• Keine Ergebnisse gefunden

Frauen in führenden Positionen

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Frauen in führenden Positionen"

Copied!
63
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Frauen in führenden Positionen

Netzwerke für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten

30. – 31. Mai 2007, Wien, Hofburg

Bundesministerium für europäische

und internationale Angelegenheiten

(2)

Impressum

Copyright © Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich, 2007

Alle Rechte vorbehalten Medieninhaber und Herausgeber:

Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich

Minoritenplatz 8, A-1014 Wien Gesamtredaktion und Koordination:

Mag. Sabine Kroissenbrunner Projektkoordination/Textredaktion:

Mag. Julia Kospach Übersetzung:

Mag. Sabine Hübler Graphik und Gestaltung:

Thomas Kussin/buero8 Photos:

Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten,

Hopi Media Druck:

Grasl Druck & Neue Medien, A-2540 Bad Vöslau Gedruckt in Österreich

(3)

Frauen in führenden Positionen

Netzwerke für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten

30. – 31. Mai 2007, Wien, Hofburg

(4)

Der israelisch-palästinensische Konflikt ist ein politischer Konflikt, den man mit politischen Mitteln lösen kann, darüber waren sich die Konferenzteilnehmerinnen aus Politik, Medien, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft einig.

Ohne substanziellen politischen Dialog entsteht ein Vakuum, das rasch durch Gewalt gefüllt wird.

Kein Konflikt ist zu komplex

oder zu festgefahren, um der

Kraft des Dialogs auf Dauer

widerstehen zu können.

Ursula Plassnik

(5)

Vorwort >>> 5

Die Suche nach Frieden im Nahen Osten stellt heute das vordringlichste Anliegen der internationalen Politik dar. Wir alle müssen dazu beitragen, jeder und jede von uns nach Maßgabe seiner bzw. ihrer Mittel und Mög- lichkeiten. In diesem Sinne habe ich die Initiative ergriffen und zur internationalen Konferenz „Frauen in führenden Positionen – Netzwerke für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten“, die am 30. und 31. Mai 2007 in Wien stattfand, eingeladen.

In der arabischen Welt und im gesamten Nahen Osten sind Frauen zur treibenden Kraft für politische, gesellschaftliche, wirt- schaftliche und kulturelle Entwicklungen in ihren Heimatländern geworden. Der von arabischen Autorinnen und Autoren verfas- ste Arabische Bericht über die Menschliche Entwicklung 2005 „Frauen auf dem Weg nach oben in der arabischen Welt“ setzt sich offen mit dem bereits Erreichten, aber auch mit noch bestehenden Defiziten auseinan- der. Frauen sind zu einem zentralen Motor des Wandels geworden. Sie konnten jedoch ihr Potenzial für Fortschritt und Wohlstand in ihren Gesellschaften noch nicht voll zum Einsatz bringen.

Die Konferenz brachte Frauen in führen- den Positionen aus dem Nahen Osten und anderen Konflikt- und Postkonfliktregionen der Welt zu einem offenen Meinungsaus- tausch über Möglichkeiten für Konfliktlösung und Friedensaufbau zusammen. Frauen sind bereit, aufeinander zuzugehen und das Gespräch zu suchen, gegensätzliche Positio- nen und Hindernisse zu überwinden und innovative Netzwerke aufzubauen. Durch Netzwerke werden Einfühlungsvermögen und Verständnis geschaffen, zwei wesentliche Grundlagen für Frieden und Versöhnung.

So erstaunlich es klingen mag: Die Konferenz bot auch den Rahmen für die erste persön- liche Begegnung zwischen Tzipi Livni und Hanan Ashrawi.

Im Rahmen der Konferenz fand am 31. Mai in Wien auch ein Treffen von Ministerinnen des „Women’s Empowerment Network“ statt.

Im Rahmen dieses Treffens haben wir eine Reihe von Empfehlungen verabschiedet, die den Stimmen der Frauen bei der Lösung von Konflikten und beim Friedensaufbau wirk- samer Gehör verschaffen soll. Wir haben auf die Tatsache hingewiesen, dass unter den 54 UNO-Sonderbeauftragten für Konflikt- und

Ursula Plassnik, Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich

Vorwort

Frauen in führenden Positionen – Netzwerke für

Frieden und Sicherheit im Nahen Osten

(6)

Postkonfliktregionen zurzeit keine einzige Frau ist. In einer ersten Reaktion hat uns der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon versichert, dass er sich für eine Verbesserung der Situation einsetzen werde.

Mittlerweile gibt es drei weibliche stellver- tretende Sonderbeauftragte, die Ernennung der ersten weiblichen Sonderbeauftragten steht unmittelbar bevor – ein sichtbarer Erfolg dieses konzertierten Einsatzes!

Seit der Wiener Konferenz hat sich die po- litische Situation im Nahen Osten abermals dramatisch verändert. Aber wurden dadurch auch die Hoffnungen auf Frieden und Stabi- lität in der Region erschüttert? Wie immer die Entwicklungen seither auch laufen – das Gefühl der Dringlichkeit, das alle Konferenz- teilnehmerinnen spürten, herrscht unvermin- dert vor. Es wird uns bei der Umsetzung der in Wien erzielten Ergebnisse anspornen.

Ich bin überzeugt, dass wir einen wichtigen Prozess in Gang gesetzt haben.

Eine große Mehrheit der Bevölkerung auf beiden Seiten unterstützt die Zweistaatenlö- sung. Die internationale Gemeinschaft war und ist entschlossen, alle Bemühungen zu fördern, die zu einer solchen Lösung beitragen. Wir

können jedoch nur ermutigen und unterstüt- zen – den direkten Dialog zwischen Israelis und Palästinensern können wir nicht ersetzen.

Der israelisch-palästinensische Konflikt ist ein politischer Konflikt, den man mit politi- schen Mitteln lösen kann, darüber waren sich die Konferenzteilnehmerinnen aus Politik, Medien, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft einig. Ohne substanziellen politischen Dialog entsteht ein Vakuum, das rasch durch Gewalt gefüllt wird.

Kein Konflikt ist zu komplex oder zu fest- gefahren, um der Kraft des Dialogs auf Dauer widerstehen zu können.

Genau dieser Überzeugung widmen wir die vorliegende Konferenzbroschüre – eine Überzeugung, die wir mit einer breiteren Öffentlichkeit teilen wollen, um Frieden und Stabilität im Nahen Osten Wirklichkeit wer- den zu lassen. Wir wollen Frauen ermutigen, ihren rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft einzunehmen und sich auch öffentlich zu engagieren, sowohl bei den Friedensverhand- lungen im Nahen Osten als auch weltweit.

Dr. Ursula Plassnik Wien, Oktober 2007 Diskussion

am Runden Tisch, Hofburg Wien, Großer Redoutensaal

(7)
(8)
(9)

Inhalt >>>9

Vorwort von Dr. Ursula Plassnik Konferenzprogramm

Runder Tisch

„Frauen in führenden Positionen – Netzwerke für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten“

Beiträge der Teilnehmerinnen am Runden Tisch Workshop 1 Medien (und) Krieg – Gegenstrategien von Frauen Workshop 2 Wirtschaftliche Entwicklung und Konfliktlösung – Strategien für die Ausbildung

von Frauen und Wirtschaftsstrategien Workshop 3 Politik und Zivilgesellschaft – Networking- Strategien von Frauen Treffen der Lenkungsgruppe des Women’s Empowerment Network

„Stärkung der Rolle von Frauen in den Bereichen Konfliktlösung und Friedensbildung“

Pressespiegel Österreich 5 11 17

18 39 45

51

57

60

Inhalt

(10)

Frauen sind Motoren des

Wandels und keine passiven Empfängerinnen von

Entwicklungshilfe.

Arabischer Bericht über die Menschliche Entwicklung 2005, S. 59

(11)

Konferenzprogramm

Mittwoch, 30. Mai 2007

Programm >>>11

12:30 –14:00 Uhr

Begrüßung und Eröffnung Mittagessen für die Workshop- Teilnehmerinnen

auf Einladung von I.E. Ursula Plassnik,

Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich

14:30 – 16:30 Uhr Workshop 1

Medien (und) Krieg – Gegenstrategien von Frauen

Vorsitz: Gudrun Harrer, Leitende Redakteurin der österreichischen Tageszeitung Der Standard

17:00 – 18:30 Uhr

Treffen mit österreichischen MedienvertreterInnen

Vorsitz: Katinka Nowotny, Österreichischer Rundfunk ORF

Workshop 2

Wirtschaftliche Entwicklung und Konfliktlösung – Ausbildung von Frauen und Wirtschaftsstrategien

Vorsitz: Ana Gallo Álvarez, Leiterin der politischen Abteilung der Vertretung der Europäischen Kommission bei der Palästinensischen Autonomiebehörde, Jerusalem

Workshop 3

Politik und Zivilgesellschaft – Networking- Strategien von Frauen

Vorsitz: Angela Williams, hochrangige UNRWA Mitarbeiterin im Ruhestand

19:30 Uhr

Abendessen für die Workshop- Teilnehmerinnen

auf Einladung des Bundesministeriums für europäische und internationale

Angelegenheiten der Republik Österreich

(12)

12>>> Programm

Vorsitz: I.E. Ursula Plassnik

Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich

I.E. Hero Talabani

First Lady des Iraks

H.E. Sheikha Haya Rashed Al-Khalifa

Präsidentin der Generalversammlung der Vereinten Nationen, Bahrain

I.E. Tzipi Livni

Stv. Premierministerin und Außenministerin, Israel I.E. Benita Ferrero-Waldner

EU-Kommissarin für Außenbeziehungen und Europäische Nachbarschaftspolitik I.E. Condoleezza Rice

Außenministerin, Vereinigte Staaten von Amerika I.E. Kolinda Grabar-Kitaroviç

Ministerin für auswärtige Angelegenheiten und europäische Integration, Kroatien

I.E. Antoinette Batumubwira

Außenministerin, Burundi I.E. Kinga Göncz

Außenministerin, Ungarn I.E. Fayza Aboulnaga

Ministerin für internationale Kooperation, Ägypten I.E. Sumeira Malik

Ministerin für Frauenförderung und Jugend, Pakistan

09:00 Uhr

Treffen der Lenkungsgruppe des Women’s Empowerment Network

zum Thema Stärkung der Rolle von Frauen in den Bereichen Konfliktlösung und Friedensbildung

10:15 – 10:30 Uhr Pressegespräch

mit den Vorsitzenden der Workshops 11:00 – 12:30 Uhr

Runder Tisch

„Frauen in führenden Positionen – Netzwerke für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten“

Konferenzprogramm

Donnerstag, 31. Mai 2007

(13)

Programm >>>13

I.E. Nouzha Chekrouni

Beigeordnete Ministerin im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, Marokko I.E. Souad Bendjaballah

Beigeordnete Ministerin für wissenschaftliche Forschung, Algerien

I.E. Alifa Chaabane-Farouk

Ombudsfrau im Rang einer Ministerin der Republik Tunesien

I.E. Hanan Ashrawi

Mitglied des Palästinensischen Legislativrats I.E. Karen Koning Abuzayd

Generalbeauftragte des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) I.E. Alia Hatough-Bouran

Botschafterin des Haschemitischen Königreichs Jordanien im Vereinigten Königreich

12:30 Uhr

Gemeinsames Arbeitsmittagessen der Teilnehmerinnen des Runden Tisches und der Workshops

14:30 Uhr Pressekonferenz

Begrüßungsempfang, Hofburg Wien

(14)

Condoleezza Rice, Ursula Plassnik

Hanan Ashrawi, Antoinette Batumubwira, Sheikha Haya Rashed Al-Khalifa, Ursula Plassnik, Tzipi Livni, Hero Talabani, Benita Ferrero-Waldner

(15)

In der arabischen Welt und im gesamten Nahen Osten sind Frauen zur treibenden Kraft für politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen in ihren

Heimatländern geworden.

Ursula Plassnik

Hanan Ashrawi, Antoinette Batumubwira

Sheikha Haya Rashed Al-Khalifa, Hanan Ashrawi, Ursula Plassnik, Tzipi Livni

Hero Talabani, Ursula Plassnik

(16)

Die Anliegen von Frauen

sind ein globales Thema und nicht eines, das nur die

arabische Welt betrifft.

Arabischer Bericht über die Menschliche Entwicklung 2005, S. 61

(17)

Runder Tisch >>>17

Frauen in führenden Positionen aus dem Nahen Osten und anderen Konflikt- und Postkonfliktregionen trafen am 31. Mai in Wien zu Gesprächen am Runden Tisch zusammen. In einem offenen Meinungsaus- tausch über Möglichkeiten zu Konflikt- lösung und Friedensaufbau im Nahen Osten brachte jede Gesprächsteilnehmerin ihre spezifische Erfahrung zu Stabilisierung, Entwicklung und Schaffung von Wohlstand in ihrem eigenen Land ein. So einzigartig die Geschichte jedes Konflikts auch sein mag, eines ist allen gemeinsam: Es gibt keinen Frieden ohne Dialog, es gibt keine Lösung ohne Verhandlungen.

Als Vorsitzende des Runden Tischs be- grüßte die österreichische Bundesministerin für europäische und internationale Angele- genheiten Dr. Ursula Plassnik die hochrangi- gen Politikerinnen mit den Worten: „Ich bin mir bewusst, dass einige von Ihnen große Entfernungen zurückgelegt und Barrieren überwunden haben, die uns normalerweise trennen. Ihre Anwesenheit sehe ich daher als Ausdruck Ihres Engagements bei der Suche nach Frieden im Nahen Osten, aber

auch als Zeichen Ihres Einsatzes für die Anliegen der Frauen und für den Beitrag, den Frauen zum Frieden leisten können.“

Zu den Voraussetzungen des Treffens sagte Ministerin Plassnik: „Wir geben uns keinen Illusionen hin, wir wissen, dass es im Nahen Osten viele Hindernisse zu über- winden gilt. Frauen sind realistisch und bewahren Bodenhaftung. Der Schwerpunkt dieser Konferenz liegt auf dem Nahen Osten, aber sie findet doch in einem weiteren Kontext statt. Es geht um den Beitrag, den Frauen zur Lösung von Konflikten auf der ganzen Welt leisten können.“

Ministerin Plassnik betonte, die Konferenz solle insbesondere den Frauen im Nahen Osten Mut machen. Die Teilnahme von Füh- rungspersönlichkeiten aus Burundi, Pakistan, Kroatien oder Ungarn als Diskutantinnen am Runden Tisch sei jedoch sehr wichtig, um einen aktiven Erfahrungsaustausch der Teil- nehmerinnen und ein Lernen voneinander zu ermöglichen. Die Stärke dieses Treffens liege darin „dass wir miteinander und nicht über einander sprechen. Frauen sind viel- leicht nicht per se besser im Schaffen von

Runder Tisch zum Thema „Frauen in

führenden Positionen – Netzwerke für

Frieden und Sicherheit im Nahen Osten”

(18)

18>>> Runder Tisch

Frieden und können auch keine Wunder vollbringen. Frauen können jedoch ihren rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft ein- nehmen und sich noch stärker als bisher in öffentlichen Angelegenheiten engagieren.“

Bevor Bundesministerin Plassnik die Vorsitzenden der drei Workshops zu den Themen Medien, Wirtschaft und Bildung sowie Zivilgesellschaft einlud, ihre Empfehlungen dem Runden Tisch zu präsentieren, betonte sie die Notwendigkeit, von der Zivilgesellschaft zu lernen und Netzwerke zu bilden. „Ich hoffe, dass wir mit diesem Treffen eine Botschaft ver- mitteln, die Frauen in der gesamten Region Mut macht“.

Sheikha Haya Rashed Al-Khalifa

Präsidentin der UNO-Generalversammlung, Bahrain

Die Gleichstellung von Mann und Frau ist ein Grundprinzip der Vereinten Nationen.

Die Charta der Vereinten Nationen bestätigt, dass eines der zentralen Ziele der Organisa- tion „der Glaube an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der mensch- lichen Persönlichkeit, an die Gleichberech- tigung von Mann und Frau“ ist. Im Jahr 1946, wurde die Kommission über den Status der Frauen (Commission on the Status of Women, CSW) gegründet.

Heutzutage sind vor allem Frauen und Kinder Opfer von Konflikten. Es darf aber nicht vergessen werden, dass Frauen auch Kämpferinnen, Konfliktbeteiligte, Führungs- persönlichkeiten, Verhandlerinnen, Friedens- schaffende und Aktivistinnen sind.

Geschlechtsspezifische Herausforderungen in bewaffneten Konflikten sind nicht bio- logischer Natur, sondern kulturell und historisch begründet.

Zu den regionalen Herausforderungen im Nahen Osten gehören:

Sheikha Haya Rashed Al-Khalifa

(19)

Runder Tisch >>>19

• Beilegung der politischen Auseinander- setzungen in der Region, d.h. des arabisch- israelischen Konflikts.

• Bildungsreformen, die das kritische Denken fördern und traditionelle Geschlechterrollen durchbrechen.

Zur Gewährleistung von Frieden und Sicherheit ist Folgendes unbedingt erfor- derlich:

• Sicherstellung einer kritischen Masse an Frauen auf allen Ebenen der Konflikt- prävention, der Friedensprozesse und der Konfliktbeilegung.

• Beseitigung von Schranken, die die aktive Beteiligung von Frauen in den Streitkräften behindern und die verstärkte Teilnahme von Frauen an friedenserhalten- den Operationen.

• Sicherstellung der gleichberechtigten Teilnahme von Frauen an formellen Friedensprozessen.

• Verdoppelung unserer Anstrengungen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen.

Tzipi Livni

Stellvertretende Premierministerin und Außenministerin, Israel

Als ich beschloss, in die Politik zu gehen, war die Geschlechterfrage für mich von keiner großen Bedeutung. Ich wollte Teil des Friedensprozesses sein und dazu beitragen, den Konflikt zu lösen. Inzwischen habe ich erkannt, dass es einen Zusammenhang zwischen der Lösung von Konflikten und der Stärkung von Frauen gibt. Die Situation der Frauen gibt Aufschluss über die Werte einer Gesellschaft, Frauen können treibende Kräfte für den Wandel in einer Gesellschaft sein.

Sheikha Haya Rashed Al-Khalifa, Ursula Plassnik, Tzipi Livni

(20)

20>>> Runder Tisch

Sie sehen Konflikte nicht als Nullsummen- spiel, sondern richten ihr Augenmerk auf das gemeinsame Interesse. Im Nahen Osten gibt es ein gemeinsames Interesse Israels und pragmatischer politischer Führer in Palästina, dem Libanon und der arabischen Welt. Wir verfolgen das gleiche Ziel: eine Zweistaatenlösung. Dass wir diesen Konflikt nicht als Nullsummensspiel begreifen, ist die Grundlage dafür, auf dieses Ziel hinzu- arbeiten und unser gemeinsames Interesse zu verfolgen. Wir Frauen können dieses Verständnis fördern.

Frauen haben einen viel breiteren Blick- winkel und konzentrieren sich nicht nur auf einen Teilaspekt. Wir haben es hier mit einer komplexen Situation zu tun, für die es keine einfache Lösung gibt. Dies erfordert Ansätze auf verschiedensten Ebenen. Mit unserer Strategie müssen wir zwei Stoßrichtungen verfolgen: Es gilt jene zu stärken, die der Ansicht sind, dass es sich nicht um ein Nullsummenspiel handelt, sondern dass es vielmehr ein gemeinsames Interesse gibt.

Gleichzeitig gilt es die Position derjenigen, die diese Ansicht nicht teilen, zu schwächen.

Wir müssen die politische Sensibilität in den Bereichen Bildung und Erziehung stärken. Der Aufwiegelung und dem Hass muss ein Ende bereitet werden. Es ist nicht einfach, in unserer Region aufzuwachsen, aber wir können unsere Kinder lehren, dass es Hoffnung gibt und dass Hass die Ursache für die Probleme ist, mit denen wir konfron- tiert sind. All das erfordert einen breiteren regionalen Ansatz. Die arabische Welt wird das Ergebnis des Prozesses nicht bestimmen.

Es müssen Kompromisse gemacht werden, und die arabische Welt muss diese mittragen.

Frauen haben mehr Einfühlungsvermögen und versuchen eher, die Probleme der anderen zu verstehen, als sich in Schuld- zuweisungen zu ergehen. In diesem Sinne können wir das Leid der PalästinenserInnen und IsraelInnen teilen. In meinen Gesprächen mit Frauen habe ich festgestellt, dass wir mehr daran interessiert sind, die Beweg- gründe der jeweils anderen zu verstehen, als Vorschläge nach dem Motto „take it or leave it“ zu machen.

Networking ist wichtig. Das Problem ist, dass Frauen im Allgemeinen als schwach

(21)

Runder Tisch >>>21

Hanan Ashrawi, Ursula Plassnik, Tzipi Livni und die oben erwähnten Eigenschaften des

Dialogs als Zeichen der Schwäche wahrge- nommen werden. Das müssen wir ändern, indem wir unser gemeinsames Verständnis und unsere kollektive Macht nützen. Wenn wir diese Eigenschaften erfolgreich einset- zen und damit etwas bewirken, können wir beweisen, dass diese nichts mit Schwäche zu tun haben.

Ich treffe Hanan Ashrawi heute zum ersten Mal – das ist eine Chance. Ich würde mir mehr Frauen in Positionen wünschen, in denen sie etwas bewirken können. Auch wenn wir nicht alle Probleme lösen können, können wir doch zusammenarbeiten, um eine gemeinsame Basis zu finden. In unserer Region werden nationale Konflikte zu religiösen Konflikten gemacht. Wenn es um nationale Auseinandersetzungen geht, so haben wir Antworten dafür, wie etwa die Zweistaatenlösung. Für religiöse Konflikte jedoch können wir keine Lösungen finden.

Ich weiß nicht, ob Frauen besser darin sind, Konflikte zu lösen, aber wir sollten es versuchen. Dazu sind wir künftigen Genera- tionen gegenüber verpflichtet.

Hanan Ashrawi

Mitglied des Palästinensischen Legislativrats

Ich glaube, dass uns die Teilnehmerinnen der Workshops wirklich wichtige Empfeh- lungen mitgegeben haben. Wichtig sind vor allem die Vorschläge im Zusammenhang mit Frauen und Friedensjournalismus. Frauen können falsche Auffassungen von innen her aufbrechen, wenn sie die Möglichkeit haben, ihre Stimme als Journalistinnen zu erheben.

Wir dürfen die bequeme Ausrede der kul- turellen Sensibilitäten nicht gelten lassen.

Die Rechte der Frauen und die Menschen- rechte sind globale Anliegen, Frieden ein essentielles, menschliches Grundbedürfnis.

Jeder hat ein Anrecht auf Frieden und dieser

(22)

22>>> Runder Tisch

ist ein Wert an sich. Friede ist kein Akt der Barmherzigkeit, den die Mächtigen den Machtlosen gewähren, Frieden muss man gemeinsam schaffen.

Frauen sprechen eine andere Sprache, sie üben sich nicht in Machtspielen. Wir können partnerschaftlich zusammenarbeiten, wie der israelisch-palästinensische Dialog der Frauen zeigt. Dieser Dialog wird schon jahrzehntelang sehr intensiv geführt. Frauen versuchen, ihr Gegenüber zu verstehen.

Das ist wichtig und eine Eigenschaft die es zu bewahren gilt.

Frauen versuchen nicht, andere zu „ent- menschlichen“ – und das nicht, weil wir Mütter oder Ehefrauen, sondern weil wir Frauen sind. Frauen konzentrieren sich auch auf das Wesentliche, auf die Kernpunkte und sind nicht auf den eigenen Vorteil bedacht.

Wir müssen Initiativen setzen, um eine Friedensagenda zu erarbeiten. Die Interna- tional Women’s Commission on Sustainable Palestinian-Israeli Peace (IWC) leistet sehr gute Arbeit. Wir müssen die Logik der Gewalt demontieren. Wir müssen der dem Dialog wieder zu Legitimität verhelfen.

Wir sollten die Empfehlungen, die uns heute hier gegeben wurden, befolgen: d.h. eine Konferenz einberufen, die Vertreterinnen aus Zivilgesellschaft, Politik und Privat- wirtschaft zusammenbringt. Wir würden damit eine Pionierleistung erbringen, indem wir den Männern zeigen, dass Frauen dort Ergebnisse erzielen können, wo Männer nur auf Krieg beharren.

Sowohl der Konflikt als auch die Besatzung sind eine bilaterale Angelegenheit. Aber es ist unbedingt notwendig, einen Mittler ein- zuschalten, denn wir können die Situation selbst nicht lösen. Wir haben es versucht, Dr. Rice, und sind gescheitert. Wir brauchen Vermittler, die einen wirksamen, substan- ziellen Beitrag leisten und sich einbringen – und die nicht einfach die Parteien zusam- menbringen und sich dann verabschieden.

Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, es besteht dringender Handlungsbedarf.

Angesichts des Hasses, der Wut und des Krieges wird die Zahl derjenigen, die immer noch an den Frieden glauben, immer geringer. Wir, die wir immer noch an eine Zweistaatenlösung glauben, laufen Gefahr

(23)

Runder Tisch >>>23

zu einer Minderheit zu werden: Viele meinen, dass es für die Zweistaatenlösung wegen der Siedlungen, der Wut und des Hasses bereits zu spät ist. Manche meinen, dass eine solche Lösung gar nicht möglich ist. Ich aber glaube immer noch an die Zweistaatenlösung, wenn es uns gelingt, Drittparteien heranzuziehen, die sich realistisch und umfassend mit der Situation auseinandersetzen.

Es handelt sich um keinen religiösen Konflikt und wir dürfen nicht zulassen, dass ihn religiöse Extremisten für ihre Zwecke missbrauchen. Wenn man Gott ins Spiel bringt, gibt es keine Lösung. Wenn man göttliches Recht beansprucht, kann man auf alles Erdenkliche Anspruch erheben. Dieser Konflikt aber muss auf politischem und rechtlichem Wege gelöst werden, unter Einhaltung des Völkerrechts und auf Basis der bestehenden Rechtslage. Das gleiche gilt für die Territorialfrage. Es tut sich hier eine Möglichkeit auf, und wir sollten sie nützen und Gleichgesinnte zusammenbringen.

Condoleezza Rice

Außenministerin, Vereinigte Staaten von Amerika

Tzipi Livni und Hanan Ashrawi sind zwei meiner häufigsten Gesprächspartnerinnen und es überrascht mich sehr, dass die beiden ihrerseits kaum zu gemeinsamen Gesprächen zusammentreffen. Wenn ich ihnen jetzt so zuhöre, dann höre ich klar heraus, dass es auf beiden Seiten des Konflikts Menschen gibt, die ähnliche Ansichten vertreten, was die Beilegung dieses Konflikts auf politi- schem Wege und auf Grundlage eines Kom- promisses betrifft, und die es nicht zulassen, dass ihn Extremisten für ihre Zwecke miss- brauchen.

Condoleezza Rice, Ursula Plassnik

(24)

24>>> Runder Tisch

wenn sie zu religiösen Konflikten gemacht werden. Das macht es auch für Frauen schwer, denn in den Augen der Extremisten spielen Frauen weder bei der Lösung von Konflikten noch in der Gesellschaft insge- samt eine Rolle.

In den verbleibenden Monaten in

Washington werde ich alles in meiner Macht stehende unternehmen, um den israelisch- palästinensischen Konflikt zu lösen und mit- zuhelfen, in Ländern wie dem Libanon und Pakistan den Boden für die Demokratie zu bereiten. Jene, die in demokratischen Gesell- schaften leben, sollten die Verantwortung für die Verteidigung dieser Werte übernehmen.

Benita Ferrero-Waldner

EU-Kommissarin für Außenbeziehungen und Europäische Nachbarschaftspolitik

Ich stimme Hanan Ashrawi zu, die sagte, dass wir alleine nichts erreichen können, sondern zusammenarbeiten müssen.

Es gibt gemäßigte Kräfte und Extremisten.

Ich bin überzeugt, dass unter den gemäßigten Kräften ein gemeinsames Verständnis herrscht.

Hanan Ashrawi, Tzipi Livni,

Benita Ferrero-Waldner Frauen brauchen politische Rechte. Es ist nicht demokratisch, dass die Hälfte der Bevölkerung nicht wählen kann oder darf.

Die Rechte der Frau in der Zivilgesellschaft ebenso wie die Rolle der Frau innerhalb von Machtstrukturen sind von großer Bedeutung.

Frauen wollen nicht aufgrund ihres Ge- schlechts beurteilt werden, sondern auf- grund ihres Beitrags zum politischen Leben.

Die Bildung von Frauen spielt bei all dem eine entscheidende Rolle. Wenn Frauen keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Bildung haben, werden damit auch ihre Hoffnungen und Chancen beschnitten.

Ich stimme Hanan Ashrawi zu, die sagte, dass es unmöglich ist, Konflikte zu lösen,

(25)

Es gilt diese gemeinsame Basis zu erkennen:

Es darf keine Abkehr von der arabischen Friedensinitiative geben, sie ist eine Chance für die Schaffung eines dauerhaften Friedens.

Konflikte werden zunehmend religiös verbrämt und dadurch noch irrationaler.

In Konfliktsituationen zahlen Frauen immer einen höheren Preis. Damit müssen wir uns auseinandersetzen.

Die Europäische Kommission wird eine Studie erstellen, die aufzeigt, was wir bis jetzt im Bereich des „Empowerment“ von Frauen erreicht haben. Sobald diese Studie fertig gestellt ist, wäre es mir eine Freude, sie Ihnen allen zu präsentieren. Denn sie stellt eine Grundlage dar, auf der wir mit vereinten Kräften am Aufbau einer besseren Zukunft für die Frauen dieser Region und darüber hinaus arbeiten können.

Hero Talabani

First Lady der Republik Irak

Krieg und Konflikte haben mich fast mein ganzes Leben lang begleitet. Ich kann mich an eine Kindheit ohne Krieg und Konflikte

nicht einmal erinnern. Deshalb ist mir auch ganz klar, dass es unmöglich ist, an Frieden zu denken, wenn man mitten im Krieg lebt und sich eigentlich alles darum dreht, Schutz vor Bombardements zu finden und sein eigenes Überleben zu sichern.

In vom Krieg erschütterten Ländern sind es traditionell die Frauen, die die künftigen Generationen großziehen, während die Männer außer Haus sind. Und wenn man bedenkt, dass derzeit nur 24 Prozent der irakischen Frauen lesen und schreiben können, dann erkennt man klar die vorherr- schende Bildungskatastrophe. Denn unter diesen Umständen es ist unmöglich, Kindern ein Verständnis für die Begriffe

Runder Tisch >>>25

Hero Talabani, Ursula Plassnik, Kinga Göncz

(26)

26>>> Runder Tisch

Frieden und Gleichheit zu vermitteln.

Deshalb muss es bessere Schulen geben, die Bildung muss verbessert werden.

Diese Konferenz ist ein Erfolg und sehr viel versprechend. Abgesehen davon, dass die Diskussion produktiv war, wurde das Eis beim Treffen am Runden Tisch gebrochen und ich freue mich schon darauf, an dem Prozess, der bei dieser Konferenz eingeleitet wurde, weiter teilzuhaben.

Antoinette Batumubwira

Außenministerin, Burundi

Die Rolle der Frau und das, was wir als Frauen in einflussreichen Positionen bewir- ken können, ist wichtig. Ich komme aus einem vom Krieg zerrissenen Land: Zehn Jahre Krieg, der ein politisch-ethnischer Krieg war. Ich möchte betonen, dass das die Frauen wachgerüttelt hat. Für die Frauen im Nahen Osten ist das wichtig. Dasselbe galt auch für Burundi. Wir sind aufgewacht und haben erkannt, dass wir dringend Frieden brauchen. Die Frauen haben sich erhoben und für ihre Rechte und den Frieden

gekämpft – auch in der Guerilla. Sie haben im Friedensprozess eine Rolle übernommen, zuerst als Beobachterinnen, und dann haben sie Druck ausgeübt, um in die Verhandlungsgruppen mit aufgenommen zu werden. Heute beträgt der Frauenanteil im Parlament mindestens 35 Prozent.

Von 20 Ministern sind acht weiblich, dem Finanzministerium, dem Außenministerium und dem Justizministerium stehen

Frauen vor.

Der Nahostkonflikt ist sicher einer der brennendsten Konflikte, aber in Zukunft sollten wir unser Augenmerk auch verstärkt auf andere Konflikte richten. Wir sollten weiter Networking betreiben und unsere Erfahrungen austauschen.

Kinga Göncz

Außenministerin, Ungarn

Frauen in führenden Positionen sind in offiziellen Foren der internationalen Diplo- matie leider immer noch unterrepräsentiert.

In internationalen nichtstaatlichen Organisa- tionen hingegen sind sie, insbesondere im

(27)

Runder Tisch >>>27

Bereich humanitäre Hilfe und Menschen- rechte, stärker engagiert und auch zahlen- mäßig stärker vertreten. Es besteht kein Zweifel daran, dass internationale NGOs einen enormen Beitrag zu Frieden und Stabilität in der Welt leisten.

Dennoch ist es für die friedliche Gestal- tung der internationalen Beziehungen von größter Wichtigkeit, dass Frauen einen verbesserten Zugang zu führenden Positionen in Regierungsinstitutionen und der internationalen Diplomatie erhalten.

Das informelle Netzwerk der Außenministe- rinnen im Rahmen der Vereinten Nationen kann hier als positives Beispiel genannt werden. Diesem informellen Netzwerk kommt eine wichtige Rolle als Frühwarn- system und bei der Vermeidung von Konflikten zu. Daher bedarf es vor allem mehrerer derartiger Initiativen, damit Frauen mehr Einfluss in internationalen Beziehungen und Friedensprozessen bekom- men.

Sumeira Malik

Ministerin für Frauenförderung und Jugend, Pakistan

Pakistan durchläuft eine kritische Phase in seiner Geschichte. Unser Land ist mit unzähligen Herausforderungen und Hinder- nissen gleichzeitig konfrontiert. Die Regie- rung hat an so vielen Fronten zu kämpfen, die Palette der Maßnahmen reicht vom Kampf gegen Terrorismus und Extremismus über Gesundheitsversorgung, Bildung, Entwick- lung bis zur Stärkung der Frau in Pakistan.

Wenn es um die Lösung von Konflikten geht, ist Flexibilität gefragt und die gilt es zu entwickeln. Die heutige globale Welt braucht jetzt Frieden.

Ursula Plassnik, Kinga Göncz

(28)

28>>> Runder Tisch

Wenn wir heute an die Zukunft der künftigen Generationen denken, so em- pfinden wir Beunruhigung und Besorgnis.

Das ist ganz besonders für Pakistan im Kampf gegen Terrorismus und Extremismus ein Thema. Obwohl sich Frauen derzeit noch nicht im wünschenswerten Maße entfalten können, kämpfen wir hart dafür, unseren Beitrag zu leisten und eine konstruktive Rolle zu spielen. Pakistan entwickelt sich in Richtung eines gemäßig- ten und demokratischen Systems.

In Pakistan werden gerade die besten Gesetze für die Rechte und den Schutz der Frauen erarbeitet und umgesetzt. Frauen sind im Namen des Islam schrecklich

behandelt worden. In der Vergangenheit wurde das zu einem gewissen Maße vom Gesetz geduldet. Aber heute gibt es bereits einen beträchtlichen Frauenanteil in ver- schiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens, und das Land bewegt sich in Richtung der Erreichung der Ziele, die es sich hinsichtlich der Stärkung der Frau im politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bereich gesteckt hat.

Wie müssen flexibel und anpassungsfähig sein, um die mannigfaltigen Probleme anzupacken und auf ihre friedliche Lösung hinzuarbeiten – für eine Welt, in der Harmonie und Friede herrschen.

Kolinda Grabar-Kitaroviç

Ministerin für auswärtige Angelegenheiten und europäische Integration, Kroatien

Als ein Land, das erst kürzlich schmerzhaft einen bewaffneten Konflikt erlebt hat, weiß Kroatien, wie wichtig die Förderung und der Schutz der Menschenrechte ist. Auch Jahre nach dem Krieg müssen wir uns immer noch mit den Folgen des Konflikts auseinander- Kolinda Grabar-

Kitarovic, Angela Williams, Antoinette Batumubwira, Ursula Plassnik, Souad Bendjaballah, Condoleezza Rice, Karen Koning Abu Zayd

(29)

Runder Tisch >>>29

setzen. Von den 7.666 Personen, die während des Krieges durch Gefangenenaustausch befreit wurden, waren 932, d.h. 12 Prozent, Frauen. In vielen Fällen waren diese Frauen in der Gefangenschaft physisch, psychisch und sogar sexuell missbraucht worden.

Heute versuchen viele dieser Frauen ihr Leben und das ihrer Familien wieder aufzu- bauen, wie etwa in Vukovar – einer Gemein- de, die ein Beweis für das Überleben, für Frieden und Versöhnung ist. Es ist das Bei- spiel Vukovar, mit seiner Bürgermeisterin Zdenka Buljan, selbst eine Überlebende die- ses Konflikts, das der irakischen Delegation in Kroatien eine Perspektive der Hoffnung eröffnete, von der wir alle heute sprechen.

Es ist die Hoffnung, dass die Menschen im Irak und anderen von Konflikten erschütter- ten Gebieten eines Tages in Frieden leben, ihr Land wieder aufbauen und sich mit ihren Nachbarn aussöhnen können.

Vukovar und ganz Kroatien sind ein lebender Beweis für das, was möglich ist, nicht nur für die Menschen im Irak und Afghanistan, sondern für alle Nationen, die mit Konflikten konfrontiert sind.

Ich bin stolz, dass mein Land jetzt seine Erfahrungen weitergeben kann und den Kindern und Frauen Afghanistans, des Iraks und anderer Konfliktgebiete helfen kann.

Auf kroatischem Boden fanden in den neunziger Jahren vier UNO-Friedensopera- tionen statt. Wir wissen ganz genau, wie gefährdet und verwundbar Frauen und Kinder in Konfliktsituationen sind. Aus die- sem Grunde organisiert Kroatien schon seit einigen Jahren internationale Schulungen zum Thema Friedenserhaltung, in denen besonderes Augenmerk auf die Menschen- rechte gelegt wird. Kroatiens künftige Blau- helme sind in den Bereichen Schutz von Kindern, Kampf gegen den Menschenhandel und Kroatiens Null-Toleranzpolitik gegen- über sexueller Gewalt in und nach Konflikten umfassend geschult.

Ich hoffe, dass die Frauen in Afghanistan, im Irak und in anderen Konfliktgebieten nach Kroatien blicken und aus der Erfahrung unseres Landes Vertrauen schöpfen und sehen, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt, dass wir alle unsere Vergangenheit respektieren können, aber sie auch hinter

(30)

30>>> Runder Tisch

uns lassen, sie den Historikern überlassen können und dass wir alle um unserer Zukunft willen unsere Differenzen bewusst überwinden können.

Fayza Aboulnaga

Ministerin für internationale Zusammenarbeit, Ägypten

Ägypten misst Konferenzen wie dieser große Bedeutung bei, insbesondere wenn Frauen- themen behandelt werden. Die Tatsache, dass unter den Teilnehmerinnen hier Frauen sind, die eine gewichtige Rolle in den Ent- scheidungsprozessen im Nahen Osten und anderen Teilen der Welt spielen, verleiht dieser Konferenz große Bedeutung – nicht zuletzt weil sie sich mit der Nahostregion und dem arabisch-israelischen Konflikt sowie der Rolle, die Frauen beim Vorantrei- ben des Friedensprozesses in dieser Region und anderswo spielen, auseinandersetzt.

Die Tatsache, dass es bis heute keine gerechte, friedliche und dauerhafte Lösung dieses Konflikts gibt und die beständigen Verletzungen der Rechte der Palästinenser

und deren Leid verursachen ein Gefühl der Bedrückung und Verzweiflung. Das wiede- rum gibt Extremisten und Fundamentalisten auf beiden Seiten, Arabern wie Israelis, die Möglichkeit, sich diesen Umstand zu Nutze zu machen.

Nouzha Chekrouni

Beigeordnete Ministerin im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, Marokko

Marokko unternimmt bereits seit Jahrzehnten Anstrengungen auf allen Ebenen, um eine endgültige und gerechte Lösung auf der Grundlage des Zusammenhalts aller Völker und Länder zu finden.

In diesem Zusammenhang hat Marokko immer die Überzeugung vertreten, dass durch eine militärische oder einseitige Lösung dieses komplexen Konflikts, der Auswir- kungen auf die gesamte internationale Gemeinschaft hat, nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt werden könnten.

Ihre Anwesenheit heute zeigt, dass be- gründete Hoffnung auf neue Friedensper- spektiven besteht, und die Idee, die Rolle

(31)

Runder Tisch >>>31

der Frau im Zusammenhang mit diesen Perspektiven hervorzuheben, ist mutig und Erfolg versprechend. Wir sind der Ansicht, dass die Rolle der Frau in ihrer Fähigkeit besteht, das starke Rückgrat der Zivilgesell- schaft zu bilden, sich um die menschliche Dimension von Problemen zu kümmern und die Beziehungen im Wirtschaftsleben positiv zu beeinflussen. Für uns ist das ein Funda- ment, auf dessen Grundlage alle Gesellschaf- ten und alle beteiligten Kräfte zum Friedens- prozess beitragen sollten, denn wir sind davon überzeugt, dass es keine Alternative zu Verhandlungen und zum Dialog gibt.

Wir möchten nochmals betonen, dass sich die Marginalisierung von Frauen und ihre Verdrängung aus dem öffentlichen Leben nur nachteilig auswirken können. Aus diesem Grunde spielen die Mittel der Kom- munikation eine außerordentlich wichtige Rolle im Zusammenhang mit der Stärkung von Frauen. Frauen müssen sich dieser Mittel in Vereinigungen und politischen Organisationen bedienen und sie nützen, um ihre Rolle als aktiver Faktor in der Ge- sellschaft zu übernehmen und Perspektiven

für die Lösung höchst komplexer Themen anzubieten.

Souad Bendjaballah

Beigeordnete Ministerin für wissenschaftliche Forschung, Algerien

Der nationale Unabhängigkeitskrieg gegen den Kolonialismus hat die zeitgenössische Geschichte, die Gesellschaft und die Kultur in Algerien nachhaltig geprägt.

Die Teilnahme algerischer Frauen an diesem Kampf – auch an bewaffneten Auseinandersetzungen – eröffnete ihnen den Weg zur Emanzipation von einem archai- schen System und ermöglichte vor allem die

Tzipi Livni, Ursula Plassnik, Fayza Aboulnaga

(32)

32>>> Runder Tisch

Anerkennung des sozialen Fortschritts unter Abschaffung der Diskriminierung. In diesem Sinne setzen sich die Behörden für die Sicherstellung einer verpflichtenden und unentgeltlichen Schulbildung für Mädchen und Buben sowie für gleiche Rechte beim Zugang zum Arbeitsmarkt und für gleiche Entlohnung ein, was auch von der Verfassung garantiert wird.

Durch diese Politik konnte der Frauenan- teil an der erwerbstätigen Bevölkerung gehoben werden. Frauen sind in den unter- schiedlichsten Bereichen der Wirtschaft tätig. Im Bildungs-, Gesundheits- und Justiz- wesen beträgt der Frauenanteil sogar 50 Prozent und auch in der Verwaltung, im Journalismus und im Wirtschaftleben sind Frauen zunehmend stärker vertreten.

Weiters wurde das vom Islam beeinflusste Familienrecht novelliert, um die Rechte der Frau und den Zusammenhalt der Familie zu fördern. Zweifellos ist noch viel zu tun, um Unterentwicklung, rückschrittliche Haltungen und archaische Strukturen, die nach wie vor eine Bedrohung darstellen, zu überwinden.

Doch die Erfahrung hat uns gezeigt, dass

eine ständige und harmonische Entwicklung der Einbeziehung der gesamten Gesellschaft bedarf, insbesondere also der Frauen, die ja 50 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Alifa Chaabane-Farouk

Ombudsfrau im Rang einer Ministerin der Republik Tunesien

Frauen in führenden Positionen können einen positiven Beitrag zur Beilegung von Konflikten leisten. Sie können sich auch zusammenschließen und eine Task Force bilden, die den politischen Entscheidungs- prozess in ihren Ländern beeinflusst, vor- ausgesetzt sie sind in Entscheidungspositio- nen stark und zahlreich genug vertreten und genießen politische, wirtschaftliche und so- ziale Rechte, ohne diskriminiert zu werden.

Ich möchte mich den Worten von Condoleezza Rice anschließen, die über die Hindernisse für die Stärkung der Frau sprach, und betonen, dass wir uns für die Rechte der Frauen einsetzen, ihnen wirt- schaftliche Möglichkeiten eröffnen und ihre Bildung und Ausbildung verbessern müssen.

(33)

Runder Tisch >>>33

Ich bin überzeugt, dass das Networking von Frauen in führenden Positionen für Frieden und Sicherheit im Nahen Osten Erfolg haben kann, wenn wir Schritte zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses setzen, unsere Differenzen außer Acht lassen, zusammenarbeiten und einen ernsthaften Dialog miteinander führen. Frauen sind treibende Kräfte für den Wandel.

Wichtig ist, dass Frauen in führenden Positionen Verbindung zu bereits bestehen- den regionalen und internationalen Organi- sationen, wie der Arab Women Organisation, der World Organisation of Women in Business, dem Frauenflügel der Interna- tional Parliamentary Union und der Mediterranean Women Association auf- nehmen und diese weiter ausbauen.

Karen Koning Abu Zayd

Generalbeauftragte des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA)

Ich kam in etwas verzweifelter Stimmung von Gaza über den Nordlibanon nach Wien und konnte mir nur schwer ein Nachdenken

über Frieden vorstellen. Ich verlasse Wien mit einem Gefühl der Hoffnung, nachdem ich gestern beim Workshop zum Thema Zivilgesellschaft zusehen durfte, wie eine Gruppe von energischen und ergebnisorien- tierten palästinensischen und israelischen Frauen ihre Köpfe zusammengesteckt hat, um mit ihren Vorschlägen Frauen in führen- den Positionen zur Aktivität aufzufordern.

Eigentlich hatte ich vor hier, wie so oft in letzter Zeit, ein Plädoyer zu halten, dass An- strengungen unternommen werden sollten, um alle Parteien an den Verhandlungstisch zu bringen. Ich wollte die Parteien ersuchen, anzuerkennen, dass ihnen ein Partner auf der anderen Seite gegenübersitzt, und dass

Alifa Chaabane-Farouk, Hanan Ashrawi, Ursula Plassnik

(34)

34>>> Runder Tisch

man die vielen Friedensinitiativen, die über- all entstehen, doch nützen möge, weil sie ein Beweis dafür sind, dass es keinen Mangel an Ideen und Engagement gibt. Und zwar trotz der offenen Fragen angesichts der Ausbreitung des Konflikts, der immer schlechter werdenden Lebensbedingungen und der sich aufdrängenden Frage, um wel- chen Frieden es sich angesichts all dessen überhaupt handeln könnte?

Aber was ich bei dem Workshop gestern und beim Abendessen gehört und gesehen habe, war ein Raum voller energiegeladener, tatkräftiger, kluger und dynamischer Frauen, die sich dafür einsetzen, diese Initiative zur Stärkung der Frau in die Tat umzusetzen und Ergebnisse zu erzielen – Frauen, die bereit sind, sich auf praktische Schritte und Maßnahmen zur Lösung des Konflikts zu konzentrieren und die Zivilgesellschaft – insbesondere Frauengruppen – mit politi- schen EntscheidungsträgerInnen zusammen- zubringen und die einen Platz für Frauen am Verhandlungstisch einfordern. Frauen, die genug haben vom Leid ihrer Familien und ihrem eigenen Leid, die wissen, wie

wichtig Transparenz, Einbindung und Bera- tungen sind und – was noch wichtiger ist – denen bewusst ist, wie unabdingbar es ist, dass jeder Lösungsansatz auf einer recht- lichen Grundlage beruht und dass die Basis für Verhandlungen und Maßnahmen das internationales Recht und Völkerrecht muss.

Auch das wären neue und begrüßenswerte Entwicklungen, die, wenn sie ernsthaft umgesetzt werden, eine Herausforderung sowohl für Frauen als auch für Männer in führenden Positionen darstellen.

Alia Hatough-Bouran

Botschafterin des Haschemitischen Königreichs Jordanien im Vereinigten Königreich

Dieses Gespräch am Runden Tisch findet zu einer für unseren Teil der Welt sehr wichti- gen Zeit statt. Die gemeinsamen Anstrengun- gen und das Engagement der internationalen Gemeinschaft zur Lösung dieser Pattstellung, sind von entscheidender Notwendigkeit.

Dieses Forum gibt uns die Chance zu zeigen, wie diese Debatte vorangetrieben werden kann, wenn Frauen dabei eine führende

(35)

Runder Tisch >>>35

Rolle übernehmen, indem sie den Dialog fördern und Brücken des Vertrauens und der Zuversicht bauen.

Frauen in führenden Positionen können die Bausteine einer starken Koalition sein, die die politischen und wirtschaftlichen Prioritäten neu gestaltet – indem sie Partnerschaften und Netzwerke aufbaut und nicht nur Frauen in führenden Positionen, sondern auch deren gesamtes Umfeld zusammenbringt.

*Die beste Werbung für das Empowerment von Frauen sind Frauen, die bereits eine verantwortungsvolle Rolle spielen. Es erfüllt mich mit Stolz, dass es in Jordaniens Städten und Dörfern zahlreiche Beispiele für starke Frauen gibt, die sich den Herausforderungen erfolgreich gestellt haben und neu definiert haben, was es heißt, in Jordanien im Jahr 2007 eine Frau zu sein. Sie sind talentiert, einfallsreich, arbeiten schwer und haben ihr Leben und das ihrer Familien und Gemein- schaften verändert. Wenn sich Frauen um- sehen, dann sehen sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen hoch erhobenen Kopfes

dastehen und oft beschließen sie, dass es nun an der Zeit ist, in sich selbst zu inves- tieren. Denn wie jeder weiß, ist Erfolg die Grundlage für neue Erfolge.

In Jordanien nehmen Frauen voll und gleichberechtigt am öffentlichen Leben teil.

Erst vor kurzem wurde bei uns die erste politische Partei, der eine Generalsekretärin vorsteht, gegründet. Frauen sind in vielen unserer Gemeinden als Gemeinderätinnen oder Bürgermeisterinnen aktiv und auch in beiden Häusern unseres Parlaments ist der Frauenanteil relativ hoch.

Weiters werden in Jordanien gerade Mikrokredit- und Mikrofinanzierungsmo- delle eingeführt, um Frauen in ländlichen Gegenden wirtschaftlich eine stärkere Position zu ermöglichen. Diese Programme integrieren Frauen als aktive Protagonis- tinnen in den wirtschaftlichen Kreislauf, wodurch einerseits die wirtschaftliche Situation ihrer Familien durch ein Zusatz- einkommen verbessert wird und man andererseits dem Ziel gerecht werden kann, Frauen in ländlichen Gebieten mehr Selbstvertrauen zu geben.

* Auszüge aus dem Vorwort von Königin Rania aus dem Jordan River Foundation Greece Katalog

(36)

Teilnehmerinnen am Gespräch am Runden Tisch

Ursula Plassnik

Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten, Österreich

Hero Talabani

First Lady des Irak

Sheikha Haya Rashed Al-Khalifa

Präsidentin der Generalversammlung der Vereinten Nationen, Bahrain

Tzipi Livni

Stv. Premierministerin und Außenministerin, Israel

Benita Ferrero-Waldner

EU-Kommissarin für Außenbeziehungen und Europäische Nachbarschaftspolitik

Condoleezza Rice

Außenministerin, Vereinigte Staaten von Amerika

Kolinda Grabar-Kitaroviç

Ministerin für auswärtige Angelegenheiten und europäische Integration, Kroatien

Antoinette Batumubwira

Außenministerin, Burundi

Kinga Göncz

Außenministerin, Ungarn

Fayza Aboulnaga

Ministerin für internationale Zusammenarbeit, Ägypten

Sumeira Malik

Ministerin für Frauenförderung und Jugend, Pakistan

Nouzha Chekrouni

Beigeordnete Ministerin im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten, Marokko

Souad Bendjaballah

Beigeordnete Ministerin für wissenschaftliche Forschung, Algerien

Alifa Chaabane-Farouk

Ombudsfrau im Rang einer Ministerin der Republik Tunesien

Hanan Ashrawi

Mitglied des Palästinensischen Legislativrats

Karen Koning Abuzayd

Generalbeauftragte des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA)

Alia Hatough-Bouran

Botschafterin des Haschemitischen Königreichs Jordanien im Vereinigten Königreich

36>>> Runder Tisch

(37)
(38)

Medienveranstaltungen und -aktivitäten sind in der arabischen Region durch eine große und wachsende Vielfalt und einen Trend zur

Polarisierung charakterisiert, welche zahlreiche negative Auswirkungen auf den

Aufstieg der Frau in der arabi- schen Welt haben.

Arabischer Bericht über die Menschliche Entwicklung 2005, S. 160

(39)

Workshop 1 >>>39

Medien können Konflikte entzünden, aber auch zu ihrer Beilegung, zu Versöhnung und einem besseren Verständnis der Gegenseite beitragen. Wie stellen wir „den Anderen“

dar, wie werden Stereotype durch die Medien aufrechterhalten, und wie können wir das Bewusstsein von JournalistInnen stärken, dies zu verändern.

Als Kriegsberichterstatterinnen, Journalis- tinnen und Ausbildnerinnen vollbringen Frauen herausragende Leistungen im Medien- bereich, aber ihre Sichtbarkeit muss erhöht werden. Eines der Ziele dieses Workshops war es, politischen Führungspersönlichkei- ten bewusst zu machen, dass Frauen in Kon- flikten nicht auf ihre Rolle als Opfer, Ehe- frauen oder Mütter von Soldaten reduziert werden dürfen, sondern dass das Potenzial von Frauen als Mediatorinnen, Verhand- lerinnen und politischen Entscheidungs- trägerinnen stärker anerkannt und gefördert werden muss. Im Workshop wurde auch die Notwendigkeit unterstrichen, umfassender über die Friedensanstrengungen von Frauen zu berichten, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung der Resolution 1325 des

Sicherheitsrates der Vereinten Nationen über Frauen, Frieden und Sicherheit.

Präsentation am Runden Tisch

Im Workshop zum Thema „Medien (und) Krieg – Gegenstrategien von Frauen“ befas- sten sich 19 Teilnehmerinnen aus fünf Ländern im Nahen Osten, der Türkei und Österreich mit der Medienberichterstattung in Kriegs- und Konfliktgebieten und der Rolle von Frauen.

Eine der Teilnehmerinnen stellte das ge- meinsame palästinensisch-israelische Medien- beobachtungsprojekt „Words Can Kill Too“

vor, das folgende Aspekte aufzeigte:

• Frauen kommen in Medienberichten über Kriegshandlungen kaum vor.

• Wenn Frauen Erwähnung finden, dann wer- den sie auf ihre Rolle als Opfer und Mütter bzw. Ehefrauen von Soldaten reduziert.

• Im Krieg identifizieren sich die Medien vollkommen mit den Kriegsführern .

• Im Allgemeinen wird deren Behauptung, dass Gewalt die einzige Lösung sei, nicht von den Medien hinterfragt.

Workshop 1

Medien (und) Krieg – Gegenstrategien von Frauen

(40)

40>>> Workshop 1

• „Alternative“ bzw. anders lautende Bot- schaften kommen nie in den Überschriften vor, sondern werden irgendwo im Text versteckt.

• Die Welt wird in „gut“ (Unterstützer des jeweiligen Landes) und „schlecht“

eingeteilt.

Diese Aussagen stellten die Grundlage für eine kontroversielle Diskussion dar. Wir kamen überein, dass gemeinsame ethische Kriterien und Regeln für eine genauere, sorgfältigere und fairere Berichterstattung formuliert werden müssen. Was den Willen und die Fähigkeit von JournalistInnen die „andere Seite zu verstehen“ betraf, stießen wir an Grenzen. Dennoch müssen JournalistInnen in ihrer Berichterstattung JournalistInnen bleiben und dürfen nicht zu PolitikerInnen werden.

JournalistInnen im Nahen Osten haben folgende grundlegende Bedürfnisse: Freie Meinungsäußerung, Schutz vor Verfolgung und Schutz bei der Ausübung ihrer Tätigkeit.

Botschaften und Empfehlungen

Der Workshop hat folgende Botschaften und Empfehlungen zusammengestellt und hält Frauen in führenden Positionen dazu an, diese aufzugreifen:

Konflikte sind wahre „Verkaufsschlager“

in den Medien, die auch die in der politi- schen Rhetorik verwendete „Sprache des Krieges“ widerspiegeln. Wir rufen Frauen in führenden Positionen daher auf, sich von einer „Sprache des Krieges“ zu distanzieren und dazu beizutragen, den Menschen bewusst zu machen, wie wichtig es ist, sich einer de-eskalierenden Sprache zu bedienen, damit „sich der Friede besser verkauft als der Konflikt“.

Im Hinblick auf eine ausgewogenere Darstellung aller Konfliktparteien in den Medien, regen die TeilnehmerInnen Maßnahmen wie z. B. Programme zur Zusammenarbeit zwischen den beim Work- shop vertretenen Medien und darüber hinaus an. Dazu gehören auch der Austausch von Artikeln und der Aufbau von natio- nalen, aber auch kulturüberschreitenden

(41)

Wir rufen Frauen in führenden Positionen dazu auf,

Medieninitiativen zum Thema

„Frauen und Friedensjournalis- mus” in ihrem jeweiligen

Umfeld und Tätigkeitsbereich sowie auf internationaler

Ebene, wie z.B. im Rahmen der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und

anderer internationaler Foren, zu unterstützen.

Workshop 1 >>>41

Medienbeobachtungsprojekten. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit westlichen Mainstream-Zeitungen könnten regelmäßig Kolumnen und Berichte von und über Frauen in Konfliktregionen erscheinen.

„Frauen und Friedensjournalismus“ ist eine Idee, mit der wir uns auseinanderge- setzt haben, um unseren Anstrengungen im Zusammenhang mit mehr Raum für „alter- native Stimmen“ zum Ausdruck zu bringen.

Wir verstehen darunter Frauen, die sich als Gegenstrategie zum vorherrschenden Mainstream-Journalismus für Frieden einzu- setzen. Wir fordern Frauen in führenden Positionen auf, diese Anstrengungen zu unterstützen, indem sie Friedensinitiativen und vor allem den Stimmen der Frauen, die sich für Frieden einsetzen, mehr Gehör ver- schaffen.

In diesem Zusammenhang schlagen wir vor, eine Website zum Thema „Frauen und Friedensjournalismus“ einzurichten, um eine Plattform für die oben erwähnten

„alternativen Stimmen“ von Frauen, die in den Mainstream-Medien nicht zu Wort kom- men, zu schaffen. Auf dieser Website sollten

auch PolitikerInnen, die zur De-eskalierung und zum Friedensaufbau beitragen, die Möglichkeit haben, sich zu äußern.

Wir rufen Frauen in Führungspositionen auf, diese Initiativen auf verschiedenste Art und Weise zu unterstützen.

Auch wenn die Finanzierung von den Regierungen bereitgestellt wird, muss sichergestellt sein, dass die Projektverant- wortung und -leitung bei Frauen aus dem nichtstaatlichen Bereich und Journalistinnen

(42)

42>>> Workshop 1

liegt. Wichtig ist auch, dass die veröffent- lichten Texte in verschiedene Sprachen übersetzt werden, damit ihre Botschaften einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.

Wir haben uns auch mit den Anreizen auseinander gesetzt, die Zeitungen und JournalistInnen dazu bewegen könnten, die Stimmen der Frauen und Stimmen, die sich für Frieden und Versöhnung ein- setzen, stärker zu Wort kommen zu lassen.

Zu diesen Anreizen könnten z.B. Aus- zeichnungen für Medien gehören, die her- ausragende Leistungen in diesem Bereich vollbringen.

Einige Teilnehmerinnen waren der Ansicht, dass „Frauen und Friedensjour- nalismus“ im Rahmen der Vereinten Nationen besser vertreten sein sollte, viel- leicht durch eine Kommission zu diesem Thema. Wir rufen Frauen in führenden Positionen dazu auf, Medieninitiativen zum Thema „Frauen und Friedensjournalismus“

in ihrem jeweiligen Umfeld und Tätigkeits- bereich sowie auf internationaler Ebene, wie z.B. im Rahmen der Vereinten Nationen,

der Europäischen Union und anderer inter- nationaler Foren, zu unterstützen.

Einer der Hauptpunkte der Empfehlungen befasst sich mit der Ausbildung von Frauen im Medienbereich. Wir rufen Frauen in führenden Positionen und nichtstaatliche Organisationen dazu auf, derartige Initiativen wie folgt zu unterstützen:

• Mehr und bessere Ausbildung im Bereich des professionellen Journalismus, insbeson- dere im Nahen Osten und in den arabischen Ländern.

• Das Ausbildungsprogramm muss auch Kurse zum Thema Menschenrechte beinhal- ten sowie die Vermittlung eines präziseren Wissens in Geschichte, Soziologie usw.

• Die Ausbildung muss durch unabhängige Organisationen und nicht durch Regierun- gen erfolgen, um eine unabhängige Bericht- erstattung sicherzustellen.

• Neue Formen der Medienberichterstat- tung, wie z.B. Online-Journalismus sollten professionell unterrichtet werden.

• Interkulturelle und grenzüberschreitende Mentoringprogramme müssen eingerichtet werden.

(43)

Workshop 1 >>>43

Im Gespräch mit österreichischen Chef- redakteurInnen und JournalistInnen haben MedienvertreterInnen aus dem Nahen Osten über ihre Situation und ihr Arbeitsumfeld berichtet. Zu den Vorschlägen, die von den VertreterInnen der österreichischen Medien im Hinblick auf eine Zusammen- arbeit gemacht wurden, gehörte der Aus- tausch von Artikeln, entweder gedruckt oder online. Die verschiedenen Möglich- keiten dazu müssen noch näher untersucht werden. Die TeilnehmerInnen haben vor, dieses Mediennetzwerk in Zukunft weiter zu nützen.

Wir möchten auch nicht verschweigen, dass die MedienvertreterInnen aus dem Nahen Osten den RepräsentantInnen der westlichen Medien im Workshop und auch den österreichischen JournalistInnen beim gemeinsamen Treffen dringend empfahlen, sich nicht weiter der Illusion hinzugeben, ihre Berichterstattung wäre

„neutral“. Insbesondere wurde ihnen selektive Berichterstattung vorgeworfen, die nur eine andere Form der tendenziösen Berichterstattung sei.

Abschließend verfassten die Teilnehmer- Innen am Medienworkshop gemeinsam einen Text für eine Resolution zur Unter- stützung des im März 2007 in Gaza ent- führten BBC-Korrespondenten Alan Johnston. Wir ersuchten die am Runden Tisch versammelten Frauen in führenden Positionen dringend verstärkte

Anstrengungen für seine bedingungslose und sofortige Freilassung zu unternehmen.

* Der Resolutionstext wurde am Runden Tisch verteilt.

* Alan Johnston wurde am 4. Juli 2007 freigelassen

(44)

44>>> Workshop 1

Gudrun Harrer

Leitende Redakteurin der Tageszeitung Der Standard, Österreich

Magda Abu-Fadil

Leiterin des Journalismuslehrgangs und des Regional- programms, Amerikanische Universität Beirut, USA/Libanon

Majida Al-Batsh

Journalistin, AFP, Palästinensische Autonomiegebiete

Lamees Al Hadidi

Leitende Chefredakteurin der Wirtschaftstageszeitung Al Alam Al Youm;leitende Wirtschaftskorrespondentin, Al Arabia TV Network, Ägypten

Saeda Al-Kilani

Schriftstellerin, Leiterin des Arab Archives Institute, Jordanien

Maya Beydoun

Al Jazeera, Doha/Katar, Libanon

John Bunzl

Österreichisches Institut für Internationale Politik (OIIP); Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien, Österreich

Betül Celik

Dozentin, Sabanci Universität, Türkei

Taghreed El Khodary

Produzentin und Reporterin in Gaza, Palästinensische Autonomiegebiete

Lily Galili

Journalistin der Tageszeitung Haaretz,Israel

Brenda Gazzar

In Jerusalem stationierte Korrespondentin für Women’s eNews; freiberufliche Journalistin, USA

Hussniya Jabara

Ehemalige Abgeordnete der Knesset (Meretz-Partei).

Vorsitzende der Nahostabteilung am Internationalen Institut von Beit Berl, Israel

Gizele Khoury

Journalistin, Al Arabiya Network, Libanon

Hanadi Masoud

Stellvertretende Generaldirektorin für Entwicklung und internationale Beziehungen, Palästinensischer Rundfunk, Palästinensische Autonomiegebiete

Katinka Nowotny

Journalistin, Österreichischer Rundfunk ORF, Österreich

Viola Raheb

Konsulentin, Erziehungswissenschaftlerin, Österreich

Anat Saragusti

Leitende Korrespondentin, Channel 2 News, Israel

Ferai Tinc

Journalistin und Kolumnistin der Tageszeitung Hürriyet, Türkei

Selwa Zako

Journalistin, Irak

TeilnehmerInnen am Workshop 1

(45)

Workshop 2 >>>45

Gleichberechtigter Zugang zu Bildung und Chancengleichheit im wirtschaftlichen Bereich sind von entscheidender Bedeutung für eine umfassende Beteiligung der Frau am politischen und sozialen Leben. Die Zukunft einer Gesellschaft und einer Region hängt davon ab, ob und wie in Frauen in- vestiert wird. In Kriegszeiten und während Konflikten, sind Frauen oft gezwungen, ihre ganze Kraft darauf zu verwenden, ihre Familien mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. Dazu kommt aber, dass in vielen Ländern des Nahen Ostens nach wie vor rechtliche und kulturelle Schranken beste- hen, die Frauen daran hindern, voll am wirtschaftlichen Leben teilzuhaben. Die Ziele dieses Workshops waren es einerseits aufzuzeigen, wo und wie Frauen im Bildungs- und Wirtschaftsbereich diskrimi- niert werden und andererseits die heraus- ragenden Beiträge, die Frauen in diesen Bereichen geleistet haben heraus zu strei- chen und Strategien zu entwickeln, um die Nachhaltigkeit dieser Anstrengungen und Beiträge sicherzustellen.

Präsentation am Runden Tisch Allgemeine Ergebnisse:

• Es gibt zwei Aspekte, die im Zusammen- hang mit Frauen und Konflikten auffallen:

Einerseits sind Frauen wirtschaftlich ver- hältnismäßig stärker von Konflikten betrof- fen und andererseits kann die Verbesserung und Stärkung der wirtschaftlichen Stellung der Frau ein wichtiges Instrument zur Lösung von Konflikten sein.

• Während eines Konflikts erfahren Frauen – als Mütter und Ehefrauen – oft eine Ver- schlechterung ihrer Situation. Sie sind gezwungen, sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, ihre Familie mit dem Lebens- notwendigsten zu versorgen und durch die Beschränkung auf diese Rolle werden ihre Möglichkeiten, sich auch anders aktiv im Wirtschaftsleben zu engagieren, einge- schränkt. Auf diese Problematik wird auch im Rahmen einer Unterstützung nach Beendigung eines Konflikts nicht entspre- chend Rücksicht genommen.

• Frieden und Sicherheit, die nachhaltig und verlässlich sind, sind Grundvoraussetzungen

Workshop 2

Wirtschaftliche Entwicklung und Konfliktlösung –

Ausbildung von Frauen und Wirtschaftsstrategien

(46)

46>>> Workshop 2

für den wirtschaftlichen Aufschwung und den Wohlstand von Frauen.

• Im Nahen Osten entspricht die Bedeutung von Frauen in der Wirtschaft weder ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung noch ihrem Anteil an den verschiedenen Bildungsebenen.

Hindernisse für die Stärkung der Position von Frauen im Wirtschaftsleben sind vor allem:

• eingeschränkter Zugang zu den für die Teilnahme am Wirtschafts- und Arbeitsleben notwendigen Grundvoraussetzungen, wie z.B. Kapital, Fertigkeiten und Kenntnisse sowie entsprechende Bildungsabschlüsse;

• gesetzliche Hindernisse, wie z. B. Ein- schränkungen betreffend den Erwerb von Eigentum, die Aufnahme von Krediten oder die Gründung eines Unternehmens ohne Zustimmung eines Mannes;

• kulturelle Einschränkungen, durch die Frauen auf traditionelle Rollen reduziert werden;

• politische Hindernisse aufgrund eines von Konflikten erschütterten Umfelds.

Empfehlungen

• Die Umsetzung der UNO-Sicherheitsratsre- solution 1325 verläuft bei weitem nicht zufrieden stellend. Es muss ein Mechanismus entwickelt werden, der die ständige Weiter- verfolgung, Überwachung der Einhaltung und Evaluierung der darin enthaltenen Empfehlungen sicherstellt, einschließlich jener im Zusammenhang mit der Stärkung von Frauen im Wirtschaftsleben.

• Da Frauen während eines Konflikts einem verhältnismäßig höheren Risiko ausgesetzt sind, sollte die internationale Gemeinschaft Zuteilungskriterien für Unterstützungsmaß- nahmen während und nach Beilegung eines Konflikts entwickeln und durchsetzen, wel- che die speziellen Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen. Dies ist für einen Wieder- einstieg von Frauen in das aktive Wirtschafts- und Berufsleben unbedingt notwendig.

• Umsetzung von Programmen, die darauf ausgerichtet sind, den Zugang von Frauen zu Finanzierung und Finanzmitteln zu er- leichtern und über die eher traditionellen Mikrofinanzierungssysteme hinausgehen.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die IHK zu Leipzig setzt sich nach wie vor für eine an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientierte Zuwanderungspoli- tik ein. Vorhandene bürokratische Hürden bei der Beschäfti-

Von 36 Frauen, die mehr oder weniger regelmäßig zu den Veranstaltungen kamen, ließen sich vier Frauen zur inoffiziellen Zusammenarbeit mit dem Ministerium für

Schmidt und Wright lehnen sich an Vertrautem aus bisherigen Verfilmungen (1900, 1922, 1950, 1990) an, geben dem Ganzen trotz altem Gewand aber einen frischen Anstrich und

Enden soll das Planspiel im besten Fall mit einer gemeinsamen Entscheidung dazu, wie die Entwicklung der Region Ginta vorangebracht werden soll: mit oder ohne Bergbau.. Und,

Der gesellschaftliche Diskurs zur Organspende darf schwierige ethische Fragen nicht ausgrenzen und muss offen geführt werden.. Es bedarf einer ehrlichen

Für das Image als Arbeitgeberin ist dies insofern förderlich, als damit Gleichstellung signalisiert wird - beispielsweise bei den Anstellungsbedingungen oder der

unter einer gegebenen Homogenitäts-Bedingung, z.B. gleiche oder ähnliche Intensität, Farbe, Textur.. Form) der Regionen.

Oder anders ge- fragt: Ist eine Demokratisierung als Voraussetzung für eine friedliche Koexistenz anzusehen oder gilt nicht vielmehr der Umkehrschluss. In diesem