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Die Spur des Geldes. verdient haben. Die Ermittlungen führen nach Deutschland.

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as Bundeskriminalamt der Re - publik Österreich, ein grauer Zweckbau im Wiener Stadtteil Alsergrund, ist ein eher düsterer Ort. Im Schatten einer Müllverbrennungsanlage fahnden 750 Mitarbeiter nach flüchtigen Gewaltverbrechern und organisieren den Kampf gegen den internationalen Menschenhandel.

Anfang September musste hier ein Mann zum Verhör erscheinen, der sei- ne Zeit, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, eigentlich eher an den sonnenverwöhnten Küsten Capris oder Sardiniens verbringt. Neun Stunden lang wurde Karl-Heinz Grasser (41), einst jüngster Finanzminister Österreichs und heute in erster Linie Ehemann einer

Erbin des Kristall imperiums Swarovski, von zwei Staatsanwälten und sieben Er- mittlern befragt.

Seit Monaten ermittelt die Wiener Justiz gegen KHG, wie Grasser in seiner Heimat genannt wird, wegen des Ver- dachts auf Untreue und Amtsmiss- brauch. Einsicht in Grassers Bankkonten haben die Fahnder bereits beantragt.

86 managermagazin 10/2010

FOTO: ROLAND SCHLAGER / APA / PICTUREDESK

Die Spur des Geldes

AFFÄRE Österreichs Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser soll an Priva- tisierungen verdient haben. Die Ermittlungen führen nach Deutschland.

Gern gefällig:

Ex-Finanzminister Grasser

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Seither reibt sich die Alpenrepublik an der Frage, ob bei den zahlreichen Fir- menverkäufen aus Staatsbesitz unter der Regie des früheren Finanzministers alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Grasser bestreitet sämtliche Vorwürfe.

Doch die Zahl der Affären, in denen der frühere Finanzminister eine zumindest merkwürdige Rolle spielt, ist beachtlich.

Der einstige Vorzeigepolitiker wird da- mit zum Symbol eines Österreichs, das dem Balkan näher steht als dem Westen Europas. Einer Bussi-Republik, in deren wirtschaftlicher und politischer Elite je- der jeden kennt und in der Beziehungen nicht selten wie selbstverständlich zur Bereicherung genutzt werden.

Entstanden ist ein für Korruption an- fälliges System, wie etliche Skandale aus jüngster Zeit belegen (siehe Kasten un- ten). Wer sich als Ausländer auf Geschäf te mit der Alpenrepublik einlässt, muss – wie die BayernLB beim Kauf der Kärnte- ner Landesbank Hypo Alpe Adria – da- mit rechnen, geschäftlich abzustürzen.

Insbesondere die Privatisierungswelle der vergangenen Jahre hat den Rechts- staat unterspült. Und KHG, dessen Ge- schäfte auch in Deutschland ein ums an- dere Mal ihre Spuren hinterließen, steht dabei im Zentrum des Geschehens.

Dass der Sohn eines Kärntener Auto- händlers in die Nähe zumindest frag - würdiger Kreise geriet, hängt mit seinem Aufstieg zusammen. Seine rasche Kar- riere in der österreichischen Landes- und Bundespolitik verdankt Grasser vor allem dem 2008 verstorbenen Rechts - außen-Politiker Jörg Haider und dessen Freiheitlicher Partei Österreichs (FPÖ), die KHG 2000 im Alter von 31 Jahren als Finanzminister nach Wien schickte.

GRASSER, EIN BLENDENDER Verkäufer mit einem scharfen Verstand, avancierte schnell zum Liebling der Medien. Nicht zuletzt, weil er bereits nach einem Jahr als oberster Schatzmeister der Republik einen ausgeglichenen Staatshaushalt

vorweisen konnte – was ihm allerdings auch durch den Verkauf von Goldreser- ven der Notenbank gelang.

Bereits damals, so berichten Wiener Ministerielle heute, habe es eine Art Masterplan gegeben, mit dem einzelne FPÖ-Politiker an den diversen anstehen- den Privatisierungsprojekten ver dienen wollten. Tatsächlich wurden in den Fol- gejahren von der Telekom Austria über staatliche Immobilienfirmen bis zum Kärntener Geldinstitut Hypo Alpe Adria gleich mehrere große Staatsunterneh- men ganz oder teilweise verkauft – offen- bar nicht immer auf korrektem Weg.

Im Zentrum der Vorwürfe gegen Gras- ser steht dabei der sogenannte Fall Bu- wog, der Verkauf von rund 60 000 staats- eigenen Wohnungen an ein privates Bieterkonsortium in den Jahren 2002 bis 2004. Den Verkauf organisierte da- mals die US-Investmentbank Lehman Brothers. Zwar gab es mit der Wiener CA IB Investmentbank einen lokalen Konkurrenten, der den Job für ein ge - ringeres Honorar übernehmen wollte.

Doch KHG, so behauptet es zumindest ein ehemaliger Mitarbeiter des Finanz- ministers, habe dafür gesorgt, dass der Auftrag im Herbst 2002 an Lehman ging.

Grasser bestreitet das und zog seiner-

FOTO: HERWIG PRAMMER / REUTERS

Die Schla-Wiener-Republik

Wie die Wirtschaftskriminalität im Alpenstaat blüht

zehn Millionen Euro an Provisionen an zwei Vertraute des damaligen Finanz - ministers Grasser. Die Justiz ermittelt.

Hypo Alpe Adria: Die Kärntener Bank war 2007 an die BayernLB verkauft worden.

2009 musste die Hypo wegen immer neuer Verluste in Österreich notverstaatlicht werden. Staatsanwälte in München und Wien prüfen den Fall.

Meinl: Gegen den Bankier Julius Meinl V., der mit mehreren Fonds Anlegergelder eingesammelt hatte, wird wegen des Ver - dachts auf Untreue und Betrug ermittelt.

Skylink: Beim überteuerten Ausbau des Wiener Flughafens geht die Justiz dem Verdacht auf Untreue und Betrug nach.

Skandalgeschütteltes Austria:Nach den Schieflagen von Hypo Alpe (oben) und Bawag ermittelt die Justiz 88 managermagazin 10/2010

Das Urteil ist vernichtend: Eine

„signifikante Verschlechterung binnen mehrerer Jahre“ macht Transparency International beim Thema Korruption in Österreich aus. Mittlerweile schneidet die einstige Vorzeigerepublik schlechter ab als der große Nachbar Deutschland.

Auch die OECD kritisiert, in Österreich werde zu wenig gegen Korruption unter nommen. Die schlimmsten Fälle:

Bawag: Die durch vertuschte Spekula - tionsgeschäfte in Not geratene Gewerk - schaftsbank musste 2006 vom Staat gerettet werden. Die Aufarbeitung des Skandals vor Gericht dauert an.

Buwog: Beim Verkauf der staatlichen Wohnungs gesell schaft flossen 2004 fast

„Alle möglichen Fragen sind beant wortet.“

Karl-Heinz Grasser nach seiner zweiten mehr stün digen Vernehmung durch die Wiener Staatsanwaltschaft

FOTO: STEFAN KIEFER

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seits vor Gericht. Er verweist auf eine eigens installierte Vergabekommission.

Dennoch bleiben einige Ungereimthei- ten. So zahlte Lehman dem mit Grasser befreundeten New Yorker Investment- banker Karlheinz Muhr (52) im Zusam- menhang mit der Auftragsvergabe ein Honorar von gut 400 000 Euro – und stellte die CA IB anschließend sogar als eine Art Subunternehmer an.

Grasser, so berichten US-Banker heu - te, sei in den vergangenen Jahren des Öf- teren Muhrs Gast in New York gewesen.

Bei diesen Gelegenheiten habe der aus Österreich stammende Banker den Fi- nanzminister bei verschiedenen Geld - instituten eingeführt – womöglich auch, um Chancen für eine spätere Anstellung auszuloten. Ein Job bei einer internatio- nalen Investmentbank soll KHG schließ- lich immer gereizt haben.

Das Wohnungsunternehmen Buwog wurde 2004 an die österreichische Im- mofinanz-Gruppe verkauft – für einen Preis, der nur haarscharf über dem Ge- bot des nächsten Konkurrenten lag. Erst Jahre danach kam heraus, dass die Im- mofinanz zwei engen Vertrauten Gras- sers – den Lobbyisten Walter Meisch - berger (51) und Peter Hochegger (60) –

auf verschlungenen Wegen ein Berater- honorar von fast zehn Millionen Euro gezahlt hatte – für „brauchbare Informa- tionen“, wie der damalige Immofinanz- Chef später zugab.

DER VERDACHT, dem die Wiener Staatsanwälte seit Monaten nachgehen:

Meischberger und Hochegger hätten sich die Informationen über das Ge- bot des Immofinanz-Konkurrenten be- schafft, womöglich aus Grassers Mi- nisterium, und an ihren Auftraggeber weitergereicht. Beide weisen den Vor- wurf eines strafbaren Handelns zurück.

KHG will von den geheimen Zahlun- gen an seine Bekannten nichts gewusst haben – allerdings traf er sich nach Be-

kanntwerden der Honorare mit Meisch- berger und dessen Anwalt, angeblich um sich zu informieren.

Meischbergers Anteil, annähernd acht Millionen Euro, landete nach Erkennt- nissen der Wiener Ermittler über einen Umweg auf Zypern schließlich auf drei Konten der Liechtensteiner Hypo Invest- ment Bank (HIB). Auf eines dieser Kon- ten hatte indes nicht nur Meischberger, sondern auch der Wiener Makler Ernst Karl Plech Zugriff, ein weiterer Vertrau- ter Grassers. Der hatte den umtriebigen Immobilienvermittler als Aufsichtsrats- chef der Buwog installiert.

Einen Teil der Provision leitete Meischberger wiederum an eine im Kari- bikstaat Belize ansässige Firma namens Mandarin Group weiter. Just diese Adresse wurde offenbar auch in Grassers privatem Umfeld genutzt – in einem wei- teren Fall, den die Wiener Staatsanwälte untersuchen.

Im Jahr 2006 nämlich nahm ein Deal seinen Anfang, der später für reichlich Ärger sorgen sollte: der Verkauf der Kärntener Landesbank Hypo Alpe Adria an die Münchener BayernLB. Bei dieser

*Mit Karl-HeinGrasser (l.) 2005 in der Maybach- Zentrale im schwäbischen Sindelfingen.

90 managermagazin 10/2010

Gefährliche Freundschaften

Gegen mehrere Manager aus Grassers Umfeld ermittelt die Justiz

Walter Meischberger:Der Lobbyist erhielt hohe Provisio- nen bei Privatisierungen

Julius Meinl:Investmentfonds des Bankiers bescherten An - legern drastische Verluste

Tilo Berlin*:Ermittler verdächtigen den Investor der Beihilfe zur Untreue – er bestreitet die Vorwürfe

„Es wird voraus -

sichtlich weitere Ein - vernahmen geben.“

Maria-Luise Nittel, Leiterin der Staatsanwaltschaft Wien, auf die Frage, ob das Verhör

Grassers nach 15 Stunden abgeschlossen sei

FOTO: REGINE HENDRICH / REUTERS FOTO: KONI

FOTO: HERBERT PFARRHOFER / PA / DPA

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vom Klagenfurter Vermögensverwalter Tilo Berlin (51) in die Wege geleiteten Übernahme hatte eine Reihe illustrer An- leger als Zwischenvermittler enorme Ge- winne erzielt, darunter eine Schweizer Treuhandfirma namens Ferint AG.

Wirtschaftlich Begünstigte dieser Ge- sellschaft, berichtete das Wiener Maga- zin „Format“, sei nach Erkenntnissen der österreichischen Finanzmarktaufsicht Grassers Schwiegermutter Marina Giori- Swarovski (64) gewesen. Der Ferint-Ge- winn aus dem Hypo-Verkauf wurde spä- ter angeblich auf ein Konto der Mandarin Group in Liechtenstein transferiert.

Heute ermitteln Staatsanwälte in Kla- genfurt, München und Zagreb, ob beim Verkauf der Kärntener Landesbank alles mit rechten Dingen zuging. Die Bayern- LB verlor durch das Investment fast vier Milliarden Euro, die Hypo Alpe Adria musste Ende vergangenen Jahres in Ös- terreich unter Staatskuratel gestellt wer- den. Unter anderem prüfen die Justizbe- hörden, ob der damalige BayernLB-Chef Werner Schmidt (67) bei dem Geschäft, das Berlins Investorentruppe in wenigen Society-Paar:Grasser mit Ehefrau Fiona Swarovski

vergangenes Jahr beim Wiener Opernball

FOTO: BREUEL-BILD / VP-TISCHLER

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Monaten einen Profit von fast 50 Prozent bescherte, einen zu hohen Preis bezahlte.

Grasser und Berlin, so viel steht fest, kannten sich. In einem von Ermittlern si- chergestellten Tagebuch rühmt sich Tilo Berlin sogar, er habe Bankchef Schmidt durch seine „Grasser-Kontakte voraus- gesagt“, dass ein Angebot der BayernLB für die damals ebenfalls zum Verkauf stehende Wiener Gewerkschaftsbank Bawag scheitern würde. Die Niederlage der BayernLB in diesem Bieterwettstreit führte maßgeblich dazu, dass Schmidt auf die marode Hypo Alpe Adria verfiel.

UM GUTE KONTAKTEzur internationalen Finanzszene war Karl-Heinz Grasser im- mer bemüht. Vor allem mit dem berüch- tigten Wiener Bankchef und Kaffeehaus - erben Julius Meinl V. (51) verband ihn eine jahrelange Freundschaft.

Meinl, dessen Bank das Depot der am Hypo-Deal beteiligten Treuhandfirma Ferint führte, war denn auch praktisch der Einzige, der dem langjährigen Wie- ner Finanzminister nach dessen Aus- stieg aus der Politik eine neue Beschäfti- gung anbot. Andere Offerten, berichten Topbanker heute, seien nicht zuletzt daran gescheitert, dass Anfang 2007 im Modemagazin „Vanity Fair“ Bilder er- schienen waren, die Grasser mit entblöß- tem Oberkörper zeigten.

Statt bei Morgan Stanley anzuheuern, die ihn vor der Veröffentlichung der Fo- tostrecke noch als „Vice Chairman“ für ihr Osteuropa-Geschäft anstellen woll- ten, tauchte KHG nach einem knappen halben Jahr als Manager eines Fonds na- mens „Meinl International Power“ (MIP) wieder auf. Kein Renommierjob für einen früheren Finanzminister – zumal bereits ein Jahr nach dem Start des Fonds eine Aktionärsrevolte losbrach, die Grasser schließlich zum Rückzug zwang.

Auslöser des Anlegeraufstands war vor allem der Kurssturz des börsennotierten MIP-Papiers, das binnen wenigen Mona- ten die Hälfte seines Werts verlor. Groß- aktionäre um den US-Hedgefonds Elliott warfen dem Management und vor allem der Meinl-Bank vor, den Fonds mit über- teuerten Gebühren auszupressen. Tat- sächlich flossen fast 80 Millionen der bei Investoren eingesammelten 600 Millio- nen Euro für diverse Dienstleistungen wie Börsennotierung, Marktpflege und Lizenzgebühren für die Nutzung des Na- mens Meinl ab.

Auch zahlreiche deutsche Investoren hatten Anteile des MIP-Fonds gezeich- net, darunter die DZ Bank, die DWS und eine Investmenttochter der LBBW. Sie hatten darauf gebaut, dass das Fondsma- nagement um Grasser die Anlegergelder in lukrative Projekte aus dem Bereich er- neuerbare Energien investieren würde.

Tatsächlich kauften KHG & Co. einige Solaranlagen in Spanien sowie eine Reihe von Windparks. Auch in Deutschland übernahm der Fonds zwei Windradfar- men, eine davon im Hohenloher Land.

Rund 40 Millionen Euro des Fondskapi- tals gab Grasser für die Anlage aus, hinzu kam noch ein hoher zweistelliger Millio- nenkredit der LBBW.

Schon damals erschien der Preis vielen Anlegern sehr hoch. Grasser verteidigte das Investment jedoch vehement; die Summe sei auch deshalb gerechtfertigt, weil der Fonds dadurch den Marktein- tritt in Deutschland geschafft habe.

Tatsächlich erwies sich die Windan- lage im Fränkischen als groteske Fehl - investition. Nachdem die aufständischen Aktionäre die Macht im Meinl-Fonds übernommen hatten, votierten sie dafür, das restliche Fondsvermögen an die An- leger zurückzuzahlen. Die bisher vom MIP-Fonds übernommenen Kraftwerke sollten veräußert werden; ein entspre- chender Auftrag ging an die Investment- bank Goldman Sachs.

Die verkaufte auch fast alle Anlagen – bis auf den Windpark Hohenlohe. Den loszuwerden gelang selbst den gewief- ten Investmentbankern nicht. Grassers Prestigeprojekt, munkeln Insider, sei wohl zu unrentabel. Die Anteilseigner des mittlerweile in „Power International“

umbenannten Fonds erwägen deshalb, das Hohenlohe-Investment in einer Son- derprüfung untersuchen zu lassen. Da- bei soll auch Grassers Rolle beleuchtet werden.

Der einstige Strahlemann hat sich nach seinem Abgang beim Meinl-Fonds nahezu vollständig aus dem Geschäfts - leben zurückgezogen. Was bleibt, ist Vergangenheitsbewältigung. Damit ist der frühere Finanzminister derzeit ohne- hin gut ausgelastet. Nach seiner zweiten stundenlangen Vernehmung, diesmal im Wiener Bundesamt für Korruptions - bekämpfung, gab sich Grasser Mitte des Monats zumindest siegesgewiss: Alle Fragen seien nunmehr beantwortet.

Ulric Papendick managermagazin 10/2010 93

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