tiefstzinsen geben Eigentümer fürs Wohnen heute viel weniger aus als noch vor zehn Jahren. Wer das nötige Kapital zum Kauf von Wohneigentum hingegen nicht auf der Seite hat, der muss weiter mieten.

Davon betroffen sind insbesondere Personen mit kleinen Einkommen. Sie zahlen heute mehr und haben nichts von den tiefen Zinsen.

Das Orakeln über die weitere Entwicklung bringt nichts. Die Zuwanderung und die Bauentwicklung können zunehmen oder zurückgehen, und auch eine Veränderung der wirtschaftlichen Situation wirkt sich auf die Wohnbedürfnisse aus. Klar ist: Der Wohnungsmarkt ist schon immer Zyklen gefolgt – Verschärfungen wie auch Ent- spannungen der Situation gehören dazu.

Daraus kann und soll man keine kurzfris- tigen Schlüsse ziehen.

Das Rezept gegen die Auswüch- se eines renditegetriebenen Mietwoh- nungsmarktes ist zwar einfach: Es braucht mehr gemeinnützige Wohnungen, die dem Renditemarkt entzogen sind und ein Gegengewicht schaffen. Nur mit einem guten Anteil an gemein- nützigen Wohnungen können wir unabhängig vom Konjunktur- verlauf preisgünstige Wohnungen bereitstellen. Doch das ist schwierig durchzusetzen, denn die Hürden dafür sind hoch: ex- orbitante Land- und Liegenschaftspreise, der Bund, der sich zu wenig engagiert, und Stolpersteine in Gemeinden wie fehlen- de raumplanerische Instrumente oder eine schwierige Partner- suche für grössere Projekte.

Natürlich werden uns ein paar Schlaumeier weismachen wol- len, man müsse nur mehr Markt zulassen – sprich: die letzten mietrechtlichen Vorgaben abschaffen –, und alle Probleme wä- ren gelöst. Sollten durchmischte Städte und die Verhinderung von Ghettobildungen auch in Ihrem Sinne sein, so rate ich von diesem Experiment ab.

1 Siehe Credit Suisse (2017). Schweizer Immobilienmarkt 2017.

Wer die Karte zur Leerwohnungsquote anschaut, sieht einen bunt gefleckten Teppich. Tatsächlich: Es stehen mehr Woh- nungen leer als noch vor einigen Jahren, und es gibt sogar Ge- meinden mit zweistelligen Leerwohnungsziffern. Diese liegen in Randregionen und in einem Streifen zwischen

dem östlichen Aargau und dem Raum Biel. In den Städten und in den Agglomerationen hat sich wenig verändert. Hier liegt die Leerwoh- nungsquote bei einem halben Prozent, und viele leer stehende Wohnungen sind im Hoch- preissegment. Eine echte Auswahl sieht an- ders aus.

Sucht jemand aktuell eine neue Wohnung, so muss er mit einem massiv höheren Miet-

zins rechnen. Die Preisentwicklung der letzten Jahre ist beun- ruhigend. Laut dem Beratungsunternehmen Wüest Partner sind die Angebotspreise seit dem Jahr 2000 um 50 Prozent gestiegen.

Und auch der Gesamtdurchschnitt aller Mieten steigt weiter an.

Alleine seit 2008 beträgt der Anstieg 12 Prozent, auch wenn sich in der gleichen Zeit die Hypothekarzinsen halbiert haben und der Referenzzins acht Mal gesunken ist. Hätten sich die Mieten nach den Regeln des Mietrechts entwickelt, so müssten sie heu- te rund 20 Prozent tiefer liegen als noch vor zehn Jahren.

Renditegetriebener Markt

Dieser Missstand ist die Folge eines Wohnungsmarktes, der im- mer mehr Rendite hergeben muss. Denn Pensionskassen und Versicherungen müssen Gewinne vorweisen, und auch Klein- anleger wollen von den lukrativen Renditen profitieren. Wüest Partner geht für 2016 von einer Rendite im Mietwohnungsmarkt von 6,4 Prozent aus. Der Immobiliendienstleister Iazi rechnet mit

Mieten stabilisieren!

Trotz Leerständen steigen die Mieten weiter, und die Wohn- kosten von Eigentümern und Mietern driften auseinander.

Dagegen hilft nur eins: mehr gemeinnütziger Wohnraum. 

Michael Töngi

Generalsekretär Schweizerischer Mieterinnen- und Mieterverband, Bern

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