Der Ausgleichsanspruch des Franchisenehmers analog § 89b HGB
Henning Liesegang
Studien zum
Handels-, Arbeits- und Wirtschaftsrecht 190
Studien zum Handels-, Arbeits- und Wirtschaftsrecht Herausgegeben von
Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb Prof. Dr. Mathias Habersack
Prof. Dr. Christoph Kumpan, LL.M. (Univ. of Chicago) Prof. Dr. Adam Sagan, MJur (Oxon)
Begründet von Prof. Dr. Klaus J. Hopt Prof. Dr. Manfred Lieb
Prof. Dr. Harm Peter Westermann Band 190
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Henning Liesegang
Der Ausgleichsanspruch des Franchisenehmers analog § 89b HGB
Nomos
1. Auflage 2021
© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2021. Gesamtverantwortung für Druck und Herstellung bei der Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der Über- setzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
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Zugl.: TU Chemnitz, Diss., 2020 ISBN 978-3-8487-8083-9 (Print) ISBN 978-3-7489-2501-9 (ePDF)
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Danksagung
Meinen besonderen Dank richte ich an Herrn Prof. Dr. Eckhard Flohr, der den Anstoß zu dem Thema der Arbeit gegeben und mich während deren Erstellung stets mit Initiative und Offenheit unterstützt hat. Mein Dank gilt ferner Herrn Prof. Dr. Ludwig Gramlich für die Einrämung der größt- möglichen Freiheit bei der Konzeptionierung und Umsetzung des The- mas, meinen anwaltlichen Kollegen, insbesondere Herrn Dr. Ilmo Pathe und meinem Vater Dr. Helmuth Liesegang, für die bereitwillige Freistel- lung von meinen beruflichen Verpflichtungen, sowie meiner Mutter An- nette Liesegang, welche durch ihre Korrekturarbeiten ebenfalls einen wert- vollen Beitrag zum Gelingen der Arbeit geleistet hat. Nicht zuletzt danke ich meiner Ehefrau Polen für die zeitlichen Entbehrungen, welche sie auf- grund der vorliegenden Arbeit hinzunehmen bereit war.
Abkürzungsverzeichnis
a. a. O. An angegebenem Ort
Abs. Absatz
AEUV Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union ArbGG Arbeitsgerichtsgesetz
Art. Artikel
BAG Bundesarbeitsgericht BGB Bürgerliches Gesetzbuch BGBl. Bundesgesetzblatt BGH Bundesgerichtshof BT-Drucks. Bundestags-Drucksache
Ders. Derselbe
Dies. Dieselben
EDV Elektronische Datenverarbeitung
etc. Et cetera
EuGH Europäischer Gerichtshof
EWGV Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft f./ff. Folgende
GG Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen GVO Gruppenfreistellungsverordnung
HGB Handelsgesetzbuch
LG Landgericht
OLG Oberlandesgericht
RG Reichsgericht
Rn. Randnummer
S. Seite
Sec. Section
usw. und so weiter
VO Verordnung
Inhaltsübersicht
Einleitung
§ 1 27
Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
A. 27
Auswertung der Rechtsprechung
B. 29
Klärungsbedarf
C. 30
Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit
D. 31
Grundlagen des Franchisings
§ 2 32
Historische Entwicklung
A. 33
Typisierung von Franchiseverträgen
B. 39
Definition
C. 51
Rechtliche Einordnung und geltendes Recht
D. 57
Abgrenzung zu anderen Vertragstypen
E. 88
Rechtsnatur des Franchisevertrages
F. 113
Ergebnis
G. 130
Der Ausgleichsanspruch des Handelsvertreters nach § 89b HGB
§ 3 132
Entstehungsgeschichte des § 89b HGB
A. 132
Ratio legis und Rechtsnatur des § 89b HGB
B. 133
Ergebnis
C. 149
Die analoge Anwendung von Rechtsnormen und andere Formen der Rechtsfortbildung
§ 4
150 Auslegung und Rechtsfortbildung
A. 150
Methoden der Rechtsfortbildung
B. 151
Analogie und teleologische Extension
C. 153
Ergebnis
D. 164
Die analoge Anwendung des § 89b HGB auf andere als Franchisenehmer
§ 5
166 Planwidrige Regelungslücke
A. 166
Vergleichbare Interessenlage
B. 173
Ergebnis
C. 259
Die analoge Anwendung des § 89b HGB auf unterschiedliche Typen von Franchisenehmern
§ 6
262 Rechtsprechung
A. 262
Literaturansichten
B. 288
Stellungnahme
C. 308
Ergebnis
D. 372
Tatbestandsvoraussetzungen und Rechtsfolgen des § 89b HGB
§ 7 376
Tatbestandsvoraussetzungen
A. 376
Berechnung des Ausgleichsanspruchs
B. 408
Geltendmachung des Ausgleichsanspruchs
C. 437
Ergebnis
D. 442
Möglichkeiten der Vertragsgestaltung in Hinblick auf § 89b HGB
§ 8
444 Geltung des § 89b Abs. 4 S. 1 HGB im analogen
Anwendungsbereich des Ausgleichsanspruchs A.
444 Inhaltliche Vorgaben des § 89b Abs. 4 S. 1 HGB
B. 446
Ergebnis
C. 466
Ergebnis der Untersuchung
§ 9 467
Literaturverzeichnis 469
Inhaltsübersicht
12
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
§ 1 27
Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
A. 27
Auswertung der Rechtsprechung
B. 29
Klärungsbedarf
C. 30
Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit
D. 31
Grundlagen des Franchisings
§ 2 32
Historische Entwicklung
A. 33
Begriffsherkunft und Wortbedeutung
I. 33
Franchising als Kooperationsform unter Privatrechtssubjekten
II.
34 Produktfranchising
1. 34
Betriebsfranchising
2. 35
Fehlentwicklungen und erste Rechtssetzungen
3. 37
Entwicklung in Europa
4. 38
Typisierung von Franchiseverträgen
B. 39
Gegenstand des Geschäftsmodells (Waren-, Dienstleistungs- und Produktionsfranchising)
I.
39 Beteiligte Wirtschaftsstufen und Aufbau (vertikal,
horizontal, Master-Franchising) II.
40 Macht- und Interessenkonstellationen (Subordinations- und Partnerschaftsfranchising)
III.
42 Theorie vom Partnerschaftsfranchising
1. 43
Kritik
2. 45
Stellungnahme
3. 46
Kooperationsintensität (Voll- und Teil-, Mini- oder Abteilungsfranchisen; Produkt- oder Betriebsfranchising) IV.
48 Expansionsgrad (Markenfranchising; Betreiber-, Inhaber-,
Unternehmerfranchising) V.
49 Markenfranchising
1. 49
Stellungnahme
2. 50
Definition
C. 51
Vertikales Warenvertriebs- und Dienstleistungsfranchising
I. 51
Andere Franchise-Vertragstypen
II. 53
Horizontales Franchising
1. 53
Produktionsfranchising
2. 54
Master-Franchising
3. 55
Dieser Arbeit zugrundeliegendes Begriffsverständnis
III. 56
Rechtliche Einordnung und geltendes Recht
D. 57
Rechte und Pflichten innerhalb des Franchiseverhältnisses
I. 57
Allgemeines
1. 57
Pflichten des Franchisegebers / Rechte des Franchisenehmers
2.
58 Typische Hauptleistungspflichten
a) 58
Typische Nebenleistungspflichten und nicht leistungsbezogene Nebenpflichten
b)
63 Vorvertragliche Aufklärungspflichten
c) 64
Pflichten des Franchisenehmers / Rechte des Franchisegebers
3.
65 Typische Hauptleistungspflichten
a) 65
Gebührenzahlungspflicht
(1) 65
Absatzförderungs- und Betriebsführungspflicht
(2) 67
Geschäftsbesorgungsvertraglicher Charakter der Absatzförderungspflicht des Franchisenehmers (3)
68 Gewichtung zwischen Absatzförderungs- und
Gebührenzahlungspflicht (4)
70 Typische Nebenleistungspflichten und
nichtleistungsbezogene Nebenpflichten b)
72 Synallagmatische Verknüpfungen
4. 72
Besonderheiten bei bestimmten Typen von Franchiseverträgen
5.
74 Horizontal strukturierte Franchisesysteme
a) 74
Produktionsfranchising
b) 76
Masterfranchising
c) 79
Fazit
6. 83
Rechtssetzung in Deutschland und der EU
II. 84
Abgrenzung zu anderen Vertragstypen
E. 88
Vertrieb über eigene Angestellte
I. 89
Handelsvertreter
II. 92
Allgemeines
1. 92
Inhaltsverzeichnis
14
Rechtliche Einordnung und gegenseitige Pflichten
2. 92
Unterschiede zum Franchisenehmer
3. 96
Kommissionsagenten
III. 98
Vertragshändler
IV. 100
Allgemein
1. 100
Rechtliche Einordnung und gegenseitige Pflichten
2. 100
Unterschiede zum Franchisenehmer
3. 103
Lizenz- und Know-how-Vertrag
V. 106
Allgemeines
1. 106
Rechtliche Einordnung und gegenseitige Pflichten
2. 107
Unterschiede zum Franchisenehmer
3. 110
Rechtsnatur des Franchisevertrages
F. 113
Vorbemerkung
I. 113
Typengemischter Vertrag
II. 114
Geschäftsbesorgungsvertrag
III. 115
Lizenzvertrag / Know-how-Vertrag
IV. 116
Gesellschaftsvertrag
V. 119
Vertrag sui generis
VI. 120
Besonderheiten bei bestimmten Typen von Franchiseverträgen
VII.
121 Horizontal strukturierte Franchisesysteme
1. 121
Produktionsfranchising
2. 122
Stellungnahme zur Rechtsnatur von Franchiseverträgen
VIII. 122
Vorbemerkung
1. 122
Grundsätzlich lizenzvertraglicher Charakter
2. 123
Zu den Gegenargumenten
3. 125
Kritik an geschäftsbesorgungsvertraglicher Einordnung
4. 127
Ergebnis
G. 130
Der Ausgleichsanspruch des Handelsvertreters nach § 89b HGB
§ 3 132
Entstehungsgeschichte des § 89b HGB
A. 132
Ratio legis und Rechtsnatur des § 89b HGB
B. 133
Ratio legis
I. 134
Erwägungen des Gesetzgebers
1. 134
Zweck der Neuregelung des Handelsvertreterrechts
a) 134
Erwägungen insbesondere zu § 89b HGB
b) 135
Ausnahmecharakter
2. 137
Inhaltsverzeichnis
Sozialanspruch versus Vergütung
2. 140
Weitere Ansichten
3. 143
Stellungnahme
III. 145
Zur ratio legis
1. 145
Zur Rechtsnatur
2. 146
Ergebnis
C. 149
Die analoge Anwendung von Rechtsnormen und andere Formen der Rechtsfortbildung
§ 4
150 Auslegung und Rechtsfortbildung
A. 150
Methoden der Rechtsfortbildung
B. 151
Gesetzesimmanente und gesetzesübersteigernde Rechtsfortbildung
I.
151 Rechtsergänzende und rechtsabändernde Rechtsfortbildung
II. 152
Vorliegend einschlägige Formen der Rechtsfortbildung
III. 153
Analogie und teleologische Extension
C. 153
Gemeinsame Voraussetzungen
I. 153
Feststellung einer planwidrigen Regelungslücke
1. 154
Vorliegen einer Regelungslücke
a) 154
Planwidrigkeit der Regelungslücke
b) 154
Unterschiedliche Typen von Regelungslücke
c) 155
Ausfüllung der Regelungslücke
2. 157
Insbesondere zur Analogie
II. 158
Allgemeines
1. 158
Prüfung der Analogiefähigkeit oder eines Analogieverbotes?
2.
159 Insbesondere zur teleologische Extension
III. 161
Stellungnahme
IV. 162
Ergebnis
D. 164
Die analoge Anwendung des § 89b HGB auf andere als Franchisenehmer
§ 5
166 Planwidrige Regelungslücke
A. 166
Objektive Regelungslücke
I. 166
Bereicherungsansprüche
1. 167
Anspruch aus § 354 Abs. 1 HGB
2. 168
Anspruch aus § 242 BGB
3. 169
Zwischenergebnis
4. 169
Inhaltsverzeichnis
16
Planwidrigkeit der Regelungslücke
II. 170
Allgemeines
1. 170
Auffüllung der Regelungslücke durch das Kartellrecht
2. 172
Vergleichbare Interessenlage
B. 173
Einleitung
I. 173
Rechtsprechung
II. 175
Zum Vertragshändler
1. 175
Analoge Anwendung des Handelsvertreterrechts allgemein
a)
175 Rechtsprechung des Reichsgerichts
(1) 175
Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs
(2) 178
Analoge Anwendung insbesondere des § 89b HGB
b) 181
Urteil des 2. Zivilsenats des BGH vom 11.12.1958, II ZR 73/57
(1)
181 Urteil des 7. Zivilsenats des BGH vom
16.02.1961, VII ZR 239/59 (2)
184 Urteil des 1. Zivilsenats des BGH vom
11.02.1977, I ZR 185/75 (3)
186 Zum Kommissionsagenten
2. 189
Zum (Marken-)Lizenznehmer
3. 191
Die einzelnen Analogievoraussetzungen nach der heutigen Rechtsprechung
4.
194 Handeln als selbstständiger Unternehmer
a) 194
Handelsvertreterähnliche Eingliederung in eine fremde Absatzorganisation
b)
194 Eingliederung
(1) 195
Absatzorganisation
(2) 198
Pflicht zur Übertragung des Kundenstamms
c) 199
Vertraglich bedingte Pflicht
(1) 199
Kausalität zwischen der Vertragspflicht zur Übertragung des Kundenstamms und den Unternehmervorteilen
(2)
202 Aufgabe der Analogievoraussetzung?
(3) 204
Zusammenfassung
5. 205
Literaturansichten
III. 206
Zum Vertragshändler
1. 206
Handelsvertreterähnliche Eingliederung in eine fremde Absatzorganisation / Schutzbedürftigkeit a)
208 Inhaltsverzeichnis
Unternehmerische Freiheit und eigener Kapitaleinsatz des Vertragshändlers (2)
208 Kartellrechtliche Erwägungen
(3) 210
Schutzbedürftigkeit
(4) 213
Kritik an den Einzelkriterien des BGH
(5) 216
Pflicht zur Übertragung des Kundenstamms
b) 217
Ausreichen der faktische Kundenkontinuität
(1) 217
Kein Ausgleich bei ausgeprägter Sogwirkung der Marke
(2)
219 Kausalität zwischen der Vertragspflicht zur
Übertragung des Kundenstamms und den Unternehmervorteilen
(3)
220 Kritik an den Einzelkriterien des BGH
(4) 221
Weitere Ansichten
c) 221
Keine kausalen Vor- und Nachteile aus der Vertragsbeendigung
(1)
222 Weitere Einwände gegen eine Analogie
(2) 222
Zum Kommissionsagenten
2. 223
Zum (Marken-)Lizenznehmer
3. 224
Stellungnahme
IV. 227
Beurteilungsmaßstab für die Analogiekriterien
1. 227
Zum Vertragshändler
2. 228
Handelsvertreterähnliche Eingliederung in eine fremde Absatzorganisation / Schutzbedürftigkeit a)
229 Erforderlichkeit der Schutzbedürftigkeit für die Analogie
(1)
229 Ausfüllung der Schutzbedürftigkeit
(2) 232
Schutzbedürftigkeit bei typischen Vertragshändlerverhältnissen (3)
235 Erheblicher eigener Kapitaleinsatz und
Haftungsrisiken (a)
236 Kartellrechtliche Erwägungen
(b) 238
Eigene Leistungserbringung und Betriebsorganisation
(c)
239 Berücksichtigung durch die Rechtsprechung
(4) 240
Ergebnis
(5) 242
Ersatz für die infolge der Vertragsbeendigung entgehende Vergütung
b)
243 Schaffung eines Kundenstamms des
Unternehmers (1)
244 Inhaltsverzeichnis
18
Unterschiedliche Entgeltstruktur
(2) 245
Kausale Vor- und Nachteile aus der Vertragsbeendigung
(3)
246 Berücksichtigung durch die Rechtsprechung
(4) 248
Fazit
(5) 249
Pflicht zur Übertragung des Kundenstamms
c) 249
Verständnis der Rechtsprechung
(1) 250
Stellungnahme
(2) 251
Allein faktische Nutzbarkeit der Kunden maßgeblich
(a)
251 Weitere Einwände
(b) 253
Sogwirkung der Marke
(c) 254
Zum Kommissionsagenten
3. 254
Zum (Marken-)Lizenznehmer
4. 255
Übertragung der für Vertragshändler geltenden Ausführungen
a)
255 Weitergehende unternehmerische
Handlungsspielräume durch eine Produktionstätigkeit
b)
255 Vertrieb von „Produkten des Lizenzgebers“
c) 256
Entgeltcharakter des § 89b HGB
d) 258
Ergebnis
C. 259
Die analoge Anwendung des § 89b HGB auf unterschiedliche Typen von Franchisenehmern
§ 6
262 Rechtsprechung
A. 262
Zum Handelsvertreterrecht allgemein
I. 262
Zu § 89b HGB
II. 264
Rechtsprechung des BGH
1. 264
Urteil des 8. Zivilsenats des BGH vom 23.07.1997, VIII ZR 130/96
a)
265 Urteil des 1. Zivilsenats des BGH vom 29.04.2010, I
ZR 3/09 b)
266 Urteil des 7. Zivilsenats des BGH vom 05.02.2015,
VII ZR 109/13 c)
267 Urteil des 1. Zivilsenats vom 21.07.2016, I ZR 229/15
d) 270
Obergerichtliche Rechtsprechung
2. 272
OLG Düsseldorf
a) 272
Inhaltsverzeichnis
OLG Hamm
c) 276
OLG Dresden
d) 277
OLG München
e) 278
OLG Naumburg
f) 279
OLG Celle
g) 279
Rechtsprechung erstinstanzlicher Gerichte
3. 280
LG Frankfurt a. M.
a) 280
LG Hanau
b) 281
LG Mainz
c) 282
LG Berlin
d) 283
LG Mönchengladbach
e) 284
Fazit
4. 285
Zur BGH-Rechtsprechung
a) 285
Zur instanzgerichtlichen Rechtsprechung
b) 286
Literaturansichten
B. 288
„Generalanalogie“ zum Handelsvertreterrecht
I. 289
Die Analogie kritisch beurteilende Auffassungen
II. 290
Keine Kundenwerbung durch den Franchisenehmer
1. 290
Lizenzvertraglicher Schwerpunkt
2. 291
Handeln im eigenen Namen und auf eigene Rechnung
3. 293
Die Analogiemöglichkeit grundsätzlich bejahende Ansichten
III.
294 Handelsvertreterähnliche Eingliederung in eine fremde Absatzorganisation
1.
295 Absatzorganisation des Franchisegebers
a) 296
Ausscheidung des Dienstleistungs- und des beschaffungsoffenen Warenfranchisings (1)
296 Das Franchisekonzept als „Produkt des
Franchisegebers"
(2)
297 Ausscheidung des Produktionsfranchisings
(3) 299
Eingliederung
b) 300
Schutzbedürftigkeit
2. 301
Pflicht zur Übertragung des Kundenstamms
3. 302
Allgemein
a) 302
Insbesondere zum anonymen Massengeschäft
b) 304
Bestätigung der Rechtsprechung
c) 306
Vorliegen einer Pflicht zur Übertragung des Kundenstamms
d)
306 Insbesondere Master-Franchiseverhältnisse
IV. 307
Inhaltsverzeichnis
20
Stellungnahme
C. 308
Übertragung der zu anderen Vertragstypen getroffenen Feststellungen und Prüfungsmaßstab
I.
308 Zu Generellen Bedenken an der analogen Anwendung auf Franchiseverhältnissen
II.
309 Lizenzvertraglicher Schwerpunkt von
Franchiseverhältnissen 1.
309 Geschäftsbesorgung des Franchisegebers
2. 312
Unterschiedliche Entgeltstruktur
3. 313
Fazit
4. 316
Handelsvertreterähnliche Eingliederung in eine fremde Absatzorganisation
III.
317 Absatzorganisation des Franchisegebers
1. 317
Produkte des Franchisegebers
a) 318
Das Franchisekonzept als „Produkt des Franchisegebers“
(1)
318 Wahrnehmung der Kunden
(a) 318
Eingliederung / Vorgaben des Franchisegebers
(b)
321 Vertrieb als Zweck von
Franchisevereinbarungen (c)
321 Unterscheidung zwischen dem
Franchisekonzept und den mittels diesem vertriebenen Produkten
(d)
322 Fazit
(e) 325
Warenvertriebsfranchising
(2) 326
Belieferung oder Produktion durch den Franchisegeber oder mit diesem verbundene Unternehmen
(a)
326 Belieferung und Produktion durch Dritte
(b) 327
Beschaffungsoffenes Warenfranchising
(aa) 328
Verbindliche Lieferantenvorgaben des Franchisegebers
(bb)
329 Bloße Festlegung der Lieferanten
(aaa) 329
Einbehaltene Einkaufsvorteile
(bbb) 330
Beurteilung durch die Rechtsprechung (ccc)
332 Produktion von Eigenmarkenprodukten durch Dritte
(cc)
334 Inhaltsverzeichnis
Produktionsfranchising
(3) 337
Grundsätzlich keine „Produkte des Franchisegebers“
(a)
337 Abweichungen von Lizenzverträgen
(b) 338
Bezugsquelle der Ausgangsprodukte
(c) 340
Fazit
(d) 340
Dienstleistungsfranchising
(4) 341
Bloße lizenzvertragliche Beziehung
(a) 341
Zu den abweichende Literaturansichten
(b) 341
Abstellen auf die Kundenwahrnehmung
(aa) 342
Vorgaben des Franchisegebers und das Franchisekonzept
(bb)
342 Vergleich zum Handelsvertreter
(cc) 343
Vergleich zum Lizenz- und Produktions-Franchisenehmer (dd)
343 Fazit
(ee) 345
Beurteilung durch die Rechtsprechung
(c) 346
Fazit
(d) 348
Master-Franchising
(5) 348
Verhältnis zwischen Franchisegeber und Master-Franchisenehmer
(a)
349 Unterscheidung zwischen den
Produkten und dem Franchisekonzept als solchem
(aa)
349 Unterschiedlicher Zweck der
Vermittlung des Franchisekonzepts (bb)
350 Anpassung oder Weiterentwicklung des Franchisekonzepts durch den Master- Franchisenehmer
(cc)
350 Handelsvertretereigenschaft des Master- Franchisenehmers
(dd)
351 Beurteilung durch die Rechtsprechung
(ee) 351
Verhältnis zwischen Master-
Franchisenehmer und den einzelnen Franchisenehmern
(b)
352 Anwendung der allgemeinen
Grundsätze (aa)
352 Inhaltsverzeichnis
22
Sonderfall: Direktvertrieb der Produkte vom Franchisegeber an die
Franchisenehmer unter Einschaltung eines wirtschaftlich nicht verbundenen Master-Franchisenehmers
(bb)
352 Verhältnis zwischen Franchisegeber und
Franchisenehmer (c)
354 Fazit
(d) 354
Lizenzvertraglicher Schwerpunkt trotz Vertriebs der Produkte des Franchisegebers?
b)
355 Rechtsprechung des BGH und des OLG
Schleswig (1)
355 Weitere Erwägungen
(2) 357
Fazit
(3) 358
Ergebnis zum Vorliegen einer Absatzorganisation des Franchisegebers
c)
358 Eingliederung des Franchisenehmers
2. 361
Vertikal strukturiertes Franchising zum Vertrieb von Waren oder der Erbringung von Dienstleistungen a)
362 Horizontal strukturierte Franchisesysteme
b) 363
Produktionsfranchising
c) 365
Masterfranchising
d) 366
Fazit
e) 367
Pflicht zur Übertragung des Kundenstamms
IV. 368
Allgemeines
1. 368
Anonymes Massengeschäft
2. 370
Ergebnis
D. 372
Tatbestandsvoraussetzungen und Rechtsfolgen des § 89b HGB
§ 7 376
Tatbestandsvoraussetzungen
A. 376
Beendigung des Franchisevertrages
I. 377
Rechtliche Beendigung des Franchisevertrages
1. 377
Teilbeendigung und Änderung des Vertragsverhältnisses
2. 378
Anfängliche Nichtigkeit von Franchiseverträgen
3. 379
Unternehmensveräußerung
4. 380
Insolvenz
5. 382
Geschäftsverbindungen mit vom Franchisenehmer geworbenen Neukunden
II.
383 Inhaltsverzeichnis
Neukunden
2. 384
Geschäftsverbindung
3. 386
Neukunden im anonymen Massengeschäft
4. 388
Erhebliche Vorteile des Franchisegebers
III. 388
Allgemein
1. 388
Vorteile konzernverbundener Unternehmen
2. 390
Franchisegebühren als Vorteil
3. 392
Vorteile durch andere Franchisenehmer
4. 393
Vorteile beim Master-Franchising
5. 394
Billigkeitsprüfung
IV. 395
Provisionsverluste
1. 395
Provisionsverluste des Handelsvertreters
a) 395
Besonderheiten beim Franchising
b) 399
Sonstige Umstände
2. 399
Allgemeines
a) 399
Insbesondere zur Sogwirkung der Marke
b) 401
Insbesondere zur Schutzbedürftigkeit
c) 404
Konkurrenztätigkeit des Franchisenehmers nach Vertragsbeendigung
d)
406 Berechnung des Ausgleichsanspruchs
B. 408
Berechnung des Rohausgleichs nach § 89b Abs. 1 HGB
I. 408
Berechnung des Handelsvertreterausgleichs
1. 409
Berechnung des Vertragshändlerausgleichs
2. 411
Auf den Listenpreis gewährte Rabatte
a) 412
Rohertrag
b) 412
Boni und Rückvergütungen
c) 413
Fiktive Handelsvertreterprovision
d) 414
Vereinfachte Hochrechnung auf den Prognosezeitraum
e)
415 Münchener Formel
f) 416
Stellungnahme
g) 417
Berechnung des Franchisenehmer-Ausgleichs
3. 417
Bemessungsgrundlage des Franchisenehmer- Ausgleichs
a)
417 Rechtsprechung
(1) 418
OLG Celle
(a) 418
LG Hanau
(b) 418
LG Frankfurt a. M.
(c) 419
Fazit
(d) 420
Literaturansichten
(2) 421
Inhaltsverzeichnis
24
Stellungnahme
(3) 423
Zur Rechtsprechung
(a) 423
Zur Literatur
(b) 426
Umsatz als Bemessungsgrundlage
(c) 428
Behandlung von Zahlungen an den Franchisegeber
b) 429
Nicht-franchisespezifische Leistungsentgelte
(1) 429
Franchisegebühren
(2) 430
Marketinggebühren
(3) 433
Übertragung der Berechnung des Franchisenehmer- Ausgleichs auf Handelsvertreter und Vertragshändler 4.
433 Kappungsgrenze nach § 89b Abs. 2 HGB
II. 435
Geltendmachung des Ausgleichsanspruchs
C. 437
Ausschlussfrist nach § 89b Abs. 4 S. 2 HGB
I. 437
Verjährung
II. 438
Darlegungs- und Beweislast
III. 438
Ergebnis
D. 442
Möglichkeiten der Vertragsgestaltung in Hinblick auf § 89b HGB
§ 8
444 Geltung des § 89b Abs. 4 S. 1 HGB im analogen
Anwendungsbereich des Ausgleichsanspruchs A.
444 Inhaltliche Vorgaben des § 89b Abs. 4 S. 1 HGB
B. 446
Grundsatz
I. 446
Internationale Verträge
II. 447
Verbleibender Gestaltungsspielraum
III. 449
Nachfolgeklauseln nach § 89b Abs. 3 Nr. 3 HGB
1. 449
Einstandszahlungen / Verrechnung mit Leistungen des Vertriebsmittlers
2.
452 Allgemeines
a) 452
Insbesondere „Neukundenregelungen“
b) 453
AGB-rechtliche Beurteilung
c) 455
Einstiegsgebühr bei Franchiseverhältnissen
d) 457
Abwälzungsvereinbarungen
3. 458
Vorauserfüllung
4. 460
Regelungen in Bezug auf die Analogievoraussetzungen
5. 461
Handeln als selbstständiger Unternehmer
a) 461
Handelsvertreterähnliche Eingliederung
b) 462
Inhaltsverzeichnis
Regelungen zur Vergütung
6. 464
Regelungen zur Ausschluss- oder Verjährungsfrist
7. 466
Ergebnis
C. 466
Ergebnis der Untersuchung
§ 9 467
Literaturverzeichnis 469
Inhaltsverzeichnis
26
Einleitung
Gegenstand und Zielsetzung der Arbeit
Nach § 89b HGB kann der Handelsvertreter vom Unternehmer nach Been- digung des Handelsvertretervertrages einen angemessenen Ausgleich ver- langen, wenn und soweit der Unternehmer aus den vom Handelsvertreter geworbenen Stammkunden auch nach Vertragsbeendigung weiterhin Vor- teile hat und die Zahlung eines Ausgleichs der Billigkeit entspricht.
Der Ausgleichsanspruch gilt unmittelbar nur für Handelsvertreter im Sinne des § 84 Abs. 1 HGB. In der Vertriebspraxis sind jedoch unterschied- liche weitere Typen von Vertriebsmittlern1 bekannt, welche sich vom Han- delsvertreter mehr oder weniger weitgehend unterscheiden. Zu nennen sind insbesondere Vertragshändler, Kommissionsagenten und Franchise- nehmer. Im Unterschied zum Handelsvertreter existieren keine gesetzli- chen Regelungen, welche die Vertragsverhältnisse dieser Vertriebsmittler zu ihrem Prinzipal unmittelbar regeln. Praktisch unterscheiden diese Ver- tragstypen sich in erster Linie dadurch, dass sie – anders als der Handels- vertreter – nicht im Namen und auf Rechnung des Unternehmers, son- dern im eigenen Namen und auf eigene Rechnung (so der Vertragshändler und der Franchisenehmer) oder nach außen zumindest im eigenen Na- men, im Innenverhältnis zum Unternehmer jedoch auf dessen Rechnung (so der Kommissionsagent), handeln. Darüber hinaus unterscheiden sie sich auch in Bezug auf das sie jeweils treffende vertragliche Pflichtenpro- gramm. Allen diesen Vertriebspersonen ist jedoch gemein, dass der Unter- nehmer durch ein mehr oder weniger weit ausgeprägtes vertragliches Re- gelungsprogramm auf deren Vertriebstätigkeit erheblichen Einfluss ausübt und sie daher entsprechenden Bindungen und Vorgaben unterliegen. Die Etablierung von Vertriebsmittlern dieser Art ist vor dem Hintergrund der Bestrebung der Unternehmer zu begreifen, ihre Produkte unter Verringe- rung des eigenen Kapital- und Risikoeinsatzes durch selbstständige Ver-
§ 1
A.
1 Nachfolgend wird der Begriff „Vertriebsmittler“ oder „Vertriebsperson“ allgemein für alle in Betracht kommenden Personen verwendet, durch welche ein Unterneh- mer den Vertrieb seiner Produkte organisieren kann. Wenn von „selbstständigen“
tragspartner absetzen zu können und hierbei gleichwohl eine weitgehende Einflussnahme auf deren Vertriebstätigkeit zu wahren.2
Da es sich bei diesen Vertragstypen nicht um Handelsvertreter im Sinne des § 84 Abs. 1 HGB handelt, sind die den Handelsvertretervertrag betref- fenden Vorschriften der §§ 84 ff. HGB nicht unmittelbar anwendbar. Seit dem Aufkommen der vom Handelsvertreter abweichenden Typen von Vertriebsmittlern stellt sich aber die Frage, ob und unter welchen Voraus- setzungen die §§ 84 ff. HGB zumindest analog anzuwenden sind. Aus- gangspunkt dieser Frage ist die Betrachtung, dass in den §§ 84 ff. HGB ein
„exemplarischer Ausdruck gesetzlicher Rechtsregeln über Vertriebssyste- me“ enthalten ist.3 Es liegt daher der Gedanke nahe, dass diese Regelungen möglicherweise auch für solche Personen gelten, welche wirtschaftlich ver- gleichbare Aufgaben wie Handelsvertreter übernehmen und deren Ver- hältnis zum Prinzipal ähnlich ausgestaltet ist.
Diese Arbeit geht der Frage nach, ob und unter welchen Voraussetzun- gen speziell der Handelsvertreter-Ausgleichsanspruch nach § 89b HGB auf die in der Praxis vorkommenden unterschiedlichen Arten von Franchise- verträgen analog anzuwenden ist. Daneben werden auch die Tatbestands- merkmale des § 89b HGB und der Inhalt des Ausgleichsanspruchs bei Franchiseverhältnissen untersucht.
Insbesondere für Franchiseverträge gilt, dass es sich hierbei nicht um einen trennscharfen oder gesetzlich definierten Begriff handelt, sondern um einen Sammelbegriff ganz unterschiedlicher Kooperationsformen.
Franchiseverträge können sich daher auch auf Tätigkeiten beziehen, die nicht auf den ausschließlichen Vertrieb von Produkten des Franchisege- bers beschränkt sind. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Produkti- on von Gütern, in dem eine engere Verwandtschaft zu Patent- oder Mar- kenlizenzverträgen gegeben ist als bei Vertragsverhältnissen, die auf den bloßen Vertrieb ausgerichtet sind. Vertriebsvertragliche Elemente können jedoch auch in diesem Bereich hinzutreten. Auch andere Arten von Fran- chiseverträgen werfen die Frage auf, ob in Anbetracht des Gegenstandes der Geschäftstätigkeit oder ihrer organisationsstrukturellen Merkmale ins- gesamt noch die vertriebsvertraglichen Elemente oder andere Aspekte im Vordergrund stehen und wie sich diese Merkmale auf die Möglichkeit der analogen Anwendung des § 89b HGB auswirken.
2 Vgl. Martinek/Omlor in Staudinger (Bearbeitung 2017), § 675 BGB, Rn. B 216 ff.
3 Vgl. Schmidt, Handelsrecht, § 28, Rn. 42.
§ 1 Einleitung
28
Auswertung der Rechtsprechung
Nach der Rechtsprechung des BGH ist die Regelung des § 89b HGB unter bestimmten Voraussetzungen auch auf andere Personen als Handelsvertre- ter analog anzuwenden. Insbesondere zum Vertragshändler existiert eine ständige Rechtsprechung, wonach § 89b HGB analog gilt, wenn der Ver- tragshändler vergleichbar einem Handelsvertreter in die Absatzorganisati- on des Unternehmers eingebunden und vertraglich dazu verpflichtet ist, dem Unternehmer seinen Kundenstamm zu übertragen.
Bisher ist durch die höchstrichterliche Rechtsprechung nicht abschlie- ßend geklärt, ob und unter welchen Voraussetzungen eine analoge An- wendung der Vorschrift auch beim Franchisenehmer vorzunehmen ist.
Der BGH hatte hierüber bislang in zwei Fällen zu entscheiden und dabei ausdrücklich offen gelassen, ob bei Vorliegen der nach seiner ständigen Rechtsprechung für den Vertragshändler geltenden Analogievoraussetzun- gen auch dem Franchisenehmer ein Ausgleichsanspruch zusteht.4 Zudem hat sich der BGH in zwei weiteren Entscheidungen, welche zum (Mar- ken-)Lizenznehmer5 und zum Kommissionsagenten6 ergangenen sind, zum Ausgleichsanspruch des Franchisenehmers geäußert.
Hierneben existieren instanzgerichtliche Entscheidungen, in welchen dem Franchisenehmer teilweise ein Ausgleichsanspruch zugesprochen7 oder – in der überwiegenden Zahl der Entscheidungen – mit der Begrün- dung abgelehnt wurde, dass die für den Vertragshändler entwickelten Ana- logievoraussetzungen nicht gegeben seien.8 Diese Entscheidungen gehen B.
4 Vgl. BGH, Urteil vom 23.07.1997, VIII ZR 130/96 = BGHZ 136, 295 ff. („Benet- ton“); Urteil vom 05.02.2015, VII ZR 109/13 = BGHZ 204, 166 ff. („Kamp´s“).
5 Vgl. BGH, Urteil vom 29.04.2010, I ZR 3/09 = GRUR 2010, 1107 ff.
6 Vgl. BGH, Urteil vom 21.07.2016, I ZR 229/15 = ZVertriebsR 2017, 99.
7 Vgl. OLG Celle, Urteil vom 19.04.2007, 11 U 279/06 = BB 2007, 1862 ff.; LG Ha- nau, Urteil vom 28.05.2002, 6 O 106/2001, abrufbar im Internet unter https://www .vertriebsrecht.de/; LG Frankfurt, Urteil vom 19.11.1999, 3–8 O 28/99 = EWiR 2004, 69.
8 Vgl. OLG Hamm, Urteil vom 21.01.2016, I-18 U 35/13 = ZVertriebsR 2016, 299;
OLG Hamm, Urteil vom 21.01.2016, I-18 37/13, 18 U 37/13 = IHR 2016, 254; OLG Hamm, Urteil vom 29.07.2013, 18 U 169/12 = IHR 2014, 231; OLG Düsseldorf, Ur- teil vom 03.05.2013, I-16 U 36/12, 16 U 36/12, Juris; OLG Naumburg, Urteil vom 28.04.2006, 10 U 45/05 (Hs), Juris; OLG München, Urteil vom 26.06.2002, 7 U 5730/01 = BB 2002, 2521 ff.; OLG Dresden, Urteil vom 27.09.2001, 19 U 881/01 = OLGR Dresden 2003, 298 ff.; OLG Frankfurt a. M., Urteil vom 15.03.1996, 25 U B. Auswertung der Rechtsprechung
also übereinstimmend davon aus, dass ein Ausgleichsanspruch des Fran- chisenehmers analog § 89b HGB unter denselben Voraussetzungen wie beim Vertragshändler in Betracht kommt.9
Nachdem also zunächst allein auf die zum Vertragshändler entwickelten Rechtsgrundsätze zurückgegriffen werden musste, kann der Ausgleichsan- spruch des Franchisenehmers analog § 89b HGB nunmehr auch auf Grundlage einer Reihe höchstrichterlicher sowie instanzgerichtlicher Ur- teile untersucht werden. Die vorliegende Arbeit soll die aus diesen Urtei- len zu gewinnenden Erkenntnisse für die Praxis beleuchten. Die Recht- sprechung wird dabei jedoch auch einer Kritik unterzogen.
Klärungsbedarf
Die Frage der analogen Anwendung des § 89b HGB auf andere Vertragsty- pen als den Handelsvertretervertrag wird bereits seit Jahrzehnten kontro- vers diskutiert. Da diese Frage für Franchiseverhältnisse bislang durch die Rechtsprechung nicht abschließend höchstrichterlich geklärt ist, bestehen nach wie vor Unsicherheiten für die Praxis. Aus den in jüngerer Zeit er- gangenen Entscheidungen des BGH, welche sich mit dem Ausgleichsan- spruch des Franchisenehmers, des Lizenznehmers und des Kommissions- agenten analog § 89b HGB beschäftigen, ergeben sich überdies neue Im- pulse für die Klärung dieser Rechtsfrage.
Die zu dem Thema vorhandenen Literaturbeiträge und instanzgerichtli- chen Entscheidungen nehmen oftmals eine konsequente Differenzierung zwischen den unterschiedlichen Formen des Franchisings und ihren Be- sonderheiten – gerade mit Blick auf die Spezifika des § 89b HGB – nicht vor. Auch vor diesem Hintergrund bedarf die Frage des Ausgleichsan- spruchs des Franchisenehmers analog § 89b HGB einer grundsätzlichen C.
Urteil vom 06.09.2004, 101 O 23/04, abrufbar im Internet unter https://www.vertri ebsrecht.de/franchiserecht/rechtsprechung/article/lg-berlin-06092004-az-101-o-230 9 Teilweise werden Franchisenehmer und Vertragshändler in diesen Entscheidungen4/.
anscheinend gleichgesetzt, vgl. etwa OLG Hamm, Urteil vom 21.01.2016, I-18 U 35/13, 18 U 35/13 = ZVertriebsR 2016, 229; OLG Hamm, Urteil vom 21.01.2016, I-18 37/13, 18 U 37/13 = IHR 2016, 254, „Partner beziehungsweise Vertragshändler/
Franchisenehmer“ oder LG Frankental, Urteil vom 11.08.2011, 2 HK O 126/10 = Juris, Rn. 36, „es ist allgemein anerkannt, dass die Bestimmungen in § 89 b HGB über den Ausgleichsanspruch analog beispielsweise auf Vertragshändler und Fran- chisenehmer anzuwenden sind“.
§ 1 Einleitung
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