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Triangulation und Mixed-Methods

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Academic year: 2022

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Triangulation und Mixed-Methods

Jasmin Lüdemann Ariane Otto Hrsg.

Reflexionen theoretischer und forschungspraktischer Herausforderungen

Studien zur Schul- und Bildungsforschung

(2)

Reihe herausgegeben von

Zentrum für Schul- und Bildungsforschung (ZSB)

der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland

Studien zur Schul- und Bildungsforschung

Band 76

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In der Reihe „Studien zur Schul- und Bildungsforschung“ werden zentrale Ergeb- nisse der Forschungsarbeiten des „Zentrum für Schul- und Bildungsforschung“

(ZSB) publiziert. Hier lassen sich Projektmonographien, Sammelbände sowie herausragende Dissertationen zu vielfältigen Themen aus dem Spektrum der For- schungsschwerpunkte des ZSB finden. Diese umfassen die Lebensspanne von Kindheit und Jugend, die Entwicklung und Veränderung von Organisationen und Institutionen des Bildungssystems, Prozesse von Interaktionen in pädagogischen Handlungsfeldern sowie Untersuchungen zur Pädagogischen Professionalität und pädagogischen Berufen. Auf theoretisch und empirisch fundierte sowie interdis- ziplinäre Weise richtet sich die Reihe an Erziehungswissenschaftlerinnen und Erziehungswissenschaftler sowie an pädagogische Fachkräfte und Studierende.

Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12308

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Jasmin Lüdemann · Ariane Otto

(Hrsg.)

Triangulation und Mixed-Methods

Reflexionen theoretischer

und forschungspraktischer

Herausforderungen

(5)

Hrsg.

Jasmin Lüdemann Zentrum für Schul- und Bildungsforschung

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Halle (Saale), Deutschland

Ariane Otto

Fraunhofer Zentrum für Internationales Managament und Wissensökonomie IMW

Leipzig, Deutschland

ISSN 2512-2037 ISSN 2512-2045 (electronic) Studien zur Schul- und Bildungsforschung

ISBN 978-3-658-24224-4 ISBN 978-3-658-24225-1 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-24225-1

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

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V Ganz besonderer Dank gilt Kilian Hüfner, Desirée Jörke, Katrin Kotzyba und Patrick Leinhos für ihre inhaltliche und organisatorische Unterstützung sowohl bei den Workshops als auch bei dem Publikationsvorhaben. Sie standen von Anfang bis Ende Rat gebend an unserer Seite.

Zudem möchten wir uns bei Michaela Gläser-Zikuda, die im Rahmen des ers- ten Workshops einen Abendvortrag gehalten hat und bei Ulrike Deppe, die diesen Vortrag für uns inspirierend kommentiert hat, bedanken. Einen weiteren berei- chernden Einstieg in die gemeinsamen Workshoptage ermöglichten uns Anca Leuthold-Wergin, Hilke Pallesen und Sabine Gabriel mit ihren geistreichen und pointierten Inputreferaten. Auch dafür vielen Dank!

Ein großes Dankeschön möchten wir an alle Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftler in der Qualifikationsphase richten, die an den Workshoptagen teilge- nommen haben. Sowohl der inhaltliche Austausch als auch die Gespräche davor, dazwischen und danach haben uns viel Freude bereitet. Wir haben viel diskutiert, wurden inspiriert und auch irritiert. Mit das Schönste dabei waren humorvolle Zwischen- und Abendgespräche, die dazu beitrugen, den fachlichen Austausch im zwanglosen Rahmen weiterzuführen.

All denjenigen, die über die Workshoptage hinaus als Autorinnen und Autoren an diesem Band mitgewirkt haben, möchten wir besonderen Dank aussprechen.

Ohne euch wäre dieser Band nicht der, der er geworden ist. Einzig eure intensi- ven Auseinandersetzungen und kritischen Reflexionen haben die Architektur des Bandes bestimmt. Den Publikationsprozess haben wir als äußerst konstruktiv und mitreißend wahrgenommen. Euer Engagement war sensationell. Danke dafür.

Darüber hinaus möchten wir auch Franziska Bradler danken, die das Lekto- rat für die Beiträge übernommen hat und Lisa-Marie Buitkamp, Lena Tohoff und Oliver Böhle, die uns als studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl

Danksagung

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VI Danksagung in der Organisation der Workshops als auch im Publikationsprozess unterstützt haben.

Zu guter Letzt danken wir dem BMBF und dem Projektträger DLR, die uns im Rahmen der Fördermaßnahme „Nachwuchsveranstaltung im Bereich empiri- sche Bildungsforschung“ die finanziellen Mittel unseres Vorhabens bereitgestellt haben und uns bei strukturellen und finanzorganisatorischen Fragen als verlässli- che Ansprechpartner zur Seite standen.

Jasmin Lüdemann Ariane Otto

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VII Teil I Triangulation und Mixed-Methods im Fokus

Reflexionen theoretischer und forschungspraktischer

Herausforderungen – eine Einleitung . . . 3 Jasmin Lüdemann und Ariane Otto

Teil II Impulse zu theoretischen Perspektiven

Triangulation als theoretisierte Verhältnisfrage zwischen Gegenstandskonstruktionen in qualitativen

Forschungsprojekten . . . 13 Sabine Gabriel

Mut zur Marginalisierung – Triangulation als

inhärentes Prinzip qualitativer Forschung . . . 39 Maria Kondratjuk und Patrick Leinhos

The Quality of ‘Good’ Mixed Methods Research:

Development and Discussion of an Orientation Framework . . . 63 Matthias Völcker

Teil III Reflexionen metho(dolog)ischer Herausforderungen Erkenntnistheoretische Grundlagen von Mixed

Methods: Aktuelle Diskurslinien und

forschungspraktische Perspektiven . . . 103 Matthias Völcker, Karina Meyer und Desirée Jörke

Inhaltsverzeichnis

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VIII Inhaltsverzeichnis

Dokumentarische Rekonstruktion und geschlechtertheoretische Dekonstruktion:

Triangulation theoretischer und methodologischer

Perspektiven in Forschungsprozessen . . . 141 Patrick Leinhos und Desirée Jörke

Theoretical Sampling als triangulatives Element in der empirischen Auseinandersetzung mit

gesellschaftlicher Marginalisierung – Forschungspraktische

Überlegungen . . . 173 Stella Rüger

(Selbst-)Zeichnung, Selbstaufzeichnung und Dokumentarische Methode. Potenziale und Erfordernisse methodenpluraler und

methodologieinterner Triangulationskonzepte. . . 203 Stephanie Kreuz und Dominique Matthes

Die Relationierung als Kerngeschäft triangulierender

Verfahren in der rekonstruktiven Bildungsforschung . . . 249 Mareke Niemann, Angela Bauer und Ulrike Deppe

Teil IV Triangulation und Mixed-Methods in der Lehr-Lernpraxis Mixed Methods in erziehungswissenschaftlichen

Studiengängen . . . 287 Christian Rennert, Stella Rüger und Sonja Beeli-Zimmermann

Anstelle eines Schlusswortes – Perspektivenpluralismus

in pädagogischen Studiengängen . . . 329 Lisa-Marie Buitkamp, Kilian Hüfner und Lena Tohoff

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IX

Über die Herausgeber

Jasmin Lüdemann, M.A., Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, Zen- trum für Schul- und Bildungsforschung; Forschungsschwerpunkte: Biografiefor- schung, Qualitative Forschungsmethoden, Längsschnittforschung.

Kontakt: jasmin.luedemann@zsb.uni-halle.de

Dr. Ariane Otto, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Reha- bilitationspädagogik, Vertretung der Professur Gefühls- und Verhaltensstörungen, Forschungsschwerpunkte: Jugend und Peers, Resilienz- und Inklusionsforschung, Positive Peerkultur, qualitative Forschungsmethoden.

Kontakt: ariane.otto@paedagogik.uni-halle.de

Autorenverzeichnis

Dr. Angela Bauer, Sonderpädagogisches Förderzentrum München Süd; For- schungsschwerpunkte: Professionsforschung, Schulforschung, Qualitative For- schungsmethoden.

Kontakt: angela.bauer@fernuni-hagen.de

Dr. Sonja Beeli-Zimmermann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Päda- gogische Hochschule Bern, Schweiz und Dozentin für qualitative Methoden an der Eidgenössischen Hochschule für Sport EHSM in Magglingen. Forschungs- schwerpunkte: Interviewforschung, Qualitative Forschungsmethoden, Erwachse- nenbildung.

Kontakt: sonja.beeli@phbern.ch

Herausgeber und Autorenverzeichnis

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X Herausgeber‐ und Autorenverzeichnis Lisa-Marie Buitkamp, Referendarin an der Pestalozzi Schule mit dem sonderpä- dagogischen Förderschwerpunkt Lernen in Brandenburg an der Havel; Studium der Rehabilitationspädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg; För- derschwerpunkte: Lernbehindertenpädagogik und Verhaltensgestörtenpädagogik.

Kontakt: lisa.marie.buitkamp@gmx.de

Dr. Ulrike Deppe, Technische Universität Dresden, Vertretung der Professur für Systematische Erziehungswissenschaft, Forschungsschwerpunkte: Bildungs- und Sozialisationsforschung, Qualitative Erhebungs- und Auswertungsmethoden, qua- litative Triangulation, Bildungsungleichheit.

Kontakt: ulrike.deppe@tu-dresden.de

Sabine Gabriel, M. A., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Forschungs- schwerpunkte: Qualitative und Quantitative Forschungsmethoden (insbes. rekons- truktive Biografieforschung), Leibphänomenologie und Körpersoziologie, Soziale Ungleichheits-, Bildungs- und Hochschulforschung, gender und queer studies.

Kontakt: sabine.gabriel@paedagogik.uni-halle.de

Kilian Hüfner, M.A., FernUniversität in Hagen, HBS Promotionsstipendiant;

Forschungsschwerpunkte: Kindheits- und Jugendforschung, Kinder- und Jugend- kulturen, Migration.

Kontakt: kilian.huefner@fernuni-hagen.de

Desirée Jörke, M.A., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, HBS Pro- motionsstipendiatin; Forschungsschwerpunkte: Biografieforschung, Sport und Geschlecht, Sportbezogene Jugendforschung, Qualitative Forschungsmethoden.

Kontakt: Desiree.Joerke@zsb.uni-halle.de

Dr. Maria Kondratjuk, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, postdoc, Erwachsenen- und Weiterbildung, Forschungsschwerpunkte: Methodologien und Methoden qualitativer Forschung, Sozialweltanalysen, Professionalisierung und professionelles Handeln, Wissenschaftstheorie.

Kontakt: maria.kondratjuk@paedagogik.uni-halle.de

Stephanie Kreuz, M. A., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Promotions- stipendiatin der HBS; Forschungsschwerpunkte: Jugend- und Peerforschung, Kör- per – Sport – Geschlecht, Qualitative Forschungsmethoden und ihre Triangulation.

Kontakt: Stephanie.Kreuz@zsb.uni-halle.de

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XI Herausgeber‐ und Autorenverzeichnis

Patrick Leinhos, M. A., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, HBS Pro- motionsstipendiant; Forschungsschwerpunkte: Qualitative Forschungsmethoden, Biografie- und Jugendforschung, Engagementforschung.

Kontakt: Patrick.Leinhos@zsb.uni-halle.de

Dominique Matthes, M. Ed., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Zen- trum für Schul- und Bildungsforschung; Forschungsschwerpunkte: Erziehungs- wissenschaftliche (Schul-)Raumforschung, Lehrer*innen-/Professionsforschung, Forschung zum Verhältnis von Schulpädagogik und Dokumentarischer Methode (AgDM), Forschung zu LehrerBildern in privaten und öffentlichen Räumen, Methoden und Methodologien rekonstruktiver Forschungsansätze, insbesondere zum Einsatz Narrativer Karten, Triangulation in qualitativen Forschungssettings.

Kontakt: Dominique.Matthes@zsb.uni-halle.de

Karina Meyer, M.Ed., Georg-August-Universität Göttingen, Institut für Erzie- hungswissenschaft. Forschungsschwerpunkte: Multiprofessionelle Kooperation im Bereich Inklusion, Einstellungen zu Behinderung und Inklusion, Kombination quantitativer und qualitativer Verfahren.

Kontakt: kmeyer@uni-goettingen.de

Dr. Mareke Niemann, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Zentrum für Schul- und Bildungsforschung; Forschungsschwerpunkte: Schul- und Bildungs- forschung, Schüler*innenbiografieforschung, qualitative Forschungsmethoden, Triangulation qualitativer Forschungsmethoden und Längsschnittforschung.

Kontakt: mareke.niemann@zsb.uni-halle.de

Dr. Christian Rennert, InterVal GmbH Forschung und Beratung.

Forschungsschwerpunkte: Hochschulforschung, Quantitative Forschungsmetho- den, Mixed Methods, soziale Ungleichheit

Kontakt: c.rennert@interval-berlin.de

Stella Rüger, M. A., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Pädagogik, Forschungsschwerpunkte: Intersektionalität und soziale Ungleichheit, Subjektivierung, Disability Studies, qualitative und quantitative Forschungsme- thoden, insbesondere Grounded Theory Methodologie.

Kontakt: stella.rueger@paedagogik.uni-halle.de

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XII Herausgeber‐ und Autorenverzeichnis

Lena Tohoff, B.A., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Zentrum für Schul- und Bildungsforschung Forschungsschwerpunkte: Berufsorientierte Lin- guistik im interkulturellen Kontext.

Kontakt: LenaTohoff@web.de

Dr. Matthias Völcker, Georg-August-Universität Göttingen am Arbeitsbereich für Pädagogische Sozialisationsforschung; Forschungsschwerpunkte: Identitäts- theorien und -forschung, qualitative und quantitative Forschungsmethoden insbe- sondere Mixed-Methods-Verfahren.

Kontakt: MVoelck@gwdg.de

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Teil I

Triangulation und Mixed-Methods im Fokus

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3

Reflexionen theoretischer und forschungspraktischer

Herausforderungen – eine Einleitung

Jasmin Lüdemann und Ariane Otto

Triangulation und Mixed-Methods werden häufig – auch in den Sozialwissen- schaften – synonym verwendet; unterscheiden sich jedoch maßgeblich in ihren konzeptionellen Überlegungen. Die gegenwärtige Mixed-Methods Argumentation zielt auf die Kombination qualitativer und quantitativer Strategien und erfolgt dem- entsprechend paradigmenübergreifend. Triangulation hingegen – so wie Denzin es in den 1970er Jahren umreißt – bezieht sich einzig auf das qualitative Spektrum (vgl. Denzin 1989). Gemeinsam ist ihnen jedoch – und vermutlich werden diese Stichwörter daher oft, wie eben auch in diesem Band, zusammen diskutiert – das Anliegen, die Komplexität sozialer Phänomene durch verschiedene Blickwinkel umfassender zu analysieren (vgl. Flick 2004, S. 17; Kalthoff 2010, S. 354) und damit multiperspektivische Forschungsergebnisse zu erzielen.

Mit Triangulation und Mixed-Methods ist keine völlig neuartige Forschung gemeint (Knoblauch 2010, S. 177 f.). Die Auseinandersetzung findet vornehm- lich auf Ebene der Reflexion statt, bzw. sollte stattfinden, denn bislang bleiben triangulierende oder Mixed-Methods Ansätze im Forschungsprozess im Sinne einer Strategie der Geltungsbegründung weitgehend unreflektiert (vgl. Flick 2014).

Prominent wird in den Debatten von Triangulation und Mixed-Methods immer wieder auf die Marienthal Studie von Jahoda et al. (1975) verwiesen, die ohne ‚das Kind beim Namen zu nennen‘ auf Erhebungs- und Auswertungsebene verschiedene

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Lüdemann und A. Otto (Hrsg.), Triangulation und Mixed-

Methods, Studien zur Schul- und Bildungsforschung 76, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24225-1_1

J. Lüdemann ()

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland E-Mail: jasmin.luedemann@zsb.uni-halle.de

A. Otto

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Leipzig, Deutschland E-Mail: ariane.otto@imw.fraunhofer.de

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4 J. Lüdemann und A. Otto Verfahren und Zugänge selbst paradigmenübergreifend miteinander kombiniert haben, um das Phänomen der Arbeitslosigkeit aus den unterschiedlichsten Blick- winkeln zu beleuchten. Erwähnenswert ist zudem die Studie über die Bewohner von Bali aus den 1940er Jahren von Bateson und Mead (1942), die visuelle Daten wie Fotos, Gemälde und Skulpturen sowie Filmmaterial mit verbalen ethno- grafischen Materialen triangulieren. Auch die Grounded-Theory-Methodologie oder gar ethnografische Verfahren können als triangulative Forschungsformen gelten (Flick 2004, S. 9), ohne es explizit unter diesem Stichwort zu diskutieren.

Parallel zu diesen chiffrierten Triangulations- und Mixed-Methodsverfahren gibt es Debatten, die explizit auf derartige Konzepte verweisen; etwa mit dem Anliegen, Mixed-Methods als „drittes methodologisches Paradigma“ anzuerkennen und damit die Dualität von qualitativen und quantitativen Ansätzen produktiv zu über- winden (vgl. Kuckartz 2014). Oder auch Forschungsprojekte, die mit dem Label Triangulation oder Mixed-Methods bewusst den Forschungsprozess von Beginn an konzeptualisieren.

Auffallend ist, dass Triangulations- und Mixed-Methods-Konzepte entweder invisibel angewandt werden und somit einer theoretischen und forschungs- praktischen Thematisierung umgehen oder aber derartige Konzepte offensiv und planvoll in den Forschungsprozess integriert werden, sodass sich fragen lässt, ob damit der Gegenstand nicht vorschnell einer pragmatischen Formung unterliegt.

Der vorliegende Band beschäftigt sich mit genau diesen, wohlgemerkt an dieser Stelle verkürzt aufgemachten Fragen und Überlegungen auf vielfältiger Weise.

1 Zum Entstehungskontext des Bandes

Das Thema dieses Bandes knüpft an eine besondere Aktualität und praktische Relevanz innerhalb der sozialwissenschaftlichen Methodendiskussion an. In den letzten Jahren haben Mixed Methods und triangulierende Forschungszugänge verstärkt Konjunktur erfahren. So beschäftigen sich auch immer mehr Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler innerhalb ihrer Qualifikationsarbeiten mit Tri- angulation und Mixed Methods.

Dabei ist der Anspruch an derartige Forschungszugänge hoch: Es bedarf eines hohen reflexiv methodologischen und methodischen Wissens, zeitlicher Ressourcen für die Stellung und Klärung von Fragen im Forschungsprozess und der Begegnung von Problemen bei der praktischen Anwendung sowie eines kontinuierlichen fachlichen Austauschs. All dies scheint im Widerspruch der- zeitiger Alltagsrealitäten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Qualifikationsphase zu stehen: So gilt der Arbeitskontext Wissenschaft zwar noch

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5 Reflexionen theoretischer und forschungspraktischer …

immer als ein enorm attraktiver, vor allem in Bezug auf zeitliche Flexibilität und inhaltliche Kreativität, hinsichtlich der hohen Befristungsanteile, der kurzen Ver- tragslaufzeiten und der häufig unentgoltenen zusätzlichen Mehrarbeit werden die vorgefundenen Beschäftigungsbedingungen von den Akteurinnen und Akteuren jedoch als hochgradig prekär wahrgenommen (vgl. Bundesbericht wissenschaft- licher Nachwuchs 2017).

Die daraus häufig resultierende Unsicherheit hinsichtlich der eigenen (Berufs-)Biografie, aber auch eine zum Teil mangelnde empirische Schulung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Qualifikationsphase sowie die Marginalität verlässlicher wissenschaftlicher Netzwerke setzen diese zusätz- lich unter einen enormen Druck und können sich letztendlich auf die Intensität, Kontinuität und Qualität der Bearbeitung wissenschaftlicher (Qualifikations-)Pro- jekte auswirken.

Eine systematische und kontinuierliche Förderung des wissenschaftlichen Nach- wuchses wird damit zur Notwendigkeit, um der inhaltlichen und strukturellen Komplexität wissenschaftlichen Arbeitens begegnen zu können, ohne den qualitati- ven Anspruch und die persönliche Motivation für die Wissenschaft zu restringieren.

Mit diesem Band und dessen Entstehungsgeschichte möchten wir einerseits an die aktuellen Auseinandersetzungen der Forschungslandschaft ansetzen, andererseits den desideraten Rahmenbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses mit Blick auf Austausch und Vernetzung begegnen: Es ging uns um eine systematische Bearbeitung method(olog)ischer Herausforderungen triangulierender Forschungs- praxis im Rahmen von Reflexion und Bearbeitung zentraler Spannungsfelder durch kooperatives wissenschaftliches Arbeiten.

Der Band knüpft an einen vom BMBF geförderten Peerworkshop für Pro- movierende und Post-Docs unter dem Thema Triangulation in der Bildungs- forschung an. Die zwei mehrtätigen Workshops fanden im August 2017 und im Januar 2018 am Zentrum für Schul- und Bildungsforschung (ZSB) an der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg statt.1 Ziel war es, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich im Rahmen ihrer Qualifikationsphase mit tri- angulierenden Forschungsdesigns beschäftigen, zur eigenen Forschungspraxis in einen Diskurs treten zu lassen und reziproke Unterstützungsleistungen zu ermög- lichen.

Ein derartiges Workshopprojekt wurde bereits im Mai 2016 mit dem Titel

„Methodische und methodologische Herausforderungen in der Forschungspraxis

1Das Workshop- und Publikationsprojekt wurde vom BMBF unter dem Förderkennzeichen 01JG1715 gefördert.

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6 J. Lüdemann und A. Otto qualitativer Bildungsforschung“ von Maja S. Maier und Catharina I. Keßler als Antragstellerinnen sowie Ulrike Deppe, Anca Leuthold-Wergin, Sabine Sandring, Susann Busse, Tanya Tyagunova und Jens-Oliver Krüger veranstaltet. Der daraus entstandene Band versammelt Beiträge, welche die qualitative Forschungspraxis und ihre methodischen und methodologischen Herausforderungen reflektieren (vgl. Maier et al. 2018).

Die internen Workshops wurden bewusst auf Peersebene konzeptualisiert, um wechselseitige Hilfe und Austausch zu generieren, der auf beiden Seiten einen Mehrgewinn produziert. Es ging nicht darum, untereinander beratend tätig zu werden, sondern in einen wechselseitigen Reflexionstransfer zu treten. In Form von thematisch vorstrukturierten Roundtables kamen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Qualifikationsphase ins Diskutieren. Dabei wurde vermeint- lich Feststehendes irritiert; Fragen und Herausforderungen, die es nicht zwingend zu klären galt, wurden aufgerufen. Im Vordergrund stand, den Diskurs aufzu- nehmen, ihn kritisch zu beleuchten und damit ein Stückchen weiter fortzuführen.

Dieser Band ist von Beginn an ein kooperatives Publikationsprojekt. Jegliche Ausführungen beruhen auf einem intensiven Austausch und auf einem wert- schätzenden und produktiven Reviewverfahren untereinander.

Und dennoch ließ sich das Spannungsverhältnis von Kooperation und Konkur- renz nicht allumfänglich auflösen. Insbesondere auf der Ebene des Schreibprozesses traten inhaltliche Unstimmigkeiten und auch organisatorische Hindernisse, wie etwa zeitliche Erschwernisse oder auch geografische Distanzen auf, die – und das muss an dieser Stelle hervorgehoben werden – jedoch immer fair und entgegenkommend bearbeitet wurden.

Entstanden ist ein Band, der sich mit theoretischen und forschungspraktischen Herausforderungen von Triangulation und Mixed-Methods reflexiv auseinander- setzt. Er versammelt neuartige Systematisierungen, innovative Wege und auch kritische Stimmen zu einem Thema, welches im deutschsprachigen Wissen- schaftsdiskurs derzeit als „Allheilmittel gilt, um die Qualität der Forschung zu steigern“ (vgl. Alber und Schiebel 2018, S. 612), jedoch bleibt eine Reflexion oftmals aus (vgl. Ecarius und Miethe 2011, S. 7).

2 Zu den Beiträgen

Die Architektur des Bandes gliedert sich in drei Teilaspekte. Der erste Teil ver- sammelt Beiträge, die vornehmlich theoretische Perspektiven auf Triangulation und Mixed-Methods diskutieren.

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7 Reflexionen theoretischer und forschungspraktischer …

Sabine Gabriel widmet sich in ihrem Beitrag dem scheinbaren Widerspruch von Triangulation als ein methoden- und/oder perspektivenplurales Vorgehen, welches als Beschreibungsmerkmal dient, um es als solches zu klassifizieren und von anderen Vorgehen der qualitativen Sozialforschung abzugrenzen, wobei Triangulation gleichzeitig als per se in einen qualitativen Forschungsprozess ein- gelassen gilt. Sie fragt zum einen danach, was unter Triangulation mit Einnahme unterschiedlicher Perspektiven auf einen untersuchten Gegenstand verstanden werden kann und zum anderen, was triangulative Forschungsbewegungen tatsäch- lich leisten können. Dies erfolgt mit einem dezidierten Blick auf Gegenstands- konstruktionen. Denn unter dem Postulat der Gegenstandsangemessenheit in der qualitativen Forschung ist – unabhängig von der Epistemologie des Gegenstands – zu fragen, wie sich Gegenstand und Triangulation zueinander verhalten. Die Auto- rin plädiert dafür, Triangulation als metatheoretische Verhältnissetzung zwischen Gegenstandskonstruktion und ihren Beziehungen zu verstehen.

Maria Kondratjuk und Patrick Leinhos diskutieren in ihrem Beitrag Konsequen- zen, Probleme und Herausforderungen, die eine Intention triangulativer Verfahren a priori mit sich bringt und fragen weiter, inwiefern Perspektivendifferenz resp.

Triangulation bereits in Reflexionen über ‚gute‘ qualitative Forschung inhärent ist. Ob es deshalb einer expliziten Thematisierung des Triangulationskonzeptes als Gütekriterium bedarf, wird im Kontext der Prämissen qualitativer Forschung besprochen. Abschließend werden die Argumente in dem Plädoyer ‚Mut zur Marginalisierung‘ zusammengefasst dargelegt und zugleich herausgestellt, welche (methodischen) Mehrwerte Triangulation als ein in der qualitativen Methodologie bereits inhärentes Prinzip für die Forschung liefern kann.

Der Beitrag von Matthias Völcker fokussiert die methodisch-methodologisch relevante Frage nach der Bedeutung und Relevanz von separaten Gütekriterien von Mixed-Methods-Forschung im Verhältnis zu monomethodischen Vorgehens- weisen. Hierfür werden die Grundannahmen von Mixed-Methods-Forschung knapp skizziert und auch die Vorbehalte gegenüber separaten Gütekriterien dis- kutiert. Letztlich formuliert der Autor methodische Standards in der Arbeit mit Mixed-Methods.

Der zweite Teil des Bandes beinhaltet Beiträge, die über methodische und methodologische Herausforderungen triangulativer und mixed-methods Verfahren reflektieren und dies explizit an empirischen Forschungsstudien festmachen.

Matthias Völcker, Karina Meyer und Desirée Jörke beschäftigen sich in ihrem Beitrag damit, wie das Kaleidoskop unterschiedlicher empirischer Daten viel- schichtig und somit das Bild des untersuchten Gegenstandes aus verschiedenen Perspektiven (re-)konstruiert werden kann. Dabei stehen Fragen nach dem Gegen- standsverständnis, der -konstitution und -konstruktion von Forschungsgegenständen

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8 J. Lüdemann und A. Otto im Mittelpunkt. Sie verdeutlichen an einem empirischen Beispiel, welche epistemo- logischen Grundannahmen dem jeweiligen Methodeneinsatz vorlagen, wie Unter- suchungsgegenstände ‚hervorgebracht‘, konstituiert und (re-)konstruiert werden, aber auch, wie die Verbindung unterschiedlicher, sich wechselseitig ergänzender aber auch widersprüchlicher Daten zu Aussagen über die Lebenswirklichkeit(en) verknüpft werden können.

Patrick Leinhos und Desirée Jörke widmen sich in ihrem Beitrag der Frage nach der Triangulation einer wissenssoziologisch-dokumentarischen und einer geschlechtertheoretischen Theorietradition und den ihnen oft zugeschriebenen qualitativen Interpretationsoperationen – der Rekonstruktion sowie der Dekonst- ruktion. Auf der Grundlage von zwei Forschungsprojekten zeigen sie auf, welche Herausforderungen entlang der verschiedenen Phasen des Forschungsprozesses damit einhergehen und explizieren, an welchen Stellen es zu Spannungsmomenten kommen kann.

Stella Rüger beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit dem Theoretical Sampling als triangulierendes Element. Der Fokus liegt hier konkret auf der Datenerhebung und der darin integrierten Fallauswahl sowie dessen forschungspraktische Auswirkungen.

Entlang eines Forschungsprojektes, welches sich mit dem Phänomen gesellschaft- licher Marginalisierung auseinandersetzt, werden zunächst methodologische Grund- annahmen der postmodernen und klassischen Grounded Theory diskutiert. Daran anschließend wird die Problematik des Sprechen-Übers in der empirischen Aus- einandersetzung mit Phänomenen gesellschaftlicher Marginalisierung und die damit verbundene Auswahl des ersten Falles für das Sampling im theoretischen sowie forschungspraktischen Kontext aufgespannt. Damit werden bereits in der Planungsphase des Forschungsprozesses Entscheidungen erforderlich, die perma- nent reflektiert und transparent gemacht werden müssen.

Der Beitrag von Stephanie Kreuz und Dominique Matthes fokussiert die bisher wenig diskutierte Frage nach der forschungspraktischen Umsetzbarkeit einer Tri- angulation von bild- und textbasierter Methoden sowie Protokolle resp. Produkte im Horizont der Dokumentarischen Methode exemplarisch an zwei Forschungs- vorhaben. Die Autorinnen plädieren letztlich für eine Triangulation im Sinne eines Perspektiventransfers, welche sie als ein dazwischen von Bild und Text verstehen.

Mareke Niemann, Angela Bauer und Ulrike Deppe diskutieren in ihrem Beitrag anhand von drei Forschungsbeispielen, wie in qualitativen Projekten verschiedene Perspektiven auf den Forschungsgegenstand trianguliert werden können und mit welchen Herausforderungen und forschungspraktischen Implikationen eine Forschungsarbeit verbunden ist, die sich einem Gegenstand auf mehreren Ebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven nähert.

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9 Reflexionen theoretischer und forschungspraktischer …

Der dritte und abschließende Teil des Bandes wendet den Blick von theore- tischen Perspektiven und methodologischen Herausforderungen ab und widmet sich der praktizierten und erfahrenen Lehr-Lernpraxis von Triangulation im Rah- men des Studiums.

Christian Rennert, Stella Rüger und Sonja Beeli-Zimmermann konkretisieren die notwendigen methodischen und methodologischen Kompetenzen bei der Arbeit mit methodenpluralen Forschungsprozessen und analysieren die Methodenausbildung im Rahmen von erziehungswissenschaftlichen Studiengängen. Entlang von Experten- interviews mit Dozierenden gehen sie der Frage nach, wie Implementierungs- prozesse von Lehrveranstaltungen, die Mixed Methods Ansätze thematisieren, an Universitäten gestaltet sind. Die Autorinnen und Autoren stellen heraus, dass trotz des prominenten Aufschwungs, Triangulation und Mixed Methods, zumindest in der Methodenausbildung erziehungswissenschaftlicher Studiengänge, noch immer eine untergeordnete Rolle spielen.

Abschließend denken Kilian Hüfner, Lisa-Marie Buitkamp und Lena Tohoff das Konzept der Triangulation im Rahmen einer professionstheoretischen Per- spektive weiter und richten den Fokus auf bestehende Lücken in der aktuellen pädagogischen Ausbildung. Die meist strikte Trennung von Lehramt und Haupt- fachpädagogik und der damit einhergehende Mangel an Erfahrungsaustausch inner- halb einer Disziplin schränkt Lernchancen ein und beflügelt eine Distanz zwischen Professionellen, die in der universitären Ausbildung beginnt und sich im Praxisfeld manifestieren kann. Der Beitrag plädiert daher für ein perspektiventriangulierendes Lernen und Verstehen in bzw. zwischen pädagogischen Studiengängen.

Literatur

Alber, I., und M. Schiebel. 2018. Triangulation in der Bildungsforschung. In Handbuch Biographieforschung, Hrsg. H. Lutz, M. Schiebel, und E. Tuider, 611–622. Wiesbaden:

Springer VS.

Bateson, G., und M. Mead. 1942. Balinese character: A photographic analysis. New York:

New York Academy of Sciences.

Denzin, N.K. 1989. Interpretive biography. Newbury Park: Sage.

Ecarius, J., und I. Miethe. 2011. Einleitung. In Methodentriangulation in der qualitativen Bildungsforschung, Hrsg. J. Ecarius und I. Miethe, 7–15. Opladen: Budrich.

Flick, U. 2004. Triangulation. Eine Einführung. Wiesbaden: VS Verlag.

Flick, U. 2014. Gütekriterien qualitativer Forschung. In Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, Hrsg. N. Bauer und J. Blasius, 411–423. Wiesbaden: Springer VS.

Jahoda, M., P.F. Lazarsfeld, und H. Zeisel. 1975. Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkung langandauernder Arbeitslosigkeit; mit einem Anhang zur Geschichte der Soziographie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. (Erstver- öffentlichung 1933).

(22)

10 J. Lüdemann und A. Otto

Kalthoff, H. 2010. Beobachtung und Komplexität. Überlegungen zum Problem der Tri- angulation. Sozialer Sinn 11 (2): 353–365.

Knoblauch, H. 2010. Subjekt. Interaktion und Institution. Vorschläge zur Triangulation in Theorie und Methodologie. In Fragile Sozialität. Inszenierungen, Sinnwelten, Existenz- bastler, Hrsg. A. Honer, M. Meuser, und M. Pfadenhauer, 115–128. Wiesbaden:

VS-Verlag.

Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs. 2017. Bundesbericht Wissenschaft- licher Nachwuchs 2017. Statistische Daten und Forschungsbefunde zu Promovierenden und Promovierten in Deutschland. https://www.buwin.de/dateien/buwin-2017-kurzfassung.

pdf. Zugegriffen: 5. Sept. 2018.

Kuckartz, U. 2014. Mixed Methods. Methodologie, Forschungsdesigns und Analysever- fahren. Wiesbaden: Springer VS.

Maier, M.S., C.I. Keßler, U. Deppe, A. Leuthold-Wergin, und S. Sandring, Hrsg. 2018.

Qualitative Bildungsforschung. Methodische und methodologische Herausforderungen in der Forschungspraxis. Wiesbaden: Springer VS.

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Teil II

Impulse zu theoretischen Perspektiven

(24)

13

Triangulation als theoretisierte Verhältnisfrage zwischen

Gegenstandskonstruktionen

in qualitativen Forschungsprojekten

Sabine Gabriel

1 Die Problematik der Triangulation in der qualitativen Forschung

Ein qualitativer Forschungsprozess ist durch eine „wechselseitige Abhängigkeit der einzelnen Bestandteile des Forschungsprozesses“ (Flick 1999, S. 56) und der zirkulären Verknüpfung verschiedener Arbeitsschritte gekennzeichnet (vgl. Glaser und Strauss 2008, S. 15). Dadurch ist ein qualitativer Forschungsprozess mit einer Abfolge von mehr oder weniger vorab festlegbaren und vorgegebenen Verfahrens- vorschlägen sowie entsprechenden Arbeitsschritten verbunden. In der Realisierung eines Forschungsprojektes gilt es aus dem reichhaltigen Theorie-, Methodologie- und Methodenspektrum, das für qualitative Forschungen mittlerweile vorliegt, adäquate methodische Verfahrensweisen zu erarbeiten, um einer Forschungsfrage beziehungsweise einem Erkenntnisinteresse forschungspraktisch nachzugehen.

Von Bedeutung ist, gegenstandsangemessen, in iterativ-zyklischen Arbeitsschleifen zur methodischen Bearbeitung der jeweiligen Fragestellung beziehungsweise des

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Lüdemann und A. Otto (Hrsg.), Triangulation und Mixed-

Methods, Studien zur Schul- und Bildungsforschung 76, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24225-1_2

S. Gabriel ()

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland E-Mail: sabine.gabriel@paedagogik.uni-halle.de

Auch wenn dieser Beitrag nicht in Koautor*Innenschaft bearbeitet werden konnte, möchte ich neben Robert Aust, Stephanie Winter vor allem Kati Illmann für die Anregungen zum Konzept des Beitrags danken.

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14 S. Gabriel Erkenntnisinteresses sukzessive den Objektbereich der spezifischen Forschung zu erarbeiten.

Die Triangulation gilt prinzipiell als methodische Verfahrensstrategie, die mit dem Ziel der Nutzung „verschiedener Perspektiven beziehungsweise Standpunkte, um ein vielschichtiges Verständnis über den Forschungsgegenstand zu erhalten“

(Mey 2015, S. 414), verbunden ist. Was unter Triangulation allerdings verstanden werden kann, wird in verschiedenen Debatten kontrovers diskutiert (vgl. u. a.

Alber et al. 2018; Flick 2004, 2012a; Schründer-Lenzen 2013). Ein Hauptbezugs- punkt stellt noch immer das Triangulationskonzept von Denzin (1989) dar, wobei es nicht mehr als ein einheitliches Konzept zu fassen ist, da es über die Zeit von drei Jahrzehnten und den vielfältigen Kritiken durchaus elementare Abwandlungen erfahren hat (vgl. Denzin 2012). Ein Minimalkonsens ist dennoch weiterhin darin zu finden, dass mit der Triangulation in einem qualitativen Forschungsprozess ein kombinatorisches Vorgehen mit unterschiedlichen Theorien, Perspektiven, Metho- den, Daten und/oder Forschenden innerhalb eines Forschungsprojektes beschrieben wird (Denzin 1989, S. 237).

Obgleich der Verwendung triangulierenden Vorgehens aktuell wieder stärker Bedeutung zukommt (vgl. u. a. Ecarius und Miethe 2011, S. 9), kann Triangulation durch den unklaren beziehungsweise komplexen Bedeutungsgehalt grundlegend weder klare Begründungsfiguren hinsichtlich ihrer Funktionsweise liefern, noch systematisch einsetzbare Anwendungshilfe sein. Dieser Diskrepanz möchte sich der Artikel annehmen und danach fragen, was zum einen unter Triangulation ver- standen werden kann und was zum anderen triangulierende Forschungsbewegungen für die Erkenntnisgenerierung in qualitativen Forschungsprojekten leisten können.

Ein Schwerpunkt des Beitragsvorhabens ist es, eine Systematisierung zu verfolgen, die Triangulation als ein sich wandelndes Konzept dokumentiert (Abschn. 1.1) und anschließend deren Funktionszuweisungen mit den jeweiligen Bedeutungs- gehalten (Abschn. 1.2) fassbar macht. Der zweite Schwerpunkt knüpft an der Fest- stellung an, dass Kritik, deren Einwand und Gegenkritik zunehmend Bezüge zum Forschungsgegenstand zentrieren. Insgesamt sind die Debatten, die um Begriffsver- ständnisse ringen, selbst von Perspektivvielfalt koloriert. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, einen Blick darauf zu werfen, wie Gegenstandsannahmen in der jeweiligen Perspektive eingelassen sind. Aufbauend auf den ersten Schwer- punkt des Beitrags wird dann in rekonstruktiver Forschungsperspektive auf die Hervorbringung von Gegenständen geschaut, um Verständnis darüber zu erlangen, ob Triangulation eine eigenständige Forschungsstrategie im Sinne eines abgrenz- baren Forschungsprogramms ist oder ob es nicht adäquater wäre, qualitative Forschung per se als triangulativ zu verstehen (Abschn. 2.1). In Anbetracht der Möglichkeit, dass Gegenstände konstruiert werden, die nicht in Deckung gehen,

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15 Triangulation als theoretisierte Verhältnisfrage …

wird herausgearbeitet, dass die Bewertung von und der Umgang mit Divergenzen mit jeweiligen Forschungsperspektiven verknüpft sind. Darin wird deutlich, dass es auch in rekonstruktiven Vorgehensweisen Nuancen in der Erfassung des Tri- angulationsbegriffs gibt (Abschn. 2.2). Insgesamt ist das Ziel, den Bedeutungsgehalt von Triangulation beziehungsweise qualitativer Forschung mit triangulierenden Forschungsbewegungen zu hinterfragen.

1.1 Triangulationstypologie und der dehnbare Bedeutungsgehalt

„Triangulation beinhaltet die Einnahme unterschiedlicher Perspektiven auf einen untersuchten Gegentand oder allgemeiner: bei der Beantwortung von Forschungsfragen“ (Flick 2004, S. 12). Denzin gilt als einer der ersten, der sich in Form einer Typologisierung von Triangulationsstrategien um Systematisierung bemühte. Dabei identifizierte er vier, heute als klassisch verstandene Basistypen der Triangulation, die in Forschungsprozessen in verschiedenen Kombinations- möglichkeiten eingesetzt werden können (Denzin 1989, S. 237 ff.):

1. Daten-Triangulation (data triangulation), als der Einsatz von verschiedenen Quellen zur Datenmaterialgenerierung innerhalb einer Untersuchung, wie zum Beispiel unterschiedliche Erhebungszeitpunkte, verschiedene Orte und Personen etc.

2. Forschenden-Triangulation (investigator triangulation), als Gebrauch ver- schiedener personengebundener Perspektiven, wie zum Beispiel unterschied- liche Forschende in den Erhebungs- und Auswertungssituationen

3. Theorie-Triangulation (theory triangulation), als Gebrauch multipler Pers- pektiven zur Interpretation einzelner empirischer Daten, durch zum Beispiel Hinzuziehung unterschiedlicher Theorien, Hypothesen usw.

4. Methoden-Triangulation (methodological triangulation), als Gebrauch mul- tipler Methoden beziehungsweise verschiedener Methodenelemente innerhalb der Untersuchung eines Gegenstandsbereichs

Als eine Weiterführung zu Denzins Methoden-Triangulation erarbeitet Flick in den 1990er Jahren die „systematische Perspektiven-Triangulation“ (u. a.

Flick 1992). Mit der „theoretischen und methodologischen Einordnung (…) verschiedener Methoden“ (Flick 2004, S. 21) wird damit die Beachtung der theoretischen Bezüge und hinter den methodischen Zugängen stehenden Forschungsperspektiven als grundlegend für die Kombination von methodischen

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16 S. Gabriel Verfahrensweisen betont (vgl. Flick 1990, S. 193). Denzin benennt diesen Typus zwar auch methodologisch, bespricht aber darunter vornehmlich die Triangulation von Methoden, zunächst ohne die theoretisch-methodologischen Bezugsstellen in methodischen Verfahrensweisen dezidiert in den Blick zu nehmen. So stellt Flick mit der „systematischen Perspektiven-Triangulation“ heraus, dass es im triangulierenden Arbeiten nicht „um eine pragmatisch konzipierte Verknüpfung verschiedener Methoden gehen kann. Vielmehr ist die Berücksichtigung ihrer jeweiligen theoretischen Hintergrundannahmen“ als maßgebend zu verstehen (Flick 2004, S. 21).

Auch die Theorie-Triangulation wird in der Folgezeit konzeptionell aus- gedehnt. So stellt die „interdisziplinäre Triangulation“ eine Perspektiverweiterung durch den Gebrauch verschiedener Fachdisziplinen innerhalb einer qualitativen Untersuchung beziehungsweise in Anwendung auf einen Gegenstandsbereich dar (vgl. Janesick 1994). Nicht zuletzt wurde in den vergangenen Jahren auch immer wieder auf die Möglichkeit der Kombination der verschiedenen Typen von Tri- angulationsstrategien zur Beantwortung einer Fragestellung hingewiesen. In die- sem Sinne können zum Beispiel Daten-, Theorie- und Methodentriangulation zu verschiedenen Zeitpunkten beziehungsweise innerhalb verschiedener Arbeits- schritte als „multiple Triangulation“ angewendet werden (vgl. Denzin 1989).

Die Methoden-Triangulation wird grundlegend als eine übergeordnete Form von Triangulation gefasst (Denzin 1989, S. 243 ff.). Dabei unterscheidet Denzin in within-methods und between methods. Within-methods werden als methoden- intern und damit multidimensional verstanden, da mit ihnen mittels einer Methode verschiedene Strategien zur Untersuchung der Daten verfolgt werden. Beispiels- weise können in einem Interview verschiedene terminologische Unterscheidungen erarbeitet werden, die ein triangulierendes Vorgehen kennzeichnen. Dies führe dazu, in einem episodischen Interview einerseits die narrative Darstellung (episodisch- narratives Wissen) und andererseits die argumentativ- theoretischen Darstellungs- stücke (semantisch-begriffliches Wissen) analytisch in den Blick zu nehmen und ins Verhältnis zu setzen (vgl. Flick 2004, S. 38 ff., 2011, S. 31). Gerade bei den rekons- truktiv arbeitenden Forschungsmethoden sind solche Perspektivverschiebungen, wie beispielsweise die pragmatische Brechung in der Soziolinguistischen Prozessanalyse oder die komparative Analyse der formulierenden und reflektiven Interpretation in der Dokumentarischen Methode, zunehmend in methodische Verfahrensweisen ein- gelassen. Vor dem Hintergrund erweitern Denzins Überlegungen zu within- methods das Bedeutungsspektrum für triangulierende methodische Vorgehensweisen. Da terminologische Perspektivverschiebungen aktuell allerdings häufig in qualitati- ven Methoden zur Anwendung kommen, wirken Denzins Überlegungen für die Absteckung eines Triangulationsbegriffs irritierend. Denn wenn damit die Einnahme

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17 Triangulation als theoretisierte Verhältnisfrage …

unterschiedlicher Perspektiven auf einen Gegenstand als Triangulation geltend gemacht wird, dann arbeiten die überwiegenden methodischen Verfahrensweisen aus dem Spektrum der qualitativen Forschung per se mit triangulierenden Strategien. Die between methods hingegen sind durch die Kombination nicht gleicher Methoden, um den gleichen Gegenstandsbereich zu untersuchen, als methodenübergreifend zu ver- stehen. Im Gebrauch der Erhebungsmethoden der Beobachtung und des Interviews zur Generierung von Datenmaterial innerhalb eines Forschungsprojektes kommen between methods beispielsweise zum Einsatz. Vor dem Hintergrund, dass mit der kombinatorischen Verwendung verschiedener methodischer Ansätze die Idee ver- bunden ist, „verschiedene Facetten der sozialen Wirklichkeit sichtbar zu machen, da jeder methodische Zugang eine jeweils andere Perspektive eröffnet“ (Alber et al. 2018, S. 6), sind Denzins Überlegungen mit Blick auf die Konstruktion von Forschungsgegenständen durch Methoden kritisch zu prüfen. Zunehmend werden kritische Fragen zu methodologischen Prämissen der verwendeten Methoden und damit ihre Wirkweisen auf die Gegenstandskonstruktion(en) gestellt.

Zudem ist Denzin (1989) zu Folge „die theoretische Triangulation als ein inte- grales Merkmal der Forschung zu betrachten“ (ebd., S. 240, eigene Übersetzung).

Die Perspektivenerweiterung durch Bezugnahmen auf unterschiedliche Theo- rien ist ein forschungspraktisches Erfordernis, um Aufschlüsse und Ausschlüsse am Datenmaterial mittels verschiedener theoretischer Standpunkte zu generie- ren und Widersprüche („theoretische Inkonsistenzen“ [ebd., eigene Übersetzung]) auflösen zu können. In Anlehnung an Lincoln und Guba (1985) sind Denzin zu Folge sämtliche Erkenntnisse von Theorie determiniert und haben keine Existenz unabhängig von theoretisierenden Einflussnahmen (Denzin 1989, S. 241). Das heißt, wenn die Erkenntnisgenerierung von Theoriedeterminierung abhängig ist, dann ist Theorie-Triangulation vor allem als Erweiterung des theoretischen Bezugs- rahmens zu verstehen, da empirische Materialien unter Zuhilfenahme von Wissen beziehungsweise Theorien aufgeschlossen, also interpretiert werden. Damit wäre auch die theoretische Triangulation konstitutiv für interpretativ arbeitende, qualita- tive Forschungsleistungen. Theoretische Triangulation – so das Argument – unter- stützt die Generierung solider gegenstandsverankerter Theoriebildung.

Angeschlossen an Denzins Überlegung, insbesondere die Theorie- Triangulation als ein zur qualitativen Forschung zugehöriges Element zu betrachten, entwickelt Flick anhand des ethnografischen Arbeitens die Idee eines impliziten Anwendens von Triangulationsprozessen. Ein „flexibler Einsatz unterschiedlicher metho- discher Zugänge“ (Flick 2004, S. 53) ist für ethnografische Forschung charakte- ristisch. Flick sieht in der situativ anzupassenden methodischen Verfahrensweise eine Form der Triangulation, die aber in der Regel beispielsweise als Kombination spezifischer Methoden oder Datensorten nicht explizit reflexiv besprochen wird

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18 S. Gabriel (vgl. ebd.). Ähnliche Tendenzen, wenn auch in abgeschwächter Form, sind sicher- lich generell für die Vorgehensweisen in der Grounded Theory Methodologie zu sehen, wenn beispielsweise verschiedene Materialsorten (wie Zeitungsartikel usw.) in den Blick genommen werden, um zum Beispiel Lebenswelten, die untersuchte Phänomene umgeben, kennenzulernen.1 Dieses daraus entstehende Wissen kann dann u. a. auch in den Ausschluss von Interviewmaterial einfließen, ohne dass die Wirkweisen dieses Wissenszuwachses explizit reflexiv betrachtet werden.

Als Antwort auf kritische Einwände zu seinen konzeptionellen Erstaufschlägen versteht Denzin den Vorschlag der „multiplen Triangulation“ zunehmend vor allem als forschungspraktische Orientierungshilfe einzuordnen. Die vorigen Überlegungen, dass die Idee von within-methods durchaus bereits weitläufig in etablierten Auswertungsmethoden eingelassen ist oder qualitative Forschungs- projekte tendenziell Theorie-Triangulation anwenden, erschwert es, einen klaren Bedeutungsgehalt fassen zu können. So ist Triangulation auf den „Gebrauch von multiplen Methoden in einer Studie mit dem gleichen Objekt“ (Denzin 1989, S. 236, eigene Übersetzung; vgl. u. a. Campbell und Fiske 1959; Webb et al.

1966) abgestellt. Zudem beinhaltet Triangulation „die Einnahme unterschied- licher Perspektiven auf einen untersuchten Gegenstand (…) [beziehungsweise hinsichtlich, d. Vf.] der Bearbeitung von Forschungsfragen“ (Flick 2004, S. 12), die auch unter Zuhilfenahme verschiedener Methodologien und Theorien gene- riert werden kann. Die ungleichen Perspektiven sollen dabei „so weit als möglich gleichberechtigt und gleichermaßen konsequent behandelt und umgesetzt werden“

(Flick 2004, S. 12). Methoden- und/oder perspektiven-plurale Verfahren sowie der Rückgriff auf unterschiedliche Datenmaterialien sind dabei grundsätzlich nicht auf bestimmte Arbeitsschritte begrenzt, sondern können in verschiedenen Phasen im Forschungsprozess kombiniert werden (vgl. Kuckartz 2014, S. 33). Gleichfalls gibt es in qualitativen Forschungsprojekten an verschiedenen Stellen durchaus Tendenzen (implizite) Triangulationen durchzuführen.

Die ansteigende Komplexität sozialer Wirklichkeiten – so einige Quellen – beansprucht zunehmend die forschungspraktische Relevanz triangulierender Vorgehensweisen (vgl. u. a. Kuckartz 2014, S. 17). Mit dem ausgedehnten Bedeutungsspektrum der Triangulation geht aber gleichfalls eine „Verwässerung“

1Stella Rüger zeigt in diesem Band anhand ihres Promotionsprojektes zum Phänomen gesellschaftlicher Marginalisierung auf, wie mit den methodischen Verfahrensvorschlägen und -strategien verschiedener Grounded Theory Methodologien soziale Wirklichkeit struk- turiert wird und arbeitet dabei konkrete forschungspraktische Momente der Verknüpfung von Theoretical Sampling und Triangulation heraus.

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19 Triangulation als theoretisierte Verhältnisfrage …

(Alber et al. 2018, S. 5) für die Forschungspraxis einher. Denn insgesamt gilt Tri- angulation auf der einen Seite als konstitutives Element, das per se in Forschungs- prozesse eingelassen ist und zugleich auf der anderen Seite als ein besonders kritisches erkenntnisgenerierendes Element einer qualitativen Untersuchung von wissenschaftlicher Qualität (vgl. u. a. Denzin und Lincoln 2000, S. 118; Brewer und Hunter 1989). Das Spannungsfeld der aktuellen Positionen hinsichtlich der forschungspraktischen Vorgehensweisen und ihrer Anwendungsfundierung erstreckt sich von einem forschungspragmatischen „whatever works“2 (vgl. Johnson und Christensen 2014, S. 491) bis zur Anrufung der Nicht-Kombinierbarkeit von

„Äpfel[n] und Birnen“ (vgl. Burzan 2010, S. 94; Kelle 2007). Bei letzterem wird ein fehlendes Problembewusstsein adressiert, dass eine „Gefahr, ohne entsprechende Reflexion bei der Verknüpfung statt der Stärken die Schwächen von Methoden zu kombinieren“ (Burzan 2015, Abs. 17), oftmals nicht ausreichend thematisiert wird.3 Damit stellt sich die Frage, ob Triangulation als exklusives Forschungselement zu verstehen ist oder als immer schon angewendet mitgeführt wird.4 Es ist bisher nur unscharf geklärt, ob triangulierendes Vorgehen als eindeutig abzugrenzendes Forschungsprogramm in der qualitativen Forschung gelten kann.

1.2 Die Funktion von Triangulation in der qualitativen Forschung

Neben diesen Versuchen Triangulation begrifflich zu fassen, gehen mit dem Anspruch, Triangulation als methodische Forschungsstrategie zu verstehen, außerdem verschiedene Funktionszuweisungen einher. Im Zusammenhang

2Das dieser Aussage zugrunde liegende Zitat ist folgendes: „In short, what works is what is useful and should be used, regardless of any philosophical assumption, or any other type of assumption“ (Johnson und Christensen 2014, S. 491).

3„Im deutschsprachigen und internationalen Wissenschaftskontext wird Triangulation in den letzten Jahren (erneut) häufig in Verbindung mit Mixed-Methods-Research (MMR) unter dem Schlagwort Methodenkombination diskutiert“ (Alber et al. 2018, S. 2). Und gilt damit auch als Bezeichnung für den Einsatz von quantitativen und qualitativen Metho- den im Rahmen einer empirischen Studie. Eine Studie zur Begriffsarbeit zu Triangulation und ihrer jeweiligen paradigmatischen Verortung in Forschungsprojekten im Rahmen von MMR ist in Johnson, Onwuegbuzie und Turner (2007) zu finden.

4Die Frage danach, ob Triangulation als ein inhärentes Prinzip qualitativer Forschung zu verstehen ist, wird mit Überlegungen zur Idee einer Ad-hoc-Triangulation in dem Beitrag von Maria Kondratjuk und Patrick Leinhos in diesem Band besprochen.

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