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Hoher Aufwand, wenig Wirkung | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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SWISSNESS

30 Die Volkswirtschaft   4 / 2021

Die Föderation der Schweizerischen Nahrungs- mittel-Industrien (Fial) kritisiert die Swiss- ness-Regelung seit ihren Anfängen. Die Haupt- gründe liegen in der Ungleichbehandlung der Lebensmittelbranche gegenüber dem Rest der Wirtschaft, der erheblichen Komplexität in der Umsetzung und letztlich auch den agrarpoli- tisch motivierten Umsetzungsvorgaben.

Besonders stossend ist, dass die Swissness- Kriterien bei Lebensmitteln ausschliesslich auf dem Anteil Schweizer Rohstoffe im End- produkt basieren – in allen anderen Sektoren hingegen auf dem Anteil an der Wertschöp-

fung. Bei Lebens- mitteln zählen also das Savoir- faire, die Schweizer Ver- arbeitungsqualität und die im Inland geschaffenen Arbeitsplätze nicht. Auch liegt der mit inländischen Rohstoffen zu erfüllen- de Prozentsatz von 80 Prozent deutlich über dem Wertschöpfungsanteil von 60 Prozent für andere Industrieprodukte. Während das Roh- stoffkriterium für schwach verarbeitete Nah- rungsmittel noch teilweise sinnvoll sein kann, wird es bei stark verarbeiteten Nahrungsmit- teln wie einer Fertigsuppe, einem Gummibärli oder einem Proteinpräparat für Sportler ad ab- surdum geführt.

Zwar wird die inländische Rohstoffanforde- rung durch Ausnahmebestimmungen etwas gelindert – gleichzeitig erhöhen diese Vorga- ben die Komplexität aber erheblich. Ein Unter- nehmen der Nahrungsmittelindustrie, das eine breite Produktpalette aus Tausenden Rohstof-

fen mit teils wechselnder Herkunft herstellt, kann eine seriöse Swissness-Compliance nur si- cherstellen, wenn es ausschliesslich zu diesem Zweck zusätzliche Mitarbeitende anstellt.

Dass die vom Bund durchgeführte Analyse diesem Zusatzaufwand nur eine moderat posi- tive Wirkung auf die Volkswirtschaft zuord- net und im Lebensmittelsektor Handlungsbe- darf ortet, kommt für uns nicht überraschend.

Die von den Studienautoren geäusserte Emp- fehlung einer Angleichung der Regelungen für Nahrungsmittel an diejenigen der übrigen Wirtschaft – ein wertschöpfungsbasierter An- satz – geht in die richtige Richtung, wird vom Bundesrat aber abgelehnt. Die alternativ vor- geschlagene Vereinfachung des Verfahrens für Ausnahmeregelungen entspricht einer langjäh- rigen Forderung der Nahrungsmittelindustrie, die eigentlich längst umgesetzt sein müsste.

In allen übrigen Branchen können die Dach- verbände Listen nicht verfügbarer Produkte ver- öffentlichen, die so lange als richtig gelten, als kein inländischer Anbieter seine Liefer fähigkeit nachweist. Im Lebensmittelsektor werden die nicht verfügbaren Produkte demgegenüber auf dem Verordnungsweg durch den Bund festgelegt.

Dass für unsere Branche selbst in dieser techni- schen Frage nicht dieselbe Lösung möglich ist wie für die gesamte restliche Wirtschaft, dürfte agrarpolitische Gründe haben. Nicht von unge- fähr ist die Hoheit über die Umsetzungsverord- nungen im Bereich der Lebensmittel nicht beim Institut für Geistiges Eigentum, sondern beim Bundesamt für Landwirtschaft angesiedelt.

Lorenz Hirt ist Geschäftsführer der Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien (Fial), Bern.

STANDPUNKT VON LORENZ HIRT

Für die Lebensmittelbranche gelten andere Swissness-Regeln als für die übrigen Industriezweige. Diese Ungleichbehandlung muss beseitigt werden.

Hoher Aufwand, wenig Wirkung

Die Vorgaben erhöhen die

Komplexität erheblich.

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