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Medienbeobachtungsprojekten. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit westlichen Mainstream-Zeitungen könnten regelmäßig Kolumnen und Berichte von und über Frauen in Konfliktregionen erscheinen.
„Frauen und Friedensjournalismus“ ist eine Idee, mit der wir uns auseinanderge-setzt haben, um unseren Anstrengungen im Zusammenhang mit mehr Raum für „alter-native Stimmen“ zum Ausdruck zu bringen.
Wir verstehen darunter Frauen, die sich als Gegenstrategie zum vorherrschenden Mainstream-Journalismus für Frieden einzu-setzen. Wir fordern Frauen in führenden Positionen auf, diese Anstrengungen zu unterstützen, indem sie Friedensinitiativen und vor allem den Stimmen der Frauen, die sich für Frieden einsetzen, mehr Gehör ver-schaffen.
In diesem Zusammenhang schlagen wir vor, eine Website zum Thema „Frauen und Friedensjournalismus“ einzurichten, um eine Plattform für die oben erwähnten
„alternativen Stimmen“ von Frauen, die in den Mainstream-Medien nicht zu Wort kom-men, zu schaffen. Auf dieser Website sollten
auch PolitikerInnen, die zur De-eskalierung und zum Friedensaufbau beitragen, die Möglichkeit haben, sich zu äußern.
Wir rufen Frauen in Führungspositionen auf, diese Initiativen auf verschiedenste Art und Weise zu unterstützen.
Auch wenn die Finanzierung von den Regierungen bereitgestellt wird, muss sichergestellt sein, dass die Projektverant-wortung und -leitung bei Frauen aus dem nichtstaatlichen Bereich und Journalistinnen
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liegt. Wichtig ist auch, dass die veröffent-lichten Texte in verschiedene Sprachen übersetzt werden, damit ihre Botschaften einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.
Wir haben uns auch mit den Anreizen auseinander gesetzt, die Zeitungen und JournalistInnen dazu bewegen könnten, die Stimmen der Frauen und Stimmen, die sich für Frieden und Versöhnung ein-setzen, stärker zu Wort kommen zu lassen.
Zu diesen Anreizen könnten z.B. Aus-zeichnungen für Medien gehören, die her-ausragende Leistungen in diesem Bereich vollbringen.
Einige Teilnehmerinnen waren der Ansicht, dass „Frauen und Friedensjour-nalismus“ im Rahmen der Vereinten Nationen besser vertreten sein sollte, viel-leicht durch eine Kommission zu diesem Thema. Wir rufen Frauen in führenden Positionen dazu auf, Medieninitiativen zum Thema „Frauen und Friedensjournalismus“
in ihrem jeweiligen Umfeld und Tätigkeits-bereich sowie auf internationaler Ebene, wie z.B. im Rahmen der Vereinten Nationen,
der Europäischen Union und anderer inter-nationaler Foren, zu unterstützen.
Einer der Hauptpunkte der Empfehlungen befasst sich mit der Ausbildung von Frauen im Medienbereich. Wir rufen Frauen in führenden Positionen und nichtstaatliche Organisationen dazu auf, derartige Initiativen wie folgt zu unterstützen:
• Mehr und bessere Ausbildung im Bereich des professionellen Journalismus, insbeson-dere im Nahen Osten und in den arabischen Ländern.
• Das Ausbildungsprogramm muss auch Kurse zum Thema Menschenrechte beinhal-ten sowie die Vermittlung eines präziseren Wissens in Geschichte, Soziologie usw.
• Die Ausbildung muss durch unabhängige Organisationen und nicht durch Regierun-gen erfolRegierun-gen, um eine unabhängige Bericht-erstattung sicherzustellen.
• Neue Formen der Medienberichterstat-tung, wie z.B. Online-Journalismus sollten professionell unterrichtet werden.
• Interkulturelle und grenzüberschreitende Mentoringprogramme müssen eingerichtet werden.
Workshop 1 >>>43
Im Gespräch mit österreichischen Chef-redakteurInnen und JournalistInnen haben MedienvertreterInnen aus dem Nahen Osten über ihre Situation und ihr Arbeitsumfeld berichtet. Zu den Vorschlägen, die von den VertreterInnen der österreichischen Medien im Hinblick auf eine Zusammen-arbeit gemacht wurden, gehörte der Aus-tausch von Artikeln, entweder gedruckt oder online. Die verschiedenen Möglich-keiten dazu müssen noch näher untersucht werden. Die TeilnehmerInnen haben vor, dieses Mediennetzwerk in Zukunft weiter zu nützen.
Wir möchten auch nicht verschweigen, dass die MedienvertreterInnen aus dem Nahen Osten den RepräsentantInnen der westlichen Medien im Workshop und auch den österreichischen JournalistInnen beim gemeinsamen Treffen dringend empfahlen, sich nicht weiter der Illusion hinzugeben, ihre Berichterstattung wäre
„neutral“. Insbesondere wurde ihnen selektive Berichterstattung vorgeworfen, die nur eine andere Form der tendenziösen Berichterstattung sei.
Abschließend verfassten die Teilnehmer-Innen am Medienworkshop gemeinsam einen Text für eine Resolution zur Unter-stützung des im März 2007 in Gaza ent-führten BBC-Korrespondenten Alan Johnston. Wir ersuchten die am Runden Tisch versammelten Frauen in führenden Positionen dringend verstärkte
Anstrengungen für seine bedingungslose und sofortige Freilassung zu unternehmen.
* Der Resolutionstext wurde am Runden Tisch verteilt.
* Alan Johnston wurde am 4. Juli 2007 freigelassen
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Gudrun Harrer
Leitende Redakteurin der Tageszeitung Der Standard, Österreich
Magda Abu-Fadil
Leiterin des Journalismuslehrgangs und des Regional-programms, Amerikanische Universität Beirut, USA/Libanon
Majida Al-Batsh
Journalistin, AFP, Palästinensische Autonomiegebiete
Lamees Al Hadidi
Leitende Chefredakteurin der Wirtschaftstageszeitung Al Alam Al Youm;leitende Wirtschaftskorrespondentin, Al Arabia TV Network, Ägypten
Saeda Al-Kilani
Schriftstellerin, Leiterin des Arab Archives Institute, Jordanien
Maya Beydoun
Al Jazeera, Doha/Katar, Libanon
John Bunzl
Österreichisches Institut für Internationale Politik (OIIP); Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien, Österreich
Betül Celik
Dozentin, Sabanci Universität, Türkei
Taghreed El Khodary
Produzentin und Reporterin in Gaza, Palästinensische Autonomiegebiete
Lily Galili
Journalistin der Tageszeitung Haaretz,Israel
Brenda Gazzar
In Jerusalem stationierte Korrespondentin für Women’s eNews; freiberufliche Journalistin, USA
Hussniya Jabara
Ehemalige Abgeordnete der Knesset (Meretz-Partei).
Vorsitzende der Nahostabteilung am Internationalen Institut von Beit Berl, Israel
Gizele Khoury
Journalistin, Al Arabiya Network, Libanon
Hanadi Masoud
Stellvertretende Generaldirektorin für Entwicklung und internationale Beziehungen, Palästinensischer Rundfunk, Palästinensische Autonomiegebiete
Katinka Nowotny
Journalistin, Österreichischer Rundfunk ORF, Österreich
Viola Raheb
Konsulentin, Erziehungswissenschaftlerin, Österreich
Anat Saragusti
Leitende Korrespondentin, Channel 2 News, Israel
Ferai Tinc
Journalistin und Kolumnistin der Tageszeitung Hürriyet, Türkei
Selwa Zako
Journalistin, Irak
TeilnehmerInnen am Workshop 1
Workshop 2 >>>45
Gleichberechtigter Zugang zu Bildung und Chancengleichheit im wirtschaftlichen Bereich sind von entscheidender Bedeutung für eine umfassende Beteiligung der Frau am politischen und sozialen Leben. Die Zukunft einer Gesellschaft und einer Region hängt davon ab, ob und wie in Frauen in-vestiert wird. In Kriegszeiten und während Konflikten, sind Frauen oft gezwungen, ihre ganze Kraft darauf zu verwenden, ihre Familien mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen. Dazu kommt aber, dass in vielen Ländern des Nahen Ostens nach wie vor rechtliche und kulturelle Schranken beste-hen, die Frauen daran hindern, voll am wirtschaftlichen Leben teilzuhaben. Die Ziele dieses Workshops waren es einerseits aufzuzeigen, wo und wie Frauen im Bildungs- und Wirtschaftsbereich diskrimi-niert werden und andererseits die heraus-ragenden Beiträge, die Frauen in diesen Bereichen geleistet haben heraus zu strei-chen und Strategien zu entwickeln, um die Nachhaltigkeit dieser Anstrengungen und Beiträge sicherzustellen.
Präsentation am Runden Tisch Allgemeine Ergebnisse:
• Es gibt zwei Aspekte, die im Zusammen-hang mit Frauen und Konflikten auffallen:
Einerseits sind Frauen wirtschaftlich ver-hältnismäßig stärker von Konflikten betrof-fen und andererseits kann die Verbesserung und Stärkung der wirtschaftlichen Stellung der Frau ein wichtiges Instrument zur Lösung von Konflikten sein.
• Während eines Konflikts erfahren Frauen – als Mütter und Ehefrauen – oft eine Ver-schlechterung ihrer Situation. Sie sind gezwungen, sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, ihre Familie mit dem Lebens-notwendigsten zu versorgen und durch die Beschränkung auf diese Rolle werden ihre Möglichkeiten, sich auch anders aktiv im Wirtschaftsleben zu engagieren, einge-schränkt. Auf diese Problematik wird auch im Rahmen einer Unterstützung nach Beendigung eines Konflikts nicht entspre-chend Rücksicht genommen.
• Frieden und Sicherheit, die nachhaltig und verlässlich sind, sind Grundvoraussetzungen