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Triumphzug eines bourbonischen Herrscherpaares (Allegorie auf die Vermählung von Ludwig XIV. und Maria Theresia von Österreich?), 2. Hälfte 17. Jh.

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Academic year: 2022

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Französisch (?)

Triumphzug eines bourbonischen Herrscherpaares

(Allegorie auf die Vermählung von Ludwig XIV. und Maria Theresia von Österreich?), 2. Hälfte 17. Jh.

Pr265 / M674 / Kasten 27

(2)

Technologischer Befund (Pr265)

Wasserfarben auf Pergament (?), auf mit leimgebundener Grundierung beschichteter Eichenholztafel aufgezogen

H.: 29,1 cm; B.: 48,3 cm; T.: 0,9 cm

Eichenholztafel: obere und rechte Kante grundiert; linke und untere Kante glatte Oberfläche ohne Grundierung; Tafel aus größerem, vorpräpariertem Malbrett herausgesägt (?), allseitig rückseitig abgefast.

Bildträgermaterial braunschwarz eingefärbt. Vollflächig aufgeklebt; Blattränder nach hinten umgeschlagen und verklebt. Verso darüber helle Papierstreifen.

Dunkelgraue Grundierung. Beurteilung der Originalsubstanz aufgrund der weitreichenden Überarbeitung nur punktuell möglich: Inkarnate, Haare, Helme mit Mennige (?) unterlegt;

darauf mit übereinander gelegten, heller werdenden Farbflächen und Strichen

Modellierung, teils für Halbschatten das Rot der Unterlage mit einbezogen. Farbgebung der Gewänder wohl während der Überarbeitung annähernd beibehalten. Himmel mit Ultramarinasche unterlegt, darauf reines Ultramarin.

Zustand (Pr265)

Bereits vor der starken Übermalung Fehlstellen, Risse und Knicke im Träger. Freiliegende Inkarnate lassen kleinteilige Craquelébildung der Farbschicht erkennen; dort zudem starke Oberflächenreinigung mit Malschichtabrieben bis auf die Grundierung; das Hauptmotiv des Triumphzugs stark schönend mit feinem Pinsel sowie halbdeckenden, bis deckenden Farben und soweit einsehbar unter Beibehaltung der ursprünglichen

Farbigkeit ergänzend überarbeitet. Hintergrundlandschaft und Palastarchitektur ebenso.

In vergröbernder Manier die, bis auf ihre leuchtendrote Unterlegung abgerieben Repoussoirfiguren mitsamt ihrer Umgebung mit Braunlasuren überarbeitet. Der in die gesamte Himmelsfläche aufsteigende Wolkenteppich mit deckenden Farben und breitem Pinsel übermalt, teils mit Einlagerungen von Schmutzpartikeln und (Pinsel)haaren, das Himmelsblau halbdeckend aufgehellt, Farbschicht erscheint dort vergraut. Ungleichmäßig aufgetragener Firnis, stark vergilbt.

Restaurierungen (Pr265)

Dokumentierte Restaurierung: 1966: Malschichtfestigung

Rahmen und Montage (Pr265)

H.: 33,0 cm; B.: 52,0 cm; T.: 1,8 cm

Alter Prehn-Rahmen: Stangenware: Außenkante: R, erhabener Steg: V; Innen: U Eckornament: 52

[A.D.]

Beschriftungen (Pr265)

Auf dem blauen Hadernpapier, braune Tinte: „673 N: Poussin“; braune Tinte, verschwommen: „109“ (?); rote Leimfarbe: „265“; rosa Buntstift: „265“

© Historisches Museum Frankfurt

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Provenienz

Unbekannt

Literatur

Aukt. Kat. 1829, S. 23, Nr. 674: „Unbekannter Meister. Eine Allegorie auf den Einzug eines Königs von Frankreich, reiche Composition. b. 18. h. 11. Holz.“

Passavant 1843, S. 16, Nr. 265: „Unbekannt, aus dem 18. Jahrhundert. Eine Allegorie auf den Einzug eines Königs von Frankreich, reiche Composition. In Wasserfarben auf Pergament gemalt; zum Theil mit Oelfarben übergangen. b. 18. h. 11.“

Verzeichnis Saalhof 1867, S. 41 (Wiedergabe Passavant 1843); Frimmel 1900, S. 72 (als Kopie nach Le Brun?); Fries 1904, S. 5 (als unbekannt); Wettengl/Schmidt-Linsenhoff 1988, S. 96f. (ohne Künstlernennung und mit Wiedergabe Aukt. Kat. 1829)

Kunsthistorische Einordnung

Direkt über drei am unteren Bildrand als Repoussoirmotiv lagernden Figuren, die zum Teil in Rückenansicht gegeben sind und sich auf runde Gefäße stützen, aus denen Wasser strömt, rollt im Zentrum des Bildes wie eine mystische Erscheinung und auf einem Wolkenteppich ein goldener Triumphwagen heran, der als Quadriga von vier Schimmeln gezogen wird. Ein nackter, geflügelter und lorbeergekränzter Putto über den Tieren hält die Zügel und drei Lorbeerkränze in Händen und zeichnet sich dadurch als Amor di Virtu/Tugendliebe aus. Im Wagen sitzt das antikisch gekleidete und idealisierte

Herrscherpaar. Der dunkelhaarige König mit einfacher Krone auf dem Haupt hat lediglich ein weißes Tuch um die Hüften geschlungen; zu seinen Füßen sitzt der schwarze Adler des Zeus oder Jupiter mit einem Blitzbündel. Die blonde Frau an seiner Seite mit weißem Gewand und blauem Mantel ist ungekrönt, doch schwebt über dem Paar die geflügelte Personifikation der Virtu/Tugend und hält über deren Häupter einen Lorbeerkranz und einen weißen Blumenkranz.

Die Quadriga ist Mittelpunkt eines längeren Triumphzuges, der sich von links auf ein monumentales Gebäude am rechten Rand zubewegt, dessen angeschnittener

Bogendurchgang von korinthischen Doppelsäulen auf einem hohen Postament flankiert wird. Eine Gruppe von fünf hell gekleideten Männern und Frauen in der linken unteren Ecke – angeführt von der Personifikation der Liberalita/Freigebigkeit in weißem Kleid und mit Füllhorn (aus dem Goldmünzen, Orden und Kronen fallen), einem Zirkel und Adler auf dem Haupt – hat Blumen und einen Korb mit Geschirr, Tuch und Esswaren bei sich, und zwei Personen tragen auf Stangen, die mit einem blauen Tuch mit Goldfransen und dem Lilienwappen (Fleur-de-Lys) bedeckt sind, große Goldgefäße. Vor dem Triumphwagen schreiten rechts drei Frauen und ein armierter Mann einher: Benignita/Güte oder Milde ist an den seitlich ausgestreckten Armen, dem Zweig mit Pinienzapfen und der goldenen Krone nebst Sonnenscheibe auf dem Haupt zu erkennen. Nicht deuten lassen sich bislang die Frau mit Ährenkranz (?) im Haar und Adler (?) oder Eule (?) in Händen und die Frau im weißen Kleid, mit entblößter Brust, Lorbeerkranz (?) in der erhobenen Hand und

dunkelfarbigem Hund (?) an ihrer Seite Der gerüstete Mann, der als Feldzeichen den gallischen Hahn trägt, der auf einem Sonnenzeichen im Lorbeerkranz steht unter dem die Bezeichnung „FNR“ angebracht ist, repräsentiert hier sicherlich die siegreiche französische Armee. Fünf Vertreterinnen der Künste und Wissenschaften präsentieren dem

ankommenden Zug demütig ihre Attribute: Kniend sehen wir die Pittura/Malerei mit einem Gemälde nebst Pinsel und Palette, die Scoltura/Bildhauerei mit einem skulptierten Kopf in Händen und die Architettura /Architektur, die einen Zirkel und einen Rotulus hält.

Hinter diesen stehen die Musica/Musik mit Blumenkranz im Haar und einem Notenblatt

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sowie die Astrologia/Astronomie mit Sonnensymbol auf der Brust, Sternenkranz ums Haupt sowie einem Himmelsglobus und einem Zepter in Händen.

In den Lüften über diesen beiden Gruppen und dem Triumphwagen voran schweben die Personifikation der geflügelten Fama/Ruhm, die in eine ihrer beiden mit dem

Lilienwappen gezierten Trompeten stößt, und der ebenfalls geflügelte greise und bärtige Chronos, Gott der Zeit, in rotem Mantel und mit der Sense in der rechten sowie dem Stundenglas in der linken Hand. Dramatische Szenen spielen sich im oberen Bildbereich ab, wo in den hinter dem Triumphwagen aufsteigenden dunkelbraunen Wolken die mit Helm, Schild und Lanze gerüstete Pallas Athene gegen fünf nackte Gegner kämpft, die von Schlangen umwunden und von Blitzen getroffen unter Verrenkungen bereits

niedergestürzt sind. Am linken Bildrand fällt der Fernblick auf ein befestigtes Kastell und ein davorliegendes Zeltlager, in dem gerüstete Reiter und Fußsoldaten in Reih und Glied angetreten sind, über denen aber schon Allegrezza/Fröhlichkeit als junges Mädchen in weißem Gewand und rotem Mantel schwebt, einen Blumenkranz auf dem Haupt und einen Palmzweig in der einen, einen Ölzweig in der anderen Hand hochhaltend.

Die Farbigkeit der vielfigurigen und bewegten Komposition ist in den dominierenden Tönen Blau und Braun gebrochen, auch die wenigen Rotakzente bleiben gedämpft, ebenso die hellen Gewänder in changierenden Stoffen. Während die sehr faltenreichen Kleider fein gezeichnet sind, bleiben die Gesichter etwas stereotyp – die meisten Köpfe sind im strengen Profil gegeben.

Für die Darstellung der Personifikationen mit ihren Attributen hat sich der Künstler wohl ausschließlich an die gängige Ikonographie, basierend auf der bekannten Iconologia des Cesare Ripa (um 1555–1622), gehalten.1 Dass einige der Figuren schwer zu deuten sind, liegt daher weniger an einer komplexen, entlegenen Ikonographie, als vielmehr an der schwachen Darstellung, wobei dem übermalten Zustand des Bildes hier Rechnung getragen werden muss. Auch die übergeordnete Aussage der Allegorie scheint eher simpel und vor allem allgemein: Bildlich verkündet wird der Ruhm eines tugendhaften

französischen Herrscherpaares, das sich durch Tugendliebe, Freigebigkeit, Güte (und zwei weitere noble Charakterzüge?) auszeichnet, das das Böse bekämpft und dem die Künste dienen (werden). Weder wird das idealisierte Herrscherpaar durch Porträthaftigkeit, Porträtmedaillons, Monogramme oder Devisen konkret gekennzeichnet, noch die Laster im Himmel genauer benannt. Auch lässt sich aus der über den Truppen schwebenden Allegrezza kein realer Friedensschluss als Anlass der Darstellung herauslesen. Allein die stilistische Einordnung des Bildes in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts enthüllt, dass es sich hier um den französischen König Ludwig XIV. (1638–1715) handeln muss. Es gibt nur wenige (frühe?) Beispiele, wo dieser sich mit Jupiter statt mit dem Sonnengott Apoll identifiziert. Etwa in dem Charles Poërson (1609–1667) zugeschriebenen Gemälde Ludwig XIV. in Gestalt Jupiters als Sieger über die Fronde, das um 1654 entstand, nachdem der Aufstand von Adel und Parlament erfolgreich zurückgeschlagen worden war.2 Die

letztendlich daraus resultierende Beendigung des Krieges mit Spanien im Pyrenäenfrieden hatte die Heirat Ludwigs mit Maria Theresia von Österreich (1638–1683), Tochter Philipps IV. (1605–1665) von Spanien, zur Folge. Dieses Ereignis wurde 1660 mit dem Entrée solenelle, dem feierlichen Einzug Ludwigs und seiner Gattin in der Art eines römischen Triumphzuges, in Paris pompös gefeiert. Die zu diesem Anlass errichteten ephemeren sechs Triumphbögen und Siegespforten nach Entwürfen von Charles Le Brun (1619–1690) schmückten allegorische Bilder, die sich jedoch mit ihren komplexen Programmen und der Auswahl der Personifikationen von Pr265 unterscheiden. Am nächsten kommt hier vielleicht noch der Bildteppich an der sechsten und letzten Ehrenpforte auf der Place

1 Fast alle Figuren kommen bereits in der ersten Ausgabe 1593 vor (Ripa 1593, S. 12 (Amor di Virtu), S. 289 (Virtu), S. 149 (Liberalita), S. 248 (Scoltura), S. 17 (Architettura), S. 173 (Musica), S. 21 (Astrologia), S. 73 (Fama). Lediglich Allegrezza taucht in der hier gegebenen Form erst in den späteren Ausgaben auf (Ripa 1603, S. 12), ebenso Pittura (Ripa 1603, S. 404) und Benignita (erst Ripa 1613, S. 75f.).

2 Charles Poërson zugeschrieben, Ludwig XIV. in Gestalt Jupiters als Sieger über die Fronde, um 1654, Leinwand, 166,0 x 143,0 cm, Versailles, Musée National du Château de Versailles (AK Metz 1997, S. 137–139, Kat. Nr. 56, Taf. 22).

„Jupiter“ zeigt hier recht deutlich die Züge Ludwigs XIV.

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Dauphine: In einem einträchtig von Gallischem Hahn und Spanischem Adler gezogenen und vom Hochzeitsgott Hymen gelenkten Triumphwagen fährt das Herrscherpaar frontal auf den Betrachter zu. Als Ausdruck des nun überall herrschenden Friedens hält es die Hände über eine Weltkugel, ergänzend dazu vertreibt links Concordia mit ihrem

Liktorenbündel Krieg und Zwietracht, während rechts Pax die Künste und Wissenschaften herbeiruft. Weitere über den Bogen verteilte Personifikationen, unter anderem mit konkreten Bezügen zur Königinmutter Anna von Österreich (1601–1666) und Kardinal Mazarin (1602–1661), vervollständigen das Programm.3

Der Gedanke, dass die Prehn’sche Miniatur auf das Ereignis von 1660 bzw. auf dessen Verbildlichung Bezug nimmt, liegt nahe, die genaueren Umstände ihrer Entstehung bzw.

beabsichtigten Verwendung bleiben jedoch noch unklar. Ebenso lässt sich Pr265 derzeit keiner bekannten Künstlerhand zuweisen. Miniaturmalerei wurde am königlichen Hof in Versailles durchaus gepflegt. Hier war u.a. von 1662 bis 1667 Joseph Werner d. J. (1637–

1710) tätig und schuf Allegorien auf Ludwig XIV.4 In die Nähe seines Personalstils lässt sich das Prehn’sche Bild allerdings nicht setzen. Auch die allgemeine Frage, welche Funktion eine Miniaturmalerei auf Pergament in der Größe von Pr265 hatte, lässt sich derzeit noch nicht beantworten, wie noch 2010 Eckhard Leuschner bezüglich der Kabinettminiaturen Werners konstatiert: „Nicht zuletzt in diesem Bereich, der Miniaturmalerei, ist der kunsthistorische Forschungsbedarf nach wie vor groß: Waren diese Werke Vorarbeiten für größere Bilder, sollten sie in Möbel oder Vertäfelungen montiert werden oder dienten sie, in Gruppen gehängt, als Wanddekoration von Kunstkammern?“5

[J.E.]

3 Der Triumphbogen mit den zeitgenössischen Erklärungen abgedruckt in Félibien 1660 (der Kupferstich, 25,0 x 9,0 cm von François Chaveau dem Text vorangestellt) und Tronçon 1662 (der Kupferstich von Jean Marot nach S. 28). Zum Entrée solennelle und der Deutung der ephemeren Architekturen ausführlich Möseneder 1983, hier bes. S. 109–126.

4 Joseph Werner d. J., Ludwig XIV. als Apollon im Triumphwagen, Gouache auf Pergament, 34,5 x 22,0 cm, Versailles, Musée national du Chateau de Versailles et du Trianon, Inv. Nr. 6927,1 (Glaesemer 1974, S. 157, Kat. Nr. 75 mit Abb.).

5 Leuschner 2010, S. 12f.

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