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Curriculum zum rationalen Einsatz von Antibiotika

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Academic year: 2022

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Curriculum zum rationalen Einsatz von Antibiotika

Das Curriculum zum rationalen Ein- satz von Antibiotika fand am 14.06.13 und 15.06.13 (insgesamt 14 Unterrichtseinheiten) in der Säch-

sischen Landesärztekammer (SLÄK) statt. Es wurde in Kooperation der SLÄK, der AG Surveillance und Anti- biotika-Strategie des MRE-Netzwer- kes im Freistaat Sachsen und der Kassenärztlichen Vereinigung Sach- sen (KVS) ausgerichtet. Die Veran- staltung wurde von Dr. med. Ingrid Ehrhard, Koordinatorin der AG Sur- veillance und Antibiotika-Strategie, moderiert. Die 55 Teilnehmer waren größtenteils niedergelassene, zum Teil aber auch in der Klinik tätige Ärzte sowie mehrere Mikrobiologen.

Prof. em. Dr. med. habil. Friedrich- Bernhard Spencker (ehemals Ober- arzt am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepide- miologie der Universität Leipzig) wies in seinem Vortrag über die mikrobio- logische Diagnostik als Basis der Antibiotika-Therapie zunächst auf die Bedeutung der korrekt ausge- führten Entnahme des jeweiligen Materials für die Qualität der Analy- tik hin. Für die zeitnahe Diagnostik von Infektionserregern sowie ver- schiedener Biomarker in der Arztpra- xis wurden die Vor- und Nachteile verschiedener Schnelltests aufge- führt. Im zweiten Teil des Vortrags stand die Testung der Antibiotika- Resistenz im Mittelpunkt. Hier wur- den unter anderem die Methoden vorgestellt, die bei der Testung der Empfindlichkeit von Bakterien gegenüber Antibiotika eingesetzt werden, sowie die Kategorien der Beurteilung von Ergebnissen von Empfindlichkeitsprüfungen erläutert.

Über die Grundlagen der Anwen- dung antimikrobieller Substanzen referierte Priv.-Doz. Dr. med. Grit Ackermann (Ärztliche Leiterin von alphaomega Laboratoriumsmedizin und Medizinische Mikrobiologie, Delitzsch), auch im Hinblick auf bestimmte Patientengruppen und

unter Berücksichtigung der Lokalisa- tion der Infektion. Priv.-Doz. Acker- mann ging unter anderem auf die Pharmakokinetik und deren zwei relevante Faktoren ein: die organis- musabhängigen sowie die Stoffei- genschaften. Im Abschnitt Pharma- kodynamik wurden Wirkmechanis- mus, -ort und -art von Antibiotika näher beleuchtet. Auch die verschie- denen Antibiotikagruppen, ihr Wirk- spektrum und die Mechanismen der Resistenzentstehung wurden thema- tisiert. Grundsätzlich ist – wie Priv.- Doz. Ackermann mehrfach betonte – zu beachten, dass eine gezielte Antibiotika-Therapie einer breitwirk- samen Therapie vorzuziehen ist.

Prof. Dr. med. habil. Bernhard Ruf (Chefarzt der Klinik für Infektiologie, Tropenmedizin und Nephrologie am

Klinikum St. Georg, Leipzig) ging in seiner Präsentation auf Erkrankun- gen des Respirationstraktes wie Bronchitis und Pneumonie ein.

Zu nächst wies er darauf hin, dass ca. die Hälfte aller ambulant ver- ordneten Antibiotika zur Behand- lung von Atemwegsinfektionen re - zeptiert wird. Er stellte unter ande- rem heraus, dass bei der sehr häufig vorkommenden akuten Bronchitis meist keine bakterielle Infektion vor- liegt und daher in der Regel von einer Antibiotika-Gabe zunächst ab - gesehen werden sollte. Weiterhin unterbreitete er Vorschläge für die Antibiotika-Anwendung im Fall einer chronischen Bronchitis, einer ambu- lant oder nosokomial erworbenen Pneumonie und plädierte für eine kurze Therapiedauer. Des Weiteren stellte Prof. Dr. Ruf alternative Maß- nahmen zur Vorbeugung einer bak- teriellen Infektion bzw. Superinfek- tion des Respirationstraktes vor, wie die Impfung gegen Streptococcus pneumoniae, die jährliche Influenza- Impfung sowie die Anwendung einer antiviralen Therapie.

Prof. Dr. med. habil. Heidrun Müller (ehemals Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für HNO und Plastische Operationen am Universitätsklinikum Leipzig) referierte über die Therapie- möglichkeiten bei Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches. Auch sie

empfahl eine gezielte Diagnostik, das heißt eine konkrete Abklärung der Befunde, bevor Antibiotika ein- gesetzt werden. Frau Prof. Dr. Müller betonte beispielsweise, dass die akute Otitis media eine Erkrankung mit hoher Selbstheilungsquote ist, bei bakterieller Infektion sollten aller- dings Antibiotika verabreicht werden.

Abschließend gab Prof. Dr. Müller noch praktische Tipps zur Anwen- dung einfacher Therapien ohne Anti- biotika-Einsatz.

Die Infektionen des Urogenitaltrak- tes, einschließlich der sexuell über- tragbaren Infektionen (STI), wurden durch Dr. med. Thilo Schwalenberg (Leitender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Urologie des Universi- tätsklinikums Leipzig) in seiner Prä- sentation sehr bilderreich vorgestellt.

Er ging unter anderem auf die Empfehlungen der S3-Leitlinie zum Management unkomplizierter bakte- rieller ambulant erworbener Harn- wegsinfektionen ein. Auf jeden Fall sollte eine akute unkomplizierte Pye- lonephritis immer so früh wie mög- lich antibiotisch behandelt werden.

Über Infektionen des Auges und des Gastrointestinaltraktes informierte Prof. em. Dr. med. habil. Werner Handrick (ehemals Professor für Kin- derheilkunde und Neonatologie am Universitätsklinikum Leipzig) in sei- nen beiden Vorträgen. Unter ande- rem verdeutlichte er, dass in den meisten Fällen Viren die Ursache für eine infektiöse Gastroenteritis sind.

Im Falle einer bakteriellen Genese ist eine Antibiotika-Therapie nur bei schwerer Enteritis mit Fieber und blutig-eitrigem Durchfall, bei invasi- ven/septischen Verläufen und bei bestimmten Personengruppen (Pati- enten mit schweren Grunderkran- kungen oder immunsuppressiver Therapie, Säuglingen und Patienten über 65 Jahren) sowie der erhöhten Möglichkeit der Ausbreitung des Erregers auf andere Personen (zum Beispiel aufgrund einer notwendigen niedrigen Infektionsdosis wie bei Shi- gellen) indiziert.

Dr. med. Ulrike Proske (Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Dermato- Gesundheitspolitik

Ärzteblatt Sachsen 8 / 2013 331

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logie des Universitätsklinikums Dres- den) referierte über Infektionen der Haut und des Weichgewebes. Wich- tige Erreger von Haut-/Schleimhaut- Infektionen sind Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes.

Unter Präsentation sehr vieler klini- scher Fotos wurden die verschiede- nen Krankheitsbilder wie Impetigo, Ekthyma, Erysipel, Follikulitis, Furun- kel/Karbunkel, kutaner Abszess, Phlegmone, gramnegative Fußinfek- te sowie Infektionen nach Tätowie- rungen und Bissverletzungen erläu- tert sowie die entsprechenden thera- peutischen Maßnahmen dargelegt.

In seinem ersten Vortrag ging Dr.

med. Thomas Grünewald (Leitender Oberarzt der Klinik für Infektiologie, Tropenmedizin und Nephrologie am

Klinikum St. Georg, Leipzig) – unter Bezug auf verschiedene Fallbeispiele – auf Infektionen bzw. deren Behand- lung bei bestimmten Patientengrup- pen wie Tropenrückkehrer, Borreli- ose-Patienten, Immundefiziente und Schwangere ein. Er wies unter ande- rem darauf hin, dass bei Rückkeh- rern aus einem Malaria-Gebiet eine empirische Antibiotika-Therapie die

richtige Diagnose bei einem Malaria- Patienten verschleiern kann.

Der zweite Vortrag von Dr. Grüne- wald behandelte das Vorkommen multi-resistenter Erreger in der ambulanten Versorgung.

Zunächst ging er auf neuere Thera- pieparameter, wie zum Beispiel die Mutations-Präventions-Konzentra- tion (MPC) zur Dosierung von Anti- biotika, ein und sprach über Resis- tenz induktion und Resistenzmecha- nismen. Schwerpunktmäßig wurden anschließend unter anderem aus- führlich unter Einschluss von Kasuis- tiken die Krankheitsbilder und The- rapieoptionen bei Infektionen mit MRSA (Methicillin resistenter Staphy- lococcus aureus), CA-MRSA (com- munity-acquired MRSA) und ESBL- Bildnern (ESBL = Extended Spectrum Beta-Lactamase) erläutert.

So manifestieren sich CA-MRSA- Infektionen beispielsweise vor allem in rezidivierenden Haut-/Weichge- webe-Infektionen, können aber auch abszedierende Pneumonien verursa- chen. Abschließend appellierte Dr.

Grünewald noch einmal an die Ein-

haltung von Standard-Hygienemaß- nahmen im medizinischen Bereich, wobei be sonderer Wert auf die Hän- dehygiene gelegt werden muss.

Aufgrund der dargebotenen Infor- mationsfülle konnte im vorliegenden Tagungsbericht nur ein grober Über- blick über die behandelten Themati- ken gegeben werden.

Weitere fachliche Informationen zum rationalen Antibiotika-Einsatz – wie auch während des Curriculums ver- mittelt – könnten in zukünftigen Ausgaben des „Ärzteblatt Sachsen“

detaillierter dargestellt werden.

Anschrift der Verfasser:

Dr. med. Ingrid Ehrhard Korrespondenzführender Autor Für die AG Surveillance und Antibiotika-Strategie des MRE-Netzwerkes im Freistaat Sachsen am Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz Dr. Anne-Kathrin Karaalp Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA) Sachsen Abteilung Medizinische Mikrobiologie Jägerstraße 10 01099 Dresden

Gesundheitspolitik

332 Ärzteblatt Sachsen 8 / 2013

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